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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Fünftes Buch
[Spaltenumbruch] wundlich machten/ sonder Zweifel mehr/ als mit
seinem thörichten Gottes-Dienste. Wiewohl
ich darfür halte/ daß der gewüntschte Ausschlag
weder eine falsche Andacht rechtfertige/ noch ein
widriger den rechtmässigen verwerfflich mache.
Denn die gerechten Götter haben mehrmals so
viel Ursache uns/ als die Eltern ihren Kindern
ihre Bitten zu versagen; denen Bösen aber ihre
sie ins Verderben leitende Wüntsche zu geweh-
ren. Jsmene versetzte: Kriegte denn aber Her-
cules keine Wunde? Zeno antwortete/ aus Pen-
thasileens Berichte: Keine/ aber wohl viel hefti-
ge Streiche/ deren aber keiner durchdrang. Rhe-
metalces brach ein: Jch traue gleichwohl dem
Hercules nicht zu/ daß seine Festigkeit von Col-
chischen Künsten hergerührt haben solle/
weil die Gemsen- und Siegwurz/ die in dem Her-
tzen der Gemsen gefundene Kugel/ und etliche
andere natürliche Kräuter einen für allen Wun-
den versichern sollen. So müssen/ sagte Ju-
bil/ die für Troja verwundete Venus/ und an-
dere Götter schlechte Kräuter-Verständige/ und
ohnmächtiger als die Zauberin Medea
gewesen seyn/ daß sie sich auch nicht un-
verwundlich haben machen/ und Jupiter selbst
seinen Sarpedon nicht erretren können. Zeno
antwortete: Dem sey/ wie ihm wolle/ so blieb er
doch fast alleine nur unversehret. Denn Anti-
opens Schwester Malpadia traff auf den The-
seus/ welcher der Griechen lincken Flügel führ-
te/ verwundete ihn auch zwar an dreyen Orten/
sie ward aber von der Menge der Griechen um-
ringet und gefangen; Aella traff auf den Her-
cules/ von welchem sie aber verwundet/ und aus
dem Treffen zu weichen genöthiget ward. Dieser
folgte die tapfere Philippis/ welche Hercules bald
im ersten Anbinden erlegte. Nach diesem griffen
ihn Prothoe/ welche auf einmal hinter einander
fieben Helden überwunden hatte/ Euribea/ Cele-
no/ Eurybia/ Phobe/ welche sonst mit ihren Pfei-
len auf ein Haar traffen/ ferner Deianira/ Aste-
rie/ Marpe/ Tecmessa/ Auge/ und die zu ewiger
Jungfrauschafft verlobte Aleippe an. Alle die-
[Spaltenumbruch] se wurden entweder vom Hercules verwundet
oder erschlagen/ also/ daß sie alle darfür hielten/
es müsse mit Kräutern zugehen/ oder er kein ver-
wundlicher Mensch seyn. Endlich wolte An-
tiopens andere Schwester Manalippe ihr letztes
Heil an ihm versuchen/ verwundete ihn auch an
die Hüffte; sie fiel aber endlich auch in seine
Hände/ also/ daß die Königin Antiope sich
mit den übrigen Amazonen in Themiscyra flüch-
ten/ und/ wolte sie anders ihre Schwester Mena-
lippe loß haben/ sie mit ihrem Gürtel bey dem
Hercules auswechseln muste/ welcher denn nach
erlangten Siegs-Zeichen mit seinen grösten theils
auch verwundeten Griechen nach Hause kehrte/
unterwegens aber gleichwohl durch eine Krie-
ges-List sich der Stadt Sinope bemächtigte/
und daselbst den Artolycus zum Fürsten einsetz-
te/ dessen Schiff an einer Steinklippen zerbro-
chen ward. Die andere Schwester Hippolyte
aber/ wegen welcher sich Soloon aus verzweifel-
ter Liebe in den Fluß Thermodon stürtzte/ war
durch kein Mittel zu befreyen/ sondern sie ward
dem Theseus/ die wunderschöne Auge auch dem
Hercules selbst vermählet. Als Orythia die-
sen Raub und schimpfliche Niederlage vernahm/
munterte sie ihre Amazonen zur Rache auf/ ih-
nen vorhaltende/ wie vergebens sie sich des Pon-
tus und Asiens bemächtiget hätten/ da die Grie-
chen aus ihrem Hertzen einen solchen Raub zu
holen sich unterwinden möchten. Sie ersuchte
auch der Königin Vandala Tochter Hipsierate/
und den Gothischen König der Parthen Sagil
des Parthes Sohn umb Hülffe/ jene versprach
ihr in kurtzer Zeit/ so bald sie nur aus ihrem Scy-
thischen Kriege zurück kommen würde/ 20000.
auserlesene Amazonen zuzuschicken; alleine weil
König Sagils Sohn Panasagor mit 40000.
Pferden zur Orythia stieß/ wolte sie Hipsicratens
Hülffe nicht erwarten/ sondern zohe geraden
Weges in Phrygien/ und weil Priamus ihr den
Durchzug verwehrte/ schlug sie sein Heer aus den
Felde/ worüber aber ihre Tochter Myrnita todt

blieb.

