Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite
SOPHONISBE.
Sophonisbe. Adherbal. Hierba.
Tychaeus. Himilco. Micipsa.

Das Frauenzimmer.

325
Sophon. Vertrautste/ nunmehr ist der güldne Tag erschienen/
Des Glücks/ der Eitelkeit/ der tausend Seelen dienen/
Jhr Joch zu werffen ab; die Larve wegzuzihn
Gespenstern/ die mit nichts sich uns zu schrecken mühn.
Der Todes-Schatten schafft nur blöden Augen Schrecken.
330Verwehnten Lippen wil nur Aloe nicht schmecken.
Ein Helden-Geist gleicht sich Gefässen die Zibeth
Und Ambra hat durchwürckt. Was in denselben steht/
Zeucht den Geruch an sich/ und ärgste Bitterkeiten
Verzuckert die Geduld.
Himilco. O frembder Lauf der Zeiten!
335Sol unsers Reiches Sonn' itzt schon im Grabe stehn?
Sophon. Die Sonnen sind erst schön wenn sie zu Golde gehn.
Micipsa. Was wird an uns für Schuld durch so viel Kwal ge-
rochen?
Sophon. Wir haben mehr/ als uns der Himmel strafft/ ver-
brochen.
Himilco. Des Masanissen Schuld und Untreu bleibt verschont.
340
Sophon. Sein Meineyd wird zur Zeit wie meiner sein belohnt.
Die Sünd' ist auf die Sünd' ein Werckzeug gleicher Straffen.
Diespiter schärft Keil' auch wenn er scheint zu schlaffen/
Führt wider Erd und Welt mit diesem Schwefel Krieg/
Der aus der Erde vor als Dunst zum Sternen stieg.
345Die Untreu schläget mich umb meines Syphax willen/
Dem ich vor untreu ward. Auf! laßt uns nun erfüllen/
Was das Verhängnüs wil und Masanissa schafft!
Komm und entbünde mich wahrhafter Freyheits-Saft!
Micipsa. Durchlauchtste Königin/ wie/ wil sie dem zu liebe/
350Der nichts nicht lieber wünscht/ als daß er sie betrübe/
Zu seiner grimmen Lust aufopfern Geist und Blutt?
Sophon. Dis Opfer ist mehr mir als Masanissen gutt.
Tychaeus.
SOPHONISBE.
Sophonisbe. Adherbal. Hierba.
Tychæus. Himilco. Micipſa.

Das Frauenzimmer.

325
Sophon. Vertrautſte/ nunmehr iſt der guͤldne Tag erſchienen/
Des Gluͤcks/ der Eitelkeit/ der tauſend Seelen dienen/
Jhr Joch zu werffen ab; die Larve wegzuzihn
Geſpenſtern/ die mit nichts ſich uns zu ſchrecken muͤhn.
Der Todes-Schatten ſchafft nur bloͤden Augen Schrecken.
330Verwehnten Lippen wil nur Aloe nicht ſchmecken.
Ein Helden-Geiſt gleicht ſich Gefaͤſſen die Zibeth
Und Ambra hat durchwuͤrckt. Was in denſelben ſteht/
Zeucht den Geruch an ſich/ und aͤrgſte Bitterkeiten
Verzuckert die Geduld.
Himilco. O frembder Lauf der Zeiten!
335Sol unſers Reiches Sonn’ itzt ſchon im Grabe ſtehn?
Sophon. Die Sonnen ſind erſt ſchoͤn wenn ſie zu Golde gehn.
Micipſa. Was wird an uns fuͤr Schuld durch ſo viel Kwal ge-
rochen?
Sophon. Wir haben mehr/ als uns der Himmel ſtrafft/ ver-
brochen.
Himilco. Des Maſaniſſen Schuld und Untreu bleibt verſchont.
340
Sophon. Sein Meineyd wird zur Zeit wie meiner ſein belohnt.
Die Suͤnd’ iſt auf die Suͤnd’ ein Werckzeug gleicher Straffen.
