Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
Gebürge sich näherten/ machte sich Viriath mitden andern Hirten an etliche dieser Räuber/ und eroberte nach ihrer Erlegung/ zu seiner höchsten Vergnügung/ ihre Waffen/ und hiermit fing der in seinen Hertzen verborgene Zunder der Tapfer- keit Feuer: daß er nach einmal in die Hand be- kommenem Degen den Hirten-Stab wieder an- zurühren für unausleschliche Schande hielt. Hierzu kam die allgemeine Verbitterung der Hispanier über den Lucullus/ welcher mit der am Flusse Tagus gelegenen Stadt Cauca einen Frieden machte; hernach sich und sein Volck be- trüglich hinein spielete; alle Mannschafft über vierzehn Jahr meineydig erwürgte/ Weiber und Kinder aber verkauffte. Wie nun Lucullus die Stadt Jntercatia belägerte/ und Sergius Galba in Lusitanien einbrach; gab sich Viriath nicht nur selbst in Krieg/ sondern redete auch zwey hundert junge Hirten auf nebst ihm wider so falsche Feinde die Waffen zu ergreiffen. Das Heer der Lusitanier ward vom Galba in die Flucht bracht. Wie aber Viriath mit seinen Gefärthen auf einem Hügel wahrnahm/ wie sparsam und langsam die müden Römer sie ver- folgten/ faßte er ihm einen frischen Muth einem feindlichen Hauffen die Stirne zu bieten. Wie dieser nun wegen ermangelnden Nachdrucks zurücke wiech; nahmen anfangs die Celten/ her- nach auch die Lusitanier von diesen Hirten ein Beyspiel sich zu wenden. Worüber die zer- streuten Römer in Schrecken und Flucht gerie- then/ ja aufs Haupt geschlagen wurden; also: daß ihrer 7000. todt auf dem Platze liegen blie- ben/ und Galba mit der Reiterey kümmerlich nach Carmelis entraan/ und sich gar nach Coni- storgis zurück ziehen muste. Die Stadt Pal- lantia ward hierdurch auch aufgefrischt: daß sie den Lucullus tapfer zurück schlug; Viriath aber mit einem Pferde/ einer güldenen Kette/ und ei- nem köstlichen Schwerdte beschenckt/ auch zum Hauptmann über fünf hundert Celten gemacht. Dem Galba that dieser Streich in der Seele weh; daher schämte er sich nicht aus Mißtrauen [Spaltenumbruch] zu seiner Tapferkeit sich des Betruges zur Rache zu bedienen; ließ derhalben den Lusitaniern ei- nen Vergleich antragen; sintemal er selbst wohl wüste: daß sie mehr ihr Mißwachs an Oele/ Wein und Weitzen/ an Ablieferung ihres Zin- ses gehindert; als sie aus Untreu die Waffen er- griffen hätten. Der Vertrag ward auf leidli- che Bedingungen gemacht; und die Lusitanier stellten sich zu Beschwerung des neuen Bundes beym Galba ein; welcher sie mit Römischem Kriegsvolcke umbsetzte/ und nach gutwillig nie- dergelegten Waffen ihrer 10000. erbärmlich niederhauen ließ. Zu allem Glücke kriegten die auf den folgenden Tag verschriebenen Cel- ten/ als sie gleich in das Römische Läger einziehen solten/ durch einen Entronnenen/ Wind von der verrätherischen Blutstürtzung. Daher Viriath sein Pferd zum ersten umbwendete/ und nicht nur den Celten ein Wegweiser zu ihre[r] Erhaltung war/ sondern auch die ihm nachse- tzenden Römer mit blutigen Köpfen/ und in we- niger Anzahl zurück schickte. Weil nun Gal- ba auf dem flachen Lande theils mit Ermor- dung/ theils mit Verkauffung der Gefangenen gleichsam seine Kräfften prüfete: Ob sie in Geitz oder Grausamkeit am höchsten kommen könten; verhieb sich Viriath im Gebürge/ und thät durch öftere Ausfälle den Römern mercklichen Abbruch. Sein Ruhm wuchs hierüber durch