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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Frieden aus Asien nach Paratonium an/ schlug
unter dem Gebürge Aspis die Lybier/ eroberte
Mareotis und Ammon wieder. König Juba aber
und ich brachen mit leichter Müh/ weil alle vor-
theilhaftige Oerter mit Numidiern besetzt wa-
ren/ in Getulien ein. Nach dreyen leichten
Treffen wiech Micipsa zu den Garamanten/
welche wir an dem Flusse Garama zum stehen
zwangen/ und sie mit Erlegung etlicher zwantzig
tausend in die Flucht schlugen/ und die vormals
vom Cornelius Balbus eroberte Haupt-Stadt
Garaman eroberten. Unterdessen hatte Qui-
rinius die Marmarider völlig zum Gehorsam
bracht. Daher führte er auf dem Flusse Ciay-
phus sein Kriegsvolck auf dreyhundert seichten
Schiffen in die schönste und fruchtbarste Land-
schafft des gantzen Africa Cieyps/ und über das
so lustige Gebürge/ die Hügel der Chariten ge-
nennet/ vollends in das Reich der Garamanten.
Diese sahen sich nun auf beyden von ei-
nem mächtigen Feinde umbzüngelt/ und deroge-
stalt in höchsten Aengsten/ sonderlich weil die Rö-
mer wegen der betrüglich ermordeten Römi-
schen Besatzungen keinen Garamanter leben
liessen. Nach dem sie sich nun die Brunnen
des Landes mit Sande zu bedecken bemühten/
weil zu uns täglich Landes-kündige Uberläuffer
kamen/ ergaben sich in einem halben Jahre die
Städte Negligemela/ Rapsa/ Thube/ Tabidi-
um/ Nathabut/ Nitibrum/ Tapsagum/ Pege
und Boin/ und hiermit das halbe Königreich.
Quirinius nahm Matelge/ Zazama/ Baracum/
Baluba und Balsa mit Sturm ein/ und endlich
belägerten wir den Garamanten-König Asdru-
bal/ und den Micipsa in der Stadt Debris.
Diese unterliessen nichts/ was zu einer Gegen-
wehr gehöret. Es kamen aber meine durstige
Deutschen/ welche an vielen Orten Brunnen
zu finden gruben/ auf eine unter der Erde von
eitel Porphyr gemauerte Wasserleitung/ welche
wir alsofort den Belägerten abschnidten/ und zu
grosser Erquickung unsers Heeres verbrauch-
[Spaltenumbruch] ten. Jn weniger Zeit lidten jene grosse Noth
vom Wasser. Denn ob wohl sie in der Fe-
stung einen Brunn hatten/ so diente doch das von
Mittag biß zu Mitternacht heiß hervor quel-
lende Wasser zu keiner Durstleschung. Das
von Mitternacht biß zu Mittag rinnende kalte
war für eine so grosse Menge Volck und Pferde
nicht zulänglich/ auch wegen seines vielen
Schwefels ungesund; daher auch so wohl Men-
schen als Vieh häuffig zu sterben anfingen/ und
in unserm Läger sich viel Uberläuffer einfanden.
Diese berichteten uns/ daß folgende Nacht alles/
was Waffen tragen könte/ auszufallen/ und sich
durchzuschlagen entschlossen wäre. Daher zoh
ich an dem bestimmten Orte alle Wachen zurücke/
öfnete die Verbauungen der Wege/ umb dem ver-
zweifelten Feind Lufft zur Fluchtzu machen. Jch
versteckte aber zweyerley starcke Hinterhalte/ de-
rer einer bey erfolgendem Ausfall alsbald in die
Stadt drang/ der andere den Flüchtigen in
Eisen lag. Diesen letzten führte ich selbst/ und
hatte das Glücke den Micipsa eigenhändig zu
tödten/ den König Amilcar gefangen zu kriegen.
