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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Cheva ans Bret gebracht/ und mit sieben und
dreißig Nachfolgern acht hundert und sechs und
siebentzig Jahr ausgeschmückt hätte. Unter
diesem Stamme wäre der grosse Alexander biß
an die Serische Reichs-Gräntze eingebrochen/
als aber die grosse Macht und Zurüstung der
Serer in seinem Heere erschollen/ ja daß A-
grammes ein Serischer Unter-König alleine
mit zwantzig tausend Reutern/ zwey hundert
tausend Mann Fußvolck/ zwey tausend Wagen/
und drey tausend Elefanten die Gräntzen be-
setzt hätte/ wäre durch keine Bitte/ Zorn oder
Zurede sein Kriegsvolck weiter zu bringen ge-
west/ und also an dem Ufer des Flusses Hypa-
nis/ so wie für ihm Semiramis und Cyrus in
dem Sogdianischen Lande/ Alexander auch
selbst/ als er den ersten Fuß in Asien gesetzt/ ge-
than/ zwölf Altare mit hohen aus viereckichten
Steinen funfzig Ellenbogen hoch gebaueten
Thürmen zum ewigen Gedächtnüsse aufgerich-
tet. Massen er/ Zeno/ denn selbst an dem grö-
sten zugespitzten Thurme diese von Alexander in
Stein gegrabene Schrifft gelesen hätte:

Der/ den kein Krieg erschreckt/ noch Ruh geschläffet ein/
Kein Schatz ersättigt hat/ steckt hier ein Ziel dem Siege;
Daß nur die Nachwelt noch was zu bezwingen kriege/
Wie wol selbst die Natur/ die ihm die Welt zu klein/
Die Sonne schuff zu groß/ hält seinen Lauff zurücke.
Um seinen Siegs-Krantz kämpft die Tugend und das Glücke.

Es hätte aber ein König aus dem Chevischen
Stamme/ nach dem er dem Androcot wider den
König Seleucus Nicanor beygestanden/ und
Jndien von dem Macedonischen Reiche abge-
rissen/ auf die andere Seite solchen Thurmes
eingraben lassen:

Für dem Europa bebt/ und Asien sich bücket/
Dem auch die Renne-Bahn der Sonnen enge scheint/
Der über Eitelkeit der Erde seufzt und weint/
Hat hier ber Eitelkeit ihr Siegel eingedrücket
An seiner Siege Ziel. Mensch/ zeuch die Segel ein!
Der Geist ist doch der Welt zu groß/ der Leib zu klein.

Der vierdte Erb-Stamm wäre Tschina/
dessen Haupt aber König Tschin/ oder Xius ge-
[Spaltenumbruch] wesen/ der für zwey hundert Jahren die drey
hundert deutsche Meilen-lange/ dreißig Ellen
hohe/ funfzehn dicke und mit vielen Thürmen
und Bollwercken versehene Mauer in fünf
Jahren von Ost gegen West/ und zwar bey dem
Einflusse des Stromes Yalo etliche Stadien
weit ins Meer auf viel mit Eisen angefüllt- und
versenckte Schiffe wider die offt einbrechenden
Scythen gebauet/ ihren Vorfahren auch gros-
sen Abbruch gethan hätte. Daher ob schon die-
ser Stamm mit dreyen Königen in viertzig Jah-
ren verschwunden/ der andere Nachfolger Cu
vom Hyangiod dieser aber von einem Rauber
Lieupang/ welcher hernach den fünfften Stamm
Hanya aufgerichtet/ erwürget worden wäre; so
hätten doch des Xius herrliche Thaten solche
Kürtze/ wie die Herrligkeit der auf einmal her-
ausschüssenden köstlichen Blumen die eintzele
Fruchtbarkeit der hierauf verwelckenden Aloe
reichlich erstattet. Nach dem Lieupang mit sei-
nem niedrigen Stande auch alle Laster wegge-
leget/ und die Serer als ein kluger Fürst lange
Zeit beherrschet gehabt/ wäre sein Sohn Hyao-
xus das Haupt der Serer worden. Dieser hät-
te das Reich Corea erobert/ hernach mit den
Scythischen Königen blutige Kriege geführet.
Zeno fuhre fort: Jch danckte diesem Scythi-
schen Fürsten für so umständliche Nachricht;
Ersuchte ihn aber mir die Ursache des gegen-
wärtigen Krieges/ zwischen denen zwey mäch-
tigsten Königen Huhansien/ und Jven zu ent-
decken. Denn ob ich mich zwar bescheide/ daß
Unterthanen sich über der Gerechtigkeit ihres
Herren Waffen zu bekümmern kein Recht/ son-
dern nur schlechter Dinges seinen Heer-Fah-
nen zu folgen Ursach hätten; so schiene es doch
Ausländern nicht anzustehen/ daß sie wissentlich
einem ungerechten Kriege fremder Völcker sich
einmischten. Derogleichen er aber von einem
so gütigen Könige/ als er den Huhansien hätte
erkennen lernen/ nicht vermuthete. Tanian
der Scythische Fürst war hierzu sehr willfertig;

