Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfftes Buch
[Spaltenumbruch] scholten werden dörffen. Zeno antwortete:
Es ist diß sehr klüglich erinnert/ und ich weiß/
wenn Mecenas noch lebte/ und es selbst hörete/
würde er für so aufrichtige Lehren danckbar
seyn/ und sie seinen Sinnebildern noch beyse-
tzen. Nach derselben Betrachtung/ führte er
uns bey der sich vergrössernden Mittags-Hitze
in eine mit vielen künstlichen Springwassern
erfrischete Höle/ darinnen wir wieder unser
Vermuthen die Taffel aufs köstlichste zugerich-
tet antraffen. Weil nun Mecenas sich selbst
nicht vom Käyser entbrechen konte/ kamen auff
sein Ersuchen Cneus Calpurnius Piso/ der für
Jahren schon Bürgermeister gewest war/ Lici-
nius Nerva Silanus/ und Marcus Furius/ al-
le Römische Rathsherren/ uns die Zeit zu ver-
kürtzen. Etliche folgende Wochen brachte Me-
cenas mit dem Gesandten meistentheils in gehei-
men Handlungen/ ich aber theils in Beschauung
der denckwürdigen Sachen zu Athen/ theils
auch mit Ergetzligkeiten auf dem Lande/ und mit
Durchlesung des vom Mecenas scharfsinnig
beschriebenen Prometheus zu; welch Buch mir
Maro in Vertrauen geliehen/ und mich da-
durch nicht wenig vergnügt hatte. Sintemal
er anfangs darinnen die Geschichte des Prome-
theus/ wie er einen Erfinder der Sternen-Bild-
hauer- und anderer Künste/ ein Artzt/ einen
Ertzt- und Kräuter-Verständigen/ einen
Wahrsager abgegeben; hernach ihn als ein
herrliches Fürbild des Käysers August/ und des-
sen gantze Herrschafft in Sinnbildern beschrie-
ben hatte. Käyser Julius war in der Gestalt
des Japetus/ als sein Vater/ und das Bild der
Themis/ als seine Mutter/ Antonius in der Ge-
stalt des vermessenen Epimethus für gestellet/
welcher aus Cleopatrens Wollust-Gefässen/
wie aus der Schachtel Pandorens alles Böse
heraus fliegen ließ. Jnsonderheit war nach-
dencklich zu sehen/ wie der Käyser als der andere
Prometheus das thönerne Bild der Stadt Rom
von Stück zu Stück in Marmel verwandelte/
[Spaltenumbruch] und die herum in einem Kreisse abgebildeten
Völcker der Welt allerhand kostbare Edelge-
steine/ Perlen/ Gold/ Ertzt und andere Schätze
zu Auszierung dieses Bildes zulangeten; weil
er derogestalt sein Vaterland verbessert zu haben
sich rühmte; an einem andern Orte/ wie er die-
sem Römischen Bilde die Hertzhafftigkeit der
Löwen/ die Scharfsichtigkeit der Adler/ die Klug-
heit der Schlangen/ die Frömmigkeit der Stör-
che durch Einhauchung dieser Thiere einflöste/
und dardurch den ersten Prometheus weit über-
treffe/ als welcher seines mit der Furcht der Ha-
sen/ der Arglist der Füchse/ der Maulwürffe
Blindheit/ mit der Hoffart der Pfauen/ und
der Grausamkeit der Tyger ausgerüstet hätte.
Ferner war der Käyser abgebildet/ wie ihm Mi-
nerva biß an den Wagen der Sonnen empor
half/ daran er die Fackel der Weißheit anzünde-
te/ und dieses edle Feuer nach Rom brachte. Der
Adler/ welcher dem Prometheus auf dem Ge-
bürge Paropamisus die Leber fraß/ war auf die
Römische Herrschafft ausgedeutet/ welche Au-
gust ihrer Beschwerligkeit halber niederzulegen
offt entschlossen war; gleichwohl aber auff des
Mecenas Einrathen dem gemeinen Wesen
zum besten/ diese Sorge täglich an ihm nagen
ließ.

