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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Fünfftes Buch
[Spaltenumbruch] Diamanten neben einander köstlich versetztes
Bildnüß/ welches sie stets an ihren Leib gebun-
den trug/ und daher noch aus dem Schifbruche
mit zur Ausbeute davon gebracht hatte. Der
König wuste seine Vergnügung nun nicht mehr
zu begreiffen/ weniger seine Liebe zu verhelen;
Daher kehrte er nach etlichen Umarmungen
mit der Königin Syrmanis aus demselben
Luststücke zurücke an einem annehmlichen
Springbrunnen/ wo er seine Scythische Für-
sten/ mich und Oropasten verlassen hatte.
Sein erstes Wort war/ sie solten die Syrmanis
nicht mehr als Königin in Suchuen/ sondern
als des Gethischen Königs Tochter/ das Haupt
der Scythen/ und als die Braut Huhansiens
verehren. Wie seltzam nun diese geschwinde
Verlobung Oropasten und mir fürkam/ so ge-
schwinde zohen die Scythischen Fürsten ihre
Sebeln aus/ schrenckten selbte so artig gegen
einander zusammen/ daß Syrmanis auf ihren
blancken Klingen einen ungefährlichen Sitz be-
kam. Massen sie denn andere darauf Ehrer-
bietig erhoben/ sie zu dem nicht weit entfernten
Heere trugen/ und sonder einiges Wortverlie-
ren durch diese einige Landes-Art zu einer Kö-
nigin der Scythen erkläreten. Das wegen
allbereit ausgeübter Tapfferkeit ihr überaus ge-
wogene Heer empfing sie mit unbeschreiblichen
Frolocken. Jnzwischen umarmete sich der
König mit Oropasten/ und endlich auch/ weil er
ihm meine Beschaffenheit kürtzlich zu entdecken
nöthigte/ mit mir. Wir kehreten hiermit alle
gleichsam als gantz neue Menschen in die Stadt
Ganhan; allwo der König bald folgenden
Morgen den Unter-König der Sacken mit
tausend Pferden in Gesandschafft an den Ge-
thischen König Cotifon abfertigte/ und auff be-
wegliches Ansuchen endlich auch/ wiewol unter
versicherter Zurückkehr/ Oropasten nach mehr
als Königlicher Beschenckung mit zu reisen er-
laubte/ um durch ihn so viel mehr die väterliche
Einwilligung zu ihrer Heyrath zu erlangen.
[Spaltenumbruch] Nach dem diese Stadt der Syrmanis gehul-
digt hatte/ und die herum liegenden Festungen
besetzt waren/ verfolgten wir unsern Zug zu der
an dem Flusse Kialing liegenden Stadt Pasi/
allwo die Gesandten der grossen Stadt Jnping
an dem Flusse Feu/ welche ein rechter Schlüssel
des Reichs gegen das Scythische Reich Sifan
ist/ nicht allein die Schlüssel ablieferte/ sondern
auch eine Gesandschafft des Königs in King/
welches mit eitel Bergen umfestigte Reich nie-
mals denen solches gantz umschlüssenden Se-
rern gehorchet/ mit der Königin Syrmanis ein
Bündnüß schloß. Die Begierde die Herr-
schafft durch die Waffen zu erweitern/ und durch
Geschwindigkeit die Mutter des Glücks/ in
Kriegen sich vollends des Reiches Xensi zu be-
mächtigen/ ehe die Serer durch neue Heeres-
Krafft selbiges entsetzten/ verbot uns alle Ra-
stung; also muste das Heer fast Tag und Nacht
über den Fluß Tung/ unter dem Gebürge
Juntai/ das wegen seiner Höhe den Nahmen
des Wolcken-Stuls bekommen/ und so ferner
forteilen/ biß es der König auf der Xensischen
Gräntze unter dem fruchtbaren Gebürge Ta-
pa ausruhen ließ. Denn Huhansien erlangte
Kundschafft/ daß zwar sein durch die Wüste Kal-
mack oder Xamo/ in das Königreich Xensi/
welches zeither immer der Königliche Sitz gewest/
ein gebrochenes Heer nach dem Abzuge Königs
Juen sich der festen Gräntz-Stadt Xamheu
bemächtigt/ hingegen die Serer in der von eitel
Felsen wie mit einer Mauer umgebenen Fe-
stung Ninghia/ und an dem gantzen Saffran-
Strome/ über welchen bey Ninghia von einem
Berge zum andern die in einem einigen Bogen
bestehende viertzig Ruthen lange/ und nur von
oben biß ans Wasser funfzig Stangen tieffe
Wunder-Brücke gehet/ feste gesetzt/ wie nichts
minder nach verlautetem Anzuge der Scythen/
mit einem drittern Heere zwischen beyden Flüs-
sen Han/ und denen daran stossenden Gebür-
gen verschantzt hätten. Huhansien traute ihm

