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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Sechstes Buch
[Spaltenumbruch] über den Fluß Livis/ überfiel bey der Stadt Ar-
pin die Campanier und schlug selbte mit seiner
blossen Reuterey aus dem Felde. Die Stadt
Atina sperrte ihm selbst die Thore auf; die in
dem fruchtbaren Oel-Lande aber gelegene
Stadt Venafrum eroberte er mit Sturme/
und zwar durch die Reuterey; welche/ als an bey-
den Seiten das Fußvolck anfiel/ auff dem die
Stadt zertheilenden Flusse Vulturnus unver-
merckt darein schwemmte/ die Gatter zerhieb/
alles was in Waffen war erlegte/ und die Pfor-
ten dem Fußvolcke eröffnete. Allisa/ Telesia
und Calatia begaben sich hier auf in der Deut-
schen Schutz/ richtete also Adolph hier eine neue
Herrschafft auf. Die sem nach rückte der Bür-
germeister Petilius Libo/ um den Campaniern
Lufft zu machen/ für die Stadt Tibur/ Fabius
Ambustus aber stel denen Herniciern ein. Her-
tzog Adolph aber trieb mit dem blossen Nahmen
seiner Ankunfft den Fabius aus dem Hernici-
schen Gebiete/ trieb ihn von Preneste weg/ ver-
wüstete in den Gegenden um Lavicum/ Tuscu-
lum und Alba alles/ was den Römern anhing;
und jagte endlich den Fabius in Rom/ und setzte
sich eines Bogenschusses weit von der Collini-
schen Pforte. Es bebeten die sieben Berge ü-
ber dem Heulen und Angstgeschrey des eine neue
Eroberung besor genden Volckes. Der Rath
machte den Servilius Ahala zu einem neuen
Feldherren/ und was nur Waffen tragen kon-
te/ muste sich in die Kriegs-Rollen schreiben las-
sen. Titus Ovintius führte die Reuterey zu
erst hinaus/ welchem Hertzog Arnold Platz zum
Treffen machte. Die Schlacht beginnte erst
gegen den Abend/ wormit die Römer bey widri-
gem Glücke ohne allzu grosse Unehre sich zurück
weichen könten. Aber die Sonne gieng noch
nicht zu Golde/ als das Römische Heer schon
zertrennet/ und biß an die Stadtmauer gejagt
ward. Die Römischen Weiber/ alten Greise
und Kinder/ standen zwar auf den Thürmen/
rufften den ihrigen aufs beweglichste zu; sie
[Spaltenumbruch] möchten sich als Männer halten/ und ihr Va-
terland retten; durch die Collinische und Vimi-
nalische Pforte kriegten sie auch eine starcke
Hülffe von frischem Volcke; ja die Römischen
Weiber selbst wurden zu Besetzung der Mauern
gebracht/ aber es war alles umsonst; und muste
Servilius nur das völlige Feld räumen/ und
sich in die Stadt nach überaus grossem Verluste
retten. Weil nun in dreyen Tagen sich kein
Römer für denen geschlossenen Thoren mehr se-
hen ließ/ Arnold aber weder Volck genung/
noch Sturmzeug die Stadt Rom anzugreiffen
bey der Hand hatte/ und die Tiburtiner wider
den Petelius bewegliche Hülffe suchten; eilte
er an der Tiber hinauf. Sein Vortrab kam
mit dem Bürgermeister zwischen Nomentum
und Tibur zu schlagen; die Nacht aber scheidete
sie von sammen; in welcher Petelius zu No-
ment über die Tiber gieng/ das Deutsche Heer
nicht erwarten wolte/ sondern nach Rom kehrte/