Dieſpiter ſchaͤrft Keil’ auch wenn er ſcheint zu ſchlaffen/
Fuͤhrt wider Erd und Welt mit dieſem Schwefel Krieg/
Der aus der Erde vor als Dunſt zum Sternen ſtieg.
345Die Untreu ſchlaͤget mich umb meines Syphax willen/
Dem ich vor untreu ward. Auf! laßt uns nun erfuͤllen/
Was das Verhaͤngnuͤs wil und Maſaniſſa ſchafft!
Kom̃ und entbuͤnde mich wahrhafter Freyheits-Saft!
Micipſa. Durchlauchtſte Koͤnigin/ wie/ wil ſie dem zu liebe/
350Der nichts nicht lieber wuͤnſcht/ als daß er ſie betruͤbe/
Zu ſeiner grimmen Luſt aufopfern Geiſt und Blutt?
Sophon. Dis Opfer iſt mehr mir als Maſaniſſen gutt.
Tychæus.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#DIS">
          <pb facs="#f0125" n="88"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">SOPHONISBE.</hi> </hi> </fw><lb/>
          <stage> <hi rendition="#aq">Sophonisbe. Adherbal. Hierba.<lb/>
Tychæus. Himilco. Micip&#x017F;a.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Das Frauenzimmer.</hi> </stage><lb/>
          <note place="left">325</note>
        </sp>
        <sp who="#SOP">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Sophon.</hi> </speaker>
          <p>Vertraut&#x017F;te/ nunmehr i&#x017F;t der gu&#x0364;ldne Tag er&#x017F;chienen/<lb/>
Des Glu&#x0364;cks/ der Eitelkeit/ der tau&#x017F;end Seelen dienen/<lb/>
Jhr Joch zu werffen ab; die Larve wegzuzihn<lb/>
Ge&#x017F;pen&#x017F;tern/ die mit nichts &#x017F;ich uns zu &#x017F;chrecken mu&#x0364;hn.<lb/>
Der Todes-Schatten &#x017F;chafft nur blo&#x0364;den Augen Schrecken.<lb/><note place="left">330</note>Verwehnten Lippen wil nur Aloe nicht &#x017F;chmecken.<lb/>
Ein Helden-Gei&#x017F;t gleicht &#x017F;ich Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Zibeth<lb/>
Und Ambra hat durchwu&#x0364;rckt. Was in den&#x017F;elben &#x017F;teht/<lb/>
Zeucht den Geruch an &#x017F;ich/ und a&#x0364;rg&#x017F;te Bitterkeiten<lb/>
Verzuckert die Geduld.</p>
        </sp>
        <sp who="#HIM">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Himilco.</hi> </speaker>
          <p>O frembder Lauf der Zeiten!<lb/><note place="left">335</note>Sol un&#x017F;ers Reiches Sonn&#x2019; itzt &#x017F;chon im Grabe &#x017F;tehn?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SOP">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Sophon.</hi> </speaker>
          <p>Die Sonnen &#x017F;ind er&#x017F;t &#x017F;cho&#x0364;n wenn &#x017F;ie zu Golde gehn.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MIC">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Micip&#x017F;a.</hi> </speaker>
          <p>Was wird an uns fu&#x0364;r Schuld durch &#x017F;o viel Kwal ge-<lb/>
rochen?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SOP">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Sophon.</hi> </speaker>
          <p>Wir haben mehr/ als uns der Himmel &#x017F;trafft/ ver-<lb/>
brochen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HIM">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Himilco.</hi> </speaker>
          <p>Des Ma&#x017F;ani&#x017F;&#x017F;en Schuld und Untreu bleibt ver&#x017F;chont.</p><lb/>
          <note place="left">340</note>
        </sp>
        <sp who="#SOP">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Sophon.</hi> </speaker>