gantz Hispa- nien; die Noth aber/ und seine in Austheilung der Beute erzeigte Freygebigkeit vergrösserte seinen Hauffen so sehr: daß er/ nach dem die grö- ste Macht der Römer wider Carthago in Africa über gesetzt war/ sich mit fünf tausend Kriegsleu- ten herfür machte/ und in das den Römern beyflichtende Turdetanien einfiel/ und biß an den Fluß Betis mit Flucht und Schre- cken alles erfüllte. Cajus Vetilius sammlete zwar wider ihn ein starckes Heer; und die bekümmerten Lusitanier stunden schon auf dem Schlusse sich dem Vetilius zu unterge- ben; als Viriath durch Aufmutzung vieler Römischen Meineyde die Handlung abbrach/ und Erster Theil. U u u u u
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
Gebuͤrge ſich naͤherten/ machte ſich Viriath mitden andern Hirten an etliche dieſer Raͤuber/ und eroberte nach ihrer Erlegung/ zu ſeiner hoͤchſten Vergnuͤgung/ ihre Waffen/ und hiermit fing deꝛ in ſeinẽ Hertzen verborgene Zunder der Tapfer- keit Feuer: daß er nach einmal in die Hand be- kommenem Degen den Hirten-Stab wieder an- zuruͤhren fuͤr unausleſchliche Schande hielt. Hierzu kam die allgemeine Verbitterung der Hiſpanier uͤber den Lucullus/ welcher mit der am Fluſſe Tagus gelegenen Stadt Cauca einen Frieden machte; hernach ſich und ſein Volck be- truͤglich hinein ſpielete; alle Mannſchafft uͤber vierzehn Jahr meineydig erwuͤrgte/ Weiber und Kinder aber verkauffte. Wie nun Lucullus die Stadt Jntercatia belaͤgerte/ und Sergius Galba in Luſitanien einbrach; gab ſich Viriath nicht nur ſelbſt in Krieg/ ſondern redete auch zwey hundert junge Hirten auf nebſt ihm wider ſo falſche Feinde die Waffen zu ergreiffen. Das Heer der Luſitanier ward vom Galba in die Flucht bracht. Wie aber Viriath mit ſeinen Gefaͤrthen auf einem Huͤgel wahrnahm/ wie ſparſam und langſam die muͤden Roͤmer ſie ver- folgten/ faßte er ihm einen friſchen Muth einem feindlichen Hauffen die Stirne zu bieten. Wie dieſer nun wegen ermangelnden Nachdrucks zuruͤcke wiech; nahmen anfangs die Celten/ her- nach auch die Luſitanier von dieſen Hirten ein Beyſpiel ſich zu wenden. Woruͤber die zer- ſtreuten Roͤmer in Schrecken und Flucht gerie- then/ ja aufs Haupt geſchlagen wurden; alſo: daß ihrer 7000. todt auf dem Platze liegen blie- ben/ und Galba mit der Reiterey kuͤmmerlich nach Carmelis entraan/ und ſich gar nach Coni- ſtorgis zuruͤck ziehen muſte. Die Stadt Pal- lantia ward hierdurch auch aufgefriſcht: daß ſie den Lucullus tapfer zuruͤck ſchlug; Viriath aber mit einem Pferde/ einer guͤldenen Kette/ und ei- nem koͤſtlichen Schwerdte beſchenckt/ auch zum Hauptmann uͤber fuͤnf hundert Celten gemacht. Dem Galba that dieſer Streich in der Seele weh; daher ſchaͤmte er ſich nicht aus Mißtrauen [Spaltenumbruch] zu ſeiner Tapferkeit ſich des Betruges zur Rache zu bedienen; ließ derhalben den Luſitaniern ei- nen Vergleich antragen; ſintemal er ſelbſt wohl wuͤſte: daß ſie mehr ihr Mißwachs an Oele/ Wein und Weitzen/ an Ablieferung ihres Zin- ſes gehindert; als ſie aus Untreu die Waffen er- griffen haͤtten. Der Vertrag ward auf leidli- che Bedingungen gemacht; und die Luſitanier ſtellten ſich zu Beſchwerung des neuen Bundes beym Galba ein; welcher ſie mit Roͤmiſchem Kriegsvolcke umbſetzte/ und nach gutwillig nie- dergelegten Waffen ihrer 10000. erbaͤrmlich niederhauen ließ. Zu allem Gluͤcke kriegten die auf den folgenden Tag