Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] der. Uber einem von der Erde ins Wasser
springenden war geschrieben: Allenthalben;
um anzuzeigen/ des Frosches Geschickligkeit im
Wasser und auf der trockenen Erde zu leben/
wäre eine Anweisung/ daß ein vernünfftiger
Mensch in Glück und Unglücke einerley Ge-
sichte behalten folte; Darneben hatte ein-gegen
einer den Rachen aufsperrenden Schlange
hüpffender Frosch ein Stöcklein qver über im
Maule/ mit der Uberschrifft: Mit Ver-
nunfft/ nicht durch Stärcke;
Zur An-
weisung/ daß man durch Fleiß und Klugheit sei-
ner Schwäche zu Hülffe kommen solte. Fer-
ner hatte ein auf dem Rücken mit Bienen beses-
sener Frosch diese Uberschrifft: Gegen das
empfindlichste unempfindlich;
wordurch
ange zielet war/ daß wie die Frösche die schärff-
sten Stiche der feindlichen Bienen nicht fühl-
ten; also solte ein Tugendhaffter sich die Verfol-
gungen des Glücks/ und die Anste chungen der
Verleumder nichts anfechten lassen. Auff ei-
ner andern Taffel lag ein auffgeschnittener
Frosch/ mit zweyen heraus hangenden Lebern
auf einem Altare. Darüber war zu lesen:
Solch Glücke in der Verächtligkeit;
Um anzudeuten/ daß wie die Frösche zwar ge-
ringe Thiere wären/ und doch zwey Lebern hät-
ten; also die Demuth eine Mutter des Glückes
wäre. Sintemal bey den Opfferungen für
das schlimmste Zeichen gehalten ward/ wenn
das dazu bestimmte Vieh keine Leber/ für das
glückseligste aber/ wenn es zwey Lebern hatte.
Jenes befand sich also/ als Marcellus vom An-
nibal erschlagen ward; dieses aber begegnete
dem August zu Spolet. Deßwegen ihm auch
der Priester auf selbiges Jahr die Erlangung
einer zweyfachen Herrschafft ankündigte/ wohin
dieses Sinnbild vielleicht auch zielen mochte.
Ferner war auf einem Kupffer-Blatte ein-an
einer Angel ins Wasser gehenckte Frosch ge-
[Spaltenumbruch] mahlet/ an welchen sich zwey Purpur-Mu-
scheln hingen/ sonder einige Beyschrifft. Ma-
ro erzehlte/ der Käyser hätte diß Gemählde dem
Mecenas gegeben/ und/ so viel er urtheilen kön-
te/ ihm darmit zu verstehen geben wollen/ daß
wie die Purpur-Schnecken eine sonderbare
Neigung hätten sich mit Fröschen zu speisen;
also hätte auch er und Livia am Mecenas eine
sonderbare Vergnügung. Viel andere da-
selbst befindliche Sinnbilder/ sagte Zeno/ möch-
te er nicht erzehlen/ auser noch eines/ wie nehm-
lich ein gegen der Sonne aufgestellter Frosch
sein Maul in den Schlamm steckte/ mit beyge-
setzten Worten: Eine stillschweigende
Verehrung;
welches lehren solte/ daß wie
die des Nachts lauten Frösche gegen dem Tage
verstummten; also solte ein vernünfftiger Staats-
Diener seinem Fürsten nie widersprechen.
Hertzog Herrmann fing an: Er hätte den Me-
cenas gekennt/ und er würde nicht nur seiner
Gewogenheit/ sondern auch seiner Tugenden
halber sein Gedächtnüß allezeit hoch halten.
Allein er hätte dem Mecenas gewünscht/ daß
selbter noch zweyerley Anmerckungen von de-
nen so beliebten Fröschen genommen hätte; von
welchen man glaubte/ daß wenn man einem le-
benden Frosche die Zunge ausrisse/ ihn fort-
schwimmen liesse/ und sie einem schlaffenden
Weibe aufs Hertze legte/ sie alle ihre Heimlig-
keiten/ darum sie gefraget würde/ eröffnete.
