Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Sechstes Buch [Spaltenumbruch]
nius Priscus zu Rom herrschte/ und die Pho-cäer gleich sich an dem Rhodan niederliessen. Die Thuscier kamen ihnen zwar an der Cicini- schen Bach mit volckreicher Heeres-Krafft ent- gegen; alleine der Deutschen erster Anblick streute ihren Vortrab von sammen; und die da- mals den Vorzug habenden Allemänner traf- fen auf in den lincken Flügel gestellten Vieberer und Lepontier mit solcher Gewalt: daß sie im ersten Ansatze alsbald verwirret/ und kurtz hier- auff in völlige Flucht gejagt wurden. Die Thuscier und Tauriner erwarteten nicht einst der andringenden Celten/ Helvetier und Marckmänner; und kamen in wenig Stun- den über zwantzig tausend Feinde meist im Was- ser und in Abstürtzung über die Steinklippen um. Denn wenn in einer Schlacht-Ordnung nur ein Fadem zerreist/ gehet unschwer ihr gan- tzes Gewebe auf; und das Schrecken macht die Flüchtigen so alber oder so blind: daß sie/ umb einem verzweiffelten Tode zu entrinnen/ dem Gewissen selbst spornstreichs in die Armen ren- nen. Mit dieser einigen Schlacht war es auch gleichsam ausgemacht. Denn als die Be- siegten erfuhren: daß die Deutschen im Kämpf- fen ärger/ als wütende Thiere/ im Leben aber tugendhaffter und gerechter als andere Völcker waren/ räumten sie ihnen zwischen dem Flusse Ticin und Addua ein Stücke Landes ein/ und Bellovesus baute zu seinem Sitze die Stadt Meyland; wiewol nach deutscher Art ohne ei- nige Befestigung. Wie nun eines Vorgehers Fußstapffen richtige Wegweiser/ und anderer Glückseligkeiten annehmliche Lock-Bären sind; Also folgte nach 76. Jahren ein abgefun- dener Hertzog der Allemänner Elitoro mit sei- nen übrigen Landsleuten dem Bellovesus auf der Spure nach/ welche zwischen denen Cotti- schen Alpen durch ihre Verwegenheit ihnen ei- nen Weg bähneten; und weil Elitoco im Ge- fechte ihnen allezeit zurief: Fechtet ihc kühnen Männer/ den Nahmen Cenomänner erwar- [Spaltenumbruch] ben. Diese setzten mit des noch lebenden Bel- lovesus geheimer Einwilligung über die Strö- me Ticin/ Lamber und Addua/ und bemächtig- ten sich nach wenigem Wiederstande zwischen den Flüssen Humatia/ Ollius/ Cleusis und Min- cius biß an dem Po des gantzen Landstriches; und bauten daselbst die Städte Brixia/ Bero- mum und Bedriach. Die alten Einwohner die Thuscier wurden durch die Deutschen dero- gestalt verdrungen; und musten sie ihr fettes Land nur mit dem Rücken ansehen/ und Feuer und Herd zwischen denen steilesten Gebürgen oberhalb dem Sebinischen See um den Uhr- sprung des Flusses Zen/ Athesis und Ollius auf- schlagen/ da sie von ihrem Führer Rhetus die Rhetier genennt wurden/ und nach und nach aus einer halb gebrochenen Sprache alle Arten ihres Vaterlandes verlernten. Weil nun auch der tiefste Fluß nur so lange sein Ansehn behält/ biß man einmal einen Furth dardurch gefun- den; und ein zwey mal überstie gener Zaun zum gemeinen