Nach dem nun Masulipat mit dem Mece-
nas zum Schlusse kommen war/ kam folgenden
Tages Mecenas sehr früh zu uns/ und führte
uns in Athen herum/ unter dem Vorwand die
Seltzamkeiten dieser berühmten Stadt zu zei-
gen. Wir fuhren durch die heilige Pforte/ und
traten zu erst im Anaccon/ oder dem berühmten
Tempel des Castor und Pollux ab/ darinnen
Pisistratus die Bürgerschafft versammlete/ als er
sie zu entwaffnen vor hatte. Neben dem Tem-
pel ist der Marckt leibeigener Knechte. Von
dar fuhren wir über eine Höhe in den lustigen
Garten des weisen Melanthius/ darinnen des
berühmten Redners Lycurgus Grab/ und ein
Marmel-Bild des wider den Riesen Polybotes

kämpf-

Fuͤnfftes Buch
[Spaltenumbruch] ſcholten werden doͤrffen. Zeno antwortete:
Es iſt diß ſehr kluͤglich erinnert/ und ich weiß/
wenn Mecenas noch lebte/ und es ſelbſt hoͤrete/
wuͤrde er fuͤr ſo aufrichtige Lehren danckbar
ſeyn/ und ſie ſeinen Sinnebildern noch beyſe-
tzen. Nach derſelben Betrachtung/ fuͤhrte er
uns bey der ſich vergroͤſſernden Mittags-Hitze
in eine mit vielen kuͤnſtlichen Springwaſſern
erfriſchete Hoͤle/ darinnen wir wieder unſer
Vermuthen die Taffel aufs koͤſtlichſte zugerich-
tet antraffen. Weil nun Mecenas ſich ſelbſt
nicht vom Kaͤyſer entbrechen konte/ kamen auff
ſein Erſuchen Cneus Calpurnius Piſo/ der fuͤr
Jahren ſchon Buͤrgermeiſter geweſt war/ Lici-
nius Nerva Silanus/ und Marcus Furius/ al-
le Roͤmiſche Rathsherren/ uns die Zeit zu ver-
kuͤrtzen. Etliche folgende Wochen brachte Me-
cenas mit dem Geſandten meiſtentheils in gehei-
men Handlungen/ ich aber theils in Beſchauung
der denckwuͤrdigen Sachen zu Athen/ theils
auch mit Ergetzligkeiten auf dem Lande/ und mit
Durchleſung des vom Mecenas ſcharfſinnig
beſchriebenen Prometheus zu; welch Buch mir
Maro in Vertrauen geliehen/ und mich da-
durch nicht wenig vergnuͤgt hatte. Sintemal
er anfangs darinnen die Geſchichte des Prome-
theus/ wie er einen Erfinder der Sternen-Bild-
hauer- und anderer Kuͤnſte/ ein Artzt/ einen
Ertzt- und Kraͤuter-Verſtaͤndigen/ einen
Wahrſager abgegeben; hernach ihn als ein
herrliches Fuͤrbild des Kaͤyſers Auguſt/ und deſ-
ſen gantze Herrſchafft in Sinnbildern beſchrie-
ben hatte. Kaͤyſer Julius war in der Geſtalt
des Japetus/ als ſein Vater/ und das Bild der
Themis/ als ſeine Mutter/ Antonius in der Ge-
ſtalt des vermeſſenen Epimethus fuͤr geſtellet/
welcher aus Cleopatrens Wolluſt-Gefaͤſſen/
wie aus der Schachtel Pandorens alles Boͤſe
heraus fliegen ließ. Jnſonderheit war nach-
dencklich zu ſehen/ wie der Kaͤyſer als der andere
Prometheus das thoͤnerne Bild deꝛ Stadt Rom
von Stuͤck zu Stuͤck in Marmel verwandelte/
[Spaltenumbruch] und die herum in einem Kreiſſe abgebildeten
Voͤlcker der Welt allerhand koſtbare Edelge-
ſteine/ Perlen/ Gold/ Ertzt und andere Schaͤtze
zu Auszierung dieſes Bildes zulangeten; weil
er derogeſtalt ſein Vaterland verbeſſert zu haben
ſich ruͤhmte; an einem andern Orte/ wie er die-
ſem Roͤmiſchen Bilde die Hertzhafftigkeit der
Loͤwen/ die Scharfſichtigkeit deꝛ Adler/ die Klug-
heit der Schlangen/ die Froͤmmigkeit der Stoͤr-
che durch Einhauchung dieſer Thiere einfloͤſte/
und dardurch den erſten Prometheus weit uͤber-
treffe/ als welcher ſeines mit der Furcht der Ha-
ſen/ der Argliſt der Fuͤchſe/ der Maulwuͤrffe
Blindheit/ mit der Hoffart der Pfauen/ und
der Grauſamkeit der Tyger ausgeruͤſtet haͤtte.
