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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Königin Syrmanis Reich Suchuen führen.
Jch selbst war gemeynet diesen geraden Weg
auf dem westlichen Arme des Flusses Kiang über
die reiche Stadt Nanling/ und den Schlüssel
dreyer Länder Gangking/ wie auch über die
Schiff- und Zoll-reiche Stadt Juchang in
dem Lande Kiangsi/ wo die köstlichsten Porcellanen
aus der in Kiangnan gegrabenen Erde gemacht
werden/ zurück zu kehren. Jch kriegte aber für
meinem Aufbruche vom Könige Huhansien ei-
nen Edelmann mit Schreiben und Nachricht:
daß Huhansien und Syrmanis zu Befestigung
ihres in Suchuen und Xensi aufgerichteten
neuen Reiches die dem Pöfel zeither in denen er-
oberten Städten mitzukommende Gewalt alleine
dem der Scythischen Herrschafft mehr anständigen
Adel zugeeignet; die Zahl derer Obrigkeitlichen
Personen vermindert/ hingegen auf dem Lande
die Ackers-Leute mit neuen Freyheiten versehen/
die unverschrenckte Gewalt ihrer Herrschafft in
viel Wege geschmälert/ die alten Schatzungen
auf die Helffte abgesetzt/ einen eingebohrnen aber
vom Könige Juen nicht allein verjagten/ sondern
auch durch seines Vaters schmähliche Hinrich-
tung biß in die innerste Seele beleidigten/ vom
Volcke aber beliebten Fürsten aus Suchuen
daselbst zum Unter-Könige bestellt; die grausa-
men vorhin gewöhnlichen Straffen durch
offentliche Gesetze gelindert/ die Richter-Stüle
mit redlichen und dem Geitze gehässigen Leuten
besetzt/ alle wohl-verdienten Königlich belohnet/
zu Einführung des Scythischen Gottes-Dien-
stes fromme Geistlichen und Lehrmeister bestellt/
hierbey aller gleichwohl die Gewissens-Freyheit
ungekränckt zu lassen befohlen/ keine Verbrechen
nachzusehen/ die Grossen aber nach ihrem
Maaß vorsichtig zu straffen verordnet/ die Scy-
thische Sprache und Ritter-Spiele in Ubung
bracht; viel tausend Scythische Bauern aus
den sändichten Wüsteneyen in die neuen Län-
der vermenget/ denen Serern/ die Scythische/
[Spaltenumbruch] und denen Scythen/ die Serische Weiber hey-
ratheten/ unterschiedene Vortheil ausgesetzt/
auch endlich die Gräntz-Festungen mit star-
cken Scythischen Besatzungen versehen hätte.
Nach dieser klugen Reichs-Verfassung wären
Huhansien und Syrmanis mit dem grösten
Theile ihres Kriegesheeres durch Suchuen/
und das Serische Reich Jungchang/ über das
Gold-reiche Gebürge Kinhoa/ auf welchem
der eine Gipfel gediegenes Gold seyn soll/ und
die Flüsse Lansang/ Lukiang und Pinglang gegen
das Reich des grossen Königs Pirimals gezogen/
welcher/ von Taprobana an/ alles was zwischen
dem Flusse Jndus/ Ganges und Coßmin lieget/
unter seine Gewalt gebracht/ also hierauf den
gemeinen Nahmen der Jndischen Könige Po-
rus angenommen/ und endlich über den Fluß
Oxus in Sogdiana einen Einfall gethan hät-
te. Dahin solte ich ihm geraden Weges fol-
gen/ und weil er aus dem Reiche Xensi und
Tibet ein absonderes Kriegsheer an dem See
Tache sich zusammen zu ziehen befohlen/ solte ich
daselbst gegen dem Feinde einzubrechen trachten.
Uber diesen Reden ward in des Fürsten Zeno
Vorgemache die Taffel abermals gedeckt; da
denn diese annehmliche Versammlung vom
Feldherrn zu Einnehmung der Abend-
Mahlzeit ermahnet ward; wormit ihr kran-
cker Geschicht-Erzehler zugleich ein wenig ver-
blasen möchte.

Die Mahlzeit ward zwar aus Begierde das
übrige zu vernehmen kurtz abgebrochen/ allein
die darzu kommenden Aertzte wolten dem noch
schwachen Fürsten Zeno selbigen Tag nicht erlau-
ben/ sich mit ferneren Reden abzumatten. Also
ward dieser und anderer Hindernisse halber seine
Erzehlung biß nach Mittage folgenden Tages
verschoben. Wie sie sich nun alle beym Zeno
wieder eingefunden; fing dieser an: Nach er-
langtem Befehl des Scythischen Königs eilte
ich auf denen bequemen Wasser-Fahrten über

