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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Evangelii JESU.
me her, dann sihe! der Winter ist vergangen, der
Regen ist weg und dahin, die Blumen seynd hervor
kommen im Lande, der Lentz ist herbey kommen, und
die Turteltaube läßt sich hören in unserm Lande; der
Feigenbaum hat Knotten gewonnen, die Weinstöcke
haben Augen gewonnen, und geben ihren Geruch.
Stehe auf, meine Freundin, und komme, meine Schö-
ne komme her
a.

§. 4. Aus dem biß dahin angehörten lernen wir zu unserer Un-Lehr; wie
die Per-
sonen der
Gottheit
in diesem
Werck ein-
ander die
Hände
bieten.

terweisung:

1. Das erstaunliche Geheimnuß der Handlungen der Heil. Drey-
einigkeit, in Wiederbringung des Sünders, wie sie beschäfftiget
seye in des Menschen Bekehrung, und wie die Personen der Gott-
heit einander so zu reden in die Hand arbeiten. Der Vatter greifft
das Werck zuerst an, und bringet die Seele dem Sohn, aber
verdorben, verlohren und elend, wie sie sich zu seyn empfindet.
Der Sohn reiniget und waschet sie mit seinem Blut, und gibt ih-
ro das Recht zum Vatter zu tretten. Der Heilige Geist krönet
endlich das Werck, und gibt ihro die GOtt geziemende Zierde
und Schönheit, indeme Er die Seele heiliget, und zu seinem Tem-
pel einweihet. O welch eine Tieffe des Reichthums/ beydes der
Weißheit und der Erkanntnuß GOttes! wie unerforschlich seynd
seine Gericht/ und unaussprechlich seine Weg
b.

§. 5. Diesen Proceß lehret uns der weise Mann Elihu wunderschön,Wird bey
Hiob er-
läutert.

sagende: Er öffnet das Ohr der Leuten, und schrecket
und züchtiget sie, daß er den Menschen von seinem
Fürnehmen wende, und beschirmet ihn vor Hoffart,
und verschonet seiner Seele vor dem Verderben, und
seines Lebens, daß nicht ins Schwerdt falle, Er
strafft ihn mit Schmertzen auf seinem Bette, und al-
le seine Gebeine hefftig, und richtet ihm sein Leben so
zu, daß ihme vor der Speise eckelt, und seine Seele,

daß
a Cantic. II. 10. 13.
b Rom. XI. 33.
D 3

Evangelii JESU.
me her, dann ſihe! der Winter iſt vergangen, der
Regen iſt weg und dahin, die Blumen ſeynd hervor
kommen im Lande, der Lentz iſt herbey kommen, und
die Turteltaube laͤßt ſich hoͤren in unſerm Lande; der
Feigenbaum hat Knotten gewonnen, die Weinſtoͤcke
haben Augen gewonnen, und geben ihren Geruch.
Stehe auf, meine Freundin, und komme, meine Schoͤ-
ne komme her
a.

§. 4. Aus dem biß dahin angehoͤrten lernen wir zu unſerer Un-Lehr; wie
die Per-
ſonen der
Gottheit
in dieſem
Werck ein-
ander die
Haͤnde
bieten.

terweiſung:

1. Das erſtaunliche Geheimnuß der Handlungen der Heil. Drey-
einigkeit, in Wiederbringung des Suͤnders, wie ſie beſchaͤfftiget
ſeye in des Menſchen Bekehrung, und wie die Perſonen der Gott-
heit einander ſo zu reden in die Hand arbeiten. Der Vatter greifft
das Werck zuerſt an, und bringet die Seele dem Sohn, aber
verdorben, verlohren und elend, wie ſie ſich zu ſeyn empfindet.
Der Sohn reiniget und waſchet ſie mit ſeinem Blut, und gibt ih-
ro das Recht zum Vatter zu tretten. Der Heilige Geiſt kroͤnet
endlich das Werck, und gibt ihro die GOtt geziemende Zierde
und Schoͤnheit, indeme Er die Seele heiliget, und zu ſeinem Tem-
pel einweihet. O welch eine Tieffe des Reichthums/ beydes der
Weißheit und der Erkanntnuß GOttes! wie unerforſchlich ſeynd
ſeine Gericht/ und unausſprechlich ſeine Weg
b.