Ferner war der Kaͤyſer abgebildet/ wie ihm Mi-
nerva biß an den Wagen der Sonnen empor
half/ daran er die Fackel der Weißheit anzuͤnde-
te/ und dieſes edle Feuer nach Rom brachte. Der
Adler/ welcher dem Prometheus auf dem Ge-
buͤrge Paropamiſus die Leber fraß/ war auf die
Roͤmiſche Herrſchafft ausgedeutet/ welche Au-
guſt ihrer Beſchwerligkeit halber niederzulegen
offt entſchloſſen war; gleichwohl aber auff des
Mecenas Einrathen dem gemeinen Weſen
zum beſten/ dieſe Sorge taͤglich an ihm nagen
ließ.

Nach dem nun Maſulipat mit dem Mece-
nas zum Schluſſe kommen war/ kam folgenden
Tages Mecenas ſehr fruͤh zu uns/ und fuͤhrte
uns in Athen herum/ unter dem Vorwand die
Seltzamkeiten dieſer beruͤhmten Stadt zu zei-
gen. Wir fuhren durch die heilige Pforte/ und
traten zu erſt im Anaccon/ oder dem beruͤhmten
Tempel des Caſtor und Pollux ab/ darinnen
Piſiſtratus die Buͤrgerſchafft verſam̃lete/ als er
ſie zu entwaffnen vor hatte. Neben dem Tem-
pel iſt der Marckt leibeigener Knechte. Von
dar fuhren wir uͤber eine Hoͤhe in den luſtigen
Garten des weiſen Melanthius/ darinnen des
beruͤhmten Redners Lycurgus Grab/ und ein
Marmel-Bild des wider den Rieſen Polybotes

kaͤmpf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0758" n="702"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfftes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;cholten werden do&#x0364;rffen. Zeno antwortete:<lb/>
Es i&#x017F;t diß &#x017F;ehr klu&#x0364;glich erinnert/ und ich weiß/<lb/>
wenn Mecenas noch lebte/ und es &#x017F;elb&#x017F;t ho&#x0364;rete/<lb/>
wu&#x0364;rde er fu&#x0364;r &#x017F;o aufrichtige Lehren danckbar<lb/>
&#x017F;eyn/ und &#x017F;ie &#x017F;einen Sinnebildern noch bey&#x017F;e-<lb/>
tzen. Nach der&#x017F;elben Betrachtung/ fu&#x0364;hrte er<lb/>
uns bey der &#x017F;ich vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ernden Mittags-Hitze<lb/>
in eine mit vielen ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Springwa&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
erfri&#x017F;chete Ho&#x0364;le/ darinnen wir wieder un&#x017F;er<lb/>
Vermuthen die Taffel aufs ko&#x0364;&#x017F;tlich&#x017F;te zugerich-<lb/>
tet antraffen. Weil nun Mecenas &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
nicht vom Ka&#x0364;y&#x017F;er entbrechen konte/ kamen auff<lb/>
&#x017F;ein Er&#x017F;uchen Cneus Calpurnius Pi&#x017F;o/ der fu&#x0364;r<lb/>
Jahren &#x017F;chon Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter gewe&#x017F;t war/ Lici-<lb/>
nius Nerva Silanus/ und Marcus Furius/ al-<lb/>
le Ro&#x0364;mi&#x017F;che Rathsherren/ uns die Zeit zu ver-<lb/>
ku&#x0364;rtzen. Etliche folgende Wochen brachte Me-<lb/>
cenas mit dem Ge&#x017F;andten mei&#x017F;tentheils in gehei-<lb/>
men Handlungen/ ich aber theils in Be&#x017F;chauung<lb/>
