Lohmann, Friederike: Die Entscheidung bei Hochkirch. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 63–137. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.als ich befohlen habe, sagte Friedrich. Ich muß ein Exempel statuiren. Der Mann hat ja gewußt, daß ich jetzt sein Herr bin, und daß ich nicht mit mir spaßen lasse. Die Feinde sind weit weniger scrupulös, sie haben die armen Magistratspersonen von Cottbus als Geiseln fortgeschleppt und sie obenein gemißhandelt. Wir müssen ihnen zeigen, daß wir Repressalien nehmen können. Mit Ew. Majestät Verlaub, antwortete Justine unerschrocken, die Rache will sich Gott selbst vorbehalten, und, das einzige Wort muß ich noch von mir geben, wenn es auch das letzte wäre, das über meine Zunge geht, die Russen sind in Königsberg und haben Alles in Besitz genommen, da kann leicht ein guter Preuße für Ew. Majestät thun, wie mein armer alter Herr für -- Er wird wohl für die Sicherheit der Frau sorgen, mein lieber Ziethen, sagte der König, da sie Ihm so attachirt ist. Sie hat Bravour genug für eine Weibsperson, mag aber doch machen, daß sie wieder in ihre Heimath kommt. Nun, en avant, meine Herren! -- Das war also umsonst, rief Justine, als die Reiter blitzschnell aus ihren Augen verschwanden und nur der General noch neben ihr hielt. Nun, ich habe das Meinige gethan, und der Herr General werden wohl die alte Justine nicht hier im Graben sitzen lassen. Ich bin müde bis zum Sterben, ich fühle es nun erst, da ich meinem Herzen Luft gemacht habe. Wenn ich leben- als ich befohlen habe, sagte Friedrich. Ich muß ein Exempel statuiren. Der Mann hat ja gewußt, daß ich jetzt sein Herr bin, und daß ich nicht mit mir spaßen lasse. Die Feinde sind weit weniger scrupulös, sie haben die armen Magistratspersonen von Cottbus als Geiseln fortgeschleppt und sie obenein gemißhandelt. Wir müssen ihnen zeigen, daß wir Repressalien nehmen können. Mit Ew. Majestät Verlaub, antwortete Justine unerschrocken, die Rache will sich Gott selbst vorbehalten, und, das einzige Wort muß ich noch von mir geben, wenn es auch das letzte wäre, das über meine Zunge geht, die Russen sind in Königsberg und haben Alles in Besitz genommen, da kann leicht ein guter Preuße für Ew. Majestät thun, wie mein armer alter Herr für — Er wird wohl für die Sicherheit der Frau sorgen, mein lieber Ziethen, sagte der König, da sie Ihm so attachirt ist. Sie hat Bravour genug für eine Weibsperson, mag aber doch machen, daß sie wieder in ihre Heimath kommt. Nun, en avant, meine Herren! — Das war also umsonst, rief Justine, als die Reiter blitzschnell aus ihren Augen verschwanden und nur der General noch neben ihr hielt. Nun, ich habe das Meinige gethan, und der Herr General werden wohl die alte Justine nicht hier im Graben sitzen lassen. Ich bin müde bis zum Sterben, ich fühle es nun erst, da ich meinem Herzen Luft gemacht habe. Wenn ich leben- <TEI> <text> <body> <div n="6"> <p><pb facs="#f0066"/> als ich befohlen habe, sagte Friedrich. Ich muß ein Exempel statuiren. Der Mann hat ja gewußt, daß ich jetzt sein Herr bin, und daß ich nicht mit mir spaßen lasse. Die Feinde sind weit weniger scrupulös, sie haben die armen Magistratspersonen von Cottbus als Geiseln fortgeschleppt und sie obenein gemißhandelt. Wir müssen ihnen zeigen, daß wir Repressalien nehmen können.</p><lb/> <p>Mit Ew. Majestät Verlaub, antwortete Justine unerschrocken, die Rache will sich Gott selbst vorbehalten, und, das einzige Wort muß ich noch von mir geben, wenn es auch das letzte wäre, das über meine Zunge geht, die Russen sind in Königsberg und haben Alles in Besitz genommen, da kann leicht ein guter Preuße für Ew. Majestät thun, wie mein armer alter Herr für —</p><lb/> <p>Er wird wohl für die Sicherheit der Frau sorgen, mein lieber Ziethen, sagte der König, da sie Ihm so attachirt ist. Sie hat Bravour genug für eine Weibsperson, mag aber doch machen, daß sie wieder in ihre Heimath kommt. Nun, en avant, meine Herren! —</p><lb/> <p>Das war also umsonst, rief Justine, als die Reiter blitzschnell aus ihren Augen verschwanden und nur der General noch neben ihr hielt. Nun, ich habe das Meinige gethan, und der Herr General werden wohl die alte Justine nicht hier im Graben sitzen lassen. Ich bin müde bis zum Sterben, ich fühle es nun erst, da ich meinem Herzen Luft gemacht habe. Wenn ich leben-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0066]
als ich befohlen habe, sagte Friedrich. Ich muß ein Exempel statuiren. Der Mann hat ja gewußt, daß ich jetzt sein Herr bin, und daß ich nicht mit mir spaßen lasse. Die Feinde sind weit weniger scrupulös, sie haben die armen Magistratspersonen von Cottbus als Geiseln fortgeschleppt und sie obenein gemißhandelt. Wir müssen ihnen zeigen, daß wir Repressalien nehmen können.
Mit Ew. Majestät Verlaub, antwortete Justine unerschrocken, die Rache will sich Gott selbst vorbehalten, und, das einzige Wort muß ich noch von mir geben, wenn es auch das letzte wäre, das über meine Zunge geht, die Russen sind in Königsberg und haben Alles in Besitz genommen, da kann leicht ein guter Preuße für Ew. Majestät thun, wie mein armer alter Herr für —
Er wird wohl für die Sicherheit der Frau sorgen, mein lieber Ziethen, sagte der König, da sie Ihm so attachirt ist. Sie hat Bravour genug für eine Weibsperson, mag aber doch machen, daß sie wieder in ihre Heimath kommt. Nun, en avant, meine Herren! —
Das war also umsonst, rief Justine, als die Reiter blitzschnell aus ihren Augen verschwanden und nur der General noch neben ihr hielt. Nun, ich habe das Meinige gethan, und der Herr General werden wohl die alte Justine nicht hier im Graben sitzen lassen. Ich bin müde bis zum Sterben, ich fühle es nun erst, da ich meinem Herzen Luft gemacht habe. Wenn ich leben-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T14:20:58Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T14:20:58Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |