Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] behauptenden Deutschen nicht allein im Sti-
che gelassen hätten. Westwegen Marius den
Römern nicht nur ihre Zagheit mit diesen Wor-
ten verwieß: Die Marsen hätten nicht der Rö-
mer Rücken/ diese aber nicht jener Antlitz ver-
tragen können; sondern auch bey seinem dero-
gestalt verwaltenden Gelücke mit vorgeschützter
Unpäßligkeit abdanckte. Weil nun ie länger ie
mehr Völcker in Jtalien von Rom abfielen;
muste der Römische Rath sein Heer mit Frey-
gelassenen verstärcken; und durch einen Rath-
schluß/ welcher allen in unverrückter Treue
verbliebenen das Römische Bürger-Recht ver-
lieh/ dem gantzen Abfalle Jtaliens einen Riegel
vorschieben. Julius schlug hierauff zwar die
Samniter/ Cneus Pompejus die Marsen/ Bö-
bius belägerte Asculum/ und der solchen durch
das Römische Lager zu Hülffe hinein dringende
tapffere Kriegs-Held Judacil/ welchen aus den
gefangenen Cimbern die Apulier und Picentes
zu ihrem Heerführer gemacht hatten/ verbrenn-
te sich nach ausgetrunckenem Giffte in dem
herrlichsten Tempel daselbst; weil er unter den
zaghaften Asculanern länger zu leben überdrüs-
sig ward. Allein die Bundgenossen der Latei-
ner/ Marsen und Deutschen wurden dardurch
nur mehr verbittert als geschwächet/ und die
Römer gezwungen durch den Plautius und
Carbo ein neu Gesetze zu machen: daß alle zu
denen mit Rom verbundenen Städten gehöri-
ge Einwohner Jtaliens/ die sich in sechzig Ta-
gen anmelden würden/ für Römische Bürger
angenommen werden solten. Diß aber halff
noch wenig zur Sache. Die Skordisker und
Thraeier hauseten in Macedonien nach Gefal-
len. Die Krieges-Zucht verfiel in den Römi-
schen Heeren. Jhr Gebieter auff der Kriegs-
Flotte Posthumius Albinus ward von gemei-
nen Knechten ermordet; Gleichwol aber muste
Sylla durch die Finger sehen. Jedoch erlang-
te er durch das ihm gleichsam vermählte Gelü-
cke wider die Peligner und Samniter zwey
[Spaltenumbruch] herrliche Siege; zu derer erstern die Vermes-
senheit eines trunckenen Cimbers; welchen auff
seine öfftere Ausforderung ein Mohr mit ei-
nem Pfeile erschoß; und dardurch als eine An-
deutung künfftiger Niederlage das gantze Pe-
lignische Heer kleinmüthig machte. Zum an-
dern aber der Aberglaube Ursache gab: weil/
als Sylla opfferte/ unter dem Altare eine
Schlange herfür kroch; welches die Römer als
ein gewisses Sieges-Zeichen zur Tapfferkeit
nicht wenig auffmunterte. Hingegen aber
ward der Bürgermeister Lucius Portius/ als er
der Marsen und Deutschen Lager an dem Fu-
cinischen See stürmte/ und Aulus Gabinius
von Lucanern erschlagen. Und ob wol die Hir-
pnier und Samniter hin und wieder einbüßten;
Asculum auch an die Römer übergieng; gieng
doch der unverzagte Selo mit seinen Deutschen
dem Mamercus Emilius tapffer unter die Au-
gen/ und nahm die Stadt Boviam ein. Weß-
wegen ihm fast gantz Jtalien ein herrliches
Siegs-Gepränge bereitete. Die Bundsge-
nossen suchten zwar durch eine Bothschafft den
Pontischen König Mithridates mit in ihr
Bündniß wieder Rom zu ziehen/ aber sie konten
von ihm keine gewisse Entschlüssung erhalten;
Gleichwol aber legten sie zu seiner hernach ge-
gen Rom ausgeübten Feindschafft gleichsam den
ersten Stein. Sintemahl er dem Sothimus
der Scordiskischen deutschen Könige heimlich
in Ohren lag/ und durch Geschencke ihn dahin
brachte: daß er die Römischen Kräffte durch un-
auffhörliche Einfälle in Macedonien zertheilte.