Der Ritter Gleichen/ Oberster über die Deut-
schen/ bemächtigte sich aber des Thores. Und
hiermit ward auch diesem Kriege in zweyen
Jahren ein Ende gemacht; Sintemal die
übrigen Städte uns vollends die Schlüssel
schickten. Wir betrachteten alle mit einan-
der den seltzamen Sonnen-Brunn/ welchen die
Garamanten Göttlich verehren/ auch über
selbten einen rundten Tempel ohne Dach/ der
Sonnen zu Ehren von rothem Marmel ge-
bauet haben. Jedoch gestehen die Garaman-
ter selbst/ daß der Troglodytische Sonnen-
Brunn noch wunderbarer sey/ weil er am Mit-
tage eiß-kalt und süsse/ umb Mitternacht brüh-
heiß und bitter ist. Die Griechen aber meynen
ihren des Mittags verseigenden und stets kal-
ten Jupiters-Brunn beyden weit vorzu-
ziehen/ weil er die angezündeten Fackeln
auslescht/ die ausgeleschten aber anzündet.

Qui-
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Frieden aus Aſien nach Paratonium an/ ſchlug
unter dem Gebuͤrge Aſpis die Lybier/ eroberte
Mareotis und Am̃on wieder. Koͤnig Juba aber
und ich brachen mit leichter Muͤh/ weil alle vor-
theilhaftige Oerter mit Numidiern beſetzt wa-
ren/ in Getulien ein. Nach dreyen leichten
Treffen wiech Micipſa zu den Garamanten/
welche wir an dem Fluſſe Garama zum ſtehen
zwangen/ und ſie mit Erlegung etlicher zwantzig
tauſend in die Flucht ſchlugen/ und die vormals
vom Cornelius Balbus eroberte Haupt-Stadt
Garaman eroberten. Unterdeſſen hatte Qui-
rinius die Marmarider voͤllig zum Gehorſam
bracht. Daher fuͤhrte er auf dem Fluſſe Ciay-
phus ſein Kriegsvolck auf dreyhundert ſeichten
Schiffen in die ſchoͤnſte und fruchtbarſte Land-
ſchafft des gantzen Africa Cieyps/ und uͤber das
ſo luſtige Gebuͤrge/ die Huͤgel der Chariten ge-
nennet/ vollends in das Reich der Garamanten.
Dieſe ſahen ſich nun auf beyden von ei-
nem maͤchtigen Feinde umbzuͤngelt/ und deroge-
ſtalt in hoͤchſten Aengſten/ ſonderlich weil die Roͤ-
mer wegen der betruͤglich ermordeten Roͤmi-
ſchen Beſatzungen keinen Garamanter leben
lieſſen. Nach dem ſie ſich nun die Brunnen
des Landes mit Sande zu bedecken bemuͤhten/
weil zu uns taͤglich Landes-kuͤndige Uberlaͤuffer
kamen/ ergaben ſich in einem halben Jahre die
Staͤdte Negligemela/ Rapſa/ Thube/ Tabidi-
um/ Nathabut/ Nitibrum/ Tapſagum/ Pege
und Boin/ und hiermit das halbe Koͤnigreich.
Quirinius nahm Matelge/ Zazama/ Baracum/
Baluba und Balſa mit Sturm ein/ und endlich
belaͤgerten wir den Garamanten-Koͤnig Asdru-
bal/ und den Micipſa in der Stadt Debris.
Dieſe unterlieſſen nichts/ was zu einer Gegen-
wehr gehoͤret. Es kamen aber meine durſtige
Deutſchen/ welche an vielen Orten Brunnen
zu finden gruben/ auf eine unter der Erde von
eitel Porphyr gemauerte Waſſerleitung/ welche
wir alſofort den Belaͤgerten abſchnidten/ und zu
groſſer Erquickung unſers Heeres verbrauch-
[Spaltenumbruch] ten. Jn weniger Zeit lidten jene groſſe Noth
vom Waſſer. Denn ob wohl ſie in der Fe-
ſtung einen Brunn hatten/ ſo diente doch das von
Mittag biß zu Mitternacht heiß hervor quel-
lende Waſſer zu keiner Durſtleſchung. Das
von Mitternacht biß zu Mittag rinnende kalte
war fuͤr eine ſo groſſe Menge Volck und Pferde
nicht zulaͤnglich/ auch wegen ſeines vielen
Schwefels ungeſund; daher auch ſo wohl Men-
ſchen als Vieh haͤuffig zu ſterben anfingen/ und
in unſerm Laͤger ſich viel Uberlaͤuffer einfanden.