gleichwol aber daselbst zwey lächerliche Siegs-
Gepränge hielt. Folgendes Jahr verneuer-
ten die Römer ihr altes Bündnüß mit den Latei-
nern/ zohen also viel tausend Kriegsleute an
sich/ griffen hierauf die Tarqvinier mit Krieg
an; aber Hertzog Adolf kam ihnen mit seinen
Deutschen/ die damals aller Bedrängten Zu-
flucht waren/ zeitlich zu Hülffe; und brachen bey
Preneste und der Stadt Pedum ein. Die Rö-
mer machten aus beyder Bürgermeister Heere
eines/ und den Cajus Sulpitius zum Feld-
herrn. Dieser aber verschantzte sich an einem
festen Ovte/ und war weder durch der Deutschen
schimpfliche Ausforderung/ noch durch seines
eigenen Volckes Schmachreden zu einigem
Treffen zu bewegen/ sondern er verbot vielmehr
bey Lebens Straffe/ wenn einer ohne Befehl
kämpffen würde. Als er endlich sich ohne eu-
serste Verkleinerung nicht länger enthalten kon-
te/ und ein grosses Theil des Deutschen Heeres
sich Romnäherte/ und ihr Gebiete mit Feuer
und Schwerd verwüstete/ versteckte er des

Nachts

Sechſtes Buch
[Spaltenumbruch] uͤber den Fluß Livis/ uͤberfiel bey der Stadt Ar-
pin die Campanier und ſchlug ſelbte mit ſeiner
bloſſen Reuterey aus dem Felde. Die Stadt
Atina ſperrte ihm ſelbſt die Thore auf; die in
dem fruchtbaren Oel-Lande aber gelegene
Stadt Venafrum eroberte er mit Sturme/
und zwar durch die Reuterey; welche/ als an bey-
den Seiten das Fußvolck anfiel/ auff dem die
Stadt zertheilenden Fluſſe Vulturnus unver-
merckt darein ſchwemmte/ die Gatter zerhieb/
alles was in Waffen war erlegte/ und die Pfor-
ten dem Fußvolcke eroͤffnete. Alliſa/ Teleſia
und Calatia begaben ſich hier auf in der Deut-
ſchen Schutz/ richtete alſo Adolph hier eine neue
Herrſchafft auf. Die ſem nach ruͤckte der Buͤr-
germeiſter Petilius Libo/ um den Campaniern
Lufft zu machen/ fuͤr die Stadt Tibur/ Fabius
Ambuſtus aber ſtel denen Herniciern ein. Her-
tzog Adolph aber trieb mit dem bloſſen Nahmen
ſeiner Ankunfft den Fabius aus dem Hernici-
ſchen Gebiete/ trieb ihn von Preneſte weg/ ver-
wuͤſtete in den Gegenden um Lavicum/ Tuſcu-
lum und Alba alles/ was den Roͤmern anhing;
und jagte endlich den Fabius in Rom/ und ſetzte
ſich eines Bogenſchuſſes weit von der Collini-
ſchen Pforte. Es bebeten die ſieben Berge uͤ-
ber dem Heulen und Angſtgeſchrey des eine neue
Eroberung beſor genden Volckes. Der Rath
machte den Servilius Ahala zu einem neuen
Feldherren/ und was nur Waffen tragen kon-
te/ muſte ſich in die Kriegs-Rollen ſchreiben laſ-
ſen. Titus Ovintius fuͤhrte die Reuterey zu
erſt hinaus/ welchem Hertzog Arnold Platz zum
Treffen machte. Die Schlacht beginnte erſt
gegen den Abend/ wormit die Roͤmer bey widri-
gem Gluͤcke ohne allzu groſſe Unehre ſich zuruͤck
weichen koͤnten. Aber die Sonne gieng noch
nicht zu Golde/ als das Roͤmiſche Heer ſchon
zertrennet/ und biß an die Stadtmauer gejagt
ward. Die Roͤmiſchen Weiber/ alten Greiſe
und Kinder/ ſtanden zwar auf den Thuͤrmen/
rufften den ihrigen aufs beweglichſte zu; ſie
[Spaltenumbruch] moͤchten ſich als Maͤnner halten/ und ihr Va-