Wenn man aber mit einem Schilffe einen Frosch
zum Geburts-Gliede hinein/ und zum Maule
heraus stäche/ dieses aber hernach in ihr Mo-
nats-Geblüte steckte/ kriegte sie für Ehbruche
eine Abscheu. Hätte nun diß letztere Mecenas
gethan/ würde ihm seine Terentia keinen so bö-
sen Nahmen/ und ihm keinen Spott zugezogen
haben. Hätte er auch Terentien/ und sie nicht
ihm die Heimligkeit seines Herrschens heraus
gelockt/ so hätte er nie vom Käyser wegen ihr
entdeckter Murenischen Verschwerung ge-

schol-
T t t t 3

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] der. Uber einem von der Erde ins Waſſer
ſpringenden war geſchrieben: Allenthalben;
um anzuzeigen/ des Froſches Geſchickligkeit im
Waſſer und auf der trockenen Erde zu leben/
waͤre eine Anweiſung/ daß ein vernuͤnfftiger
Menſch in Gluͤck und Ungluͤcke einerley Ge-
ſichte behalten folte; Darneben hatte ein-gegen
einer den Rachen aufſperrenden Schlange
huͤpffender Froſch ein Stoͤcklein qver uͤber im
Maule/ mit der Uberſchrifft: Mit Ver-
nunfft/ nicht durch Staͤrcke;
Zur An-
weiſung/ daß man durch Fleiß und Klugheit ſei-
ner Schwaͤche zu Huͤlffe kommen ſolte. Fer-
ner hatte ein auf dem Ruͤcken mit Bienen beſeſ-
ſener Froſch dieſe Uberſchrifft: Gegen das
empfindlichſte unempfindlich;
wordurch
ange zielet war/ daß wie die Froͤſche die ſchaͤrff-
ſten Stiche der feindlichen Bienen nicht fuͤhl-
ten; alſo ſolte ein Tugendhaffter ſich die Verfol-
gungen des Gluͤcks/ und die Anſte chungen der
Verleumder nichts anfechten laſſen. Auff ei-
ner andern Taffel lag ein auffgeſchnittener
Froſch/ mit zweyen heraus hangenden Lebern
auf einem Altare. Daruͤber war zu leſen:
Solch Gluͤcke in der Veraͤchtligkeit;
Um anzudeuten/ daß wie die Froͤſche zwar ge-
ringe Thiere waͤren/ und doch zwey Lebern haͤt-
ten; alſo die Demuth eine Mutter des Gluͤckes
waͤre. Sintemal bey den Opfferungen fuͤr
das ſchlimmſte Zeichen gehalten ward/ wenn
das dazu beſtimmte Vieh keine Leber/ fuͤr das
gluͤckſeligſte aber/ wenn es zwey Lebern hatte.
Jenes befand ſich alſo/ als Marcellus vom An-
nibal erſchlagen ward; dieſes aber begegnete
dem Auguſt zu Spolet. Deßwegen ihm auch
der Prieſter auf ſelbiges Jahr die Erlangung
einer zweyfachen Herrſchafft ankuͤndigte/ wohin
dieſes Sinnbild vielleicht auch zielen mochte.
Ferner war auf einem Kupffer-Blatte ein-an
einer Angel ins Waſſer gehenckte Froſch ge-
[Spaltenumbruch] mahlet/ an welchen ſich zwey Purpur-Mu-
ſcheln hingen/ ſonder einige Beyſchrifft. Ma-
ro erzehlte/ der Kaͤyſer haͤtte diß Gemaͤhlde dem
Mecenas gegeben/ und/ ſo viel er urtheilen koͤn-
te/ ihm darmit zu verſtehen geben wollen/ daß
wie die Purpur-Schnecken eine ſonderbare
Neigung haͤtten ſich mit Froͤſchen zu ſpeiſen;
alſo haͤtte auch er und Livia am Mecenas eine
ſonderbare Vergnuͤgung. Viel andere da-
ſelbſt befindliche Sinnbilder/ ſagte Zeno/ moͤch-
te er nicht erzehlen/ auſer noch eines/ wie nehm-
lich ein gegen der Sonne aufgeſtellter Froſch
ſein Maul in den Schlamm ſteckte/ mit beyge-
ſetzten Worten: Eine ſtillſchweigende
Verehrung;
welches lehren ſolte/ daß wie
die des Nachts lauten Froͤſche gegen dem Tage
verſtum̃ten; alſo ſolte ein vernuͤnfftiger Staats-
Diener ſeinem Fuͤrſten nie widerſprechen.