sonder

Fuͤnfftes Buch
[Spaltenumbruch] Diamanten neben einander koͤſtlich verſetztes
Bildnuͤß/ welches ſie ſtets an ihren Leib gebun-
den trug/ und daher noch aus dem Schifbruche
mit zur Ausbeute davon gebracht hatte. Der
Koͤnig wuſte ſeine Vergnuͤgung nun nicht mehr
zu begreiffen/ weniger ſeine Liebe zu verhelen;
Daher kehrte er nach etlichen Umarmungen
mit der Koͤnigin Syrmanis aus demſelben
Luſtſtuͤcke zuruͤcke an einem annehmlichen
Springbrunnen/ wo er ſeine Scythiſche Fuͤr-
ſten/ mich und Oropaſten verlaſſen hatte.
Sein erſtes Wort war/ ſie ſolten die Syrmanis
nicht mehr als Koͤnigin in Suchuen/ ſondern
als des Gethiſchen Koͤnigs Tochter/ das Haupt
der Scythen/ und als die Braut Huhanſiens
verehren. Wie ſeltzam nun dieſe geſchwinde
Verlobung Oropaſten und mir fuͤrkam/ ſo ge-
ſchwinde zohen die Scythiſchen Fuͤrſten ihre
Sebeln aus/ ſchrenckten ſelbte ſo artig gegen
einander zuſammen/ daß Syrmanis auf ihren
blancken Klingen einen ungefaͤhrlichen Sitz be-
kam. Maſſen ſie denn andere darauf Ehrer-
bietig erhoben/ ſie zu dem nicht weit entfernten
Heere trugen/ und ſonder einiges Wortverlie-
ren durch dieſe einige Landes-Art zu einer Koͤ-
nigin der Scythen erklaͤreten. Das wegen
allbereit ausgeuͤbter Tapfferkeit ihr uͤberaus ge-
wogene Heer empfing ſie mit unbeſchreiblichen
Frolocken. Jnzwiſchen umarmete ſich der
Koͤnig mit Oropaſten/ und endlich auch/ weil er
ihm meine Beſchaffenheit kuͤrtzlich zu entdecken
noͤthigte/ mit mir. Wir kehreten hiermit alle
gleichſam als gantz neue Menſchen in die Stadt
Ganhan; allwo der Koͤnig bald folgenden
Morgen den Unter-Koͤnig der Sacken mit
tauſend Pferden in Geſandſchafft an den Ge-
thiſchen Koͤnig Cotifon abfertigte/ und auff be-
wegliches Anſuchen endlich auch/ wiewol unter
verſicherter Zuruͤckkehr/ Oropaſten nach mehr
als Koͤniglicher Beſchenckung mit zu reiſen er-
laubte/ um durch ihn ſo viel mehr die vaͤterliche
Einwilligung zu ihrer Heyrath zu erlangen.
[Spaltenumbruch] Nach dem dieſe Stadt der Syrmanis gehul-
digt hatte/ und die herum liegenden Feſtungen
beſetzt waren/ verfolgten wir unſern Zug zu der
an dem Fluſſe Kialing liegenden Stadt Paſi/
allwo die Geſandten der groſſen Stadt Jnping
an dem Fluſſe Feu/ welche ein rechter Schluͤſſel
des Reichs gegen das Scythiſche Reich Sifan
iſt/ nicht allein die Schluͤſſel ablieferte/ ſondern
auch eine Geſandſchafft des Koͤnigs in King/
welches mit eitel Bergen umfeſtigte Reich nie-
mals denen ſolches gantz umſchluͤſſenden Se-
rern gehorchet/ mit der Koͤnigin Syrmanis ein
Buͤndnuͤß ſchloß. Die Begierde die Herr-
ſchafft durch die Waffen zu erweitern/ und durch
Geſchwindigkeit die Mutter des Gluͤcks/ in
Kriegen ſich vollends des Reiches Xenſi zu be-
maͤchtigen/ ehe die Serer durch neue Heeres-
Krafft ſelbiges entſetzten/ verbot uns alle Ra-
ſtung; alſo muſte das Heer faſt Tag und Nacht
uͤber den Fluß Tung/ unter dem Gebuͤrge
Juntai/ das wegen ſeiner Hoͤhe den Nahmen
des Wolcken-Stuls bekommen/ und ſo ferner
forteilen/ biß es der Koͤnig auf der Xenſiſchen
Graͤntze unter dem fruchtbaren Gebuͤrge Ta-
pa ausruhen ließ. Denn Huhanſien erlangte
Kundſchafft/ daß zwar ſein durch die Wuͤſte Kal-
mack oder Xamo/ in das Koͤnigreich Xenſi/
welches zeither im̃er der Koͤnigliche Sitz geweſt/
ein gebrochenes Heer nach dem Abzuge Koͤnigs
Juen ſich der feſten Graͤntz-Stadt Xamheu
bemaͤchtigt/ hingegen die Serer in der von eitel
Felſen wie mit einer Mauer umgebenen Fe-
ſtung Ninghia/ und an dem gantzen Saffran-
Strome/ uͤber welchen bey Ninghia von einem
Berge zum andern die in einem einigen Bogen
beſtehende viertzig Ruthen lange/ und nur von
oben biß ans Waſſer funfzig Stangen tieffe
Wunder-Bruͤcke gehet/ feſte geſetzt/ wie nichts
minder nach verlautetem Anzuge der Scythen/
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ſen Han/ und denen daran ſtoſſenden Gebuͤr-
gen verſchantzt haͤtten. Huhanſien traute ihm

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/678>, abgerufen am 28.09.2024.