Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.CAP. V. gelegt, damit deine Seele etwas fände,wann sie von hinnen gefordert wurde, son- dern dein Talent in die Erde vergraben; das ist, deine Gedancken nur meist ins Jrrdische eingeführt. Du achtests nicht/ obschon dein Vieh auf der Berg-Reise nicht viel isset/ du denckst das edle Berg- Futer werde diesen eintzelen Tag schon wie- der gut machen den gantzen Sommer durch und reichlich ersetzen, was ihm auf der Reise etwa abgangen seye. Sihe nun, dein irrdisch Leben ist nicht eine Minute zu rechnen gegen der Ewigkeit, will geschwei- gen ein gantzer Tag gegen einem kurtzen Sommer, und du woltest die augenblick- liche Reise der Nachfolge Christi nicht in GOttes Namen antretten, auß Beysorg, du müssest dich, so lang die Reise währet, aller Sünden enthalten, noch deinem ei- genen Leben deß alten Adams einig Futer lassen, auch alle fremde Wiesen, darauf Satan sein Vieh mästet, auf den grossen Schlacht-Tag vorbey gehen, dich nicht ein- mal darnach umsehen, geb wie deß Fürsten der Finsterniß seine Thiere sich in Welt, Gelt, Ehre, eitelem Geschwätz und aller- hand Begierden deß Fleisches rings herum lustig machen; Diesen Abgang der Natur kanst du nicht verschmertzen, es thut dir wehe, das falsch-grüne Zauber-Graß in de- nen J 4
CAP. V. gelegt, damit deine Seele etwas faͤnde,wann ſie von hinnen gefordert wurde, ſon- dern dein Talent in die Erde vergraben; das iſt, deine Gedancken nur meiſt ins Jrrdiſche eingefuͤhrt. Du achteſts nicht/ obſchon dein Vieh auf der Berg-Reiſe nicht viel iſſet/ du denckſt das edle Berg- Futer werde dieſen eintzelen Tag ſchon wie- der gut machen den gantzen Sommer durch und reichlich erſetzen, was ihm auf der Reiſe etwa abgangen ſeye. Sihe nun, dein irrdiſch Leben iſt nicht eine Minute zu rechnen gegen der Ewigkeit, will geſchwei- gen ein gantzer Tag gegen einem kurtzen Sommer, und du wolteſt die augenblick- liche Reiſe der Nachfolge Chriſti nicht in GOttes Namen antretten, auß Beyſorg, du muͤſſeſt dich, ſo lang die Reiſe waͤhret, aller Suͤnden enthalten, noch deinem ei- genen Leben deß alten Adams einig Futer laſſen, auch alle fremde Wieſen, darauf Satan ſein Vieh maͤſtet, auf den groſſen Schlacht-Tag vorbey gehen, dich nicht ein- mal darnach umſehen, geb wie deß Fuͤrſten der Finſterniß ſeine Thiere ſich in Welt, Gelt, Ehre, eitelem Geſchwaͤtz und aller- hand Begierden deß Fleiſches rings herum luſtig machen; Dieſen Abgang der Natur kanſt du nicht verſchmertzen, es thut dir wehe, das falſch-gruͤne Zauber-Graß in de- nen J 4
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CAP. V.
gelegt, damit deine Seele etwas faͤnde,
wann ſie von hinnen gefordert wurde, ſon-
dern dein Talent in die Erde vergraben;
das iſt, deine Gedancken nur meiſt ins
Jrrdiſche eingefuͤhrt. Du achteſts nicht/
obſchon dein Vieh auf der Berg-Reiſe
nicht viel iſſet/ du denckſt das edle Berg-
Futer werde dieſen eintzelen Tag ſchon wie-
der gut machen den gantzen Sommer durch
und reichlich erſetzen, was ihm auf der
Reiſe etwa abgangen ſeye. Sihe nun,
dein irrdiſch Leben iſt nicht eine Minute zu
rechnen gegen der Ewigkeit, will geſchwei-
gen ein gantzer Tag gegen einem kurtzen
Sommer, und du wolteſt die augenblick-
liche Reiſe der Nachfolge Chriſti nicht in
GOttes Namen antretten, auß Beyſorg,
du muͤſſeſt dich, ſo lang die Reiſe waͤhret,
aller Suͤnden enthalten, noch deinem ei-
genen Leben deß alten Adams einig Futer
laſſen, auch alle fremde Wieſen, darauf
Satan ſein Vieh maͤſtet, auf den groſſen
Schlacht-Tag vorbey gehen, dich nicht ein-
mal darnach umſehen, geb wie deß Fuͤrſten
der Finſterniß ſeine Thiere ſich in Welt,
Gelt, Ehre, eitelem Geſchwaͤtz und aller-
hand Begierden deß Fleiſches rings herum
luſtig machen; Dieſen Abgang der Natur
kanſt du nicht verſchmertzen, es thut dir
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