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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Lebens-Mahlzeit.
heit und Gewalt, an Ansehen und Majestät, an Vergnügen und ewi-
gem Wohlseyn! allerdings hat mans gut bey solchem GOtt, dessen
joye accessoire, zufällige Freude es ist sich mitzutheilen so viel nur
leere Gefässe im Hause der Seelen sind, es seye im Verstand mit
Liecht und Weißheit oder im Willen mit Liebe und Heiligkeit (oder
im Geschmack, Kust mit Süßigkeit und Anmuth) oder in der Em-
pfindung mit Ruhe und Seeligkeit; Kein Hungeriger kan mit so gros-
ser Begierde Speise zu sich nehmen, als GOtt vernichtigte, ledige
Seelen ergreiffet und in sein Lieb-flammend Hertz hineinfasset; alle
Menschen sind falsch und sind Lugner, bey GOtt aber ist unverän-
derliche Liebes-Treue, Menschen-Freundschafft ist unbeständig, es
seye dann, daß GOtt derselben Urheber Ursprung und Grund seye;
hingegen ist GOttes Liebe und Zuneigung unwandelbar, er ist und
bleibt allezeit gut Freund, ein Vatter-Hertz ohne falsch. O Abba
bin ich nicht der schlimste Bub, daß ich nicht zerschmeltze aus Liebe zu
einem solchen GOtt!

§. 5. Es ist unendlich mehr Gutes in GOtt, als alle Creaturen En-Es ist un-
endlich
mehr
Guts in
GOtt als
man aus-
drucken
kan.

gel und Menschen in alle Ewigkeit ausdencken können; Das vollkomm-
neste Geschöpff, solte es seyn ein Paulus, ein Johannes, wird von einer
Ewigkeit zur anderen neue Wunder in der Gottheit entdecken und sie
in alle Ewigkeit nicht ergründen können. O was sahe JEsus in GOtt,
wie versancke seine menschliche Seele stets in die tieffste Anbettung hin-
unter vor seiner Herrlichkeit, es sind freylich wenig Worte wann er
sagt: Der lebendige Vatter. Aber o wie hoch ware sein Verstand
hievon, so mancher Buchstaben daran ist, so manches Meer der Weiß-
heits-Liebe, Allmacht, Treue erblickte der Geist JEsu in seinem Vat-
ter, wie mag sein Hertz dabey haben aufgewallet; Und weilen JEsus uns
unendlich liebet, so ware eben diß sein höhester Wunsch, daß sein
ewiger Vatter uns allen bekannt wurde, wie er seiner allerheiligsten
Menschheit bekannt ist: alle Worte Christi sind lauter Verheissun-
gen; Also wann er sagt: Der lebendige Vatter, so will er uns hie-
mit anzeigen grosse Seeligkeiten, als wann er sagte: O ihr todtne
Sünder hebet euere Augen auf, dann das ewige Liebe Wesen will
euer Vatter seyn und sein Leben über euch ausgiessen; seine Veran-
staltung darzu sollet ihr hald vernehmen; welche ist die Sendung und
Zukunfft seines Sohns.

Das
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Lebens-Mahlzeit.
heit und Gewalt, an Anſehen und Majeſtaͤt, an Vergnuͤgen und ewi-
gem Wohlſeyn! allerdings hat mans gut bey ſolchem GOtt, deſſen
joye acceſſoire, zufaͤllige Freude es iſt ſich mitzutheilen ſo viel nur
leere Gefaͤſſe im Hauſe der Seelen ſind, es ſeye im Verſtand mit
Liecht und Weißheit oder im Willen mit Liebe und Heiligkeit (oder
im Geſchmack, Kuſt mit Suͤßigkeit und Anmuth) oder in der Em-
pfindung mit Ruhe und Seeligkeit; Kein Hungeriger kan mit ſo groſ-
ſer Begierde Speiſe zu ſich nehmen, als GOtt vernichtigte, ledige
Seelen ergreiffet und in ſein Lieb-flammend Hertz hineinfaſſet; alle
Menſchen ſind falſch und ſind Lugner, bey GOtt aber iſt unveraͤn-
derliche Liebes-Treue, Menſchen-Freundſchafft iſt unbeſtaͤndig, es
ſeye dann, daß GOtt derſelben Urheber Urſprung und Grund ſeye;
hingegen iſt GOttes Liebe und Zuneigung unwandelbar, er iſt und
bleibt allezeit gut Freund, ein Vatter-Hertz ohne falſch. O Abba
bin ich nicht der ſchlimſte Bub, daß ich nicht zerſchmeltze aus Liebe zu
einem ſolchen GOtt!