Durch dieses und die zwischen dem Sylla und
Marius erwachsende grausame Zwytracht
ward Rom endlich genöthiget anfangs den ta-
pferen Marsen/ und denen mit ihnen vermisch-
ten Cimbern und Teutonern/ hernach allen
Völckern Jtaliens das durch so vieles Blut be-
fochtene Römische Bürger-Recht zu geben; wel-
ches aber bald mit viel blutigen Strömen ver-
saltzen und besudelt ward. Denn in dem durch

den
A a a a a a 3

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] behauptenden Deutſchen nicht allein im Sti-
che gelaſſen haͤtten. Weſtwegen Marius den
Roͤmern nicht nur ihre Zagheit mit dieſen Wor-
ten verwieß: Die Marſen haͤtten nicht der Roͤ-
mer Ruͤcken/ dieſe aber nicht jener Antlitz ver-
tragen koͤnnen; ſondern auch bey ſeinem dero-
geſtalt verwaltenden Geluͤcke mit vorgeſchuͤtzter
Unpaͤßligkeit abdanckte. Weil nun ie laͤnger ie
mehr Voͤlcker in Jtalien von Rom abfielen;
muſte der Roͤmiſche Rath ſein Heer mit Frey-
gelaſſenen verſtaͤrcken; und durch einen Rath-
ſchluß/ welcher allen in unverruͤckter Treue
verbliebenen das Roͤmiſche Buͤrger-Recht ver-
lieh/ dem gantzen Abfalle Jtaliens einen Riegel
vorſchieben. Julius ſchlug hierauff zwar die
Samniter/ Cneus Pompejus die Marſen/ Boͤ-
bius belaͤgerte Aſculum/ und der ſolchen durch
das Roͤmiſche Lager zu Huͤlffe hinein dringende
tapffere Kriegs-Held Judacil/ welchen aus den
gefangenen Cimbern die Apulier und Picentes
zu ihrem Heerfuͤhrer gemacht hatten/ verbrenn-
te ſich nach ausgetrunckenem Giffte in dem
herrlichſten Tempel daſelbſt; weil er unter den
zaghaften Aſculanern laͤnger zu leben uͤberdruͤſ-
ſig ward. Allein die Bundgenoſſen der Latei-
ner/ Marſen und Deutſchen wurden dardurch
nur mehr verbittert als geſchwaͤchet/ und die
Roͤmer gezwungen durch den Plautius und
Carbo ein neu Geſetze zu machen: daß alle zu
denen mit Rom verbundenen Staͤdten gehoͤri-
ge Einwohner Jtaliens/ die ſich in ſechzig Ta-
gen anmelden wuͤrden/ fuͤr Roͤmiſche Buͤrger
angenommen werden ſolten. Diß aber halff
noch wenig zur Sache. Die Skordisker und
Thraeier hauſeten in Macedonien nach Gefal-
len. Die Krieges-Zucht verfiel in den Roͤmi-
ſchen Heeren. Jhr Gebieter auff der Kriegs-
Flotte Poſthumius Albinus ward von gemei-
nen Knechten ermordet; Gleichwol aber muſte
Sylla durch die Finger ſehen. Jedoch erlang-
te er durch das ihm gleichſam vermaͤhlte Geluͤ-
cke wider die Peligner und Samniter zwey
[Spaltenumbruch] herrliche Siege; zu derer erſtern die Vermeſ-
ſenheit eines trunckenen Cimbers; welchen auff
ſeine oͤfftere Ausforderung ein Mohr mit ei-
nem Pfeile erſchoß; und dardurch als eine An-
deutung kuͤnfftiger Niederlage das gantze Pe-
ligniſche Heer kleinmuͤthig machte. Zum an-
dern aber der Aberglaube Urſache gab: weil/
als Sylla opfferte/ unter dem Altare eine
Schlange herfuͤr kroch; welches die Roͤmer als
