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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] selbst durch die Priester und zu Babylon durch
die Weisen in den geheimsten Dingen unter-
richten lassen/ hernach hätte er mit dem Epime-
nides viel Jahr auf der Jnsel Creta in der Jdei-
schen Höle gestecket und der Weltweißheit nach-
gedacht; endlich durch Griechenland seinen
Weg in Jtalien genommen/ und daselbst sich zu
einem so grossen Lichte der Welt gemacht. Jch
danckte dem Priester für so guten Unterricht/
streute nach dieses Ortes Gewohnheit dem Py-
thagoras zu Ehren eine Handvoll rothes Saltz
in das Feuer/ und hiermit nahmen wir von dem
Priester Abschied/ ohne daß Zarmar ein einiges
Wort in unser Gespräche mischte/ und also den
grösten Liebhaber des Stillschweigens mit ei-
nem solchen Stillschweigen verehrten/ daß es
ihm auch kein stummer Fisch hätte können zu-
vor thun.

Folgenden Tag giengen wir mit einem be-
qvemen Ostwinde wieder zu Segel/ lieffen zwi-
sthen denen fast unzehlbaren Eylanden des
Griechischen Meeres glücklich fort/ und kamen
den siebenden Tag des Abends an dem von vie-
len Marmel-Säulen berühmten Vorgebürge
des Attischen Landes Sunion an. Weil wir den
auf der Jnsel Paris die wunderwürdigen Mar-
mel-Brüche beschauenden Käyser überfahren
hatten/ stiegen wir ans Land/ und beschauten den
auf einem hohen Felsen liegenden Wunder-
Tempel der Pallas. Unter allen aber war diß
das merckwürdigste/ daß wir auf den Zinnen die-
ses Tempels nicht nur das Schloß zu Athen/
sondern auch das auf einem Thurn des vom Ly-
cophron gebauten Zeughauses gesetzte Bild der
Minerva sahen/ ja dessen gläntzenden Helm
und Spiß deutlich erkiesen; also dessen Grösse
kaum begreiffen konten/ da diese Entfernung
sieben und dreißig tausend Schritte beträgt.
Die Begierde dieser erblickten Stadt/ welche an
Alterthum Rom 800. Jahr übertrifft/ und mit
Rechte die Mutter der Künste/ ein Sitz der
Weißheit/ ein Schauplatz der Tapfferkeit/ und
der Augapffel Griechenlands genennt wird/
[Spaltenumbruch] verstattete uns nicht hier lange zurasten. Also
giengen wir gegen Abende zu Schiffe/ und ka-
men folgenden Morgen für dem Munychischen
Seehafen/ bey welchem der Fluß Jlissus ins
Meer fällt/ und ein köstlicher Tempel der Dia-
na stehet/ an. Weil aber dieser Hafen von den
Käyserlichen Schiffen gedruc[k]t voll war/ und
wir wegen des Gedränges selbigen Tag durch
den engen Mund des Pyreischen Hafens ein-
zukommen nicht getrauten/ segelten wir auf das
Eyland Salimis/ als das alte Königreich des
Ajax/ und des Euripides Vaterland; Darinnen
wir etliche alte Gedächtnüsse/ und die 100. Hö-
len besahen/ darinnen er etliche seiner Schau-
spiele geschrieben hat. Von einem Felsen konten
wir abermahls mit grosser Vergnügung die
Schlösser zu Megara/ und den im Meere lie-
genden Steinfels Ceras erkiesen/ darauf Xer-
xes einen silbernen Königs-Stul gesetzt/ und der
See-Schlacht zwischen den Persen und Grie-
chen zugesehen hatte. Folgenden Tages fuhren
wir zwischen denen zweyen Felsen/ dar auf an so
viel Marmel-Säulen eine ihn schlüssende Ket-
te henckt/ und ein weiß marmelner Löwe gleich-
sam Wache hält/ in den Pyreischen Hafen ein.
Weil dieser nun 400. Schiffe beherbergen kan/
machte derselben Anzahl uns kein Gedränge/
der Anblick aber so vieler vom grimmigen Syl-
la eingeäscherter Gebäue verursachte mich des
Sylla Raserey zu verfluchen/ welcher nicht nur
wider die grausamen Steine/ sondern auch wi-
der die leutseligen Götter seine Rache aus geübt/
und daselbst Jupiters/ Minervens und der Ve-
nus Tempel/ den Schauplatz des Bacchus/ das
unvergleichliche Zeughauß des Philon/ den Rich-
terstul Phreattys/ den prächtigen Hippodami-
schen Platz/ und den unschätzbaren Bücher-Saal
des Apollicon/ worinnen fast aller alten Griechi-
schen Weltweisen unver gleichliche Schriften ver-
rauchet/ durchs Feuer zer nichtet hatte. Gleichwol
aber verhöhnte den Sylla gleichsam der noch
stehende viereckichte/ und mit Alaun überfirnste
Thurm/ den er bey währender Belägerung durch