          <p>Sein Meineyd wird zur Zeit wie meiner &#x017F;ein belohnt.<lb/>
Die Su&#x0364;nd&#x2019; i&#x017F;t auf die Su&#x0364;nd&#x2019; ein Werckzeug gleicher Straffen.<lb/>
Die&#x017F;piter &#x017F;cha&#x0364;rft Keil&#x2019; auch wenn er &#x017F;cheint zu &#x017F;chlaffen/<lb/>
Fu&#x0364;hrt wider Erd und Welt mit die&#x017F;em Schwefel Krieg/<lb/>
Der aus der Erde vor als Dun&#x017F;t zum Sternen &#x017F;tieg.<lb/><note place="left">345</note>Die Untreu &#x017F;chla&#x0364;get mich umb meines Syphax willen/<lb/>
Dem ich vor untreu ward. Auf! laßt uns nun erfu&#x0364;llen/<lb/>
Was das Verha&#x0364;ngnu&#x0364;s wil und Ma&#x017F;ani&#x017F;&#x017F;a &#x017F;chafft!<lb/>
Kom&#x0303; und entbu&#x0364;nde mich wahrhafter Freyheits-Saft!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MIC">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Micip&#x017F;a.</hi> </speaker>
          <p>Durchlaucht&#x017F;te Ko&#x0364;nigin/ wie/ wil &#x017F;ie dem zu liebe/<lb/><note place="left">350</note>Der nichts nicht lieber wu&#x0364;n&#x017F;cht/ als daß er &#x017F;ie betru&#x0364;be/<lb/>
Zu &#x017F;einer grimmen Lu&#x017F;t aufopfern Gei&#x017F;t und Blutt?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SOP">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Sophon.</hi> </speaker>
          <p>Dis Opfer i&#x017F;t mehr mir als Ma&#x017F;ani&#x017F;&#x017F;en gutt.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Tychæus.</hi> </fw>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0125] SOPHONISBE. Sophonisbe. Adherbal. Hierba. Tychæus. Himilco. Micipſa. Das Frauenzimmer. Sophon. Vertrautſte/ nunmehr iſt der guͤldne Tag erſchienen/ Des Gluͤcks/ der Eitelkeit/ der tauſend Seelen dienen/ Jhr Joch zu werffen ab; die Larve wegzuzihn Geſpenſtern/ die mit nichts ſich uns zu ſchrecken muͤhn. Der Todes-Schatten ſchafft nur bloͤden Augen Schrecken. Verwehnten Lippen wil nur Aloe nicht ſchmecken. Ein Helden-Geiſt gleicht ſich Gefaͤſſen die Zibeth Und Ambra hat durchwuͤrckt. Was in denſelben ſteht/ Zeucht den Geruch an ſich/ und aͤrgſte Bitterkeiten Verzuckert die Geduld. Himilco. O frembder Lauf der Zeiten! Sol unſers Reiches Sonn’ itzt ſchon im Grabe ſtehn? Sophon. Die Sonnen ſind erſt ſchoͤn wenn ſie zu Golde gehn. Micipſa. Was wird an uns fuͤr Schuld durch ſo viel Kwal ge- rochen? Sophon. Wir haben mehr/ als uns der Himmel ſtrafft/ ver- brochen. Himilco. Des Maſaniſſen Schuld und Untreu bleibt verſchont. Sophon. Sein Meineyd wird zur Zeit wie meiner ſein belohnt. Die Suͤnd’ iſt auf die Suͤnd’ ein Werckzeug gleicher Straffen. Dieſpiter ſchaͤrft Keil’ auch wenn er ſcheint zu ſchlaffen/ Fuͤhrt wider Erd und Welt mit dieſem Schwefel Krieg/ Der aus der Erde vor als Dunſt zum Sternen ſtieg. Die Untreu ſchlaͤget mich umb meines Syphax willen/ Dem ich vor untreu ward. Auf! laßt uns nun erfuͤllen/ Was das Verhaͤngnuͤs wil und Maſaniſſa ſchafft! Kom̃ und entbuͤnde mich wahrhafter Freyheits-Saft! Micipſa. Durchlauchtſte Koͤnigin/ wie/ wil ſie dem zu liebe/ Der nichts nicht lieber wuͤnſcht/ als daß er ſie betruͤbe/ Zu ſeiner grimmen Luſt aufopfern Geiſt und Blutt? Sophon. Dis Opfer iſt mehr mir als Maſaniſſen gutt. Tychæus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/125
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/125>, abgerufen am 16.05.2024.