ein gewiſſes Sieges-Zeichen zur Tapfferkeit
nicht wenig auffmunterte. Hingegen aber
ward der Buͤrgermeiſter Lucius Portius/ als er
der Marſen und Deutſchen Lager an dem Fu-
ciniſchen See ſtuͤrmte/ und Aulus Gabinius
von Lucanern erſchlagen. Und ob wol die Hir-
pnier und Samniter hin und wieder einbuͤßten;
Aſculum auch an die Roͤmer uͤbergieng; gieng
doch der unverzagte Selo mit ſeinen Deutſchen
dem Mamercus Emilius tapffer unter die Au-
gen/ und nahm die Stadt Boviam ein. Weß-
wegen ihm faſt gantz Jtalien ein herrliches
Siegs-Gepraͤnge bereitete. Die Bundsge-
noſſen ſuchten zwar durch eine Bothſchafft den
Pontiſchen Koͤnig Mithridates mit in ihr
Buͤndniß wieder Rom zu ziehen/ aber ſie konten
von ihm keine gewiſſe Entſchluͤſſung erhalten;
Gleichwol aber legten ſie zu ſeiner hernach ge-
gen Rom ausgeuͤbten Feindſchafft gleichſam den
erſten Stein. Sintemahl er dem Sothimus
der Scordiskiſchen deutſchen Koͤnige heimlich
in Ohren lag/ und durch Geſchencke ihn dahin
brachte: daß er die Roͤmiſchen Kraͤffte durch un-
auffhoͤrliche Einfaͤlle in Macedonien zertheilte.
Durch dieſes und die zwiſchen dem Sylla und
Marius erwachſende grauſame Zwytracht
ward Rom endlich genoͤthiget anfangs den ta-
pferen Marſen/ und denen mit ihnen vermiſch-
ten Cimbern und Teutonern/ hernach allen
Voͤlckern Jtaliens das durch ſo vieles Blut be-
fochtene Roͤmiſche Buͤrger-Recht zu geben; wel-
ches aber bald mit viel blutigen Stroͤmen ver-
ſaltzen und beſudelt ward. Denn in dem durch

den
A a a a a a 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0987" n="925[927]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
behauptenden Deut&#x017F;chen nicht allein im Sti-<lb/>
che gela&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tten. We&#x017F;twegen Marius den<lb/>
Ro&#x0364;mern nicht nur ihre Zagheit mit die&#x017F;en Wor-<lb/>
ten verwieß: Die Mar&#x017F;en ha&#x0364;tten nicht der Ro&#x0364;-<lb/>
mer Ru&#x0364;cken/ die&#x017F;e aber nicht jener Antlitz ver-<lb/>
tragen ko&#x0364;nnen; &#x017F;ondern auch bey &#x017F;einem dero-<lb/>
ge&#x017F;talt verwaltenden Gelu&#x0364;cke mit vorge&#x017F;chu&#x0364;tzter<lb/>
Unpa&#x0364;ßligkeit abdanckte. Weil nun ie la&#x0364;nger ie<lb/>
mehr Vo&#x0364;lcker in Jtalien von Rom abfielen;<lb/>
mu&#x017F;te der Ro&#x0364;mi&#x017F;che Rath &#x017F;ein Heer mit Frey-<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;enen ver&#x017F;ta&#x0364;rcken; und durch einen Rath-<lb/>
&#x017F;chluß/ welcher allen in unverru&#x0364;ckter Treue<lb/>
verbliebenen das Ro&#x0364;mi&#x017F;che Bu&#x0364;rger-Recht ver-<lb/>
lieh/ dem gantzen Abfalle Jtaliens einen Riegel<lb/>
vor&#x017F;chieben. Julius &#x017F;chlug hierauff zwar die<lb/>
Samniter/ Cneus Pompejus die Mar&#x017F;en/ Bo&#x0364;-<lb/>
bius bela&#x0364;gerte A&#x017F;culum/ und der &#x017F;olchen durch<lb/>
