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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Wie aber; bring' ich selbst Jhr dis Geschencke zu?
Warumb nicht? kan sie schmehn/ was ich gezwungen thu?
Kan jemand besser ihr als ich den Traum auslegen?
470Nein! Jupiter läßt sich nicht sehn bey'n Donnerschlägen.
Disalces/ trag dis Gift stracks Sophonisben hin;
Vermeld' ihr: daß ich noch ihr Freund/ ihr Eh Mann bin/
Daß mir noch unentfalln mein doppeltes Versprechen.
Weil aber Mächtige das Eh-Verlöbnüs brechen/
475Und mich der Himmel nicht läßt ihren Eh-Schatz sein/
Sol doch mein ander Wortt im Wercke treffen ein:
Daß sie nicht lebend wird falln in der Römer Hände;
Worfür ich ihr dis Glaß zur sichern Artzney sende.
Disalc. Ach! wie wird Sophonisb' empfinden diesen Schlag!
480
Masan. Wenn sie behertzt ihn fühlt/ so ist's ihr Ehrentag.
Disalc. Der in die Gruft sie schleußt?
Masan. Doch aus den
Fesseln reisset.
Disalc. Ach! möcht' ich sein verschont mit dem/ was er mich
heisset!
Mich schauert selbst die Haut. Macht doch ihr Vaterland
Der Anverwandten Todt durch Bothen nur bekand/
485Die in dem Kercker schon zum Tode sind verdammet.
Masan. Wenn sie behertziget; daß sie vom Belus stammet/
Daß sie sey Asdrubals des grossen Suffes Kind/
Elissens Enckelin/ die Lust in Flammen find't/
Daß sie zur Mutter-stadt Chaedreanech habe;
490Daß kein Gewürme lebt in der Phoenizer Grabe;
Daß man Amilcars Haupt/ und die ihm kommen bey
Durch Tugend/ bethet an. Wenn sie erwegt; sie sey
Vorhin vermählt gewest mit zwey gekrönten Köpffen/
Wird sie aus dem Geschenck' ihr Trost und Lehre schöpffen.

495
Disalc. Wo bleibet Treu' und Eh' und ihr geschworner Eyd?
Masan. Wo es umb Zepter geht/ da sind sie Eitelkeit.
Disalc. Kan er ihr Schatz nicht sein/ so sey er nicht ihr Mörder.
Masan. Ja! weil ich doch ihr Heil durch Gift und Mord be-
förder'.
Disalc. Ein Römer kan dis Werck mit mehrerm Ruhm voll-
zihn.

500
Masan. Der wird sich ihren Tod mehr zu verhindern mühn:
Disalc.
SOPHONISBE.
Wie aber; bring’ ich ſelbſt Jhr dis Geſchencke zu?
Warumb nicht? kan ſie ſchmehn/ was ich gezwungen thu?
Kan jemand beſſer ihr als ich den Traum auslegen?
470Nein! Jupiter laͤßt ſich nicht ſehn bey’n Donnerſchlaͤgen.
Diſalces/ trag dis Gift ſtracks Sophonisben hin;
Vermeld’ ihr: daß ich noch ihr Freund/ ihr Eh Mann bin/
Daß mir noch unentfalln mein doppeltes Verſprechen.
Weil aber Maͤchtige das Eh-Verloͤbnuͤs brechen/
475Und mich der Himmel nicht laͤßt ihren Eh-Schatz ſein/
Sol doch mein ander Wortt im Wercke treffen ein:
Daß ſie nicht lebend wird falln in der Roͤmer Haͤnde;
Worfuͤr ich ihr dis Glaß zur ſichern Artzney ſende.
Diſalc. Ach! wie wird Sophonisb’ empfinden dieſen Schlag!
480
Maſan. Wenn ſie behertzt ihn fuͤhlt/ ſo iſt’s ihr Ehrentag.
Diſalc. Der in die Gruft ſie ſchleußt?
Maſan. Doch aus den
Feſſeln reiſſet.
Diſalc. Ach! moͤcht’ ich ſein verſchont mit dem/ was er mich
heiſſet!
Mich ſchauert ſelbſt die Haut. Macht doch ihr Vaterland
Der Anverwandten Todt durch Bothen nur bekand/
485Die in dem Kercker ſchon zum Tode ſind verdammet.
Maſan. Wenn ſie behertziget; daß ſie vom Belus ſtammet/
Daß ſie ſey Aſdrubals des groſſen Suffes Kind/
Eliſſens Enckelin/ die Luſt in Flammen find’t/
Daß ſie zur Mutter-ſtadt Chaedreanech habe;
490Daß kein Gewuͤrme lebt in der Phœnizer Grabe;
Daß man Amilcars Haupt/ und die ihm kommen bey
Durch Tugend/ bethet an. Wenn ſie erwegt; ſie ſey
Vorhin vermaͤhlt geweſt mit zwey gekroͤnten Koͤpffen/
Wird ſie aus dem Geſchenck’ ihr Troſt und Lehre ſchoͤpffen.