Hertzog Herrmann fing an: Er haͤtte den Me-
cenas gekennt/ und er wuͤrde nicht nur ſeiner
Gewogenheit/ ſondern auch ſeiner Tugenden
halber ſein Gedaͤchtnuͤß allezeit hoch halten.
Allein er haͤtte dem Mecenas gewuͤnſcht/ daß
ſelbter noch zweyerley Anmerckungen von de-
nen ſo beliebten Froͤſchen genommen haͤtte; von
welchen man glaubte/ daß wenn man einem le-
benden Froſche die Zunge ausriſſe/ ihn fort-
ſchwimmen lieſſe/ und ſie einem ſchlaffenden
Weibe aufs Hertze legte/ ſie alle ihre Heimlig-
keiten/ darum ſie gefraget wuͤrde/ eroͤffnete.
Weñ man aber mit einem Schilffe einen Froſch
zum Geburts-Gliede hinein/ und zum Maule
heraus ſtaͤche/ dieſes aber hernach in ihr Mo-
nats-Gebluͤte ſteckte/ kriegte ſie fuͤr Ehbruche
eine Abſcheu. Haͤtte nun diß letztere Mecenas
gethan/ wuͤrde ihm ſeine Terentia keinen ſo boͤ-
ſen Nahmen/ und ihm keinen Spott zugezogen
haben. Haͤtte er auch Terentien/ und ſie nicht
ihm die Heimligkeit ſeines Herrſchens heraus
gelockt/ ſo haͤtte er nie vom Kaͤyſer wegen ihr
entdeckter Mureniſchen Verſchwerung ge-

ſchol-
T t t t 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0757" n="701"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
der. Uber einem von der Erde ins Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;pringenden war ge&#x017F;chrieben: <hi rendition="#fr">Allenthalben;</hi><lb/>
um anzuzeigen/ des Fro&#x017F;ches Ge&#x017F;chickligkeit im<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er und auf der trockenen Erde zu leben/<lb/>
wa&#x0364;re eine Anwei&#x017F;ung/ daß ein vernu&#x0364;nfftiger<lb/>
Men&#x017F;ch in Glu&#x0364;ck und Unglu&#x0364;cke einerley Ge-<lb/>
&#x017F;ichte behalten folte; Darneben hatte ein-gegen<lb/>
einer den Rachen auf&#x017F;perrenden Schlange<lb/>
hu&#x0364;pffender Fro&#x017F;ch ein Sto&#x0364;cklein qver u&#x0364;ber im<lb/>
Maule/ mit der Uber&#x017F;chrifft: <hi rendition="#fr">Mit Ver-<lb/>
nunfft/ nicht durch Sta&#x0364;rcke;</hi> Zur An-<lb/>
wei&#x017F;ung/ daß man durch Fleiß und Klugheit &#x017F;ei-<lb/>
ner Schwa&#x0364;che zu Hu&#x0364;lffe kommen &#x017F;olte. Fer-<lb/>
ner hatte ein auf dem Ru&#x0364;cken mit Bienen be&#x017F;e&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ener Fro&#x017F;ch die&#x017F;e Uber&#x017F;chrifft: <hi rendition="#fr">Gegen das<lb/>
empfindlich&#x017F;te unempfindlich;</hi> wordurch<lb/>
ange zielet war/ daß wie die Fro&#x0364;&#x017F;che die &#x017F;cha&#x0364;rff-<lb/>
&#x017F;ten Stiche der feindlichen Bienen nicht fu&#x0364;hl-<lb/>
ten; al&#x017F;o &#x017F;olte ein Tugendhaffter &#x017F;ich die Verfol-<lb/>
gungen des Glu&#x0364;cks/ und die An&#x017F;te chungen der<lb/>
Verleumder nichts anfechten la&#x017F;&#x017F;en. Auff ei-<lb/>
