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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] anfangs ein Geräusche/ hernach ein ie länger ie
mehr wachsendes Getümmel des Volckes mit
unzehlbaren Windlichtern spüren ließ. Kurtz
hierauf kam König Ergamenes und die Köni-
gin Elisa gantz erblast ins Zimmer/ berichteten
den Aufruhr des Volckes; und daß sie wegen
Beleidigung der Priester und der alten Sitten
in höchster Lebensgefahr schwebten. Nach lan-
ger Berathschlagung und einlauffendem Be-
richte: daß der rasende Pöfel schon das eine Thor
des Hofes aufgewogen/ und man also keine Aus-
flucht mehr zu finden hätte/ setzte Narvas die zu
Thirmida bekommene güldene Mütze auff/
nahm den Helffenbeinernen Stab in die rechte/
den Schild der Andromeda in die lincke Hand;
gürtete aber sein Schwerd unter seinen Pur-
pur-Mantel/ und trat in Begleitung wol 100.
Wachsfackeln an der innersten Pforte dem Vol-
cke entgegen. Diese unverhoffte Begegnung
hemmete den ersten Sturm des Volckes; als
er aber ihnen noch ferner einhielt/ durch was
Verdienste er die Würde des Priesterthums
erworben; mit was Unrechte ihm derogestalt die
Priester seine Braut entführet; mit was Aer-
gernüsse sie ihre Geilheit unter dem Scheine der
Andacht bekleideten/ und die Blüten der Jung-
frauschafften denen keuschesten Seelen weg-
raubten/ verwandelte das leicht bewegliche
Volck nicht alleine ihre Raserey in jauchzende
Glückwünsche/ sondern sie brachten es auch da-
hin: daß denen unzüchtigen Priestern dieses
schandbare Vorrecht durch ein Reichs-Gesetze
abgeschafft ward. Fürst Narvas aber lebte in
höchster Vergnügung mit seiner tugendhafften
Gemahlin/ übte wider den feindlichen schwar-
tzen König grosse Heldenthaten aus/ erweiterte
sein Massesylisches Königreich durch kluge Krie-
ges- und Friedens-Künste/ zeugte mit Adrasten
drey tapffere Söhne/ Narvas/ Gala/ Desal-
ces/ und erfüllte gantz Africa mit seinem Ruh-
me.

Dieser junge Fürst Narvas begab sich im
siebzehnden Jahre seines Alters in der Stadt
[Spaltenumbruch] Carthago Kriegsdienste; brachte sich auch durch
seine Tapfferkeit nach kurtzer Zeit in solches An-
sehen: daß er in Sicilien zum Obersten über die
Numidischen Hülffsvölcker gemacht ward. Es
ereignete sich aber: daß als der kühne und ver-
schmitzte Amilcar Barca seine wunderschöne
Tochter Sophonisbe nach Lilybeum mit über-
brachte/ und Autaritus der Celten Heerführer
sich zugleich in sie verliebten/ und ieder durch sei-
ne behertzte Herfürzückung beym Amilcar sich
in Ansehen/ bey Sophonisben in Gewogenheit
zu setzen trachtete. Amilcar gab beyden ein ge-
neigtes Auge/ theils weil ieder dieser Liebhaber
sein Eydam zu seyn verdienten/ theils daß er sie
anreitzte durch heldenmäßige Thaten einander
das Vortheil abzurennen. Gleichwol schien
endlich Fürst Narvas bey Sophonisben/ Fürst
Autaritus beym Amilcar den besten Stein im
Brete zu haben. Hierüber machte Rom und
Carthago mit einander Friede/ und Amilcar/
dessen Macht und Glücke ohne diß viel in die
Augen gestochen hatte/ legte seinen Stab nieder/
und zohe mit Sophonisben nach Hause. Der
Rath zu Carthago beschloß zwar klüglich bey so
verdächtigem Frieden kein geworbenes Kriegs-
volck abzudancken/ noch durch Ersparung der
Verpflegungs-Kosten die allgemeine Sicher-
heit in Gefahr zu setzen; Weil aber der Stadt-
halter zu Lylibeum Gescon vernünfftig überleg-
te; wie gefährlich es sey fremde Völcker zu Hülf-
fe zu ruffen/ indem noch in frischem Andencken
war/ wie die Carier vom Cyrus/ Rhegium und
Messana neulich von Römern/ Griechenland
von Philippen unter das Joch gespannet wor-
den; ja daß fremde Kriegsvölcker entweder stets
wider den Feind geführet/ oder ihre Kräfften und
Laster wie die schwermenden Bienen durch den
Rauch zertheilet werden müssen; so schickte
Gescon sie auff einzelen Schiffen nach und nach
in Africa. Allhier aber fing Amilcar so
wohl den Narvas als Autaritus über Achsel
anzusehen; theils weil der Barckische Stamm/
so sich noch von der Königin Dido herrechnete/