495
Diſalc. Wo bleibet Treu’ und Eh’ und ihr geſchworner Eyd?
Maſan. Wo es umb Zepter geht/ da ſind ſie Eitelkeit.
Diſalc. Kan er ihr Schatz nicht ſein/ ſo ſey er nicht ihr Moͤrder.
Maſan. Ja! weil ich doch ihr Heil durch Gift und Mord be-
foͤrder’.
Diſalc. Ein Roͤmer kan dis Werck mit mehrerm Ruhm voll-
zihn.

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[72/0109] SOPHONISBE. Wie aber; bring’ ich ſelbſt Jhr dis Geſchencke zu? Warumb nicht? kan ſie ſchmehn/ was ich gezwungen thu? Kan jemand beſſer ihr als ich den Traum auslegen? Nein! Jupiter laͤßt ſich nicht ſehn bey’n Donnerſchlaͤgen. Diſalces/ trag dis Gift ſtracks Sophonisben hin; Vermeld’ ihr: daß ich noch ihr Freund/ ihr Eh Mann bin/ Daß mir noch unentfalln mein doppeltes Verſprechen. Weil aber Maͤchtige das Eh-Verloͤbnuͤs brechen/ Und mich der Himmel nicht laͤßt ihren Eh-Schatz ſein/ Sol doch mein ander Wortt im Wercke treffen ein: Daß ſie nicht lebend wird falln in der Roͤmer Haͤnde; Worfuͤr ich ihr dis Glaß zur ſichern Artzney ſende. Diſalc. Ach! wie wird Sophonisb’ empfinden dieſen Schlag! Maſan. Wenn ſie behertzt ihn fuͤhlt/ ſo iſt’s ihr Ehrentag. Diſalc. Der in die Gruft ſie ſchleußt? Maſan. Doch aus den Feſſeln reiſſet. Diſalc. Ach! moͤcht’ ich ſein verſchont mit dem/ was er mich heiſſet! Mich ſchauert ſelbſt die Haut. Macht doch ihr Vaterland Der Anverwandten Todt durch Bothen nur bekand/ Die in dem Kercker ſchon zum Tode ſind verdammet. Maſan. Wenn ſie behertziget; daß ſie vom Belus ſtammet/ Daß ſie ſey Aſdrubals des groſſen Suffes Kind/ Eliſſens Enckelin/ die Luſt in Flammen find’t/ Daß ſie zur Mutter-ſtadt Chaedreanech habe; Daß kein Gewuͤrme lebt in der Phœnizer Grabe; Daß man Amilcars Haupt/ und die ihm kommen bey Durch Tugend/ bethet an. Wenn ſie erwegt; ſie ſey Vorhin vermaͤhlt geweſt mit zwey gekroͤnten Koͤpffen/ Wird ſie aus dem Geſchenck’ ihr Troſt und Lehre ſchoͤpffen. Diſalc. Wo bleibet Treu’ und Eh’ und ihr geſchworner Eyd? Maſan. Wo es umb Zepter geht/ da ſind ſie Eitelkeit. Diſalc. Kan er ihr Schatz nicht ſein/ ſo ſey er nicht ihr Moͤrder. Maſan. Ja! weil ich doch ihr Heil durch Gift und Mord be- foͤrder’. Diſalc. Ein Roͤmer kan dis Werck mit mehrerm Ruhm voll- zihn. Maſan. Der wird ſich ihren Tod mehr zu verhindern muͤhn: Diſalc.

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/109>, abgerufen am 21.11.2024.