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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
225
Scipio. Ein zaubernd Weib kan auch den klügsten Kopf verstellen.
Masan. Der Liebe Zucker kan nicht Treu' und Milch vergällen.
Scipio. Was schleust den Helden-Geist so schlimmen Fässeln ein?
Masan. So Tugend/ als Gestalt/ die an ihr Göttlich sein.
Scipio. Hat Rom und Africa nicht Sophonisbens gleichen?
230
Masan. Kein Stern weiß Würd' und Glantz der Sonne zu er-
reichen.
Scipio. Begierde siht Comet-oft auch für Sonnen an.
Masan. Daß Mißgunst/ die nichts reucht/ doch Rosen tadeln
kan!
Scipio. Die Schönheit ist schön Mah/ der einschläfft/ nicht er-
kwicket.
Masan. Sie weckt die Todten auf/ wenn ihr schön Auge blicket.
235
Scipio. Er tödte mit Vernunft den Reitz der Uppigkeit.
Masan. Wenn Grund und Giebel brennt/ ist's nicht mehr leschens
zeit.
Scipio. Jst deine Liebe denn schon bis zum Gipfel kommen?
Masan. Ja! denn ich habe mir sie schon zur Eh genommen.
Scipio. Ha! ist der Aberwitz von ihm wol Glaubens-werth?
240
Masan. Den Göttern hat's gefalln/ mein Glück-Stern hat's be-
gehrt.
Scipio. Mit dem Verhängnüsse vermummt man eigne Sünden.
Masan. Des Himmels Reitzungen kan niemand überwinden.
Scipio. Den reitzt die Thorheit/ der in's Garn der Wollust fällt.
Masan. Der Venus Gottesdienst wird selbst hier durch bestellt.
245
Scipio. Gott ist ein kenscher Geist/ liebt Andacht keuscher Hertzen.
Masan. Der Keuschheit heilig Oel ernehrt des Ehstands Kertzen.
Scipio. Nicht wenn ein blinder Trieb uns auf das Glat-Eiß jagt.
Masan. Fehl-tretenden wird nicht stracks Laub und Gras versagt.
Scipio. Der thut die Laster selbst/ der durch die Finger siehet.
250
Masan. Auf was für Absehn ist sein Eyver denn bemühet?
Scipio. Daß Masanissa sol zertrennen Eh und Pflicht.
Masan. Der Himmel läßt's nicht zu/ auch mein Gewissen nicht.
Scipio. Es ist ungiltig Ding der Ehstand bey euch beyden.
Masan. Was kan für Menschen Recht solch himmlisch Band
zerschneiden?

Scipio.
E
SOPHONISBE.
225
Scipio. Ein zaubernd Weib kan auch den kluͤgſten Kopf verſtellen.
Maſan. Der Liebe Zucker kan nicht Treu’ und Milch vergaͤllen.
Scipio. Was ſchleuſt den Helden-Geiſt ſo ſchlimmen Faͤſſeln ein?
Maſan. So Tugend/ als Geſtalt/ die an ihr Goͤttlich ſein.
Scipio. Hat Rom und Africa nicht Sophonisbens gleichen?
230
Maſan. Kein Stern weiß Wuͤrd’ und Glantz der Sonne zu er-
reichen.
Scipio. Begierde ſiht Comet-oft auch fuͤr Sonnen an.
Maſan. Daß Mißgunſt/ die nichts reucht/ doch Roſen tadeln
kan!
Scipio. Die Schoͤnheit iſt ſchoͤn Mah/ der einſchlaͤfft/ nicht er-
kwicket.
Maſan. Sie weckt die Todten auf/ wenn ihr ſchoͤn Auge blicket.
235
Scipio. Er toͤdte mit Vernunft den Reitz der Uppigkeit.
Maſan. Wenn Grund und Giebel brennt/ iſt’s nicht mehr leſchens
zeit.
Scipio. Jſt deine Liebe denn ſchon bis zum Gipfel kommen?
Maſan. Ja! denn ich habe mir ſie ſchon zur Eh genommen.
Scipio. Ha! iſt der Aberwitz von ihm wol Glaubens-werth?
240
Maſan. Den Goͤttern hat’s gefalln/ mein Gluͤck-Stern hat’s be-
gehrt.