der denckwu&#x0364;rdigen Sachen zu Athen/ theils<lb/>
auch mit Ergetzligkeiten auf dem Lande/ und mit<lb/>
Durchle&#x017F;ung des vom Mecenas &#x017F;charf&#x017F;innig<lb/>
be&#x017F;chriebenen Prometheus zu; welch Buch mir<lb/>
Maro in Vertrauen geliehen/ und mich da-<lb/>
durch nicht wenig vergnu&#x0364;gt hatte. Sintemal<lb/>
er anfangs darinnen die Ge&#x017F;chichte des Prome-<lb/>
theus/ wie er einen Erfinder der Sternen-Bild-<lb/>
hauer- und anderer Ku&#x0364;n&#x017F;te/ ein Artzt/ einen<lb/>
Ertzt- und Kra&#x0364;uter-Ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen/ einen<lb/>
Wahr&#x017F;ager abgegeben; hernach ihn als ein<lb/>
herrliches Fu&#x0364;rbild des Ka&#x0364;y&#x017F;ers Augu&#x017F;t/ und de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en gantze Herr&#x017F;chafft in Sinnbildern be&#x017F;chrie-<lb/>
ben hatte. Ka&#x0364;y&#x017F;er Julius war in der Ge&#x017F;talt<lb/>
des Japetus/ als &#x017F;ein Vater/ und das Bild der<lb/>
Themis/ als &#x017F;eine Mutter/ Antonius in der Ge-<lb/>
&#x017F;talt des verme&#x017F;&#x017F;enen Epimethus fu&#x0364;r ge&#x017F;tellet/<lb/>
welcher aus Cleopatrens Wollu&#x017F;t-Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
wie aus der Schachtel Pandorens alles Bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
heraus fliegen ließ. Jn&#x017F;onderheit war nach-<lb/>
dencklich zu &#x017F;ehen/ wie der Ka&#x0364;y&#x017F;er als der andere<lb/>
Prometheus das tho&#x0364;nerne Bild de&#xA75B; Stadt Rom<lb/>
von Stu&#x0364;ck zu Stu&#x0364;ck in Marmel verwandelte/<lb/><cb/>
und die herum in einem Krei&#x017F;&#x017F;e abgebildeten<lb/>
Vo&#x0364;lcker der Welt allerhand ko&#x017F;tbare Edelge-<lb/>
&#x017F;teine/ Perlen/ Gold/ Ertzt und andere Scha&#x0364;tze<lb/>
zu Auszierung die&#x017F;es Bildes zulangeten; weil<lb/>
er deroge&#x017F;talt &#x017F;ein Vaterland verbe&#x017F;&#x017F;ert zu haben<lb/>
&#x017F;ich ru&#x0364;hmte; an einem andern Orte/ wie er die-<lb/>
&#x017F;em Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Bilde die Hertzhafftigkeit der<lb/>
Lo&#x0364;wen/ die Scharf&#x017F;ichtigkeit de&#xA75B; Adler/ die Klug-<lb/>
heit der Schlangen/ die Fro&#x0364;mmigkeit der Sto&#x0364;r-<lb/>
che durch Einhauchung die&#x017F;er Thiere einflo&#x0364;&#x017F;te/<lb/>
und dardurch den er&#x017F;ten Prometheus weit u&#x0364;ber-<lb/>
treffe/ als welcher &#x017F;eines mit der Furcht der Ha-<lb/>
&#x017F;en/ der Argli&#x017F;t der Fu&#x0364;ch&#x017F;e/ der Maulwu&#x0364;rffe<lb/>
Blindheit/ mit der Hoffart der Pfauen/ und<lb/>
der Grau&#x017F;amkeit der Tyger ausgeru&#x0364;&#x017F;tet ha&#x0364;tte.<lb/>
Ferner war der Ka&#x0364;y&#x017F;er abgebildet/ wie ihm Mi-<lb/>
nerva biß an den Wagen der Sonnen empor<lb/>
half/ daran er die Fackel der Weißheit anzu&#x0364;nde-<lb/>