ner andern Taffel lag ein auffge&#x017F;chnittener<lb/>
Fro&#x017F;ch/ mit zweyen heraus hangenden Lebern<lb/>
auf einem Altare. Daru&#x0364;ber war zu le&#x017F;en:<lb/><hi rendition="#fr">Solch Glu&#x0364;cke in der Vera&#x0364;chtligkeit;</hi><lb/>
Um anzudeuten/ daß wie die Fro&#x0364;&#x017F;che zwar ge-<lb/>
ringe Thiere wa&#x0364;ren/ und doch zwey Lebern ha&#x0364;t-<lb/>
ten; al&#x017F;o die Demuth eine Mutter des Glu&#x0364;ckes<lb/>
wa&#x0364;re. Sintemal bey den Opfferungen fu&#x0364;r<lb/>
das &#x017F;chlimm&#x017F;te Zeichen gehalten ward/ wenn<lb/>
das dazu be&#x017F;timmte Vieh keine Leber/ fu&#x0364;r das<lb/>
glu&#x0364;ck&#x017F;elig&#x017F;te aber/ wenn es zwey Lebern hatte.<lb/>
Jenes befand &#x017F;ich al&#x017F;o/ als Marcellus vom An-<lb/>
nibal er&#x017F;chlagen ward; die&#x017F;es aber begegnete<lb/>
dem Augu&#x017F;t zu Spolet. Deßwegen ihm auch<lb/>
der Prie&#x017F;ter auf &#x017F;elbiges Jahr die Erlangung<lb/>
einer zweyfachen Herr&#x017F;chafft anku&#x0364;ndigte/ wohin<lb/>
die&#x017F;es Sinnbild vielleicht auch zielen mochte.<lb/>
Ferner war auf einem Kupffer-Blatte ein-an<lb/>
einer Angel ins Wa&#x017F;&#x017F;er gehenckte Fro&#x017F;ch ge-<lb/><cb/>
mahlet/ an welchen &#x017F;ich zwey Purpur-Mu-<lb/>
&#x017F;cheln hingen/ &#x017F;onder einige Bey&#x017F;chrifft. Ma-<lb/>
ro erzehlte/ der Ka&#x0364;y&#x017F;er ha&#x0364;tte diß Gema&#x0364;hlde dem<lb/>
Mecenas gegeben/ und/ &#x017F;o viel er urtheilen ko&#x0364;n-<lb/>
te/ ihm darmit zu ver&#x017F;tehen geben wollen/ daß<lb/>
wie die Purpur-Schnecken eine &#x017F;onderbare<lb/>
Neigung ha&#x0364;tten &#x017F;ich mit Fro&#x0364;&#x017F;chen zu &#x017F;pei&#x017F;en;<lb/>
al&#x017F;o ha&#x0364;tte auch er und Livia am Mecenas eine<lb/>
&#x017F;onderbare Vergnu&#x0364;gung. Viel andere da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t befindliche Sinnbilder/ &#x017F;agte Zeno/ mo&#x0364;ch-<lb/>
te er nicht erzehlen/ au&#x017F;er noch eines/ wie nehm-<lb/>
lich ein gegen der Sonne aufge&#x017F;tellter Fro&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;ein Maul in den Schlamm &#x017F;teckte/ mit beyge-<lb/>
&#x017F;etzten Worten: <hi rendition="#fr">Eine &#x017F;till&#x017F;chweigende<lb/>
Verehrung;</hi> welches lehren &#x017F;olte/ daß wie<lb/>
die des Nachts lauten Fro&#x0364;&#x017F;che gegen dem Tage<lb/>
ver&#x017F;tum&#x0303;ten; al&#x017F;o &#x017F;olte ein vernu&#x0364;nfftiger Staats-<lb/>
Diener &#x017F;einem Fu&#x0364;r&#x017F;ten nie wider&#x017F;prechen.<lb/>
Hertzog Herrmann fing an: Er ha&#x0364;tte den Me-<lb/>
cenas gekennt/ und er wu&#x0364;rde nicht nur &#x017F;einer<lb/>
Gewogenheit/ &#x017F;ondern auch &#x017F;einer Tugenden<lb/>