§. 5. Es iſt unendlich mehr Gutes in GOtt, als alle Creaturen En-Es iſt un-
endlich
mehr
Guts in
GOtt als
man aus-
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kan.

gel und Menſchen in alle Ewigkeit ausdencken koͤnnen; Das vollkomm-
neſte Geſchoͤpff, ſolte es ſeyn ein Paulus, ein Johannes, wird von einer
Ewigkeit zur anderen neue Wunder in der Gottheit entdecken und ſie
in alle Ewigkeit nicht ergruͤnden koͤnnen. O was ſahe JEſus in GOtt,
wie verſancke ſeine menſchliche Seele ſtets in die tieffſte Anbettung hin-
unter vor ſeiner Herrlichkeit, es ſind freylich wenig Worte wann er
ſagt: Der lebendige Vatter. Aber o wie hoch ware ſein Verſtand
hievon, ſo mancher Buchſtaben daran iſt, ſo manches Meer der Weiß-
heits-Liebe, Allmacht, Treue erblickte der Geiſt JEſu in ſeinem Vat-
ter, wie mag ſein Hertz dabey haben aufgewallet; Und weilen JEſus uns
unendlich liebet, ſo ware eben diß ſein hoͤheſter Wunſch, daß ſein
ewiger Vatter uns allen bekannt wurde, wie er ſeiner allerheiligſten
Menſchheit bekannt iſt: alle Worte Chriſti ſind lauter Verheiſſun-
gen; Alſo wann er ſagt: Der lebendige Vatter, ſo will er uns hie-
mit anzeigen groſſe Seeligkeiten, als wann er ſagte: O ihr todtne
Suͤnder hebet euere Augen auf, dann das ewige Liebe Weſen will
euer Vatter ſeyn und ſein Leben uͤber euch ausgieſſen; ſeine Veran-
ſtaltung darzu ſollet ihr hald vernehmen; welche iſt die Sendung und
Zukunfft ſeines Sohns.

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[1043/1139] Lebens-Mahlzeit. heit und Gewalt, an Anſehen und Majeſtaͤt, an Vergnuͤgen und ewi- gem Wohlſeyn! allerdings hat mans gut bey ſolchem GOtt, deſſen joye acceſſoire, zufaͤllige Freude es iſt ſich mitzutheilen ſo viel nur leere Gefaͤſſe im Hauſe der Seelen ſind, es ſeye im Verſtand mit Liecht und Weißheit oder im Willen mit Liebe und Heiligkeit (oder im Geſchmack, Kuſt mit Suͤßigkeit und Anmuth) oder in der Em- pfindung mit Ruhe und Seeligkeit; Kein Hungeriger kan mit ſo groſ- ſer Begierde Speiſe zu ſich nehmen, als GOtt vernichtigte, ledige Seelen ergreiffet und in ſein Lieb-flammend Hertz hineinfaſſet; alle Menſchen ſind falſch und ſind Lugner, bey GOtt aber iſt unveraͤn- derliche Liebes-Treue, Menſchen-Freundſchafft iſt unbeſtaͤndig, es ſeye dann, daß GOtt derſelben Urheber Urſprung und Grund ſeye; hingegen iſt GOttes Liebe und Zuneigung unwandelbar, er iſt und bleibt allezeit gut Freund, ein Vatter-Hertz ohne falſch. O Abba bin ich nicht der ſchlimſte Bub, daß ich nicht zerſchmeltze aus Liebe zu einem ſolchen GOtt! §. 5. Es iſt unendlich mehr Gutes in GOtt, als alle Creaturen En- gel und Menſchen in alle Ewigkeit ausdencken koͤnnen; Das vollkomm- neſte Geſchoͤpff, ſolte es ſeyn ein Paulus, ein Johannes, wird von einer Ewigkeit zur anderen neue Wunder in der Gottheit entdecken und ſie in alle Ewigkeit nicht ergruͤnden koͤnnen. O was ſahe JEſus in GOtt, wie verſancke ſeine menſchliche Seele ſtets in die tieffſte Anbettung hin- unter vor ſeiner Herrlichkeit, es ſind freylich wenig Worte wann er ſagt: Der lebendige Vatter. Aber o wie hoch ware ſein Verſtand hievon, ſo mancher Buchſtaben daran iſt, ſo manches Meer der Weiß- heits-Liebe, Allmacht, Treue erblickte der Geiſt JEſu in ſeinem Vat- ter, wie mag ſein Hertz dabey haben aufgewallet; Und weilen JEſus uns unendlich liebet, ſo ware eben diß ſein hoͤheſter Wunſch, daß ſein ewiger Vatter uns allen bekannt wurde, wie er ſeiner allerheiligſten Menſchheit bekannt iſt: alle Worte Chriſti ſind lauter Verheiſſun- gen; Alſo wann er ſagt: Der lebendige Vatter, ſo will er uns hie- mit anzeigen groſſe Seeligkeiten, als wann er ſagte: O ihr todtne Suͤnder hebet euere Augen auf, dann das ewige Liebe Weſen will euer Vatter ſeyn und ſein Leben uͤber euch ausgieſſen; ſeine Veran- ſtaltung darzu ſollet ihr hald vernehmen; welche iſt die Sendung und Zukunfft ſeines Sohns. Es iſt un- endlich mehr Guts in GOtt als man aus- drucken kan. Das Q q q q q q 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1043. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1139>, abgerufen am 22.11.2024.