terland retten; durch die Colliniſche und Vimi-
naliſche Pforte kriegten ſie auch eine ſtarcke
Huͤlffe von friſchem Volcke; ja die Roͤmiſchen
Weiber ſelbſt wurden zu Beſetzung der Mauern
gebracht/ aber es war alles umſonſt; und muſte
Servilius nur das voͤllige Feld raͤumen/ und
ſich in die Stadt nach uͤberaus groſſem Verluſte
retten. Weil nun in dreyen Tagen ſich kein
Roͤmer fuͤr denen geſchloſſenen Thoren mehr ſe-
hen ließ/ Arnold aber weder Volck genung/
noch Sturmzeug die Stadt Rom anzugreiffen
bey der Hand hatte/ und die Tiburtiner wider
den Petelius bewegliche Huͤlffe ſuchten; eilte
er an der Tiber hinauf. Sein Vortrab kam
mit dem Buͤrgermeiſter zwiſchen Nomentum
und Tibur zu ſchlagen; die Nacht aber ſcheidete
ſie von ſammen; in welcher Petelius zu No-
ment uͤber die Tiber gieng/ das Deutſche Heer
nicht erwarten wolte/ ſondern nach Rom kehrte/
gleichwol aber daſelbſt zwey laͤcherliche Siegs-
Gepraͤnge hielt. Folgendes Jahr verneuer-
ten die Roͤmer ihr altes Buͤndnuͤß mit den Latei-
nern/ zohen alſo viel tauſend Kriegsleute an
ſich/ griffen hierauf die Tarqvinier mit Krieg
an; aber Hertzog Adolf kam ihnen mit ſeinen
Deutſchen/ die damals aller Bedraͤngten Zu-
flucht waren/ zeitlich zu Huͤlffe; und brachen bey
Preneſte und der Stadt Pedum ein. Die Roͤ-
mer machten aus beyder Buͤrgermeiſter Heere
eines/ und den Cajus Sulpitius zum Feld-
herrn. Dieſer aber verſchantzte ſich an einem
feſten Ovte/ und war weder durch der Deutſchen
ſchimpfliche Ausforderung/ noch durch ſeines
eigenen Volckes Schmachreden zu einigem
Treffen zu bewegen/ ſondern er verbot vielmehr
bey Lebens Straffe/ wenn einer ohne Befehl
kaͤmpffen wuͤrde. Als er endlich ſich ohne eu-
ſerſte Verkleinerung nicht laͤnger enthalten kon-
te/ und ein groſſes Theil des Deutſchen Heeres
ſich Romnaͤherte/ und ihr Gebiete mit Feuer
und Schwerd verwuͤſtete/ verſteckte er des

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[756[758]/0818] Sechſtes Buch uͤber den Fluß Livis/ uͤberfiel bey der Stadt Ar- pin die Campanier und ſchlug ſelbte mit ſeiner bloſſen Reuterey aus dem Felde. Die Stadt Atina ſperrte ihm ſelbſt die Thore auf; die in dem fruchtbaren Oel-Lande aber gelegene Stadt Venafrum eroberte er mit Sturme/ und zwar durch die Reuterey; welche/ als an bey- den Seiten das Fußvolck anfiel/ auff dem die Stadt zertheilenden Fluſſe Vulturnus unver- merckt darein ſchwemmte/ die Gatter zerhieb/ alles was in Waffen war erlegte/ und die Pfor- ten dem Fußvolcke eroͤffnete. Alliſa/ Teleſia und Calatia begaben ſich hier auf in der Deut- ſchen Schutz/ richtete alſo Adolph hier eine neue Herrſchafft auf. Die ſem nach ruͤckte der Buͤr- germeiſter Petilius Libo/ um den Campaniern Lufft zu machen/ fuͤr die Stadt Tibur/ Fabius Ambuſtus aber ſtel denen Herniciern ein. Her- tzog Adolph aber trieb mit dem bloſſen Nahmen ſeiner Ankunfft den Fabius aus dem Hernici- ſchen Gebiete/ trieb ihn von Preneſte weg/ ver- wuͤſtete in den Gegenden um Lavicum/ Tuſcu- lum