Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
then erfordern eine anständige Gleichheit.Die Natur selbst bleibt bey ungleicher Vermi- schung entweder unfruchtbar/ oder sie gebieret seltzame Mißgeburten. Wie viel gekrönte Häupter haben durch niedrige Vermählung den Haß der Königlichen Bluts-Verwandten/ durch fremde den Auffstand der Unterthanen/ beyde aber den Untergang ihres Reichs verur- sacht? Jedoch bekümmert mich nicht der Man- gel eines grossen Braut-Schatzes. Denn wer alle Tage eine halbe Welt gewinnen kan/ dem darff man keine Königreiche zubringen. Aber ich besitze auch nicht die Schönheit Roxa- nens/ die den grossen Alexander bezauberte/ noch die Tapfferkeit einer Semiramis/ welche dem Gemüthe Huhansiens beystimmete/ das den Donner des Himmels nicht fürchtet/ und das Gewichte der Erdkugel überwieget. Wür- de nun nicht diese übermäßige Würde den we- nigen Zunder meiner Tugend/ wie allzu kräff- tige Nahrung die natürliche Wärmde eines schwachen Magens erstecken? Ziehe dannen- hero/ Huhansien/ deine Gedancken zurücke/ welche insgemein unsere Vernunfft versuchen/ und unsere Klugheit prüfen; Ob wir auch fä- hig sind gegen unsere Glückseligkeit genung- sam vorsichtig zu seyn. Höre mich/ deiner ge- gen mich tragender Liebe halber/ auf zu lieben; wormit sie bey dir nicht zum Eckel/ bey mir zur Verachtung werde. Heyrathen sind ohne diß nichts minder ein Schwamm der Liebe/ als die Zeit der Wohlthaten. Nim diß nicht an für ein Mißtrauen zu deiner Beständigkeit. Unverdiente Ehre fühlet ihre eigene Schwä- che/ und erfüllet das Hertze der Unwürdigen mit dem Schatten der Furchtsamkeit. Und in Warheit/ ich würde bey besorglich herfürbre- chender Unfähigkeit so wenig Gedult haben meine Verstossung zu verschmertzen/ als ich mich itzt eines Verdienstes rühmen kan/ den König der Scythen zu umarmen. Schilt nicht diese meine Kleinmuth. Vorhergehende Furcht [Spaltenumbruch] vermindert die folgenden Ubel/ wenn sie sie schon nicht ablehnet. Vorgesehene Streiche sind weniger schmertzhafft/ und der muß stets mit dem Bleymasse in der Hand/ und mit Miß- trauen im Hertzen fortsegeln/ den das Glücke in seinen Nachen hebet. König Huhansien ward durch diese Ablehnung nichts minder als die Flamme durch Oel angezündet. Dannenhero wendete er all sein Vermögen an/ das Gemü- the der Syrmanis zu gewinnen/ und selbtes von dem Nebel aller Bedenckligkeit auszuklä- ren; also/ daß sie sich länger nicht überwinden konte/ ihre Gemüths-Regungen zu verdrü- cken/ sie fiel ihm also zu Fusse mit diesen Schluß-Worten: Hier lieget/ Huhansien/ deine Syrmanis/ nichts minder zu deinem Willen/ als zu deinen Füssen. Jch schütze nun nicht mehr für unsere Ungleichheit; Denn der die Mächtigen unterdrücken/ die Hoffärti- gen ins Joch spannen kan/ vermag auch der Verächtligkeit ein Ansehn beyzulegen. Die Liebe fängt bißweilen Zunder von unsern Ge- brechen/ wie ein schönes Antlitz herrlichen Schein von gewissen Maalen. Jch bin zeit- her durchs Verhängnüß der Götter deine Magd und Gefangene gewesen; Jch will von nun an seyn deine