Fuͤnftes Buch
[Spaltenumbruch] wundlich machten/ ſonder Zweifel mehr/ als mit
ſeinem thoͤrichten Gottes-Dienſte. Wiewohl
ich darfuͤr halte/ daß der gewuͤntſchte Ausſchlag
weder eine falſche Andacht rechtfertige/ noch ein
widriger den rechtmaͤſſigen verwerfflich mache.
Denn die gerechten Goͤtter haben mehrmals ſo
viel Urſache uns/ als die Eltern ihren Kindern
ihre Bitten zu verſagen; denen Boͤſen aber ihre
ſie ins Verderben leitende Wuͤntſche zu geweh-
ren. Jſmene verſetzte: Kriegte denn aber Her-
cules keine Wunde? Zeno antwortete/ aus Pen-
thaſileens Berichte: Keine/ aber wohl viel hefti-
ge Streiche/ deren aber keiner durchdrang. Rhe-
metalces brach ein: Jch traue gleichwohl dem
Hercules nicht zu/ daß ſeine Feſtigkeit von Col-
chiſchen Kuͤnſten hergeruͤhrt haben ſolle/
weil die Gemſen- und Siegwurz/ die in dem Her-
tzen der Gemſen gefundene Kugel/ und etliche
andere natuͤrliche Kraͤuter einen fuͤr allen Wun-
den verſichern ſollen. So muͤſſen/ ſagte Ju-
bil/ die fuͤr Troja verwundete Venus/ und an-
dere Goͤtter ſchlechte Kraͤuter-Verſtaͤndige/ und
ohnmaͤchtiger als die Zauberin Medea
geweſen ſeyn/ daß ſie ſich auch nicht un-
verwundlich haben machen/ und Jupiter ſelbſt
ſeinen Sarpedon nicht erretren koͤnnen. Zeno
antwortete: Dem ſey/ wie ihm wolle/ ſo blieb er
doch faſt alleine nur unverſehret. Denn Anti-
opens Schweſter Malpadia traff auf den The-
ſeus/ welcher der Griechen lincken Fluͤgel fuͤhr-
te/ verwundete ihn auch zwar an dreyen Orten/
ſie ward aber von der Menge der Griechen um-
ringet und gefangen; Aella traff auf den Her-
cules/ von welchem ſie aber verwundet/ und aus
dem Treffen zu weichen genoͤthiget ward. Dieſer
folgte die tapfere Philippis/ welche Hercules bald
im erſten Anbinden erlegte. Nach dieſem griffen
ihn Prothoe/ welche auf einmal hinter einander
fieben Helden uͤberwunden hatte/ Euribea/ Cele-
no/ Eurybia/ Phobe/ welche ſonſt mit ihren Pfei-
len auf ein Haar traffen/ ferner Deianira/ Aſte-
rie/ Marpe/ Tecmeſſa/ Auge/ und die zu ewiger
Jungfrauſchafft verlobte Aleippe an. Alle die-
[Spaltenumbruch] ſe wurden entweder vom Hercules verwundet
oder erſchlagen/ alſo/ daß ſie alle darfuͤr hielten/
es muͤſſe mit Kraͤutern zugehen/ oder er kein ver-
wundlicher Menſch ſeyn. Endlich wolte An-
tiopens andere Schweſter Manalippe ihr letztes
Heil an ihm verſuchen/ verwundete ihn auch an
die Huͤffte; ſie fiel aber endlich auch in ſeine
Haͤnde/ alſo/ daß die Koͤnigin Antiope ſich
mit den uͤbrigen Amazonen in Themiſcyra fluͤch-
ten/ und/ wolte ſie anders ihre Schweſter Mena-
lippe loß haben/ ſie mit ihrem Guͤrtel bey dem
Hercules auswechſeln muſte/ welcher denn nach
erlangtẽ Siegs-Zeichen mit ſeinen groͤſten theils
auch verwundeten Griechen nach Hauſe kehrte/
unterwegens aber gleichwohl durch eine Krie-
ges-Liſt ſich der Stadt Sinope bemaͤchtigte/
und daſelbſt den Artolycus zum Fuͤrſten einſetz-
te/ deſſen Schiff an einer Steinklippen zerbro-
chen ward. Die andere Schweſter Hippolyte
aber/ wegen welcher ſich Soloon aus verzweifel-
ter Liebe in den Fluß Thermodon ſtuͤrtzte/ war
durch kein Mittel zu befreyen/ ſondern ſie ward
dem Theſeus/ die wunderſchoͤne Auge auch dem
Hercules ſelbſt vermaͤhlet. Als Orythia die-
ſen Raub und ſchimpfliche Niederlage vernahm/
munterte ſie ihre Amazonen zur Rache auf/ ih-
nen vorhaltende/ wie vergebens ſie ſich des Pon-
tus und Aſiens bemaͤchtiget haͤtten/ da die Grie-
chen aus ihrem Hertzen einen ſolchen Raub zu
holen ſich unterwinden moͤchten. Sie erſuchte
auch der Koͤnigin Vandala Tochter Hipſierate/
und den Gothiſchen Koͤnig der Parthen Sagil
des Parthes Sohn umb Huͤlffe/ jene verſprach
ihr in kurtzer Zeit/ ſo bald ſie nur aus ihrem Scy-
thiſchen Kriege zuruͤck kommen wuͤrde/ 20000.
auserleſene Amazonen zuzuſchicken; alleine weil
Koͤnig Sagils Sohn Panaſagor mit 40000.
Pferden zur Orythia ſtieß/ wolte ſie Hipſicratens
Huͤlffe nicht erwarten/ ſondern zohe geraden
Weges in Phrygien/ und weil Priamus ihr den
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Felde/ woruͤber aber ihre Tochter Myrnita todt

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/584>, abgerufen am 25.11.2024.