das Ro&#x0364;mi&#x017F;che Lager zu Hu&#x0364;lffe hinein dringende<lb/>
tapffere Kriegs-Held Judacil/ welchen aus den<lb/>
gefangenen Cimbern die Apulier und Picentes<lb/>
zu ihrem Heerfu&#x0364;hrer gemacht hatten/ verbrenn-<lb/>
te &#x017F;ich nach ausgetrunckenem Giffte in dem<lb/>
herrlich&#x017F;ten Tempel da&#x017F;elb&#x017F;t; weil er unter den<lb/>
zaghaften A&#x017F;culanern la&#x0364;nger zu leben u&#x0364;berdru&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ig ward. Allein die Bundgeno&#x017F;&#x017F;en der Latei-<lb/>
ner/ Mar&#x017F;en und Deut&#x017F;chen wurden dardurch<lb/>
nur mehr verbittert als ge&#x017F;chwa&#x0364;chet/ und die<lb/>
Ro&#x0364;mer gezwungen durch den Plautius und<lb/>
Carbo ein neu Ge&#x017F;etze zu machen: daß alle zu<lb/>
denen mit Rom verbundenen Sta&#x0364;dten geho&#x0364;ri-<lb/>
ge Einwohner Jtaliens/ die &#x017F;ich in &#x017F;echzig Ta-<lb/>
gen anmelden wu&#x0364;rden/ fu&#x0364;r Ro&#x0364;mi&#x017F;che Bu&#x0364;rger<lb/>
angenommen werden &#x017F;olten. Diß aber halff<lb/>
noch wenig zur Sache. Die Skordisker und<lb/>
Thraeier hau&#x017F;eten in Macedonien nach Gefal-<lb/>
len. Die Krieges-Zucht verfiel in den Ro&#x0364;mi-<lb/>
&#x017F;chen Heeren. Jhr Gebieter auff der Kriegs-<lb/>
Flotte Po&#x017F;thumius Albinus ward von gemei-<lb/>
nen Knechten ermordet; Gleichwol aber mu&#x017F;te<lb/>
Sylla durch die Finger &#x017F;ehen. Jedoch erlang-<lb/>
te er durch das ihm gleich&#x017F;am verma&#x0364;hlte Gelu&#x0364;-<lb/>
cke wider die Peligner und Samniter zwey<lb/><cb/>
herrliche Siege; zu derer er&#x017F;tern die Verme&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enheit eines trunckenen Cimbers; welchen auff<lb/>
&#x017F;eine o&#x0364;fftere Ausforderung ein Mohr mit ei-<lb/>
nem Pfeile er&#x017F;choß; und dardurch als eine An-<lb/>
deutung ku&#x0364;nfftiger Niederlage das gantze Pe-<lb/>
ligni&#x017F;che Heer kleinmu&#x0364;thig machte. Zum an-<lb/>
dern aber der Aberglaube Ur&#x017F;ache gab: weil/<lb/>
als Sylla opfferte/ unter dem Altare eine<lb/>
Schlange herfu&#x0364;r kroch; welches die Ro&#x0364;mer als<lb/>
ein gewi&#x017F;&#x017F;es Sieges-Zeichen zur Tapfferkeit<lb/>
nicht wenig auffmunterte. Hingegen aber<lb/>
ward der Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter Lucius Portius/ als er<lb/>
der Mar&#x017F;en und Deut&#x017F;chen Lager an dem Fu-<lb/>
cini&#x017F;chen See &#x017F;tu&#x0364;rmte/ und Aulus Gabinius<lb/>
von Lucanern er&#x017F;chlagen. Und ob wol die Hir-<lb/>
pnier und Samniter hin und wieder einbu&#x0364;ßten;<lb/>
A&#x017F;culum auch an die Ro&#x0364;mer u&#x0364;bergieng; gieng<lb/>
doch der unverzagte Selo mit &#x017F;einen Deut&#x017F;chen<lb/>
dem Mamercus Emilius tapffer unter die Au-<lb/>
gen/ und nahm die Stadt Boviam ein. Weß-<lb/>