Braut auff deine An- schaffung/ und sodenn deine Gemahlin/ wenn mein Vater der Gethen König Cotison es er- lauben wird. Glaube aber/ daß die/ welche dich in ihrer Erniedrigung hertzlich geliebet hat/ dich auf dem höchsten Throne der Welt allererst anbeten werde. Huhansien unterbrach voller Freuden ihre Rede: Was sagst du/ holdseligste Syrmanis? Umarme ich hier die weltberühm- te Tochter des Cotison/ welche das Bette des grossen Augustus verschmähet/ und den unwür- digen Huhansien erwehlet hat? Mit diesen Wor- ten konte er sich länger nicht mäßigen sie inbrün- stig zu umarmen. Sie aber/ um ihn alles Zweif- fels zu benehmen/ zohe herfür etliche Schrei- ben des Käysers Augustus/ sein und ihr mit Dia- J i i i 3
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
then erfordern eine anſtaͤndige Gleichheit.Die Natur ſelbſt bleibt bey ungleicher Vermi- ſchung entweder unfruchtbar/ oder ſie gebieret ſeltzame Mißgeburten. Wie viel gekroͤnte Haͤupter haben durch niedrige Vermaͤhlung den Haß der Koͤniglichen Bluts-Verwandten/ durch fremde den Auffſtand der Unterthanen/ beyde aber den Untergang ihres Reichs verur- ſacht? Jedoch bekuͤmmert mich nicht der Man- gel eines groſſen Braut-Schatzes. Denn wer alle Tage eine halbe Welt gewinnen kan/ dem darff man keine Koͤnigreiche zubringen. Aber ich beſitze auch nicht die Schoͤnheit Roxa- nens/ die den groſſen Alexander bezauberte/ noch die Tapfferkeit einer Semiramis/ welche dem Gemuͤthe Huhanſiens beyſtimmete/ das den Donner des Himmels nicht fuͤrchtet/ und das Gewichte der Erdkugel uͤberwieget. Wuͤr- de nun nicht dieſe uͤbermaͤßige Wuͤrde den we- nigen Zunder meiner Tugend/ wie allzu kraͤff- tige Nahrung die natuͤrliche Waͤrmde eines ſchwachen Magens erſtecken? Ziehe dannen- hero/ Huhanſien/ deine Gedancken zuruͤcke/ welche insgemein unſere Vernunfft verſuchen/ und unſere Klugheit pruͤfen; Ob wir auch faͤ- hig ſind gegen unſere Gluͤckſeligkeit genung- ſam vorſichtig zu ſeyn. Hoͤre mich/ deiner ge- gen mich tragender Liebe halber/ auf zu lieben; wormit ſie bey dir nicht zum Eckel/ bey mir zur Verachtung werde. Heyrathen ſind ohne diß nichts minder ein Schwamm der Liebe/ als die Zeit der Wohlthaten. Nim diß nicht an fuͤr ein Mißtrauen zu deiner Beſtaͤndigkeit. Unverdiente Ehre fuͤhlet ihre eigene Schwaͤ- che/ und erfuͤllet das Hertze der Unwuͤrdigen mit dem Schatten der Furchtſamkeit. Und in Warheit/ ich wuͤrde bey beſorglich herfuͤrbre- chender Unfaͤhigkeit ſo wenig Gedult haben meine Verſtoſſung zu verſchmertzen/ als ich mich itzt eines Verdienſtes ruͤhmen kan/ den Koͤnig der Scythen zu umarmen. Schilt nicht dieſe meine Kleinmuth. Vorhergehende Furcht [Spaltenumbruch] vermindert die folgenden Ubel/ wenn ſie ſie ſchon nicht ablehnet. Vorgeſehene Streiche ſind weniger ſchmertzhafft/ und der muß ſtets mit dem Bleymaſſe in der Hand/ und mit Miß- trauen im Hertzen fortſegeln/ den das Gluͤcke in ſeinen Nachen hebet. Koͤnig Huhanſien ward durch dieſe Ablehnung nichts minder als die Flamme durch Oel angezuͤndet. Dannenhero wendete er all ſein Vermoͤgen an/ das Gemuͤ- the der Syrmanis zu gewinnen/ und ſelbtes von dem Nebel aller Bedenckligkeit auszuklaͤ- ren; alſo/ daß ſie ſich laͤnger nicht uͤberwinden konte/ ihre Gemuͤths-Regungen zu verdruͤ- cken/ ſie fiel ihm alſo zu Fuſſe mit dieſen Schluß-Worten: Hier lieget/ Huhanſien/ deine Syrmanis/ nichts minder zu deinem Willen/ als zu deinen Fuͤſſen. Jch ſchuͤtze nun nicht mehr fuͤr unſere Ungleichheit; Denn der die Maͤchtigen unterdruͤcken/ die Hoffaͤrti- gen ins Joch ſpannen kan/ vermag auch der Veraͤchtligkeit ein Anſehn beyzulegen. Die Liebe faͤngt bißweilen Zunder von unſern Ge- brechen/ wie ein ſchoͤnes Antlitz herrlichen Schein von gewiſſen Maalen. Jch bin zeit- her durchs Verhaͤngnuͤß der Goͤtter deine Magd und Gefangene geweſen; Jch will von nun an ſeyn deine Braut auff deine An- ſchaffung/ und ſodenn deine Gemahlin/ wenn mein Vater der Gethen Koͤnig Cotiſon es er- lauben wird. Glaube aber/ daß die/ welche dich in ihrer Erniedrigung hertzlich geliebet hat/ dich auf dem hoͤchſten Throne der Welt allererſt anbeten werde. Huhanſien unterbrach voller Freuden ihre Rede: Was ſagſt du/ holdſeligſte Syrmanis? Umarme ich hier die weltberuͤhm- te Tochter des Cotiſon/ welche das Bette des groſſen Auguſtus verſchmaͤhet/ und den unwuͤr- digen Huhanſien erwehlet hat? Mit dieſen Wor- ten konte er ſich laͤngeꝛ nicht maͤßigen ſie inbruͤn- ſtig zu umarmen. Sie aber/ um ihn alles Zweif- fels zu benehmen/ zohe herfuͤr etliche Schrei- ben des Kaͤyſers Auguſtus/ ſein und ihr mit Dia- J i i i 3
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Arminius und Thußnelda.
then erfordern eine anſtaͤndige Gleichheit.
Die Natur ſelbſt bleibt bey ungleicher Vermi-
ſchung entweder unfruchtbar/ oder ſie gebieret
ſeltzame Mißgeburten. Wie viel gekroͤnte
Haͤupter haben durch niedrige Vermaͤhlung
den Haß der Koͤniglichen Bluts-Verwandten/
durch fremde den Auffſtand der Unterthanen/
beyde aber den Untergang ihres Reichs verur-
ſacht? Jedoch bekuͤmmert mich nicht der Man-
gel eines groſſen Braut-Schatzes. Denn
wer alle Tage eine halbe Welt gewinnen kan/
dem darff man keine Koͤnigreiche zubringen.
Aber ich beſitze auch nicht die Schoͤnheit Roxa-
nens/ die den groſſen Alexander bezauberte/
noch die Tapfferkeit einer Semiramis/ welche
dem Gemuͤthe Huhanſiens beyſtimmete/ das
den Donner des Himmels nicht fuͤrchtet/ und
das Gewichte der Erdkugel uͤberwieget. Wuͤr-
de nun nicht dieſe uͤbermaͤßige Wuͤrde den we-
nigen Zunder meiner Tugend/ wie allzu kraͤff-
tige Nahrung die natuͤrliche Waͤrmde eines
ſchwachen Magens erſtecken? Ziehe dannen-
hero/ Huhanſien/ deine Gedancken zuruͤcke/
welche insgemein unſere Vernunfft verſuchen/
und unſere Klugheit pruͤfen; Ob wir auch faͤ-
hig ſind gegen unſere Gluͤckſeligkeit genung-
ſam vorſichtig zu ſeyn. Hoͤre mich/ deiner ge-
gen mich tragender Liebe halber/ auf zu lieben;
wormit ſie bey dir nicht zum Eckel/ bey mir
zur Verachtung werde. Heyrathen ſind ohne
diß nichts minder ein Schwamm der Liebe/
als die Zeit der Wohlthaten. Nim diß nicht
an fuͤr ein Mißtrauen zu deiner Beſtaͤndigkeit.