aller
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] anfangs ein Geraͤuſche/ hernach ein ie laͤnger ie
mehr wachſendes Getuͤmmel des Volckes mit
unzehlbaren Windlichtern ſpuͤren ließ. Kurtz
hierauf kam Koͤnig Ergamenes und die Koͤni-
gin Eliſa gantz erblaſt ins Zimmer/ berichteten
den Aufruhr des Volckes; und daß ſie wegen
Beleidigung der Prieſter und der alten Sitten
in hoͤchſter Lebensgefahr ſchwebten. Nach lan-
ger Berathſchlagung und einlauffendem Be-
richte: daß der raſende Poͤfel ſchon das eine Thor
des Hofes aufgewogen/ und man alſo keine Aus-
flucht mehr zu finden haͤtte/ ſetzte Narvas die zu
Thirmida bekommene guͤldene Muͤtze auff/
nahm den Helffenbeinernen Stab in die rechte/
den Schild der Andromeda in die lincke Hand;
guͤrtete aber ſein Schwerd unter ſeinen Pur-
pur-Mantel/ und trat in Begleitung wol 100.
Wachsfackeln an der innerſten Pforte dem Vol-
cke entgegen. Dieſe unverhoffte Begegnung
hemmete den erſten Sturm des Volckes; als
er aber ihnen noch ferner einhielt/ durch was
Verdienſte er die Wuͤrde des Prieſterthums
erworben; mit was Unrechte ihm derogeſtalt die
Prieſter ſeine Braut entfuͤhret; mit was Aer-
gernuͤſſe ſie ihre Geilheit unter dem Scheine der
Andacht bekleideten/ und die Bluͤten der Jung-
frauſchafften denen keuſcheſten Seelen weg-
raubten/ verwandelte das leicht bewegliche
Volck nicht alleine ihre Raſerey in jauchzende
Gluͤckwuͤnſche/ ſondern ſie brachten es auch da-
hin: daß denen unzuͤchtigen Prieſtern dieſes
ſchandbare Vorrecht durch ein Reichs-Geſetze
abgeſchafft ward. Fuͤrſt Narvas aber lebte in
hoͤchſter Vergnuͤgung mit ſeiner tugendhafften
Gemahlin/ uͤbte wider den feindlichen ſchwar-
tzen Koͤnig groſſe Heldenthaten aus/ erweiterte
ſein Maſſeſyliſches Koͤnigreich durch kluge Krie-
ges- und Friedens-Kuͤnſte/ zeugte mit Adraſten
drey tapffere Soͤhne/ Narvas/ Gala/ Deſal-
ces/ und erfuͤllte gantz Africa mit ſeinem Ruh-
me.

Dieſer junge Fuͤrſt Narvas begab ſich im
ſiebzehnden Jahre ſeines Alters in der Stadt
[Spaltenumbruch] Carthago Kriegsdienſte; brachte ſich auch durch
ſeine Tapfferkeit nach kurtzer Zeit in ſolches An-
ſehen: daß er in Sicilien zum Oberſten uͤber die
Numidiſchen Huͤlffsvoͤlcker gemacht ward. Es
ereignete ſich aber: daß als der kuͤhne und ver-
ſchmitzte Amilcar Barca ſeine wunderſchoͤne
Tochter Sophonisbe nach Lilybeum mit uͤber-
brachte/ und Autaritus der Celten Heerfuͤhrer
ſich zugleich in ſie verliebten/ und ieder durch ſei-
ne behertzte Herfuͤrzuͤckung beym Amilcar ſich
in Anſehen/ bey Sophonisben in Gewogenheit
zu ſetzen trachtete. Amilcar gab beyden ein ge-
neigtes Auge/ theils weil ieder dieſer Liebhaber
ſein Eydam zu ſeyn verdienten/ theils daß er ſie
anreitzte durch heldenmaͤßige Thaten einander
das Vortheil abzurennen. Gleichwol ſchien
endlich Fuͤrſt Narvas bey Sophonisben/ Fuͤrſt
Autaritus beym Amilcar den beſten Stein im
Brete zu haben. Hieruͤber machte Rom und
Carthago mit einander Friede/ und Amilcar/
deſſen Macht und Gluͤcke ohne diß viel in die
Augen geſtochen hatte/ legte ſeinen Stab nieder/
und zohe mit Sophonisben nach Hauſe. Der
Rath zu Carthago beſchloß zwar kluͤglich bey ſo
verdaͤchtigem Frieden kein geworbenes Kriegs-
volck abzudancken/ noch durch Erſparung der
Verpflegungs-Koſten die allgemeine Sicher-
heit in Gefahr zu ſetzen; Weil aber der Stadt-
halter zu Lylibeum Geſcon vernuͤnfftig uͤberleg-
te; wie gefaͤhrlich es ſey fremde Voͤlcker zu Huͤlf-
fe zu ruffen/ indem noch in friſchem Andencken
war/ wie die Carier vom Cyrus/ Rhegium und
Meſſana neulich von Roͤmern/ Griechenland
von Philippen unter das Joch geſpannet wor-
den; ja daß fremde Kriegsvoͤlcker entweder ſtets
wider den Feind gefuͤhret/ oder ihre Kraͤfften und
Laſter wie die ſchwermenden Bienen durch den
Rauch zertheilet werden muͤſſen; ſo ſchickte
Geſcon ſie auff einzelen Schiffen nach und nach
in Africa. Allhier aber fing Amilcar ſo
wohl den Narvas als Autaritus uͤber Achſel
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ſo ſich noch von der Koͤnigin Dido herrechnete/

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 803[805]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/865>, abgerufen am 01.07.2024.