Dieſe berichteten uns/ daß folgende Nacht alles/
was Waffen tragen koͤnte/ auszufallen/ und ſich
durchzuſchlagen entſchloſſen waͤre. Daher zoh
ich an dem beſtim̃ten Orte alle Wachen zuruͤcke/
oͤfnete die Verbauungẽ der Wege/ umb dem ver-
zweifelten Feind Lufft zur Fluchtzu machen. Jch
verſteckte aber zweyerley ſtarcke Hinterhalte/ de-
rer einer bey erfolgendem Ausfall alsbald in die
Stadt drang/ der andere den Fluͤchtigen in
Eiſen lag. Dieſen letzten fuͤhrte ich ſelbſt/ und
hatte das Gluͤcke den Micipſa eigenhaͤndig zu
toͤdten/ den Koͤnig Amilcar gefangen zu kriegen.
Der Ritter Gleichen/ Oberſter uͤber die Deut-
ſchen/ bemaͤchtigte ſich aber des Thores. Und
hiermit ward auch dieſem Kriege in zweyen
Jahren ein Ende gemacht; Sintemal die
uͤbrigen Staͤdte uns vollends die Schluͤſſel
ſchickten. Wir betrachteten alle mit einan-
der den ſeltzamen Sonnen-Brunn/ welchen die
Garamanten Goͤttlich verehren/ auch uͤber
ſelbten einen rundten Tempel ohne Dach/ der
Sonnen zu Ehren von rothem Marmel ge-
bauet haben. Jedoch geſtehen die Garaman-
ter ſelbſt/ daß der Troglodytiſche Sonnen-
Brunn noch wunderbarer ſey/ weil er am Mit-
tage eiß-kalt und ſuͤſſe/ umb Mitternacht bruͤh-
heiß und bitter iſt. Die Griechen aber meynen
ihren des Mittags verſeigenden und ſtets kal-
ten Jupiters-Brunn beyden weit vorzu-
ziehen/ weil er die angezuͤndeten Fackeln
ausleſcht/ die ausgeleſchten aber anzuͤndet.

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[485/0539] Arminius und Thußnelda. Frieden aus Aſien nach Paratonium an/ ſchlug unter dem Gebuͤrge Aſpis die Lybier/ eroberte Mareotis und Am̃on wieder. Koͤnig Juba aber und ich brachen mit leichter Muͤh/ weil alle vor- theilhaftige Oerter mit Numidiern beſetzt wa- ren/ in Getulien ein. Nach dreyen leichten Treffen wiech Micipſa zu den Garamanten/ welche wir an dem Fluſſe Garama zum ſtehen zwangen/ und ſie mit Erlegung etlicher zwantzig tauſend in die Flucht ſchlugen/ und die vormals vom Cornelius Balbus eroberte Haupt-Stadt Garaman eroberten. Unterdeſſen hatte Qui- rinius die Marmarider voͤllig zum Gehorſam bracht. Daher fuͤhrte er auf dem Fluſſe Ciay- phus ſein Kriegsvolck auf dreyhundert ſeichten Schiffen in die ſchoͤnſte und fruchtbarſte Land- ſchafft des gantzen Africa Cieyps/ und uͤber das ſo luſtige Gebuͤrge/ die Huͤgel der Chariten ge- nennet/ vollends in das Reich der Garamanten. Dieſe ſahen ſich nun auf beyden von ei- nem maͤchtigen Feinde umbzuͤngelt/ und deroge- ſtalt in hoͤchſten Aengſten/ ſonderlich weil die Roͤ- mer wegen der betruͤglich ermordeten Roͤmi- ſchen Beſatzungen keinen Garamanter leben lieſſen. Nach dem ſie ſich nun die Brunnen des Landes mit Sande zu bedecken bemuͤhten/ weil zu uns taͤglich