halber &#x017F;ein Geda&#x0364;chtnu&#x0364;ß allezeit hoch halten.<lb/>
Allein er ha&#x0364;tte dem Mecenas gewu&#x0364;n&#x017F;cht/ daß<lb/>
&#x017F;elbter noch zweyerley Anmerckungen von de-<lb/>
nen &#x017F;o beliebten Fro&#x0364;&#x017F;chen genommen ha&#x0364;tte; von<lb/>
welchen man glaubte/ daß wenn man einem le-<lb/>
benden Fro&#x017F;che die Zunge ausri&#x017F;&#x017F;e/ ihn fort-<lb/>
&#x017F;chwimmen lie&#x017F;&#x017F;e/ und &#x017F;ie einem &#x017F;chlaffenden<lb/>
Weibe aufs Hertze legte/ &#x017F;ie alle ihre Heimlig-<lb/>
keiten/ darum &#x017F;ie gefraget wu&#x0364;rde/ ero&#x0364;ffnete.<lb/>
Wen&#x0303; man aber mit einem Schilffe einen Fro&#x017F;ch<lb/>
zum Geburts-Gliede hinein/ und zum Maule<lb/>
heraus &#x017F;ta&#x0364;che/ die&#x017F;es aber hernach in ihr Mo-<lb/>
nats-Geblu&#x0364;te &#x017F;teckte/ kriegte &#x017F;ie fu&#x0364;r Ehbruche<lb/>
eine Ab&#x017F;cheu. Ha&#x0364;tte nun diß letztere Mecenas<lb/>
gethan/ wu&#x0364;rde ihm &#x017F;eine Terentia keinen &#x017F;o bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en Nahmen/ und ihm keinen Spott zugezogen<lb/>
haben. Ha&#x0364;tte er auch Terentien/ und &#x017F;ie nicht<lb/>
ihm die Heimligkeit &#x017F;eines Herr&#x017F;chens heraus<lb/>
gelockt/ &#x017F;o ha&#x0364;tte er nie vom Ka&#x0364;y&#x017F;er wegen ihr<lb/>
entdeckter Mureni&#x017F;chen Ver&#x017F;chwerung ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T t t t 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chol-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[701/0757] Arminius und Thußnelda. der. Uber einem von der Erde ins Waſſer ſpringenden war geſchrieben: Allenthalben; um anzuzeigen/ des Froſches Geſchickligkeit im Waſſer und auf der trockenen Erde zu leben/ waͤre eine Anweiſung/ daß ein vernuͤnfftiger Menſch in Gluͤck und Ungluͤcke einerley Ge- ſichte behalten folte; Darneben hatte ein-gegen einer den Rachen aufſperrenden Schlange huͤpffender Froſch ein Stoͤcklein qver uͤber im Maule/ mit der Uberſchrifft: Mit Ver- nunfft/ nicht durch Staͤrcke; Zur An- weiſung/ daß man durch Fleiß und Klugheit ſei- ner Schwaͤche zu Huͤlffe kommen ſolte. Fer- ner hatte ein auf dem Ruͤcken mit Bienen beſeſ- ſener Froſch dieſe Uberſchrifft: Gegen das empfindlichſte unempfindlich; wordurch ange zielet war/ daß wie die Froͤſche die ſchaͤrff- ſten Stiche der feindlichen Bienen nicht fuͤhl- ten; alſo ſolte ein Tugendhaffter ſich die Verfol- gungen des Gluͤcks/ und die Anſte chungen der Verleumder nichts anfechten laſſen. Auff ei- ner andern Taffel lag ein auffgeſchnittener Froſch/ mit zweyen heraus hangenden Lebern auf einem Altare. Daruͤber war zu leſen: Solch Gluͤcke in der Veraͤchtligkeit; Um