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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gebens aus unsern Händen zu reissen bemühet
waren/ jagte dem andern Heere nicht ein ge-
ringes Schrecken ein/ die auff Huhansiens Be-
fehl aber nunmehr aus dem Gebürge herfür
brechenden- und in die Seite des rechten Flü-
gels einfallenden Serer/ welche die Jndianer
für ein gantz frisch ankommendes Heer hielten/
brachte in weniger Zeit alles in öffentliche
Flucht/ und der für Rache schäumende Pirimal
muste wider seinen Willen nur auch mit seinem
weissen Elephanten umdrehen; welchem denn
alle übrige Augenblicks folgten. Die Scythen
netzten nunmehr ihre Sebeln nur in der Flüch-
tigen Blute/ ich aber hielt mir für die gröste
Schande/ daß ein niedriger Scythe die Köni-
gin gefangen gekriegt hatte/ mir aber der König
in meinem Gesichte entkommen solte. Also
drang ich nebst meiner Leibwache durch unter-
schiedene noch um den König fechtende Hauf-
fen durch/ ich kam aber in dem Gedränge der
wütenden Elephanten von den Meinigen so
weit ab/ daß in Mangel alles Entsatzes ich mit
dreyen Pfeilen verwundet/ mein Pferd zu Bo-
dem getreten; ich aber von der Schnautze des
Königlichen Elephanten umfaßt/ und dem Kö-
nige oben auff seinen Thurm zugereicht ward.
Also ward ich nach so herrlichem Siege durch sel-
tzames Ebentheuer ein Gefangener des Uber-
wundenen/ und in die Stadt Comotay/ dahin
die Flüchtigen zohen/ gebracht. Weil aber Piri-
mal sich hier entweder nicht sicher schätzte/ oder
ein neues Heer auf die Beine zu bringen gedach-
te/ setzte er die Uberbleibung seines Heeres/ wor-
an die Jndianer selbst 200000. Mann und 80.
Elephanten verlohren zu haben gestanden/ über
den Strom Caor/ und fuhr nach Hinterlassung
genugsamer Besatzung selbigen Strand hinab/
biß zu der Stadt Sotagam; und von dar eilte
er biß an den wohl zwey deutsche Meil-weges
breiten Strom Ganges. So bald der König
auf diesen Strom kam/ fiel er mit allen den seini-
gen im Schiffe auff seine Knie/ hierauff schöpffte
er mit grosser Ehrerbietung in einer breiten gül-
[Spaltenumbruch] denen Schale Wasser daraus/ wusch damit
Händ und Antlitz/ warff hernach selbte zum Opf-
fer und seiner Versöhnung in den Fluß. Denn alle
Jndianer verehrten ihn als einen Gott/ und mit
grösserer Ehrerbietung/ als die Egyptier ihren
Nil; gläubende/ daß zwar alles ausser dem
Meer-Wasser/ (welches die Jndianer für einen
unreinen Harn/ die Egyptier für eytrichte Thrä-
nen des Saturnus halten/ auch deßhalben kein
Meer-Saltz/ sondern nur das aus dem Brunn-
Wasser des Hammons gemacht wird/ gebrauchen)
am aller kräfftigsten aber des Ganges Wasser/
oder auch/ wenn ein Abwesender nur daran geden-
cke/ solch Gedächtniß die Menschen von Sün-
den abwasche/ und wenn die Asche darein geworf-
fen wird/ die Todten aus der Höllenpein erlöse;
weil es in dem Himmel entsprossen/ auf den Fuß
ihres Gottes Wistnou/ und das Haupt des Ab-
gotts Eßwara/ und hernach erst auff die Welt
gefallen wäre. Daher sie auch alle die/ welche sich
damit reinigen/ oder selbtes auf viel hundert Mei-
len zu ihren Opffern abholen wollen/ dem Köni-
ge vorher eine gewisse Schatzung erlegen müs-
sen. Bey dieser Uberfarth sahe ich mit grosser Be-
stürtzung/ wie Pirimal einen auf das Schiff zu-
schwimmenden Crocodil durch Knüpffung etlicher
Knoten in ein Band unbeweglich/ und nach un-
ser ziemlichen Entfernung durch ihre Wieder auf-
lösung beweglich machte. Der König/ welcher
mich bald anfangs von meiner Ankunft/ und wie
ich zu den Scythen kommen wäre/ ausgefragt/
und mich immer unter seiner Leibwache stets mit
geführet hatte/ trug mir bey seinen allhier ange-
ordneten neuen Kriegs-Werbungen eine Feld-
Hauptmannschafst an/ die ichaber mit Vorwand/
daß es wider seinen Wohlthäter/ als König Hu-
hansien wäre/ ja auch wider den/ dem man ein-
mal Treu und Glauben zugesagt/ die Waffen
zu ergreiffen/ einem edlen Gemüthe unanständig
wäre/ höfflich ablehnete/ zumal meine geliebte E-
rato mein Hertze hefftiger als der Nordliche An-
gelstern die Magnet-Nadel nach sich zoh/ und
mir also die so fernen Umirrungen von meinem

Bewe-
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gebens aus unſern Haͤnden zu reiſſen bemuͤhet
waren/ jagte dem andern Heere nicht ein ge-
ringes Schrecken ein/ die auff Huhanſiens Be-
fehl aber nunmehr aus dem Gebuͤrge herfuͤr
brechenden- und in die Seite des rechten Fluͤ-
gels einfallenden Serer/ welche die Jndianer
fuͤr ein gantz friſch ankommendes Heer hielten/
brachte in weniger Zeit alles in oͤffentliche
Flucht/ und der fuͤr Rache ſchaͤumende Pirimal
muſte wider ſeinen Willen nur auch mit ſeinem
weiſſen Elephanten umdrehen; welchem denn
alle uͤbrige Augenblicks folgten. Die Scythen
netzten nunmehr ihre Sebeln nur in der Fluͤch-
tigen Blute/ ich aber hielt mir fuͤr die groͤſte
Schande/ daß ein niedriger Scythe die Koͤni-
gin gefangen gekriegt hatte/ mir aber der Koͤnig
in meinem Geſichte entkommen ſolte. Alſo
drang ich nebſt meiner Leibwache durch unter-
ſchiedene noch um den Koͤnig fechtende Hauf-
fen durch/ ich kam aber in dem Gedraͤnge der
wuͤtenden Elephanten von den Meinigen ſo
weit ab/ daß in Mangel alles Entſatzes ich mit
dreyen Pfeilen verwundet/ mein Pferd zu Bo-
dem getreten; ich aber von der Schnautze des
Koͤniglichen Elephanten umfaßt/ und dem Koͤ-
nige oben auff ſeinen Thurm zugereicht ward.