keine
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] ſelbſt durch die Prieſter und zu Babylon durch
die Weiſen in den geheimſten Dingen unter-
richten laſſen/ hernach haͤtte er mit dem Epime-
nides viel Jahr auf der Jnſel Creta in der Jdei-
ſchen Hoͤle geſtecket und der Weltweißheit nach-
gedacht; endlich durch Griechenland ſeinen
Weg in Jtalien genommen/ und daſelbſt ſich zu
einem ſo groſſen Lichte der Welt gemacht. Jch
danckte dem Prieſter fuͤr ſo guten Unterricht/
ſtreute nach dieſes Ortes Gewohnheit dem Py-
thagoras zu Ehren eine Handvoll rothes Saltz
in das Feuer/ und hiermit nahmen wir von dem
Prieſter Abſchied/ ohne daß Zarmar ein einiges
Wort in unſer Geſpraͤche miſchte/ und alſo den
groͤſten Liebhaber des Stillſchweigens mit ei-
nem ſolchen Stillſchweigen verehrten/ daß es
ihm auch kein ſtummer Fiſch haͤtte koͤnnen zu-
vor thun.

Folgenden Tag giengen wir mit einem be-
qvemen Oſtwinde wieder zu Segel/ lieffen zwi-
ſthen denen faſt unzehlbaren Eylanden des
Griechiſchen Meeres gluͤcklich fort/ und kamen
den ſiebenden Tag des Abends an dem von vie-
len Marmel-Saͤulen beruͤhmten Vorgebuͤrge
des Attiſchen Landes Sunion an. Weil wir den
auf der Jnſel Paris die wunderwuͤrdigen Mar-
mel-Bruͤche beſchauenden Kaͤyſer uͤberfahren
hatten/ ſtiegen wir ans Land/ und beſchauten den
auf einem hohen Felſen liegenden Wunder-
Tempel der Pallas. Unter allen aber war diß
das merckwuͤrdigſte/ daß wir auf den Zinnen die-
ſes Tempels nicht nur das Schloß zu Athen/
ſondern auch das auf einem Thurn des vom Ly-
cophron gebauten Zeughauſes geſetzte Bild der
Minerva ſahen/ ja deſſen glaͤntzenden Helm
und Spiß deutlich erkieſen; alſo deſſen Groͤſſe
kaum begreiffen konten/ da dieſe Entfernung
ſieben und dreißig tauſend Schritte betraͤgt.
Die Begierde dieſer erblickten Stadt/ welche an
Alterthum Rom 800. Jahr uͤbertrifft/ und mit
Rechte die Mutter der Kuͤnſte/ ein Sitz der
Weißheit/ ein Schauplatz der Tapfferkeit/ und
der Augapffel Griechenlands genennt wird/
[Spaltenumbruch] verſtattete uns nicht hier lange zuraſten. Alſo
giengen wir gegen Abende zu Schiffe/ und ka-
men folgenden Morgen fuͤr dem Munychiſchen
Seehafen/ bey welchem der Fluß Jliſſus ins
Meer faͤllt/ und ein koͤſtlicher Tempel der Dia-
na ſtehet/ an. Weil aber dieſer Hafen von den
Kaͤyſerlichen Schiffen gedruc[k]t voll war/ und
wir wegen des Gedraͤnges ſelbigen Tag durch
den engen Mund des Pyreiſchen Hafens ein-
zukommen nicht getrauten/ ſegelten wir auf das
Eyland Salimis/ als das alte Koͤnigreich des
Ajax/ und des Euripides Vaterland; Darinnen
wir etliche alte Gedaͤchtnuͤſſe/ und die 100. Hoͤ-
len beſahen/ darinnen er etliche ſeiner Schau-
ſpiele geſchrieben hat. Von einem Felſen konten
wir abermahls mit groſſer Vergnuͤgung die
Schloͤſſer zu Megara/ und den im Meere lie-
genden Steinfels Ceras erkieſen/ darauf Xer-
xes einen ſilbernen Koͤnigs-Stul geſetzt/ und deꝛ
See-Schlacht zwiſchen den Perſen und Grie-
chen zugeſehen hatte. Folgenden Tages fuhren
wir zwiſchen denen zweyen Felſen/ dar auf an ſo
viel Marmel-Saͤulen eine ihn ſchluͤſſende Ket-
te henckt/ und ein weiß marmelner Loͤwe gleich-
ſam Wache haͤlt/ in den Pyreiſchen Hafen ein.
Weil dieſer nun 400. Schiffe beherbergen kan/
machte derſelben Anzahl uns kein Gedraͤnge/
der Anblick aber ſo vieler vom grimmigen Syl-
la eingeaͤſcherter Gebaͤue verurſachte mich des
Sylla Raſerey zu verfluchen/ welcher nicht nur
wider die grauſamen Steine/ ſondern auch wi-
der die leutſeligen Goͤtter ſeine Rache aus geuͤbt/
und daſelbſt Jupiters/ Minervens und der Ve-
nus Tempel/ den Schauplatz des Bacchus/ das
unveꝛgleichliche Zeughauß des Philon/ den Rich-
terſtul Phreattys/ den praͤchtigen Hippodami-
ſchen Platz/ und den unſchaͤtzbaren Buͤcheꝛ-Saal
des Apollicon/ woriñen faſt aller alten Griechi-
ſchẽ Weltweiſen unver gleichliche Schriften ver-
rauchet/ durchs Feueꝛ zeꝛ nichtet hatte. Gleichwol
aber verhoͤhnte den Sylla gleichſam der noch
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/739>, abgerufen am 28.09.2024.