Fußsteige wird; nahm Hertzog Me- don/ von welchem der fromme Metellus sein Sprichwort entlehnet: Wenn er wüste: daß sein Hemde seine Anschläge wüste/ wolte er es verbrennen; mit zwantzig tausend Deutschen von dem Saal-Strome her/ durch denselbigen Weg seinen Zug in Jtalien. Er stellte sich anfangs/ als wenn er über den kleinern Fluß Duria gegen die Brunnen des Po einbrechen wolte; ließ auch gegen selbigem Landstriche den Ritter Eberstein mit seiner Reuterey allenthal- ben Lermen machen; weßwegen die Feinde fast alle ihre Macht an selbigen Strom legten. Uber welche er oberhalb der Stadt Ocelum ei- nen herrlichen Sieg wider die viel stärckeren Feinde erhielt/ und mehr zum Scheine als aus Andacht/ hernach dem Kriegs-Gotte daselbst einen Tempel baute. Medon aber wendete sich mit seiner rechten Heeres-Krafft gegen dem Flusse Orgus/ und dem grösseren Duria/ und behauptete nach etlichen wenigen Treffen seine Herr-
Sechſtes Buch [Spaltenumbruch]
nius Priſcus zu Rom herrſchte/ und die Pho-caͤer gleich ſich an dem Rhodan niederlieſſen. Die Thuſcier kamen ihnen zwar an der Cicini- ſchen Bach mit volckreicher Heeres-Krafft ent- gegen; alleine der Deutſchen erſter Anblick ſtreute ihren Vortrab von ſammen; und die da- mals den Vorzug habenden Allemaͤnner traf- fen auf in den lincken Fluͤgel geſtellten Vieberer und Lepontier mit ſolcher Gewalt: daß ſie im erſten Anſatze alsbald verwirret/ und kurtz hier- auff in voͤllige Flucht gejagt wurden. Die Thuſcier und Tauriner erwarteten nicht einſt der andringenden Celten/ Helvetier und Marckmaͤnner; und kamen in wenig Stun- den uͤber zwantzig tauſend Feinde meiſt im Waſ- ſer und in Abſtuͤrtzung uͤber die Steinklippen um. Denn wenn in einer Schlacht-Ordnung nur ein Fadem zerreiſt/ gehet unſchwer ihr gan- tzes Gewebe auf; und das Schrecken macht die Fluͤchtigen ſo alber oder ſo blind: daß ſie/ umb einem verzweiffelten Tode zu entrinnen/ dem Gewiſſen ſelbſt ſpornſtreichs in die Armen ren- nen. Mit dieſer einigen Schlacht war es auch gleichſam ausgemacht. Denn als die Be- ſiegten erfuhren: daß die Deutſchen im Kaͤmpf- fen aͤrger/ als wuͤtende Thiere/ im Leben aber tugendhaffter und gerechter als andere Voͤlcker waren/ raͤumten ſie ihnen zwiſchen dem Fluſſe Ticin und Addua ein Stuͤcke Landes ein/ und Belloveſus baute zu ſeinem Sitze die Stadt Meyland; wiewol nach deutſcher Art ohne ei- nige Befeſtigung. Wie nun eines Vorgehers Fußſtapffen richtige Wegweiſer/ und anderer Gluͤckſeligkeiten annehmliche Lock-Baͤren ſind; Alſo folgte nach 76. Jahren ein abgefun- dener Hertzog der Allemaͤnner Elitoro mit ſei- nen uͤbrigen Landsleuten dem Belloveſus auf der Spure nach/ welche zwiſchen denen Cotti- ſchen Alpen durch ihre Verwegenheit ihnen ei- nen Weg baͤhneten; und weil Elitoco im Ge- fechte ihnen allezeit zurief: Fechtet ihc kuͤhnen Maͤnner/ den Nahmen Cenomaͤnner erwar- [Spaltenumbruch] ben. Dieſe ſetzten mit des noch lebenden