und Alba alles/ was den Roͤmern anhing; und jagte endlich den Fabius in Rom/ und ſetzte ſich eines Bogenſchuſſes weit von der Collini- ſchen Pforte. Es bebeten die ſieben Berge uͤ- ber dem Heulen und Angſtgeſchrey des eine neue Eroberung beſor genden Volckes. Der Rath machte den Servilius Ahala zu einem neuen Feldherren/ und was nur Waffen tragen kon- te/ muſte ſich in die Kriegs-Rollen ſchreiben laſ- ſen. Titus Ovintius fuͤhrte die Reuterey zu erſt hinaus/ welchem Hertzog Arnold Platz zum Treffen machte. Die Schlacht beginnte erſt gegen den Abend/ wormit die Roͤmer bey widri- gem Gluͤcke ohne allzu groſſe Unehre ſich zuruͤck weichen koͤnten. Aber die Sonne gieng noch nicht zu Golde/ als das Roͤmiſche Heer ſchon zertrennet/ und biß an die Stadtmauer gejagt ward. Die Roͤmiſchen Weiber/ alten Greiſe und Kinder/ ſtanden zwar auf den Thuͤrmen/ rufften den ihrigen aufs beweglichſte zu; ſie moͤchten ſich als Maͤnner halten/ und ihr Va- terland retten; durch die Colliniſche und Vimi- naliſche Pforte kriegten ſie auch eine ſtarcke Huͤlffe von friſchem Volcke; ja die Roͤmiſchen Weiber ſelbſt wurden zu Beſetzung der Mauern gebracht/ aber es war alles umſonſt; und muſte Servilius nur das voͤllige Feld raͤumen/ und ſich in die Stadt nach uͤberaus groſſem Verluſte retten. Weil nun in dreyen Tagen ſich kein Roͤmer fuͤr denen geſchloſſenen Thoren mehr ſe- hen ließ/ Arnold aber weder Volck genung/ noch Sturmzeug die Stadt Rom anzugreiffen bey der Hand hatte/ und die Tiburtiner wider den Petelius bewegliche Huͤlffe ſuchten; eilte er an der Tiber hinauf. Sein Vortrab kam mit dem Buͤrgermeiſter zwiſchen Nomentum und Tibur zu ſchlagen; die Nacht aber ſcheidete ſie von ſammen; in welcher Petelius zu No- ment uͤber die Tiber gieng/ das Deutſche Heer nicht erwarten wolte/ ſondern nach Rom kehrte/ gleichwol aber daſelbſt zwey laͤcherliche Siegs- Gepraͤnge hielt. Folgendes Jahr verneuer- ten die Roͤmer ihr altes Buͤndnuͤß mit den Latei- nern/ zohen alſo viel tauſend Kriegsleute an ſich/ griffen hierauf die Tarqvinier mit Krieg an; aber Hertzog Adolf kam ihnen mit ſeinen Deutſchen/ die damals aller Bedraͤngten Zu- flucht waren/ zeitlich zu Huͤlffe; und brachen bey Preneſte und der Stadt Pedum ein. Die Roͤ- mer machten aus beyder Buͤrgermeiſter Heere eines/ und den Cajus Sulpitius zum Feld- herrn. Dieſer aber verſchantzte ſich an einem feſten Ovte/ und war weder durch der Deutſchen ſchimpfliche Ausforderung/ noch durch ſeines eigenen Volckes Schmachreden zu einigem Treffen zu bewegen/ ſondern er verbot vielmehr bey Lebens Straffe/ wenn einer ohne Befehl kaͤmpffen wuͤrde. Als er endlich ſich ohne eu- ſerſte Verkleinerung nicht laͤnger enthalten kon- te/ und ein groſſes Theil des Deutſchen Heeres ſich Romnaͤherte/ und ihr Gebiete mit Feuer und Schwerd verwuͤſtete/ verſteckte er des Nachts

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 756[758]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/818>, abgerufen am 29.06.2024.