verſchriebenen Cel- ten/ als ſie gleich in das Roͤmiſche Laͤger einziehen ſolten/ durch einen Entronnenen/ Wind von der verraͤtheriſchen Blutſtuͤrtzung. Daher Viriath ſein Pferd zum erſten umbwendete/ und nicht nur den Celten ein Wegweiſer zu ihre[ꝛ] Erhaltung war/ ſondern auch die ihm nachſe- tzenden Roͤmer mit blutigen Koͤpfen/ und in we- niger Anzahl zuruͤck ſchickte. Weil nun Gal- ba auf dem flachen Lande theils mit Ermor- dung/ theils mit Verkauffung der Gefangenen gleichſam ſeine Kraͤfften pruͤfete: Ob ſie in Geitz oder Grauſamkeit am hoͤchſten kommen koͤnten; verhieb ſich Viriath im Gebuͤrge/ und thaͤt durch oͤftere Ausfaͤlle den Roͤmern mercklichẽ Abbruch. Sein Ruhm wuchs hieruͤber durch gantz Hiſpa- nien; die Noth aber/ und ſeine in Austheilung der Beute erzeigte Freygebigkeit vergroͤſſerte ſeinen Hauffen ſo ſehr: daß er/ nach dem die groͤ- ſte Macht der Roͤmer wider Carthago in Africa uͤber geſetzt war/ ſich mit fuͤnf tauſend Kriegsleu- ten herfuͤr machte/ und in das den Roͤmern beyflichtende Turdetanien einfiel/ und biß an den Fluß Betis mit Flucht und Schre- cken alles erfuͤllte. Cajus Vetilius ſam̃lete zwar wider ihn ein ſtarckes Heer; und die bekuͤmmerten Luſitanier ſtunden ſchon auf dem Schluſſe ſich dem Vetilius zu unterge- ben; als Viriath durch Aufmutzung vieleꝛ Roͤmiſchen Meineyde die Handlung abbrach/ und Erſter Theil. U u u u u
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Arminius und Thußnelda.
Gebuͤrge ſich naͤherten/ machte ſich Viriath mit
den andern Hirten an etliche dieſer Raͤuber/ und
eroberte nach ihrer Erlegung/ zu ſeiner hoͤchſten
Vergnuͤgung/ ihre Waffen/ und hiermit fing deꝛ
in ſeinẽ Hertzen verborgene Zunder der Tapfer-
keit Feuer: daß er nach einmal in die Hand be-
kommenem Degen den Hirten-Stab wieder an-
zuruͤhren fuͤr unausleſchliche Schande hielt.
Hierzu kam die allgemeine Verbitterung der
Hiſpanier uͤber den Lucullus/ welcher mit der
am Fluſſe Tagus gelegenen Stadt Cauca einen
Frieden machte; hernach ſich und ſein Volck be-
truͤglich hinein ſpielete; alle Mannſchafft uͤber
vierzehn Jahr meineydig erwuͤrgte/ Weiber
und Kinder aber verkauffte. Wie nun Lucullus
die Stadt Jntercatia belaͤgerte/ und Sergius
Galba in Luſitanien einbrach; gab ſich Viriath
nicht nur ſelbſt in Krieg/ ſondern redete auch
zwey hundert junge Hirten auf nebſt ihm wider
ſo falſche Feinde die Waffen zu ergreiffen. Das
Heer der Luſitanier ward vom Galba in die
Flucht bracht. Wie aber Viriath mit ſeinen
Gefaͤrthen auf einem Huͤgel wahrnahm/ wie
ſparſam und langſam die muͤden Roͤmer ſie ver-
folgten/ faßte er ihm einen friſchen Muth einem
feindlichen Hauffen die Stirne zu bieten. Wie
dieſer nun wegen ermangelnden Nachdrucks
zuruͤcke wiech; nahmen anfangs die Celten/ her-
nach auch die Luſitanier von dieſen Hirten ein
Beyſpiel ſich zu wenden. Woruͤber die zer-
ſtreuten Roͤmer in Schrecken und Flucht gerie-
then/ ja aufs Haupt geſchlagen wurden; alſo:
daß ihrer 7000. todt auf dem Platze liegen blie-
ben/ und Galba mit der Reiterey kuͤmmerlich
nach Carmelis entraan/ und ſich gar nach Coni-
ſtorgis zuruͤck ziehen muſte. Die Stadt Pal-
lantia ward hierdurch auch aufgefriſcht: daß ſie
den Lucullus tapfer zuruͤck ſchlug; Viriath aber
mit einem Pferde/ einer guͤldenen Kette/ und ei-
nem koͤſtlichen Schwerdte beſchenckt/ auch zum
Hauptmann uͤber fuͤnf hundert Celten gemacht.
