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Lohmann, Friederike: Die Entscheidung bei Hochkirch. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 63–137. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ist, muß ich zum Könige selbst gehen, ja wahrhaftig. Sehen Sie, ich bin eben nicht furchtsam, aber man will sich doch nicht so geradezu unter das gottlose Kriegsvolk wagen.

Die Stimme gehörte einer kleinen alten Frau, die mitten im trockenen Graben unter drei breitästigen Bäumen saß. Sie war vom Kopf bis zum Fuß in Pelz gehüllt, nur eine krumme Nase und funkelnde schwarze Augen sahen aus den Hüllen hervor. Der Nebel wob noch außerdem seinen geheimnißvollen Schleier über die Gestalt.

Mit Ew. Majestät Erlaubniß, sagte der Husar, will ich zurückbleiben und hören, was die Frau begehrt.

Frage Er sie nur, erwiderte der König, Er hört ja, daß es mich angeht. Aber ich will mit der Fee Fanferlüsche nichts weiter zu schaffen haben. Frage Er sie.

Der Husar gehorchte; die Alte raffte sich mit wunderbarer Schnelligkeit auf, klimmte den Graben hinan und stand dicht vor den Reitern. Sie werden sich wundern, gnädiger Herr, sagte sie, ihre Kleidung streichend und säubernd, daß ein Frauenzimmer von meiner Art hier sitzt, als ob es eine Zigeunerin wäre. Ja, du lieber Gott, Noth bricht Eisen! Der furchtsame Hase von Fuhrmann, den mein Gevatter so rühmte, riß aus, wie er ein Paar Flinten von fern blitzen sah; her mußte ich, also machte ich das Stückchen mit meinen alten Füßen.

Nun, was soll's! was soll's! nur kurz gesagt! rief

ist, muß ich zum Könige selbst gehen, ja wahrhaftig. Sehen Sie, ich bin eben nicht furchtsam, aber man will sich doch nicht so geradezu unter das gottlose Kriegsvolk wagen.

Die Stimme gehörte einer kleinen alten Frau, die mitten im trockenen Graben unter drei breitästigen Bäumen saß. Sie war vom Kopf bis zum Fuß in Pelz gehüllt, nur eine krumme Nase und funkelnde schwarze Augen sahen aus den Hüllen hervor. Der Nebel wob noch außerdem seinen geheimnißvollen Schleier über die Gestalt.

Mit Ew. Majestät Erlaubniß, sagte der Husar, will ich zurückbleiben und hören, was die Frau begehrt.

Frage Er sie nur, erwiderte der König, Er hört ja, daß es mich angeht. Aber ich will mit der Fee Fanferlüsche nichts weiter zu schaffen haben. Frage Er sie.

Der Husar gehorchte; die Alte raffte sich mit wunderbarer Schnelligkeit auf, klimmte den Graben hinan und stand dicht vor den Reitern. Sie werden sich wundern, gnädiger Herr, sagte sie, ihre Kleidung streichend und säubernd, daß ein Frauenzimmer von meiner Art hier sitzt, als ob es eine Zigeunerin wäre. Ja, du lieber Gott, Noth bricht Eisen! Der furchtsame Hase von Fuhrmann, den mein Gevatter so rühmte, riß aus, wie er ein Paar Flinten von fern blitzen sah; her mußte ich, also machte ich das Stückchen mit meinen alten Füßen.

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[0061] ist, muß ich zum Könige selbst gehen, ja wahrhaftig. Sehen Sie, ich bin eben nicht furchtsam, aber man will sich doch nicht so geradezu unter das gottlose Kriegsvolk wagen. Die Stimme gehörte einer kleinen alten Frau, die mitten im trockenen Graben unter drei breitästigen Bäumen saß. Sie war vom Kopf bis zum Fuß in Pelz gehüllt, nur eine krumme Nase und funkelnde schwarze Augen sahen aus den Hüllen hervor. Der Nebel wob noch außerdem seinen geheimnißvollen Schleier über die Gestalt. Mit Ew. Majestät Erlaubniß, sagte der Husar, will ich zurückbleiben und hören, was die Frau begehrt. Frage Er sie nur, erwiderte der König, Er hört ja, daß es mich angeht. Aber ich will mit der Fee Fanferlüsche nichts weiter zu schaffen haben. Frage Er sie. Der Husar gehorchte; die Alte raffte sich mit wunderbarer Schnelligkeit auf, klimmte den Graben hinan und stand dicht vor den Reitern. Sie werden sich wundern, gnädiger Herr, sagte sie, ihre Kleidung streichend und säubernd, daß ein Frauenzimmer von meiner Art hier sitzt, als ob es eine Zigeunerin wäre. Ja, du lieber Gott, Noth bricht Eisen! Der furchtsame Hase von Fuhrmann, den mein Gevatter so rühmte, riß aus, wie er ein Paar Flinten von fern blitzen sah; her mußte ich, also machte ich das Stückchen mit meinen alten Füßen. Nun, was soll's! was soll's! nur kurz gesagt! rief

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Zitationshilfe: Lohmann, Friederike: Die Entscheidung bei Hochkirch. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 63–137. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohmann_hochkirch_1910/61>, abgerufen am 25.11.2024.