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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Labsal in Trübsal.
ab gelassen mitten unter die beysammen gewesene und gesprochen:
Euch allen ist Gnade widerfahren. Heißt das nicht,
sich der Sünder annehmen: Jch meine ja wohl! also erquickt JE-
sus fein redlich alle Mühselige und Beladene.

§. 4. (3.) Besänfftigung aller Seel-bestürmenden Affecten undBesänffti-
gung aller
Seel-be-
stürmen-
den Affe-
cten und
Paßio-
nen.

Paßionen, Befreyung von aller Arbeit unter Pharao, da man von
seinem Hochmuth, Geitz, Zorn und allerhand unheiligen Gelüsten
eine Qual über die andere hat, und nirgend inn keine Ruh findet
wegen denen unzählichen ungestümmen Begierden, also daß man
fast keinen Widerspruch von niemanden leiden kan ohne heimlichen
Unwillen, da der Sünden-Plage kein Ende ist; Wie süsse ist
dann die Befreyung vom Sünden-Joch; Welch ein unge-
mein erquicklich Kleinod ist die Erlösung davon durch JEsum Chri-
stum unsern rechtmäßigen HERREN. Ja auch von allem Joch,
Zwang und Trang Mosis, da man sich tausend und aber tausend
Vorsätze macht, sich best-möglich alles Guten zu befleissen und alles
Böse auf ewig zu meiden, dennoch aber unangesehen aller Verbin-
dungen gegen GOTT bey jedem Anlaß sich fangen und beflecken las-
set, und darüber sehr beängstiget wird; Es ist ja ein Kind übel dran,
wann es nicht folgen kan, und wiederum thut, weßwegen es erst
eben mit Ruthen gehauen worden; also daß unter so einem unmün-
digen Kind, so noch unter den Vormündern und Pflegern gehalten
wird, und einem Knecht kein Unterscheid ist; Dieser gesetzliche Zu-
stand ist insonderheit um deßwillen erbärmlich, weilen man den Heil.
Geist darinn also offt betrübt, indem man auf eine gantz frische Besänff-
tigung und Reinigung hin gleich wieder in Ungehorsam geräth; al-
lermassen es eine fromme Hauß-Mutter billich verdrießt, wann sie
das Zimmer erst gebutzt und aufgeraumt, und man gleich wieder
Koth darein tragt, oder wann sie dem Kind sein Kleid erst eben mit
Müh und Schmertzen gewäschen und es dasselbe gleich wieder be-
sudelt; Jn solchem vermischten Zustand, da bald Böses bald Gutes
die Oberhand bekommt, kan es weder dem Menschen recht wohl
noch GOtt mit ihme zufrieden seyn, so kans der Mensch auch nicht
erzwingen, darum rufft JEsus dergleichen Arbeit-seelige Leute zu
sich, weilen niemand ist, der ihnen zu recht helffen könne als er al-
leine und das thut er; indem er ihnen seine himmlische Kindschafft
schenckt in der neuen Geburt und darinnen ein neu bleibend heiliges

Leben;
A a a a a a a 2

Labſal in Truͤbſal.
ab gelaſſen mitten unter die beyſammen geweſene und geſprochen:
Euch allen iſt Gnade widerfahren. Heißt das nicht,
ſich der Suͤnder annehmen: Jch meine ja wohl! alſo erquickt JE-
ſus fein redlich alle Muͤhſelige und Beladene.

§. 4. (3.) Beſaͤnfftigung aller Seel-beſtuͤrmenden Affecten undBeſaͤnffti-
gung aller
Seel-be-
ſtuͤrmen-
den Affe-
cten und
Paßio-
nen.

Paßionen, Befreyung von aller Arbeit unter Pharao, da man von
ſeinem Hochmuth, Geitz, Zorn und allerhand unheiligen Geluͤſten
eine Qual uͤber die andere hat, und nirgend inn keine Ruh findet
wegen denen unzaͤhlichen ungeſtuͤmmen Begierden, alſo daß man
faſt keinen Widerſpruch von niemanden leiden kan ohne heimlichen
Unwillen, da der Suͤnden-Plage kein Ende iſt; Wie ſuͤſſe iſt
dann die Befreyung vom Suͤnden-Joch; Welch ein unge-
mein erquicklich Kleinod iſt die Erloͤſung davon durch JEſum Chri-
ſtum unſern rechtmaͤßigen HERREN. Ja auch von allem Joch,
Zwang und Trang Moſis, da man ſich tauſend und aber tauſend
Vorſaͤtze macht, ſich beſt-moͤglich alles Guten zu befleiſſen und alles
Boͤſe auf ewig zu meiden, dennoch aber unangeſehen aller Verbin-
dungen gegen GOTT bey jedem Anlaß ſich fangen und beflecken laſ-
ſet, und daruͤber ſehr beaͤngſtiget wird; Es iſt ja ein Kind uͤbel dran,
wann es nicht folgen kan, und wiederum thut, weßwegen es erſt
eben mit Ruthen gehauen worden; alſo daß unter ſo einem unmuͤn-
digen Kind, ſo noch unter den Vormuͤndern und Pflegern gehalten
wird, und einem Knecht kein Unterſcheid iſt; Dieſer geſetzliche Zu-
ſtand iſt inſonderheit um deßwillen erbaͤrmlich, weilen man den Heil.
Geiſt darinn alſo offt betruͤbt, indem man auf eine gantz friſche Beſaͤnff-
tigung und Reinigung hin gleich wieder in Ungehorſam geraͤth; al-
lermaſſen es eine fromme Hauß-Mutter billich verdrießt, wann ſie
das Zimmer erſt gebutzt und aufgeraumt, und man gleich wieder
Koth darein tragt, oder wann ſie dem Kind ſein Kleid erſt eben mit
Muͤh und Schmertzen gewaͤſchen und es daſſelbe gleich wieder be-
ſudelt; Jn ſolchem vermiſchten Zuſtand, da bald Boͤſes bald Gutes
die Oberhand bekommt, kan es weder dem Menſchen recht wohl
noch GOtt mit ihme zufrieden ſeyn, ſo kans der Menſch auch nicht
erzwingen, darum rufft JEſus dergleichen Arbeit-ſeelige Leute zu
ſich, weilen niemand iſt, der ihnen zu recht helffen koͤnne als er al-
leine und das thut er; indem er ihnen ſeine himmliſche Kindſchafft
ſchenckt in der neuen Geburt und darinnen ein neu bleibend heiliges

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[1107/1203] Labſal in Truͤbſal. ab gelaſſen mitten unter die beyſammen geweſene und geſprochen: Euch allen iſt Gnade widerfahren. Heißt das nicht, ſich der Suͤnder annehmen: Jch meine ja wohl! alſo erquickt JE- ſus fein redlich alle Muͤhſelige und Beladene. §. 4. (3.) Beſaͤnfftigung aller Seel-beſtuͤrmenden Affecten und Paßionen, Befreyung von aller Arbeit unter Pharao, da man von ſeinem Hochmuth, Geitz, Zorn und allerhand unheiligen Geluͤſten eine Qual uͤber die andere hat, und nirgend inn keine Ruh findet wegen denen unzaͤhlichen ungeſtuͤmmen Begierden, alſo daß man faſt keinen Widerſpruch von niemanden leiden kan ohne heimlichen Unwillen, da der Suͤnden-Plage kein Ende iſt; Wie ſuͤſſe iſt dann die Befreyung vom Suͤnden-Joch; Welch ein unge- mein erquicklich Kleinod iſt die Erloͤſung davon durch JEſum Chri- ſtum unſern rechtmaͤßigen HERREN. Ja auch von allem Joch, Zwang und Trang Moſis, da man ſich tauſend und aber tauſend Vorſaͤtze macht, ſich beſt-moͤglich alles Guten zu befleiſſen und alles Boͤſe auf ewig zu meiden, dennoch aber unangeſehen aller Verbin- dungen gegen GOTT bey jedem Anlaß ſich fangen und beflecken laſ- ſet, und daruͤber ſehr beaͤngſtiget wird; Es iſt ja ein Kind uͤbel dran, wann es nicht folgen kan, und wiederum thut, weßwegen es erſt eben mit Ruthen gehauen worden; alſo daß unter ſo einem unmuͤn- digen Kind, ſo noch unter den Vormuͤndern und Pflegern gehalten wird, und einem Knecht kein Unterſcheid iſt; Dieſer geſetzliche Zu- ſtand iſt inſonderheit um deßwillen erbaͤrmlich, weilen man den Heil. Geiſt darinn alſo offt betruͤbt, indem man auf eine gantz friſche Beſaͤnff- tigung und Reinigung hin gleich wieder in Ungehorſam geraͤth; al- lermaſſen es eine fromme Hauß-Mutter billich verdrießt, wann ſie das Zimmer erſt gebutzt und aufgeraumt, und man gleich wieder Koth darein tragt, oder wann ſie dem Kind ſein Kleid erſt eben mit Muͤh und Schmertzen gewaͤſchen und es daſſelbe gleich wieder be- ſudelt; Jn ſolchem vermiſchten Zuſtand, da bald Boͤſes bald Gutes die Oberhand bekommt, kan es weder dem Menſchen recht wohl noch GOtt mit ihme zufrieden ſeyn, ſo kans der Menſch auch nicht erzwingen, darum rufft JEſus dergleichen Arbeit-ſeelige Leute zu ſich, weilen niemand iſt, der ihnen zu recht helffen koͤnne als er al- leine und das thut er; indem er ihnen ſeine himmliſche Kindſchafft ſchenckt in der neuen Geburt und darinnen ein neu bleibend heiliges Leben; Beſaͤnffti- gung aller Seel-be- ſtuͤrmen- den Affe- cten und Paßio- nen. A a a a a a a 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1203>, abgerufen am 22.11.2024.