§. 5. Dieſen Proceß lehret uns der weiſe Mann Elihu wunderſchoͤn,Wird bey
Hiob er-
laͤutert.

ſagende: Er oͤffnet das Ohr der Leuten, und ſchrecket
und zuͤchtiget ſie, daß er den Menſchen von ſeinem
Fuͤrnehmen wende, und beſchirmet ihn vor Hoffart,
und verſchonet ſeiner Seele vor dem Verderben, und
ſeines Lebens, daß nicht ins Schwerdt falle, Er
ſtrafft ihn mit Schmertzen auf ſeinem Bette, und al-
le ſeine Gebeine hefftig, und richtet ihm ſein Leben ſo
zu, daß ihme vor der Speiſe eckelt, und ſeine Seele,

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a Cantic. II. 10. 13.
b Rom. XI. 33.
D 3
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[29/0125] Evangelii JESU. me her, dann ſihe! der Winter iſt vergangen, der Regen iſt weg und dahin, die Blumen ſeynd hervor kommen im Lande, der Lentz iſt herbey kommen, und die Turteltaube laͤßt ſich hoͤren in unſerm Lande; der Feigenbaum hat Knotten gewonnen, die Weinſtoͤcke haben Augen gewonnen, und geben ihren Geruch. Stehe auf, meine Freundin, und komme, meine Schoͤ- ne komme her a. §. 4. Aus dem biß dahin angehoͤrten lernen wir zu unſerer Un- terweiſung: Lehr; wie die Per- ſonen der Gottheit in dieſem Werck ein- ander die Haͤnde bieten. 1. Das erſtaunliche Geheimnuß der Handlungen der Heil. Drey- einigkeit, in Wiederbringung des Suͤnders, wie ſie beſchaͤfftiget ſeye in des Menſchen Bekehrung, und wie die Perſonen der Gott- heit einander ſo zu reden in die Hand arbeiten. Der Vatter greifft das Werck zuerſt an, und bringet die Seele dem Sohn, aber verdorben, verlohren und elend, wie ſie ſich zu ſeyn empfindet. Der Sohn reiniget und waſchet ſie mit ſeinem Blut, und gibt ih- ro das Recht zum Vatter zu tretten. Der Heilige Geiſt kroͤnet endlich das Werck, und gibt ihro die GOtt geziemende Zierde und Schoͤnheit, indeme Er die Seele heiliget, und zu ſeinem Tem- pel einweihet. O welch eine Tieffe des Reichthums/ beydes der Weißheit und der Erkanntnuß GOttes! wie unerforſchlich ſeynd ſeine Gericht/ und unausſprechlich ſeine Weg b. §. 5. Dieſen Proceß lehret uns der weiſe Mann Elihu wunderſchoͤn, ſagende: Er oͤffnet das Ohr der Leuten, und ſchrecket und zuͤchtiget ſie, daß er den Menſchen von ſeinem Fuͤrnehmen wende, und beſchirmet ihn vor Hoffart, und verſchonet ſeiner Seele vor dem Verderben, und ſeines Lebens, daß nicht ins Schwerdt falle, Er ſtrafft ihn mit Schmertzen auf ſeinem Bette, und al- le ſeine Gebeine hefftig, und richtet ihm ſein Leben ſo zu, daß ihme vor der Speiſe eckelt, und ſeine Seele, daß Wird bey Hiob er- laͤutert. a Cantic. II. 10. 13. b Rom. XI. 33. D 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/125>, abgerufen am 21.11.2024.