Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußuelda. [Spaltenumbruch]
also verdient hätte/ daß die Serer ihm keinensterblichen Vater zueigneten/ sondern für gä- ben: Es wäre seine Mutter/ als sie im Lande Xensi in einen grossen Fußstapffen getreten/ von einem Regenbogen geschwängert worden; Gleich als ein gütiger Fürst dem Leibe nach zwar von einem Menschen/ dem Gemüthe nach aber vom Himmel/ als auf dessen Lauff er sich auch überaus wol verstanden hätte/ seinen Uhr- sprung gehabt haben müste. Nach ihm hätten die Serer einen andern erwehlet/ welcher we- gen erfundenen Ackerbaues und ausgeforschter Eigenschafften aller Kräuter/ Ximumgi oder der geistliche Ackersmann genennet/ von seinem untreuen Unter-Könige Hoangti aber nach hundert und viertzig jähriger gütigster Herr- schafft getödtet worden wäre. Ob nun wohl Hoangti derogestalt durch Mord und Gewalt sich auf den Königlichen Stul gedrungen/ so hätte er doch hernach zu einem wunderwürdigen Beyspiele gewiesen/ daß auch eine durch Laster erworbene Herrschafft mit Tugend und Sitt- samkeit behalten werden könte. Denn er hät- te Maaß/ Gewichte/ die Königlichen Kleinode/ aus Anschauung der Blumen die Mahler- und Färbe-Kunst/ das Schnitzwerck/ die Töpffer- Arbeit/ die Müntze/ die Sing- und Rechen- Kunst/ die Sinesische sechzig jährige Kreiß- Rechnung und Kriegs-Ubungen erfunden; sich in blau und gelbe/ als die Farben des Himmels und der Erde/ gekleidet. Dieses alles/ noch mehr aber die Liebe seines Volckes/ hätte die Flecken seines schlimmen Anfangs mit Golde überstrichen/ die Gemüther der Unterthanen ihm verknüpfft/ und verursacht/ daß sie ihnen zu denen Unsterblichen lebendig versetzt zu seyn gläubten/ und zu seinem unvergeßlichen Ruh- me alle Könige seinen Nahmen Hoangti/ wie des Arsaces alle Persische/ und des Ptolemäus alle Egyptische führten. Diesem wäre gefol- get sein Sohn der friedsame Xaohavus/ dessen glückliche Herrschafft die Erscheinung des seltza- [Spaltenumbruch] men Sonnen-Vogels angedeutet/ er auch deß- halben der Weisen Kleider mit darauf gestück- ten Vögeln/ der Kriegsleute mit Löwen und Tigern zu bezeichnen/ und derogestalt alle Wür- den und Stände sichtbarlich zu unterscheiden verordnet hätte. Wie aber keine Rose ohne Dornern/ kein groß Gestirne ohne Flecken/ und kein schöner Leib ohne Mahl wäre; also hätte diese reine Herrschafft der Zauberer Kienli mit erschreckenden Nachtgespenstern und Abgötte- rey besudelt. Von welcher aber der folgende König Chuenhious/ des Hoangti Brudern Sohn/ das Reich wieder gesaubert/ die Reichs- Stände nach dem Beyspiele zu seiner Zeit ver- einbaret-gewester fünf Jrrsterne mit einander in Eintracht versetzt/ und theils zu Befestigung der Königlichen Hohheit/ theils zu Verhütung einschleichenden Aberglaubens ein Gesetze ge- macht hätte/ daß niemand als der König dem o- bersten Himmels-Könige opffern dörffte. Der sechste König wäre gewesen sein Vetter Cous/ der Vater des unvergleichlichen