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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
An dem er mehrmals hat Abgött'schen Mord verübt.
Bogud. Solch Tod bestetigt es: Bogudis sey beliebt
315Den Göttern/ denen er als Priester sich geweihet/
Weil er zum Opfer selbst auf ihr Altar gedeyet;
Jhr edles Creutze küßt.
Laelius. Hört mir den Wahnwitz an!
Wie der Verzweifelte noch höhn- und trotzen kan/
Laßt/ wenn er angepfleckt'/ die Brust ihm undurchschnitten/
320Bis er gesehn die Drey die schwartze Seel ausschütten.
Bogud. Die Unschuld hegt in sich ein Diamanten Hertz
Und Augen aus Porphier/ die weder weicher Schmertz
Noch nasse Wehmuth rührt.
Lael. Der Außgang wird es lehren/
Wie weit Hartneckigkeit nicht möglich zu versehren.
325Jst aber kein Busir sonst hier in Cyrtha dar/
Der diese Drey thut ab auf dieses Mord-Altar?
Weil für der Grausamkeit mir so fängt an zu grauen:
Daß ich die Römer nicht hierdurch befleckt kan schauen.
Jst Niemand unter euch/ ihr Mohren/ der die Drey
330Zur Rach uns opfern wil/ und durch die Raserey
Verdienen unsre Hold?
Sophon. Darf ich mich wol erkühnen
Durch ein verzweifelt Werck mir Wolfarth zu verdienen?
Hier stellt sich Laelius/ dir eine Königin/
Die kein Bedencken trägt die Drey zu richten hin/
335Umb euch zu machen wahr: daß ich durch Masanissen
Mit Römern Freindschaft wolln/ mit Mohren Feindschast
schlüssen/
Daß ein Schneeweißes Hertz in brannen Brüsten steckt.
Laelius. Jst's glaublich/ was sie sagt? Sehr wol! es sey voll-
streckt
Was uns ihr Mund verspricht.
Sophon. Jch wil mit Lachen
schneiden
340Die Hertzen aus der Brust. Kommt/ laßt mich euch entkleiden.
Reicht mir das Messer her. Trit näher in das Licht.
Hilf Himmel! ich bin todt! ich kan das Messer nicht
Mehr halten! mir erstarrn/ ihr Götter/ Mund und Hände!
Laelius. Wie? nimmt ihr hitzig Trieb der Mordlust schon ein
Ende?

Sophon.
D
SOPHONISBE.
An dem er mehrmals hat Abgoͤtt’ſchen Mord veruͤbt.
Bogud. Solch Tod beſtetigt es: Bogudis ſey beliebt
315Den Goͤttern/ denen er als Prieſter ſich geweihet/
Weil er zum Opfer ſelbſt auf ihr Altar gedeyet;
Jhr edles Creutze kuͤßt.
Lælius. Hoͤrt mir den Wahnwitz an!
Wie der Verzweifelte noch hoͤhn- und trotzen kan/
Laßt/ wenn er angepfleckt’/ die Bruſt ihm undurchſchnitten/
320Bis er geſehn die Drey die ſchwartze Seel ausſchuͤtten.
Bogud. Die Unſchuld hegt in ſich ein Diamanten Hertz
Und Augen aus Porphier/ die weder weicher Schmertz
Noch naſſe Wehmuth ruͤhrt.
Læl. Der Außgang wird es lehren/
Wie weit Hartneckigkeit nicht moͤglich zu verſehren.
325Jſt aber kein Buſir ſonſt hier in Cyrtha dar/
Der dieſe Drey thut ab auf dieſes Mord-Altar?
Weil fuͤr der Grauſamkeit mir ſo faͤngt an zu grauen:
Daß ich die Roͤmer nicht hierdurch befleckt kan ſchauen.
Jſt Niemand unter euch/ ihr Mohren/ der die Drey
330Zur Rach uns opfern wil/ und durch die Raſerey
Verdienen unſre Hold?
Sophon. Darf ich mich wol erkuͤhnen
Durch ein verzweifelt Werck mir Wolfarth zu verdienen?
Hier ſtellt ſich Lælius/ dir eine Koͤnigin/
Die kein Bedencken traͤgt die Drey zu richten hin/
335Umb euch zu machen wahr: daß ich durch Maſaniſſen
Mit Roͤmern Freindſchaft wolln/ mit Mohren Feindſchaſt
ſchluͤſſen/
Daß ein Schneeweißes Hertz in brannen Bruͤſten ſteckt.
Lælius. Jſt’s glaublich/ was ſie ſagt? Sehr wol! es ſey voll-
ſtreckt
Was uns ihr Mund verſpricht.
Sophon. Jch wil mit Lachen
ſchneiden
340Die Hertzen aus der Bruſt. Kom̃t/ laßt mich euch entkleiden.
Reicht mir das Meſſer her. Trit naͤher in das Licht.
Hilf Himmel! ich bin todt! ich kan das Meſſer nicht
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Lælius. Wie? nim̃t ihr hitzig Trieb der Mordluſt ſchon ein
Ende?