Unverdiente Ehre fuͤhlet ihre eigene Schwaͤ-
che/ und erfuͤllet das Hertze der Unwuͤrdigen
mit dem Schatten der Furchtſamkeit. Und in
Warheit/ ich wuͤrde bey beſorglich herfuͤrbre-
chender Unfaͤhigkeit ſo wenig Gedult haben
meine Verſtoſſung zu verſchmertzen/ als ich
mich itzt eines Verdienſtes ruͤhmen kan/ den
Koͤnig der Scythen zu umarmen. Schilt nicht
dieſe meine Kleinmuth. Vorhergehende Furcht
vermindert die folgenden Ubel/ wenn ſie ſie
ſchon nicht ablehnet. Vorgeſehene Streiche
ſind weniger ſchmertzhafft/ und der muß ſtets mit
dem Bleymaſſe in der Hand/ und mit Miß-
trauen im Hertzen fortſegeln/ den das Gluͤcke in
ſeinen Nachen hebet. Koͤnig Huhanſien ward
durch dieſe Ablehnung nichts minder als die
Flamme durch Oel angezuͤndet. Dannenhero
wendete er all ſein Vermoͤgen an/ das Gemuͤ-
the der Syrmanis zu gewinnen/ und ſelbtes
von dem Nebel aller Bedenckligkeit auszuklaͤ-
ren; alſo/ daß ſie ſich laͤnger nicht uͤberwinden
konte/ ihre Gemuͤths-Regungen zu verdruͤ-
cken/ ſie fiel ihm alſo zu Fuſſe mit dieſen
Schluß-Worten: Hier lieget/ Huhanſien/
deine Syrmanis/ nichts minder zu deinem
Willen/ als zu deinen Fuͤſſen. Jch ſchuͤtze
nun nicht mehr fuͤr unſere Ungleichheit; Denn
der die Maͤchtigen unterdruͤcken/ die Hoffaͤrti-
gen ins Joch ſpannen kan/ vermag auch der
Veraͤchtligkeit ein Anſehn beyzulegen. Die
Liebe faͤngt bißweilen Zunder von unſern Ge-
brechen/ wie ein ſchoͤnes Antlitz herrlichen
Schein von gewiſſen Maalen. Jch bin zeit-
her durchs Verhaͤngnuͤß der Goͤtter deine
Magd und Gefangene geweſen; Jch will
von nun an ſeyn deine Braut auff deine An-
ſchaffung/ und ſodenn deine Gemahlin/ wenn
mein Vater der Gethen Koͤnig Cotiſon es er-
lauben wird. Glaube aber/ daß die/ welche
dich in ihrer Erniedrigung hertzlich geliebet hat/
dich auf dem hoͤchſten Throne der Welt allererſt
anbeten werde. Huhanſien unterbrach voller
Freuden ihre Rede: Was ſagſt du/ holdſeligſte
Syrmanis? Umarme ich hier die weltberuͤhm-
te Tochter des Cotiſon/ welche das Bette des
groſſen Auguſtus verſchmaͤhet/ und den unwuͤr-
digen Huhanſien erwehlet hat? Mit dieſen Wor-
ten konte er ſich laͤngeꝛ nicht maͤßigen ſie inbruͤn-
ſtig zu umarmen. Sie aber/ um ihn alles Zweif-
fels zu benehmen/ zohe herfuͤr etliche Schrei-
ben des Kaͤyſers Auguſtus/ ſein und ihr mit
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