te/ und die&#x017F;es edle Feuer nach Rom brachte. Der<lb/>
Adler/ welcher dem Prometheus auf dem Ge-<lb/>
bu&#x0364;rge Paropami&#x017F;us die Leber fraß/ war auf die<lb/>
Ro&#x0364;mi&#x017F;che Herr&#x017F;chafft ausgedeutet/ welche Au-<lb/>
gu&#x017F;t ihrer Be&#x017F;chwerligkeit halber niederzulegen<lb/>
offt ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en war; gleichwohl aber auff des<lb/>
Mecenas Einrathen dem gemeinen We&#x017F;en<lb/>
zum be&#x017F;ten/ die&#x017F;e Sorge ta&#x0364;glich an ihm nagen<lb/>
ließ.</p><lb/>
          <p>Nach dem nun Ma&#x017F;ulipat mit dem Mece-<lb/>
nas zum Schlu&#x017F;&#x017F;e kommen war/ kam folgenden<lb/>
Tages Mecenas &#x017F;ehr fru&#x0364;h zu uns/ und fu&#x0364;hrte<lb/>
uns in Athen herum/ unter dem Vorwand die<lb/>
Seltzamkeiten die&#x017F;er beru&#x0364;hmten Stadt zu zei-<lb/>
gen. Wir fuhren durch die heilige Pforte/ und<lb/>
traten zu er&#x017F;t im Anaccon/ oder dem beru&#x0364;hmten<lb/>
Tempel des Ca&#x017F;tor und Pollux ab/ darinnen<lb/>
Pi&#x017F;i&#x017F;tratus die Bu&#x0364;rger&#x017F;chafft ver&#x017F;am&#x0303;lete/ als er<lb/>
&#x017F;ie zu entwaffnen vor hatte. Neben dem Tem-<lb/>
pel i&#x017F;t der Marckt leibeigener Knechte. Von<lb/>
dar fuhren wir u&#x0364;ber eine Ho&#x0364;he in den lu&#x017F;tigen<lb/>
Garten des wei&#x017F;en Melanthius/ darinnen des<lb/>
beru&#x0364;hmten Redners Lycurgus Grab/ und ein<lb/>
Marmel-Bild des wider den Rie&#x017F;en Polybotes<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ka&#x0364;mpf-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[702/0758] Fuͤnfftes Buch ſcholten werden doͤrffen. Zeno antwortete: Es iſt diß ſehr kluͤglich erinnert/ und ich weiß/ wenn Mecenas noch lebte/ und es ſelbſt hoͤrete/ wuͤrde er fuͤr ſo aufrichtige Lehren danckbar ſeyn/ und ſie ſeinen Sinnebildern noch beyſe- tzen. Nach derſelben Betrachtung/ fuͤhrte er uns bey der ſich vergroͤſſernden Mittags-Hitze in eine mit vielen kuͤnſtlichen Springwaſſern erfriſchete Hoͤle/ darinnen wir wieder unſer Vermuthen die Taffel aufs koͤſtlichſte zugerich- tet antraffen. Weil nun Mecenas ſich ſelbſt nicht vom Kaͤyſer entbrechen konte/ kamen auff ſein Erſuchen Cneus Calpurnius Piſo/ der fuͤr Jahren ſchon Buͤrgermeiſter geweſt war/ Lici- nius Nerva Silanus/ und Marcus Furius/ al- le Roͤmiſche Rathsherren/ uns die Zeit zu ver- kuͤrtzen. Etliche folgende Wochen brachte Me- cenas mit dem Geſandten meiſtentheils in gehei- men Handlungen/ ich aber theils in Beſchauung der denckwuͤrdigen Sachen zu Athen/ theils auch mit Ergetzligkeiten auf dem Lande/ und mit Durchleſung des vom Mecenas ſcharfſinnig beſchriebenen Prometheus zu; welch Buch mir Maro in Vertrauen geliehen/ und mich da- durch nicht wenig vergnuͤgt hatte. Sintemal er anfangs