Lohner, Tobias: Geistliche Hauß-Bibliothec. Bd. 4. München, 1684.ins gemein. auß folgender Geschicht. Als S. Gertrud eins-mals l. 3. c. 31. mit jhrem gantzen Convent vmb gut Wetter batte/ vnd doch nicht erhört wurde/ sprach sie endlich zn Christo: (Du mildreich ester JEsu/ wie kanst du doch so lang ver weilen die Begierd so viler/ da ich doch allein auff deine Gütigkeit so starck vertrawet hab/ daß ich auch ein grössers von dir hätt können er- langen. Dasprach Christus: Es war kein Wunder/ wann ein Vatter seinen Sohn so offt liesse von jhme einen Pfenning heischen/ wann er jhm für ein jedesmal hundert Marck heimblich hinderlegte. Also solst dich nicht veerwunderen/ daß ich euch zuerhören auff- schübe: dann so offt jhr mich hierumb auch nur mit den wenigsten Worten oder Gedan- cken bittet/ so offt hinderlege ich euch von den ewigen Gütern weit mehr/ als hundert Marck.) Hierauß kanst du ja ein hertzlichen Trost schöpffen/ vnd ein grossen Lust zum Gebett gewin- nen/ in dem du hörest/ daß kein eintziges Ave Ma- ria/ oder Gebettlein vnbelohnt bleibe. Vnnd biß- weilen wann du meinest/ du habest nichts erhalten/ so hast du villeicht am meisten erhalten: wie dises im folgenden Stück klärlich zusehen. Als St. Ger- trud einsmals l. 3. c. 30. §. 15. für ein Person ge- bettet hatte/ vnnd kein Frucht in jhr sahe/ weil sie noch eben so vngetröst verblieb: vnnd diß Christo klagt/ sprach er zu jhr: (Wann der Kayser ei- nem Kind villiegende Gütter schenckt/ so sie- hets niemand gleich an/ daß es so reich wor- den A 5
ins gemein. auß folgender Geſchicht. Als S. Gertrud eins-mals l. 3. c. 31. mit jhrem gantzen Convent vmb gut Wetter batte/ vnd doch nicht erhört wurde/ ſprach ſie endlich zn Chriſto: (Du mildreich eſter JEſu/ wie kanſt du doch ſo lang ver weilen die Begierd ſo viler/ da ich doch allein auff deine Gütigkeit ſo ſtarck vertrawet hab/ daß ich auch ein gröſſers von dir hätt können er- langen. Daſprach Chriſtus: Es war kein Wunder/ wann ein Vatter ſeinen Sohn ſo offt lieſſe von jhme einen Pfenning heiſchen/ wann er jhm für ein jedesmal hundert Marck heimblich hinderlegte. Alſo ſolſt dich nicht veerwunderen/ daß ich euch zuerhören auff- ſchübe: dann ſo offt jhr mich hierumb auch nur mit den wenigſten Worten oder Gedan- cken bittet/ ſo offt hinderlege ich euch von den ewigen Gütern weit mehr/ als hundert Marck.) Hierauß kanſt du ja ein hertzlichen Troſt ſchöpffen/ vnd ein groſſen Luſt zum Gebett gewin- nen/ in dem du höreſt/ daß kein eintziges Ave Ma- ria/ oder Gebettlein vnbelohnt bleibe. Vnnd biß- weilen wann du meineſt/ du habeſt nichts erhalten/ ſo haſt du villeicht am meiſten erhalten: wie diſes im folgenden Stück klärlich zuſehen. Als St. Ger- trud einsmals l. 3. c. 30. §. 15. für ein Perſon ge- bettet hatte/ vnnd kein Frucht in jhr ſahe/ weil ſie noch eben ſo vngetröſt verblieb: vnnd diß Chriſto klagt/ ſprach er zu jhr: (Wann der Kayſer ei- nem Kind villiegende Gütter ſchenckt/ ſo ſie- hets niemand gleich an/ daß es ſo reich wor- den A 5
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ins gemein.
auß folgender Geſchicht. Als S. Gertrud eins-
mals l. 3. c. 31. mit jhrem gantzen Convent vmb
gut Wetter batte/ vnd doch nicht erhört wurde/
ſprach ſie endlich zn Chriſto: (Du mildreich eſter
JEſu/ wie kanſt du doch ſo lang ver weilen
die Begierd ſo viler/ da ich doch allein auff
deine Gütigkeit ſo ſtarck vertrawet hab/ daß
ich auch ein gröſſers von dir hätt können er-
langen. Daſprach Chriſtus: Es war kein
Wunder/ wann ein Vatter ſeinen Sohn ſo
offt lieſſe von jhme einen Pfenning heiſchen/
wann er jhm für ein jedesmal hundert Marck
heimblich hinderlegte. Alſo ſolſt dich nicht
veerwunderen/ daß ich euch zuerhören auff-
ſchübe: dann ſo offt jhr mich hierumb auch
nur mit den wenigſten Worten oder Gedan-
cken bittet/ ſo offt hinderlege ich euch von
den ewigen Gütern weit mehr/ als hundert
Marck.) Hierauß kanſt du ja ein hertzlichen Troſt
ſchöpffen/ vnd ein groſſen Luſt zum Gebett gewin-
nen/ in dem du höreſt/ daß kein eintziges Ave Ma-
ria/ oder Gebettlein vnbelohnt bleibe. Vnnd biß-
weilen wann du meineſt/ du habeſt nichts erhalten/
ſo haſt du villeicht am meiſten erhalten: wie diſes
im folgenden Stück klärlich zuſehen. Als St. Ger-
trud einsmals l. 3. c. 30. §. 15. für ein Perſon ge-
bettet hatte/ vnnd kein Frucht in jhr ſahe/ weil ſie
noch eben ſo vngetröſt verblieb: vnnd diß Chriſto
klagt/ ſprach er zu jhr: (Wann der Kayſer ei-
nem Kind villiegende Gütter ſchenckt/ ſo ſie-
hets niemand gleich an/ daß es ſo reich wor-
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