Landes-kuͤndige Uberlaͤuffer kamen/ ergaben ſich in einem halben Jahre die Staͤdte Negligemela/ Rapſa/ Thube/ Tabidi- um/ Nathabut/ Nitibrum/ Tapſagum/ Pege und Boin/ und hiermit das halbe Koͤnigreich. Quirinius nahm Matelge/ Zazama/ Baracum/ Baluba und Balſa mit Sturm ein/ und endlich belaͤgerten wir den Garamanten-Koͤnig Asdru- bal/ und den Micipſa in der Stadt Debris. Dieſe unterlieſſen nichts/ was zu einer Gegen- wehr gehoͤret. Es kamen aber meine durſtige Deutſchen/ welche an vielen Orten Brunnen zu finden gruben/ auf eine unter der Erde von eitel Porphyr gemauerte Waſſerleitung/ welche wir alſofort den Belaͤgerten abſchnidten/ und zu groſſer Erquickung unſers Heeres verbrauch- ten. Jn weniger Zeit lidten jene groſſe Noth vom Waſſer. Denn ob wohl ſie in der Fe- ſtung einen Brunn hatten/ ſo diente doch das von Mittag biß zu Mitternacht heiß hervor quel- lende Waſſer zu keiner Durſtleſchung. Das von Mitternacht biß zu Mittag rinnende kalte war fuͤr eine ſo groſſe Menge Volck und Pferde nicht zulaͤnglich/ auch wegen ſeines vielen Schwefels ungeſund; daher auch ſo wohl Men- ſchen als Vieh haͤuffig zu ſterben anfingen/ und in unſerm Laͤger ſich viel Uberlaͤuffer einfanden. Dieſe berichteten uns/ daß folgende Nacht alles/ was Waffen tragen koͤnte/ auszufallen/ und ſich durchzuſchlagen entſchloſſen waͤre. Daher zoh ich an dem beſtim̃ten Orte alle Wachen zuruͤcke/ oͤfnete die Verbauungẽ der Wege/ umb dem ver- zweifelten Feind Lufft zur Fluchtzu machen. Jch verſteckte aber zweyerley ſtarcke Hinterhalte/ de- rer einer bey erfolgendem Ausfall alsbald in die Stadt drang/ der andere den Fluͤchtigen in Eiſen lag. Dieſen letzten fuͤhrte ich ſelbſt/ und hatte das Gluͤcke den Micipſa eigenhaͤndig zu toͤdten/ den Koͤnig Amilcar gefangen zu kriegen. Der Ritter Gleichen/ Oberſter uͤber die Deut- ſchen/ bemaͤchtigte ſich aber des Thores. Und hiermit ward auch dieſem Kriege in zweyen Jahren ein Ende gemacht; Sintemal die uͤbrigen Staͤdte uns vollends die Schluͤſſel ſchickten. Wir betrachteten alle mit einan- der den ſeltzamen Sonnen-Brunn/ welchen die Garamanten Goͤttlich verehren/ auch uͤber ſelbten einen rundten Tempel ohne Dach/ der Sonnen zu Ehren von rothem Marmel ge- bauet haben. Jedoch geſtehen die Garaman- ter ſelbſt/ daß der Troglodytiſche Sonnen- Brunn noch wunderbarer ſey/ weil er am Mit- tage eiß-kalt und ſuͤſſe/ umb Mitternacht bruͤh- heiß und bitter iſt. Die Griechen aber meynen ihren des Mittags verſeigenden und ſtets kal- ten Jupiters-Brunn beyden weit vorzu- ziehen/ weil er die angezuͤndeten Fackeln ausleſcht/ die ausgeleſchten aber anzuͤndet. Qui- P p p 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/539>, abgerufen am 26.06.2024.