Bel- loveſus geheimer Einwilligung uͤber die Stroͤ- me Ticin/ Lamber und Addua/ und bemaͤchtig- ten ſich nach wenigem Wiederſtande zwiſchen den Fluͤſſen Humatia/ Ollius/ Cleuſis und Min- cius biß an dem Po des gantzen Landſtriches; und bauten daſelbſt die Staͤdte Brixia/ Bero- mum und Bedriach. Die alten Einwohner die Thuſcier wurden durch die Deutſchen dero- geſtalt verdrungen; und muſten ſie ihr fettes Land nur mit dem Ruͤcken anſehen/ und Feuer und Herd zwiſchen denen ſteileſten Gebuͤrgen oberhalb dem Sebiniſchen See um den Uhr- ſprung des Fluſſes Zen/ Atheſis und Ollius auf- ſchlagen/ da ſie von ihrem Fuͤhrer Rhetus die Rhetier genennt wurden/ und nach und nach aus einer halb gebrochenen Sprache alle Arten ihres Vaterlandes verlernten. Weil nun auch der tiefſte Fluß nur ſo lange ſein Anſehn behaͤlt/ biß man einmal einen Furth dardurch gefun- den; und ein zwey mal uͤberſtie gener Zaun zum gemeinen Fußſteige wird; nahm Hertzog Me- don/ von welchem der fromme Metellus ſein Sprichwort entlehnet: Wenn er wuͤſte: daß ſein Hemde ſeine Anſchlaͤge wuͤſte/ wolte er es verbrennen; mit zwantzig tauſend Deutſchen von dem Saal-Strome her/ durch denſelbigen Weg ſeinen Zug in Jtalien. Er ſtellte ſich anfangs/ als wenn er uͤber den kleinern Fluß Duria gegen die Brunnen des Po einbrechen wolte; ließ auch gegen ſelbigem Landſtriche den Ritter Eberſtein mit ſeiner Reuterey allenthal- ben Lermen machen; weßwegen die Feinde faſt alle ihre Macht an ſelbigen Strom legten. Uber welche er oberhalb der Stadt Ocelum ei- nen herrlichen Sieg wider die viel ſtaͤrckeren Feinde erhielt/ und mehr zum Scheine als aus Andacht/ hernach dem Kriegs-Gotte daſelbſt einen Tempel baute. Medon aber wendete ſich mit ſeiner rechten Heeres-Krafft gegen dem Fluſſe Orgus/ und dem groͤſſeren Duria/ und behauptete nach etlichen wenigen Treffen ſeine Herr-
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Sechſtes Buch
nius Priſcus zu Rom herrſchte/ und die Pho-
caͤer gleich ſich an dem Rhodan niederlieſſen.
Die Thuſcier kamen ihnen zwar an der Cicini-
ſchen Bach mit volckreicher Heeres-Krafft ent-
gegen; alleine der Deutſchen erſter Anblick
ſtreute ihren Vortrab von ſammen; und die da-
mals den Vorzug habenden Allemaͤnner traf-
fen auf in den lincken Fluͤgel geſtellten Vieberer
und Lepontier mit ſolcher Gewalt: daß ſie im
erſten Anſatze alsbald verwirret/ und kurtz hier-
auff in voͤllige Flucht gejagt wurden. Die
Thuſcier und Tauriner erwarteten nicht einſt
der andringenden Celten/ Helvetier und
Marckmaͤnner; und kamen in wenig Stun-
den uͤber zwantzig tauſend Feinde meiſt im Waſ-
ſer und in Abſtuͤrtzung uͤber die Steinklippen
um. Denn wenn in einer Schlacht-Ordnung
nur ein Fadem zerreiſt/ gehet unſchwer ihr gan-
tzes Gewebe auf; und das Schrecken macht die
Fluͤchtigen ſo alber oder ſo blind: daß ſie/ umb
einem verzweiffelten Tode zu entrinnen/ dem
Gewiſſen ſelbſt ſpornſtreichs in die Armen ren-