die
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Koͤnigin Syrmanis Reich Suchuen fuͤhren.
Jch ſelbſt war gemeynet dieſen geraden Weg
auf dem weſtlichen Arme des Fluſſes Kiang uͤber
die reiche Stadt Nanling/ und den Schluͤſſel
dreyer Laͤnder Gangking/ wie auch uͤber die
Schiff- und Zoll-reiche Stadt Juchang in
dem Lande Kiangſi/ wo die koͤſtlichſtẽ Porcellanen
aus der in Kiangnan gegrabenen Erde gemacht
werden/ zuruͤck zu kehren. Jch kriegte aber fuͤr
meinem Aufbruche vom Koͤnige Huhanſien ei-
nen Edelmann mit Schreiben und Nachricht:
daß Huhanſien und Syrmanis zu Befeſtigung
ihres in Suchuen und Xenſi aufgerichteten
neuen Reiches die dem Poͤfel zeither in denen er-
oberten Staͤdtẽ mitzukommende Gewalt alleine
dem der Scythiſchẽ Herrſchafft mehr anſtaͤndigẽ
Adel zugeeignet; die Zahl derer Obrigkeitlichen
Perſonen vermindert/ hingegen auf dem Lande
die Ackers-Leute mit neuen Freyheiten verſehen/
die unverſchrenckte Gewalt ihrer Herrſchafft in
viel Wege geſchmaͤlert/ die alten Schatzungen
auf die Helffte abgeſetzt/ einen eingebohrnen aber
vom Koͤnige Juen nicht allein verjagten/ ſondern
auch durch ſeines Vaters ſchmaͤhliche Hinrich-
tung biß in die innerſte Seele beleidigten/ vom
Volcke aber beliebten Fuͤrſten aus Suchuen
daſelbſt zum Unter-Koͤnige beſtellt; die grauſa-
men vorhin gewoͤhnlichen Straffen durch
offentliche Geſetze gelindert/ die Richter-Stuͤle
mit redlichen und dem Geitze gehaͤſſigen Leuten
beſetzt/ alle wohl-verdienten Koͤniglich belohnet/
zu Einfuͤhrung des Scythiſchen Gottes-Dien-
ſtes fromme Geiſtlichen und Lehrmeiſter beſtellt/
hierbey aller gleichwohl die Gewiſſens-Freyheit
ungekraͤnckt zu laſſen befohlen/ keine Verbrechẽ
nachzuſehen/ die Groſſen aber nach ihrem
Maaß vorſichtig zu ſtraffen verordnet/ die Scy-
thiſche Sprache und Ritter-Spiele in Ubung
bracht; viel tauſend Scythiſche Bauern aus
den ſaͤndichten Wuͤſteneyen in die neuen Laͤn-
der vermenget/ denen Serern/ die Scythiſche/
[Spaltenumbruch] und denen Scythen/ die Seriſche Weiber hey-
ratheten/ unterſchiedene Vortheil ausgeſetzt/
auch endlich die Graͤntz-Feſtungen mit ſtar-
cken Scythiſchen Beſatzungen verſehen haͤtte.
Nach dieſer klugen Reichs-Verfaſſung waͤren
Huhanſien und Syrmanis mit dem groͤſten
Theile ihres Kriegesheeres durch Suchuen/
und das Seriſche Reich Jungchang/ uͤber das
Gold-reiche Gebuͤrge Kinhoa/ auf welchem
der eine Gipfel gediegenes Gold ſeyn ſoll/ und
die Fluͤſſe Lanſang/ Lukiang und Pinglang gegen
das Reich des groſſen Koͤnigs Pirimals gezogen/
welcher/ von Taprobana an/ alles was zwiſchen
dem Fluſſe Jndus/ Ganges und Coßmin lieget/
unter ſeine Gewalt gebracht/ alſo hierauf den
gemeinen Nahmen der Jndiſchen Koͤnige Po-
rus angenommen/ und endlich uͤber den Fluß
Oxus in Sogdiana einen Einfall gethan haͤt-
te. Dahin ſolte ich ihm geraden Weges fol-
gen/ und weil er aus dem Reiche Xenſi und
Tibet ein abſonderes Kriegsheer an dem See
Tache ſich zuſammen zu ziehen befohlen/ ſolte ich
daſelbſt gegen dem Feinde einzubrechen trachten.
Uber dieſen Reden ward in des Fuͤrſten Zeno
Vorgemache die Taffel abermals gedeckt; da
denn dieſe annehmliche Verſam̃lung vom
Feldherrn zu Einnehmung der Abend-
Mahlzeit ermahnet ward; wormit ihr kran-
cker Geſchicht-Erzehler zugleich ein wenig ver-
blaſen moͤchte.

Die Mahlzeit ward zwar aus Begierde das
uͤbrige zu vernehmen kurtz abgebrochen/ allein
die darzu kommenden Aertzte wolten dem noch
ſchwachen Fuͤrſtẽ Zeno ſelbigen Tag nicht erlau-
ben/ ſich mit ferneren Reden abzumatten. Alſo
ward dieſer und anderer Hinderniſſe halber ſeine
Erzehlung biß nach Mittage folgenden Tages
verſchoben. Wie ſie ſich nun alle beym Zeno
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/699>, abgerufen am 22.11.2024.