darinnen die Geſchichte des Prome- theus/ wie er einen Erfinder der Sternen-Bild- hauer- und anderer Kuͤnſte/ ein Artzt/ einen Ertzt- und Kraͤuter-Verſtaͤndigen/ einen Wahrſager abgegeben; hernach ihn als ein herrliches Fuͤrbild des Kaͤyſers Auguſt/ und deſ- ſen gantze Herrſchafft in Sinnbildern beſchrie- ben hatte. Kaͤyſer Julius war in der Geſtalt des Japetus/ als ſein Vater/ und das Bild der Themis/ als ſeine Mutter/ Antonius in der Ge- ſtalt des vermeſſenen Epimethus fuͤr geſtellet/ welcher aus Cleopatrens Wolluſt-Gefaͤſſen/ wie aus der Schachtel Pandorens alles Boͤſe heraus fliegen ließ. Jnſonderheit war nach- dencklich zu ſehen/ wie der Kaͤyſer als der andere Prometheus das thoͤnerne Bild deꝛ Stadt Rom von Stuͤck zu Stuͤck in Marmel verwandelte/ und die herum in einem Kreiſſe abgebildeten Voͤlcker der Welt allerhand koſtbare Edelge- ſteine/ Perlen/ Gold/ Ertzt und andere Schaͤtze zu Auszierung dieſes Bildes zulangeten; weil er derogeſtalt ſein Vaterland verbeſſert zu haben ſich ruͤhmte; an einem andern Orte/ wie er die- ſem Roͤmiſchen Bilde die Hertzhafftigkeit der Loͤwen/ die Scharfſichtigkeit deꝛ Adler/ die Klug- heit der Schlangen/ die Froͤmmigkeit der Stoͤr- che durch Einhauchung dieſer Thiere einfloͤſte/ und dardurch den erſten Prometheus weit uͤber- treffe/ als welcher ſeines mit der Furcht der Ha- ſen/ der Argliſt der Fuͤchſe/ der Maulwuͤrffe Blindheit/ mit der Hoffart der Pfauen/ und der Grauſamkeit der Tyger ausgeruͤſtet haͤtte. Ferner war der Kaͤyſer abgebildet/ wie ihm Mi- nerva biß an den Wagen der Sonnen empor half/ daran er die Fackel der Weißheit anzuͤnde- te/ und dieſes edle Feuer nach Rom brachte. Der Adler/ welcher dem Prometheus auf dem Ge- buͤrge Paropamiſus die Leber fraß/ war auf die Roͤmiſche Herrſchafft ausgedeutet/ welche Au- guſt ihrer Beſchwerligkeit halber niederzulegen offt entſchloſſen war; gleichwohl aber auff des Mecenas Einrathen dem gemeinen Weſen zum beſten/ dieſe Sorge taͤglich an ihm nagen ließ. Nach dem nun Maſulipat mit dem Mece- nas zum Schluſſe kommen war/ kam folgenden Tages Mecenas ſehr fruͤh zu uns/ und fuͤhrte uns in Athen herum/ unter dem Vorwand die Seltzamkeiten dieſer beruͤhmten Stadt zu zei- gen. Wir fuhren durch die heilige Pforte/ und traten zu erſt im Anaccon/ oder dem beruͤhmten Tempel des Caſtor und Pollux ab/ darinnen Piſiſtratus die Buͤrgerſchafft verſam̃lete/ als er ſie zu entwaffnen vor hatte. Neben dem Tem- pel iſt der Marckt leibeigener Knechte. Von dar fuhren wir uͤber eine Hoͤhe in den luſtigen Garten des weiſen Melanthius/ darinnen des beruͤhmten Redners Lycurgus Grab/ und ein Marmel-Bild des wider den Rieſen Polybotes kaͤmpf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/758
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/758>, abgerufen am 29.06.2024.