Yaus/ welcher im vierdten Monden/ als seine Mutter kurtz vorher im Traum einen rothen Drachen das Zeichen grossen Glücks gesehen/ wäre gebohren worden. Dieser heilige Fürst hätte als ein klu- ger Stern-verständiger die Jahr-Rechnung verbessert/ einen sechs fachen hohen Reichs- Rath gestifftet/ das Gespinste der Seidenwür- mer/ und die Weberey aufbracht/ die ersäufften Länder getrocknet/ zu der Sinesischen Welt- weißheit den ersten Stein gelegt/ durch seine Frömmigkeit aller von der zehn Tage nie un- tergehenden und also alles versengenden Sonne entstehenden Noth abgeholffen; ja auf Einra- then seines getreuen/ und die Königliche Wür- de selbst verschmähenden Dieners Sungous den tugendhafften Ackersmann Xunus/ seinen ei- genen ob schon wolgerathenen Söhnen fürge- setzt/ und ihn anfangs zum Gefärthen im Reich angenommen/ hernach zu seinem Stul-Erben verlassen. Hertzog Herrmann brach hier ein: Jenes F f f f 2
Arminius und Thußuelda. [Spaltenumbruch]
alſo verdient haͤtte/ daß die Serer ihm keinenſterblichen Vater zueigneten/ ſondern fuͤr gaͤ- ben: Es waͤre ſeine Mutter/ als ſie im Lande Xenſi in einen groſſen Fußſtapffen getreten/ von einem Regenbogen geſchwaͤngert worden; Gleich als ein guͤtiger Fuͤrſt dem Leibe nach zwar von einem Menſchen/ dem Gemuͤthe nach aber vom Himmel/ als auf deſſen Lauff er ſich auch uͤberaus wol verſtanden haͤtte/ ſeinen Uhr- ſprung gehabt haben muͤſte. Nach ihm haͤtten die Serer einen andern erwehlet/ welcher we- gen erfundenen Ackerbaues und ausgeforſchter Eigenſchafften aller Kraͤuter/ Ximumgi oder der geiſtliche Ackersmann genennet/ von ſeinem untreuen Unter-Koͤnige Hoangti aber nach hundert und viertzig jaͤhriger guͤtigſter Herr- ſchafft getoͤdtet worden waͤre. Ob nun wohl Hoangti derogeſtalt durch Mord und Gewalt ſich auf den Koͤniglichen Stul gedrungen/ ſo haͤtte er doch hernach zu einem wunderwuͤrdigen Beyſpiele gewieſen/ daß auch eine durch Laſter erworbene Herrſchafft mit Tugend und Sitt- ſamkeit behalten werden koͤnte. Denn er haͤt- te Maaß/ Gewichte/ die Koͤniglichen Kleinode/ aus Anſchauung der Blumen die Mahler- und Faͤrbe-Kunſt/ das Schnitzwerck/ die Toͤpffer- Arbeit/ die Muͤntze/ die Sing- und Rechen- Kunſt/ die Sineſiſche ſechzig jaͤhrige Kreiß- Rechnung und Kriegs-Ubungen erfunden; ſich in blau und gelbe/ als die Farben des Himmels und der Erde/ gekleidet. Dieſes alles/ noch mehr aber die Liebe ſeines Volckes/ haͤtte die Flecken ſeines ſchlimmen Anfangs mit Golde uͤberſtrichen/ die Gemuͤther der Unterthanen ihm verknuͤpfft/ und verurſacht/ daß ſie ihnen zu denen Unſterblichen lebendig verſetzt zu ſeyn glaͤubten/ und zu ſeinem unvergeßlichen Ruh- me alle Koͤnige ſeinen Nahmen Hoangti/ wie des Arſaces alle Perſiſche/ und des Ptolemaͤus alle Egyptiſche fuͤhrten. Dieſem waͤre gefol- get ſein Sohn der friedſame Xaohavus/ deſſen gluͤckliche Herrſchafft die Erſcheinung des ſeltza- [Spaltenumbruch] men Sonnen-Vogels angedeutet/ er auch deß- halben