Scipio. Mit dem Verhaͤngnuͤſſe vermum̃t man eigne Suͤnden.
Maſan. Des Himmels Reitzungen kan niemand uͤberwinden.
Scipio. Den reitzt die Thorheit/ der in’s Garn der Wolluſt faͤllt.
Maſan. Der Venus Gottesdienſt wird ſelbſt hier durch beſtellt.
245
Scipio. Gott iſt ein kenſcher Geiſt/ liebt Andacht keuſcher Hertzen.
Maſan. Der Keuſchheit heilig Oel ernehrt des Ehſtands Kertzen.
Scipio. Nicht wenn ein blinder Trieb uns auf das Glat-Eiß jagt.
Maſan. Fehl-tretenden wird nicht ſtracks Laub und Gras verſagt.
Scipio. Der thut die Laſter ſelbſt/ der durch die Finger ſiehet.
250
Maſan. Auf was fuͤr Abſehn iſt ſein Eyver denn bemuͤhet?
Scipio. Daß Maſaniſſa ſol zertrennen Eh und Pflicht.
Maſan. Der Himmel laͤßt’s nicht zu/ auch mein Gewiſſen nicht.
Scipio. Es iſt ungiltig Ding der Ehſtand bey euch beyden.
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Scipio.
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[65/0102] SOPHONISBE. Scipio. Ein zaubernd Weib kan auch den kluͤgſten Kopf verſtellen. Maſan. Der Liebe Zucker kan nicht Treu’ und Milch vergaͤllen. Scipio. Was ſchleuſt den Helden-Geiſt ſo ſchlimmen Faͤſſeln ein? Maſan. So Tugend/ als Geſtalt/ die an ihr Goͤttlich ſein. Scipio. Hat Rom und Africa nicht Sophonisbens gleichen? Maſan. Kein Stern weiß Wuͤrd’ und Glantz der Sonne zu er- reichen. Scipio. Begierde ſiht Comet-oft auch fuͤr Sonnen an. Maſan. Daß Mißgunſt/ die nichts reucht/ doch Roſen tadeln kan! Scipio. Die Schoͤnheit iſt ſchoͤn Mah/ der einſchlaͤfft/ nicht er- kwicket. Maſan. Sie weckt die Todten auf/ wenn ihr ſchoͤn Auge blicket. Scipio. Er toͤdte mit Vernunft den Reitz der Uppigkeit. Maſan. Wenn Grund und Giebel brennt/ iſt’s nicht mehr leſchens zeit. Scipio. Jſt deine Liebe denn ſchon bis zum Gipfel kommen? Maſan. Ja! denn ich habe mir ſie ſchon zur Eh genommen. Scipio. Ha! iſt der Aberwitz von ihm wol Glaubens-werth? Maſan. Den Goͤttern hat’s gefalln/ mein Gluͤck-Stern hat’s be- gehrt. Scipio. Mit dem Verhaͤngnuͤſſe vermum̃t man eigne Suͤnden. Maſan. Des Himmels Reitzungen kan niemand uͤberwinden. Scipio. Den reitzt die Thorheit/ der in’s Garn der Wolluſt faͤllt. Maſan. Der Venus Gottesdienſt wird ſelbſt hier durch beſtellt. Scipio. Gott iſt ein kenſcher Geiſt/ liebt Andacht keuſcher Hertzen. Maſan. Der Keuſchheit heilig Oel ernehrt des Ehſtands Kertzen. Scipio. Nicht wenn ein blinder Trieb uns auf das Glat-Eiß jagt. Maſan. Fehl-tretenden wird nicht ſtracks Laub und Gras verſagt. Scipio. Der thut die Laſter ſelbſt/ der durch die Finger ſiehet. Maſan. Auf was fuͤr Abſehn iſt ſein Eyver denn bemuͤhet? Scipio. Daß Maſaniſſa ſol zertrennen Eh und Pflicht. Maſan. Der Himmel laͤßt’s nicht zu/ auch mein Gewiſſen nicht. Scipio. Es iſt ungiltig Ding der Ehſtand bey euch beyden. Maſan. Was kan fuͤr Menſchen Recht ſolch himmliſch Band zerſchneiden? Scipio. E

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/102>, abgerufen am 21.11.2024.