nen. Mit dieſer einigen Schlacht war es
auch gleichſam ausgemacht. Denn als die Be-
ſiegten erfuhren: daß die Deutſchen im Kaͤmpf-
fen aͤrger/ als wuͤtende Thiere/ im Leben aber
tugendhaffter und gerechter als andere Voͤlcker
waren/ raͤumten ſie ihnen zwiſchen dem Fluſſe
Ticin und Addua ein Stuͤcke Landes ein/ und
Belloveſus baute zu ſeinem Sitze die Stadt
Meyland; wiewol nach deutſcher Art ohne ei-
nige Befeſtigung. Wie nun eines Vorgehers
Fußſtapffen richtige Wegweiſer/ und anderer
Gluͤckſeligkeiten annehmliche Lock-Baͤren
ſind; Alſo folgte nach 76. Jahren ein abgefun-
dener Hertzog der Allemaͤnner Elitoro mit ſei-
nen uͤbrigen Landsleuten dem Belloveſus auf
der Spure nach/ welche zwiſchen denen Cotti-
ſchen Alpen durch ihre Verwegenheit ihnen ei-
nen Weg baͤhneten; und weil Elitoco im Ge-
fechte ihnen allezeit zurief: Fechtet ihc kuͤhnen
Maͤnner/ den Nahmen Cenomaͤnner erwar-
ben. Dieſe ſetzten mit des noch lebenden Bel-
loveſus geheimer Einwilligung uͤber die Stroͤ-
me Ticin/ Lamber und Addua/ und bemaͤchtig-
ten ſich nach wenigem Wiederſtande zwiſchen
den Fluͤſſen Humatia/ Ollius/ Cleuſis und Min-
cius biß an dem Po des gantzen Landſtriches;
und bauten daſelbſt die Staͤdte Brixia/ Bero-
mum und Bedriach. Die alten Einwohner
die Thuſcier wurden durch die Deutſchen dero-
geſtalt verdrungen; und muſten ſie ihr fettes
Land nur mit dem Ruͤcken anſehen/ und Feuer
und Herd zwiſchen denen ſteileſten Gebuͤrgen
oberhalb dem Sebiniſchen See um den Uhr-
ſprung des Fluſſes Zen/ Atheſis und Ollius auf-
ſchlagen/ da ſie von ihrem Fuͤhrer Rhetus die
Rhetier genennt wurden/ und nach und nach
aus einer halb gebrochenen Sprache alle Arten
ihres Vaterlandes verlernten. Weil nun auch
der tiefſte Fluß nur ſo lange ſein Anſehn behaͤlt/
biß man einmal einen Furth dardurch gefun-
den; und ein zwey mal uͤberſtie gener Zaun zum
gemeinen Fußſteige wird; nahm Hertzog Me-
don/ von welchem der fromme Metellus ſein
Sprichwort entlehnet: Wenn er wuͤſte: daß
ſein Hemde ſeine Anſchlaͤge wuͤſte/ wolte er es
verbrennen; mit zwantzig tauſend Deutſchen
von dem Saal-Strome her/ durch denſelbigen
Weg ſeinen Zug in Jtalien. Er ſtellte ſich
anfangs/ als wenn er uͤber den kleinern Fluß
Duria gegen die Brunnen des Po einbrechen
wolte; ließ auch gegen ſelbigem Landſtriche den
Ritter Eberſtein mit ſeiner Reuterey allenthal-
ben Lermen machen; weßwegen die Feinde faſt
alle ihre Macht an ſelbigen Strom legten.
Uber welche er oberhalb der Stadt Ocelum ei-
nen herrlichen Sieg wider die viel ſtaͤrckeren
Feinde erhielt/ und mehr zum Scheine als aus
Andacht/ hernach dem Kriegs-Gotte daſelbſt
einen Tempel baute. Medon aber wendete
ſich mit ſeiner rechten Heeres-Krafft gegen dem
Fluſſe Orgus/ und dem groͤſſeren Duria/ und
behauptete nach etlichen wenigen Treffen ſeine
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 734[736]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/796>, abgerufen am 29.06.2024. |