anzudeuten/ daß wie die Froͤſche zwar ge- ringe Thiere waͤren/ und doch zwey Lebern haͤt- ten; alſo die Demuth eine Mutter des Gluͤckes waͤre. Sintemal bey den Opfferungen fuͤr das ſchlimmſte Zeichen gehalten ward/ wenn das dazu beſtimmte Vieh keine Leber/ fuͤr das gluͤckſeligſte aber/ wenn es zwey Lebern hatte. Jenes befand ſich alſo/ als Marcellus vom An- nibal erſchlagen ward; dieſes aber begegnete dem Auguſt zu Spolet. Deßwegen ihm auch der Prieſter auf ſelbiges Jahr die Erlangung einer zweyfachen Herrſchafft ankuͤndigte/ wohin dieſes Sinnbild vielleicht auch zielen mochte. Ferner war auf einem Kupffer-Blatte ein-an einer Angel ins Waſſer gehenckte Froſch ge- mahlet/ an welchen ſich zwey Purpur-Mu- ſcheln hingen/ ſonder einige Beyſchrifft. Ma- ro erzehlte/ der Kaͤyſer haͤtte diß Gemaͤhlde dem Mecenas gegeben/ und/ ſo viel er urtheilen koͤn- te/ ihm darmit zu verſtehen geben wollen/ daß wie die Purpur-Schnecken eine ſonderbare Neigung haͤtten ſich mit Froͤſchen zu ſpeiſen; alſo haͤtte auch er und Livia am Mecenas eine ſonderbare Vergnuͤgung. Viel andere da- ſelbſt befindliche Sinnbilder/ ſagte Zeno/ moͤch- te er nicht erzehlen/ auſer noch eines/ wie nehm- lich ein gegen der Sonne aufgeſtellter Froſch ſein Maul in den Schlamm ſteckte/ mit beyge- ſetzten Worten: Eine ſtillſchweigende Verehrung; welches lehren ſolte/ daß wie die des Nachts lauten Froͤſche gegen dem Tage verſtum̃ten; alſo ſolte ein vernuͤnfftiger Staats- Diener ſeinem Fuͤrſten nie widerſprechen. Hertzog Herrmann fing an: Er haͤtte den Me- cenas gekennt/ und er wuͤrde nicht nur ſeiner Gewogenheit/ ſondern auch ſeiner Tugenden halber ſein Gedaͤchtnuͤß allezeit hoch halten. Allein er haͤtte dem Mecenas gewuͤnſcht/ daß ſelbter noch zweyerley Anmerckungen von de- nen ſo beliebten Froͤſchen genommen haͤtte; von welchen man glaubte/ daß wenn man einem le- benden Froſche die Zunge ausriſſe/ ihn fort- ſchwimmen lieſſe/ und ſie einem ſchlaffenden Weibe aufs Hertze legte/ ſie alle ihre Heimlig- keiten/ darum ſie gefraget wuͤrde/ eroͤffnete. Weñ man aber mit einem Schilffe einen Froſch zum Geburts-Gliede hinein/ und zum Maule heraus ſtaͤche/ dieſes aber hernach in ihr Mo- nats-Gebluͤte ſteckte/ kriegte ſie fuͤr Ehbruche eine Abſcheu. Haͤtte nun diß letztere Mecenas gethan/ wuͤrde ihm ſeine Terentia keinen ſo boͤ- ſen Nahmen/ und ihm keinen Spott zugezogen haben. Haͤtte er auch Terentien/ und ſie nicht ihm die Heimligkeit ſeines Herrſchens heraus gelockt/ ſo haͤtte er nie vom Kaͤyſer wegen ihr entdeckter Mureniſchen Verſchwerung ge- ſchol- T t t t 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/757
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/757>, abgerufen am 29.06.2024.