wegen ihm fa&#x017F;t gantz Jtalien ein herrliches<lb/>
Siegs-Gepra&#x0364;nge bereitete. Die Bundsge-<lb/>
no&#x017F;&#x017F;en &#x017F;uchten zwar durch eine Both&#x017F;chafft den<lb/>
Ponti&#x017F;chen Ko&#x0364;nig Mithridates mit in ihr<lb/>
Bu&#x0364;ndniß wieder Rom zu ziehen/ aber &#x017F;ie konten<lb/>
von ihm keine gewi&#x017F;&#x017F;e Ent&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung erhalten;<lb/>
Gleichwol aber legten &#x017F;ie zu &#x017F;einer hernach ge-<lb/>
gen Rom ausgeu&#x0364;bten Feind&#x017F;chafft gleich&#x017F;am den<lb/>
er&#x017F;ten Stein. Sintemahl er dem Sothimus<lb/>
der Scordiski&#x017F;chen deut&#x017F;chen Ko&#x0364;nige heimlich<lb/>
in Ohren lag/ und durch Ge&#x017F;chencke ihn dahin<lb/>
brachte: daß er die Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Kra&#x0364;ffte durch un-<lb/>
auffho&#x0364;rliche Einfa&#x0364;lle in Macedonien zertheilte.<lb/>
Durch die&#x017F;es und die zwi&#x017F;chen dem Sylla und<lb/>
Marius erwach&#x017F;ende grau&#x017F;ame Zwytracht<lb/>
ward Rom endlich geno&#x0364;thiget anfangs den ta-<lb/>
pferen Mar&#x017F;en/ und denen mit ihnen vermi&#x017F;ch-<lb/>
ten Cimbern und Teutonern/ hernach allen<lb/>
Vo&#x0364;lckern Jtaliens das durch &#x017F;o vieles Blut be-<lb/>
fochtene Ro&#x0364;mi&#x017F;che Bu&#x0364;rger-Recht zu geben; wel-<lb/>
ches aber bald mit viel blutigen Stro&#x0364;men ver-<lb/>
&#x017F;altzen und be&#x017F;udelt ward. Denn in dem durch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a a a a 3</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[925[927]/0987] Arminius und Thußnelda. behauptenden Deutſchen nicht allein im Sti- che gelaſſen haͤtten. Weſtwegen Marius den Roͤmern nicht nur ihre Zagheit mit dieſen Wor- ten verwieß: Die Marſen haͤtten nicht der Roͤ- mer Ruͤcken/ dieſe aber nicht jener Antlitz ver- tragen koͤnnen; ſondern auch bey ſeinem dero- geſtalt verwaltenden Geluͤcke mit vorgeſchuͤtzter Unpaͤßligkeit abdanckte. Weil nun ie laͤnger ie mehr Voͤlcker in Jtalien von Rom abfielen; muſte der Roͤmiſche Rath ſein Heer mit Frey- gelaſſenen verſtaͤrcken; und durch einen Rath- ſchluß/ welcher allen in unverruͤckter Treue verbliebenen das Roͤmiſche Buͤrger-Recht ver- lieh/ dem gantzen Abfalle Jtaliens einen Riegel vorſchieben. Julius ſchlug hierauff zwar die Samniter/ Cneus Pompejus die Marſen/ Boͤ- bius belaͤgerte Aſculum/ und der ſolchen durch das Roͤmiſche Lager zu Huͤlffe hinein dringende tapffere Kriegs-Held Judacil/ welchen aus den gefangenen Cimbern die Apulier und Picentes zu ihrem Heerfuͤhrer gemacht hatten/ verbrenn- te ſich nach ausgetrunckenem Giffte in dem herrlichſten Tempel daſelbſt; weil er unter den zaghaften Aſculanern laͤnger zu leben uͤberdruͤſ- ſig ward. Allein die Bundgenoſſen der Latei- ner/ Marſen und Deutſchen wurden