Alſo ward ich nach ſo herrlichem Siege durch ſel-
tzames Ebentheuer ein Gefangener des Uber-
wundenen/ und in die Stadt Comotay/ dahin
die Fluͤchtigen zohen/ gebracht. Weil aber Piri-
mal ſich hier entweder nicht ſicher ſchaͤtzte/ oder
ein neues Heer auf die Beine zu bringen gedach-
te/ ſetzte er die Uberbleibung ſeines Heeres/ wor-
an die Jndianer ſelbſt 200000. Mann und 80.
Elephanten verlohren zu haben geſtanden/ uͤber
den Strom Caor/ und fuhr nach Hinterlaſſung
genugſamer Beſatzung ſelbigen Strand hinab/
biß zu der Stadt Sotagam; und von dar eilte
er biß an den wohl zwey deutſche Meil-weges
breiten Strom Ganges. So bald der Koͤnig
auf dieſen Strom kam/ fiel er mit allen den ſeini-
gen im Schiffe auff ſeine Knie/ hierauff ſchoͤpffte
er mit groſſer Ehrerbietung in einer breiten guͤl-
[Spaltenumbruch] denen Schale Waſſer daraus/ wuſch damit
Haͤnd und Antlitz/ warff heꝛnach ſelbte zum Opf-
fer uñ ſeiner Verſoͤhnung in den Fluß. Deñ alle
Jndianer verehrten ihn als einen Gott/ und mit
groͤſſerer Ehrerbietung/ als die Egyptier ihren
Nil; glaͤubende/ daß zwar alles auſſer dem
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unreinen Harn/ die Egyptier fuͤꝛ eytrichte Thraͤ-
nen des Saturnus halten/ auch deßhalben kein
Meer-Saltz/ ſondern nur das aus dem Brunn-
Waſſer des Ham̃ons gemacht wiꝛd/ gebrauchen)
am aller kraͤfftigſten aber des Ganges Waſſer/
oder auch/ weñ ein Abweſender nur daran geden-
cke/ ſolch Gedaͤchtniß die Menſchen von Suͤn-
den abwaſche/ und weñ die Aſche darein geworf-
fen wird/ die Todten aus der Hoͤllenpein erloͤſe;
weil es in dem Him̃el entſproſſen/ auf den Fuß
ihres Gottes Wiſtnou/ und das Haupt des Ab-
gotts Eßwara/ und hernach erſt auff die Welt
gefallen waͤre. Daher ſie auch alle die/ welche ſich
damit reinigen/ odeꝛ ſelbtes auf viel hundeꝛt Mei-
len zu ihren Opffern abholen wollen/ dem Koͤni-
ge vorher eine gewiſſe Schatzung erlegen muͤſ-
ſen. Bey dieſer Uberfarth ſahe ich mit groſſer Be-
ſtuͤrtzung/ wie Pirimal einen auf das Schiff zu-
ſchwim̃enden Crocodil durch Knuͤpffung etlicher
Knoten in ein Band unbeweglich/ und nach un-
ſer ziemlichẽ Entfernung durch ihre Wieder auf-
loͤſung beweglich machte. Der Koͤnig/ welcher
mich bald anfangs von meiner Ankunft/ und wie
ich zu den Scythen kommen waͤre/ ausgefragt/
und mich im̃er unter ſeiner Leibwache ſtets mit
gefuͤhret hatte/ trug mir bey ſeinen allhier ange-
ordneten neuen Kriegs-Werbungen eine Feld-
Hauptmañſchafſt an/ die ichaber mit Vorwand/
daß es wider ſeinen Wohlthaͤter/ als Koͤnig Hu-
hanſien waͤre/ ja auch wider den/ dem man ein-
mal Treu und Glauben zugeſagt/ die Waffen
zu eꝛgreiffen/ einem edlen Gemuͤthe unanſtaͤndig
waͤre/ hoͤfflich ablehnete/ zumal meine geliebte E-
rato mein Hertze hefftiger als der Nordliche An-
gelſtern die Magnet-Nadel nach ſich zoh/ und
mir alſo die ſo fernen Umirrungen von meinem

Bewe-
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/707>, abgerufen am 29.06.2024.