der Weiſen Kleider mit darauf geſtuͤck- ten Voͤgeln/ der Kriegsleute mit Loͤwen und Tigeꝛn zu bezeichnen/ und derogeſtalt alle Wuͤr- den und Staͤnde ſichtbarlich zu unterſcheiden verordnet haͤtte. Wie aber keine Roſe ohne Dornern/ kein groß Geſtirne ohne Flecken/ und kein ſchoͤner Leib ohne Mahl waͤre; alſo haͤtte dieſe reine Herrſchafft der Zauberer Kienli mit erſchreckenden Nachtgeſpenſtern und Abgoͤtte- rey beſudelt. Von welcher aber der folgende Koͤnig Chuenhious/ des Hoangti Brudern Sohn/ das Reich wieder geſaubert/ die Reichs- Staͤnde nach dem Beyſpiele zu ſeiner Zeit ver- einbaret-geweſter fuͤnf Jrrſterne mit einander in Eintracht verſetzt/ und theils zu Befeſtigung der Koͤniglichen Hohheit/ theils zu Verhuͤtung einſchleichenden Aberglaubens ein Geſetze ge- macht haͤtte/ daß niemand als der Koͤnig dem o- berſten Himmels-Koͤnige opffern doͤrffte. Der ſechſte Koͤnig waͤre geweſen ſein Vetter Cous/ der Vater des unvergleichlichen Yaus/ welcher im vierdten Monden/ als ſeine Mutter kurtz vorher im Traum einen rothen Drachen das Zeichen groſſen Gluͤcks geſehen/ waͤre gebohꝛen worden. Dieſer heilige Fuͤrſt haͤtte als ein klu- ger Stern-verſtaͤndiger die Jahr-Rechnung verbeſſert/ einen ſechs fachen hohen Reichs- Rath geſtifftet/ das Geſpinſte der Seidenwuͤr- mer/ und die Weberey aufbracht/ die erſaͤufften Laͤnder getrocknet/ zu der Sineſiſchen Welt- weißheit den erſten Stein gelegt/ durch ſeine Froͤmmigkeit aller von der zehn Tage nie un- tergehenden und alſo alles verſengenden Sonne entſtehenden Noth abgeholffen; ja auf Einra- then ſeines getreuen/ und die Koͤnigliche Wuͤr- de ſelbſt verſchmaͤhenden Dieners Sungous den tugendhafften Ackersmann Xunus/ ſeinen ei- genen ob ſchon wolgerathenen Soͤhnen fuͤrge- ſetzt/ und ihn anfangs zum Gefaͤrthen im Reich angenommen/ hernach zu ſeinem Stul-Erben verlaſſen. Hertzog Herrmann brach hier ein: Jenes F f f f 2
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Arminius und Thußuelda.
alſo verdient haͤtte/ daß die Serer ihm keinen
ſterblichen Vater zueigneten/ ſondern fuͤr gaͤ-
ben: Es waͤre ſeine Mutter/ als ſie im Lande
Xenſi in einen groſſen Fußſtapffen getreten/
von einem Regenbogen geſchwaͤngert worden;
Gleich als ein guͤtiger Fuͤrſt dem Leibe nach
zwar von einem Menſchen/ dem Gemuͤthe nach
aber vom Himmel/ als auf deſſen Lauff er ſich
auch uͤberaus wol verſtanden haͤtte/ ſeinen Uhr-
ſprung gehabt haben muͤſte. Nach ihm haͤtten
die Serer einen andern erwehlet/ welcher we-
gen erfundenen Ackerbaues und ausgeforſchter
Eigenſchafften aller Kraͤuter/ Ximumgi oder
der geiſtliche Ackersmann genennet/ von ſeinem
untreuen Unter-Koͤnige Hoangti aber nach
hundert und viertzig jaͤhriger guͤtigſter Herr-
ſchafft getoͤdtet worden waͤre. Ob nun wohl
Hoangti derogeſtalt durch Mord und Gewalt
ſich auf den Koͤniglichen Stul gedrungen/ ſo
haͤtte er doch hernach zu einem wunderwuͤrdigen
Beyſpiele gewieſen/ daß auch eine durch Laſter
erworbene Herrſchafft mit Tugend und Sitt-