dardurch nur mehr verbittert als geſchwaͤchet/ und die Roͤmer gezwungen durch den Plautius und Carbo ein neu Geſetze zu machen: daß alle zu denen mit Rom verbundenen Staͤdten gehoͤri- ge Einwohner Jtaliens/ die ſich in ſechzig Ta- gen anmelden wuͤrden/ fuͤr Roͤmiſche Buͤrger angenommen werden ſolten. Diß aber halff noch wenig zur Sache. Die Skordisker und Thraeier hauſeten in Macedonien nach Gefal- len. Die Krieges-Zucht verfiel in den Roͤmi- ſchen Heeren. Jhr Gebieter auff der Kriegs- Flotte Poſthumius Albinus ward von gemei- nen Knechten ermordet; Gleichwol aber muſte Sylla durch die Finger ſehen. Jedoch erlang- te er durch das ihm gleichſam vermaͤhlte Geluͤ- cke wider die Peligner und Samniter zwey herrliche Siege; zu derer erſtern die Vermeſ- ſenheit eines trunckenen Cimbers; welchen auff ſeine oͤfftere Ausforderung ein Mohr mit ei- nem Pfeile erſchoß; und dardurch als eine An- deutung kuͤnfftiger Niederlage das gantze Pe- ligniſche Heer kleinmuͤthig machte. Zum an- dern aber der Aberglaube Urſache gab: weil/ als Sylla opfferte/ unter dem Altare eine Schlange herfuͤr kroch; welches die Roͤmer als ein gewiſſes Sieges-Zeichen zur Tapfferkeit nicht wenig auffmunterte. Hingegen aber ward der Buͤrgermeiſter Lucius Portius/ als er der Marſen und Deutſchen Lager an dem Fu- ciniſchen See ſtuͤrmte/ und Aulus Gabinius von Lucanern erſchlagen. Und ob wol die Hir- pnier und Samniter hin und wieder einbuͤßten; Aſculum auch an die Roͤmer uͤbergieng; gieng doch der unverzagte Selo mit ſeinen Deutſchen dem Mamercus Emilius tapffer unter die Au- gen/ und nahm die Stadt Boviam ein. Weß- wegen ihm faſt gantz Jtalien ein herrliches Siegs-Gepraͤnge bereitete. Die Bundsge- noſſen ſuchten zwar durch eine Bothſchafft den Pontiſchen Koͤnig Mithridates mit in ihr Buͤndniß wieder Rom zu ziehen/ aber ſie konten von ihm keine gewiſſe Entſchluͤſſung erhalten; Gleichwol aber legten ſie zu ſeiner hernach ge- gen Rom ausgeuͤbten Feindſchafft gleichſam den erſten Stein. Sintemahl er dem Sothimus der Scordiskiſchen deutſchen Koͤnige heimlich in Ohren lag/ und durch Geſchencke ihn dahin brachte: daß er die Roͤmiſchen Kraͤffte durch un- auffhoͤrliche Einfaͤlle in Macedonien zertheilte. Durch dieſes und die zwiſchen dem Sylla und Marius erwachſende grauſame Zwytracht ward Rom endlich genoͤthiget anfangs den ta- pferen Marſen/ und denen mit ihnen vermiſch- ten Cimbern und Teutonern/ hernach allen Voͤlckern Jtaliens das durch ſo vieles Blut be- fochtene Roͤmiſche Buͤrger-Recht zu geben; wel- ches aber bald mit viel blutigen Stroͤmen ver- ſaltzen und beſudelt ward. Denn in dem durch den A a a a a a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/987
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 925[927]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/987>, abgerufen am 22.11.2024.