fing
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Cheva ans Bret gebracht/ und mit ſieben und
dreißig Nachfolgern acht hundert und ſechs und
ſiebentzig Jahr ausgeſchmuͤckt haͤtte. Unter
dieſem Stamme waͤre der groſſe Alexander biß
an die Seriſche Reichs-Graͤntze eingebrochen/
als aber die groſſe Macht und Zuruͤſtung der
Serer in ſeinem Heere erſchollen/ ja daß A-
grammes ein Seriſcher Unter-Koͤnig alleine
mit zwantzig tauſend Reutern/ zwey hundert
tauſend Mann Fußvolck/ zwey tauſend Wagen/
und drey tauſend Elefanten die Graͤntzen be-
ſetzt haͤtte/ waͤre durch keine Bitte/ Zorn oder
Zurede ſein Kriegsvolck weiter zu bringen ge-
weſt/ und alſo an dem Ufer des Fluſſes Hypa-
nis/ ſo wie fuͤr ihm Semiramis und Cyrus in
dem Sogdianiſchen Lande/ Alexander auch
ſelbſt/ als er den erſten Fuß in Aſien geſetzt/ ge-
than/ zwoͤlf Altare mit hohen aus viereckichten
Steinen funfzig Ellenbogen hoch gebaueten
Thuͤrmen zum ewigen Gedaͤchtnuͤſſe aufgerich-
tet. Maſſen er/ Zeno/ denn ſelbſt an dem groͤ-
ſten zugeſpitzten Thurme dieſe von Alexander in
Stein gegrabene Schrifft geleſen haͤtte:

Der/ den kein Krieg erſchreckt/ noch Ruh geſchlaͤffet ein/
Kein Schatz erſaͤttigt hat/ ſteckt hier ein Ziel dem Siege;
Daß nur die Nachwelt noch was zu bezwingen kriege/
Wie wol ſelbſt die Natur/ die ihm die Welt zu klein/
Die Sonne ſchuff zu groß/ haͤlt ſeinen Lauff zuruͤcke.
Um ſeinen Siegs-Krantz kaͤmpft die Tugend und das Gluͤcke.

Es haͤtte aber ein Koͤnig aus dem Cheviſchen
Stamme/ nach dem er dem Androcot wider den
Koͤnig Seleucus Nicanor beygeſtanden/ und
Jndien von dem Macedoniſchen Reiche abge-
riſſen/ auf die andere Seite ſolchen Thurmes
eingraben laſſen:

Fuͤr dem Europa bebt/ und Aſien ſich buͤcket/
Dem auch die Renne-Bahn der Sonnen enge ſcheint/
Der uͤber Eitelkeit der Erde ſeufzt und weint/
Hat hier ber Eitelkeit ihr Siegel eingedruͤcket
An ſeiner Siege Ziel. Menſch/ zeuch die Segel ein!
Der Geiſt iſt doch der Welt zu groß/ der Leib zu klein.

Der vierdte Erb-Stamm waͤre Tſchina/
deſſen Haupt aber Koͤnig Tſchin/ oder Xius ge-
[Spaltenumbruch] weſen/ der fuͤr zwey hundert Jahren die drey
hundert deutſche Meilen-lange/ dreißig Ellen
hohe/ funfzehn dicke und mit vielen Thuͤrmen
und Bollwercken verſehene Mauer in fuͤnf
Jahren von Oſt gegen Weſt/ und zwar bey dem
Einfluſſe des Stromes Yalo etliche Stadien
weit ins Meer auf viel mit Eiſen angefuͤllt- und
verſenckte Schiffe wider die offt einbrechenden
Scythen gebauet/ ihren Vorfahren auch groſ-
ſen Abbruch gethan haͤtte. Daher ob ſchon die-
ſer Stamm mit dreyen Koͤnigen in viertzig Jah-
ren verſchwunden/ der andere Nachfolger Cu
vom Hyangiod dieſer aber von einem Rauber
Lieupang/ welcher hernach den fuͤnfften Stam̃
Hanya aufgerichtet/ erwuͤrget worden waͤre; ſo
haͤtten doch des Xius herrliche Thaten ſolche
Kuͤrtze/ wie die Herrligkeit der auf einmal her-
ausſchuͤſſenden koͤſtlichen Blumen die eintzele
Fruchtbarkeit der hierauf verwelckenden Aloe
reichlich erſtattet. Nach dem Lieupang mit ſei-
nem niedrigen Stande auch alle Laſter wegge-
leget/ und die Serer als ein kluger Fuͤrſt lange
Zeit beherrſchet gehabt/ waͤre ſein Sohn Hyao-
xus das Haupt der Serer worden. Dieſer haͤt-
te das Reich Corea erobert/ hernach mit den
Scythiſchen Koͤnigen blutige Kriege gefuͤhret.
Zeno fuhre fort: Jch danckte dieſem Scythi-
ſchen Fuͤrſten fuͤr ſo umſtaͤndliche Nachricht;
Erſuchte ihn aber mir die Urſache des gegen-
waͤrtigen Krieges/ zwiſchen denen zwey maͤch-
tigſten Koͤnigen Huhanſien/ und Jven zu ent-
decken. Denn ob ich mich zwar beſcheide/ daß
Unterthanen ſich uͤber der Gerechtigkeit ihres
Herren Waffen zu bekuͤmmern kein Recht/ ſon-
dern nur ſchlechter Dinges ſeinen Heer-Fah-
nen zu folgen Urſach haͤtten; ſo ſchiene es doch
Auslaͤndern nicht anzuſtehen/ daß ſie wiſſentlich
einem ungerechten Kriege fremder Voͤlcker ſich
einmiſchten. Derogleichen er aber von einem
ſo guͤtigen Koͤnige/ als er den Huhanſien haͤtte
erkennen lernen/ nicht vermuthete. Tanian
der Scythiſche Fuͤrſt war hierzu ſehr willfertig;

fing
F f f f 3
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/653>, abgerufen am 22.11.2024.