Dem Galba that dieſer Streich in der Seele
weh; daher ſchaͤmte er ſich nicht aus Mißtrauen
zu ſeiner Tapferkeit ſich des Betruges zur Rache
zu bedienen; ließ derhalben den Luſitaniern ei-
nen Vergleich antragen; ſintemal er ſelbſt wohl
wuͤſte: daß ſie mehr ihr Mißwachs an Oele/
Wein und Weitzen/ an Ablieferung ihres Zin-
ſes gehindert; als ſie aus Untreu die Waffen er-
griffen haͤtten. Der Vertrag ward auf leidli-
che Bedingungen gemacht; und die Luſitanier
ſtellten ſich zu Beſchwerung des neuen Bundes
beym Galba ein; welcher ſie mit Roͤmiſchem
Kriegsvolcke umbſetzte/ und nach gutwillig nie-
dergelegten Waffen ihrer 10000. erbaͤrmlich
niederhauen ließ. Zu allem Gluͤcke kriegten
die auf den folgenden Tag verſchriebenen Cel-
ten/ als ſie gleich in das Roͤmiſche Laͤger einziehen
ſolten/ durch einen Entronnenen/ Wind von
der verraͤtheriſchen Blutſtuͤrtzung. Daher
Viriath ſein Pferd zum erſten umbwendete/
und nicht nur den Celten ein Wegweiſer zu ihreꝛ
Erhaltung war/ ſondern auch die ihm nachſe-
tzenden Roͤmer mit blutigen Koͤpfen/ und in we-
niger Anzahl zuruͤck ſchickte. Weil nun Gal-
ba auf dem flachen Lande theils mit Ermor-
dung/ theils mit Verkauffung der Gefangenen
gleichſam ſeine Kraͤfften pruͤfete: Ob ſie in Geitz
oder Grauſamkeit am hoͤchſten kommen koͤnten;
verhieb ſich Viriath im Gebuͤrge/ und thaͤt durch
oͤftere Ausfaͤlle den Roͤmern mercklichẽ Abbruch.
Sein Ruhm wuchs hieruͤber durch gantz Hiſpa-
nien; die Noth aber/ und ſeine in Austheilung
der Beute erzeigte Freygebigkeit vergroͤſſerte
ſeinen Hauffen ſo ſehr: daß er/ nach dem die groͤ-
ſte Macht der Roͤmer wider Carthago in Africa
uͤber geſetzt war/ ſich mit fuͤnf tauſend Kriegsleu-
ten herfuͤr machte/ und in das den Roͤmern
beyflichtende Turdetanien einfiel/ und biß
an den Fluß Betis mit Flucht und Schre-
cken alles erfuͤllte. Cajus Vetilius ſam̃lete
zwar wider ihn ein ſtarckes Heer; und die
bekuͤmmerten Luſitanier ſtunden ſchon auf
dem Schluſſe ſich dem Vetilius zu unterge-
ben; als Viriath durch Aufmutzung vieleꝛ
Roͤmiſchen Meineyde die Handlung abbrach/
und
Erſter Theil. U u u u u
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