Sophon.
D
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[49/0086] SOPHONISBE. An dem er mehrmals hat Abgoͤtt’ſchen Mord veruͤbt. Bogud. Solch Tod beſtetigt es: Bogudis ſey beliebt Den Goͤttern/ denen er als Prieſter ſich geweihet/ Weil er zum Opfer ſelbſt auf ihr Altar gedeyet; Jhr edles Creutze kuͤßt. Lælius. Hoͤrt mir den Wahnwitz an! Wie der Verzweifelte noch hoͤhn- und trotzen kan/ Laßt/ wenn er angepfleckt’/ die Bruſt ihm undurchſchnitten/ Bis er geſehn die Drey die ſchwartze Seel ausſchuͤtten. Bogud. Die Unſchuld hegt in ſich ein Diamanten Hertz Und Augen aus Porphier/ die weder weicher Schmertz Noch naſſe Wehmuth ruͤhrt. Læl. Der Außgang wird es lehren/ Wie weit Hartneckigkeit nicht moͤglich zu verſehren. Jſt aber kein Buſir ſonſt hier in Cyrtha dar/ Der dieſe Drey thut ab auf dieſes Mord-Altar? Weil fuͤr der Grauſamkeit mir ſo faͤngt an zu grauen: Daß ich die Roͤmer nicht hierdurch befleckt kan ſchauen. Jſt Niemand unter euch/ ihr Mohren/ der die Drey Zur Rach uns opfern wil/ und durch die Raſerey Verdienen unſre Hold? Sophon. Darf ich mich wol erkuͤhnen Durch ein verzweifelt Werck mir Wolfarth zu verdienen? Hier ſtellt ſich Lælius/ dir eine Koͤnigin/ Die kein Bedencken traͤgt die Drey zu richten hin/ Umb euch zu machen wahr: daß ich durch Maſaniſſen Mit Roͤmern Freindſchaft wolln/ mit Mohren Feindſchaſt ſchluͤſſen/ Daß ein Schneeweißes Hertz in brannen Bruͤſten ſteckt. Lælius. Jſt’s glaublich/ was ſie ſagt? Sehr wol! es ſey voll- ſtreckt Was uns ihr Mund verſpricht. Sophon. Jch wil mit Lachen ſchneiden Die Hertzen aus der Bruſt. Kom̃t/ laßt mich euch entkleiden. Reicht mir das Meſſer her. Trit naͤher in das Licht. Hilf Himmel! ich bin todt! ich kan das Meſſer nicht Mehr halten! mir erſtarrn/ ihr Goͤtter/ Mund und Haͤnde! Lælius. Wie? nim̃t ihr hitzig Trieb der Mordluſt ſchon ein Ende? Sophon. D

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/86>, abgerufen am 16.05.2024.