ſamkeit behalten werden koͤnte. Denn er haͤt-
te Maaß/ Gewichte/ die Koͤniglichen Kleinode/
aus Anſchauung der Blumen die Mahler- und
Faͤrbe-Kunſt/ das Schnitzwerck/ die Toͤpffer-
Arbeit/ die Muͤntze/ die Sing- und Rechen-
Kunſt/ die Sineſiſche ſechzig jaͤhrige Kreiß-
Rechnung und Kriegs-Ubungen erfunden; ſich
in blau und gelbe/ als die Farben des Himmels
und der Erde/ gekleidet. Dieſes alles/ noch
mehr aber die Liebe ſeines Volckes/ haͤtte die
Flecken ſeines ſchlimmen Anfangs mit Golde
uͤberſtrichen/ die Gemuͤther der Unterthanen
ihm verknuͤpfft/ und verurſacht/ daß ſie ihnen zu
denen Unſterblichen lebendig verſetzt zu ſeyn
glaͤubten/ und zu ſeinem unvergeßlichen Ruh-
me alle Koͤnige ſeinen Nahmen Hoangti/ wie
des Arſaces alle Perſiſche/ und des Ptolemaͤus
alle Egyptiſche fuͤhrten. Dieſem waͤre gefol-
get ſein Sohn der friedſame Xaohavus/ deſſen
gluͤckliche Herrſchafft die Erſcheinung des ſeltza-
men Sonnen-Vogels angedeutet/ er auch deß-
halben der Weiſen Kleider mit darauf geſtuͤck-
ten Voͤgeln/ der Kriegsleute mit Loͤwen und
Tigeꝛn zu bezeichnen/ und derogeſtalt alle Wuͤr-
den und Staͤnde ſichtbarlich zu unterſcheiden
verordnet haͤtte. Wie aber keine Roſe ohne
Dornern/ kein groß Geſtirne ohne Flecken/ und
kein ſchoͤner Leib ohne Mahl waͤre; alſo haͤtte
dieſe reine Herrſchafft der Zauberer Kienli mit
erſchreckenden Nachtgeſpenſtern und Abgoͤtte-
rey beſudelt. Von welcher aber der folgende
Koͤnig Chuenhious/ des Hoangti Brudern
Sohn/ das Reich wieder geſaubert/ die Reichs-
Staͤnde nach dem Beyſpiele zu ſeiner Zeit ver-
einbaret-geweſter fuͤnf Jrrſterne mit einander
in Eintracht verſetzt/ und theils zu Befeſtigung
der Koͤniglichen Hohheit/ theils zu Verhuͤtung
einſchleichenden Aberglaubens ein Geſetze ge-
macht haͤtte/ daß niemand als der Koͤnig dem o-
berſten Himmels-Koͤnige opffern doͤrffte. Der
ſechſte Koͤnig waͤre geweſen ſein Vetter Cous/
der Vater des unvergleichlichen Yaus/ welcher
im vierdten Monden/ als ſeine Mutter kurtz
vorher im Traum einen rothen Drachen das
Zeichen groſſen Gluͤcks geſehen/ waͤre gebohꝛen
worden. Dieſer heilige Fuͤrſt haͤtte als ein klu-
ger Stern-verſtaͤndiger die Jahr-Rechnung
verbeſſert/ einen ſechs fachen hohen Reichs-
Rath geſtifftet/ das Geſpinſte der Seidenwuͤr-
mer/ und die Weberey aufbracht/ die erſaͤufften
Laͤnder getrocknet/ zu der Sineſiſchen Welt-
weißheit den erſten Stein gelegt/ durch ſeine
Froͤmmigkeit aller von der zehn Tage nie un-
tergehenden und alſo alles verſengenden Sonne
entſtehenden Noth abgeholffen; ja auf Einra-
then ſeines getreuen/ und die Koͤnigliche Wuͤr-
de ſelbſt verſchmaͤhenden Dieners Sungous den
tugendhafften Ackersmann Xunus/ ſeinen ei-
genen ob ſchon wolgerathenen Soͤhnen fuͤrge-
ſetzt/ und ihn anfangs zum Gefaͤrthen im Reich
angenommen/ hernach zu ſeinem Stul-Erben
verlaſſen. Hertzog Herrmann brach hier ein:
Jenes
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/651>, abgerufen am 29.06.2024. |