daß sie nicht Lust zu essen hat; sein Fleisch verschwin- det, daß er nicht wohl sehen mag, und seine Beine werden zerschlagen, daß man sie nicht gern sihet, daß seine Seele nahet zum Verderben, und sein Leben zu den Todten. So dann ein Engel einer aus tausend, mit Jhme redet, zu verkündigen dem Menschen, wie er solle recht thun, so wird Er Jhme gnädig seyn, und sagen: Er soll erlöset werden, daß er nicht hin- unter fahre ins Verderben, dann ich habe eine Ver- söhnung gefunden, sein Fleisch grüne wieder wie in der Jugend, und lasse ihn wieder jung werden; oder: Er wird GOtt bitten, der wird ihm Gnade erzei- gen, und wird sein Antlitz sehen lassen mit Freuden, und wird dem Menschen nach seiner Gerechtigkeit ver- gelten; Er wird vor den Leuten bekennen und sagen: Jch wolte gesündiget und das Recht verkehret haben, aber es hätte mir nichts genutzet; Er hat meine See- le erlöset, daß sie nicht führe ins Verderben, sondern mein Leben das Licht sehe; Siehe, das alles thut GOTT zwey oder dreymal mit einem jeglichen, daß er seine Seele herum hole aus dem Verderben, und erleuchte ihn mit dem Licht der Lebendigena.
Deswe- gen hat GOtt in der Schö- pfung die Kräfften seiner Weißheit: &c. erwe- cket.
§. 6. Weilen es nun in Bekehrung des Menschen solcher Arbeit vonnöthen, so erweckte GOtt in der Schöpffüng desselben gleichsam die allertieffsten Kräfften seiner Weißheit, Güte und Heiligkeit, und ermahnet der ewige Vatter seinen ewigen Sohn und Heil. Geist, sprechende: Laßt uns Menschen machen/ ein Bild das uns gleich seyeb/ oder nach unserer Gleichnuß. O Mensch! O Mensch! wie bist du doch aus einem so schönen Spiegel der Schönheit GOttes eine so höllische Finsternuß, und aus einem Engel ein schnöder, heß- licher Wurm worden? wie wenig kennest du deinen ersten, uhr-alten Adel! und was noch heute aus dir werden könnte, wann du der Stimme GOttes folgen woltest.
§. 7. Zwey-
aHiob XXXIII. 16-30.
bGen. I. 26.
Wunder-Geheimnuß des
daß ſie nicht Luſt zu eſſen hat; ſein Fleiſch verſchwin- det, daß er nicht wohl ſehen mag, und ſeine Beine werden zerſchlagen, daß man ſie nicht gern ſihet, daß ſeine Seele nahet zum Verderben, und ſein Leben zu den Todten. So dann ein Engel einer aus tauſend, mit Jhme redet, zu verkuͤndigen dem Menſchen, wie er ſolle recht thun, ſo wird Er Jhme gnaͤdig ſeyn, und ſagen: Er ſoll erloͤſet werden, daß er nicht hin- unter fahre ins Verderben, dann ich habe eine Ver- ſoͤhnung gefunden, ſein Fleiſch gruͤne wieder wie in der Jugend, und laſſe ihn wieder jung werden; oder: Er wird GOtt bitten, der wird ihm Gnade erzei- gen, und wird ſein Antlitz ſehen laſſen mit Freuden, und wird dem Menſchen nach ſeiner Gerechtigkeit ver- gelten; Er wird vor den Leuten bekennen und ſagen: Jch wolte geſuͤndiget und das Recht verkehret haben, aber es haͤtte mir nichts genutzet; Er hat meine See- le erloͤſet, daß ſie nicht fuͤhre ins Verderben, ſondern mein Leben das Licht ſehe; Siehe, das alles thut GOTT zwey oder dreymal mit einem jeglichen, daß er ſeine Seele herum hole aus dem Verderben, und erleuchte ihn mit dem Licht der Lebendigena.
Deswe- gen hat GOtt in der Schoͤ- pfung die Kraͤfften ſeiner Weißheit: &c. erwe- cket.
§. 6. Weilen es nun in Bekehrung des Menſchen ſolcher Arbeit vonnoͤthen, ſo erweckte GOtt in der Schoͤpffuͤng deſſelben gleichſam die allertieffſten Kraͤfften ſeiner Weißheit, Guͤte und Heiligkeit, und ermahnet der ewige Vatter ſeinen ewigen Sohn und Heil. Geiſt, ſprechende: Laßt uns Menſchen machen/ ein Bild das uns gleich ſeyeb/ oder nach unſerer Gleichnuß. O Menſch! O Menſch! wie biſt du doch aus einem ſo ſchoͤnen Spiegel der Schoͤnheit GOttes eine ſo hoͤlliſche Finſternuß, und aus einem Engel ein ſchnoͤder, heß- licher Wurm worden? wie wenig kenneſt du deinen erſten, uhr-alten Adel! und was noch heute aus dir werden koͤnnte, wann du der Stimme GOttes folgen wolteſt.
§. 7. Zwey-
aHiob XXXIII. 16-30.
bGen. I. 26.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0126"n="30"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Wunder-Geheimnuß des</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">daß ſie nicht Luſt zu eſſen hat; ſein Fleiſch verſchwin-<lb/>
det, daß er nicht wohl ſehen mag, und ſeine Beine<lb/>
werden zerſchlagen, daß man ſie nicht gern ſihet, daß<lb/>ſeine Seele nahet zum Verderben, und ſein Leben zu<lb/>
den Todten. So dann ein Engel einer aus tauſend,<lb/>
mit Jhme redet, zu verkuͤndigen dem Menſchen, wie<lb/>
er ſolle recht thun, ſo wird Er Jhme gnaͤdig ſeyn,<lb/>
und ſagen: Er ſoll erloͤſet werden, daß er nicht hin-<lb/>
unter fahre ins Verderben, dann ich habe eine Ver-<lb/>ſoͤhnung gefunden, ſein Fleiſch gruͤne wieder wie in<lb/>
der Jugend, und laſſe ihn wieder jung werden; oder:<lb/>
Er wird GOtt bitten, der wird ihm Gnade erzei-<lb/>
gen, und wird ſein Antlitz ſehen laſſen mit Freuden,<lb/>
und wird dem Menſchen nach ſeiner Gerechtigkeit ver-<lb/>
gelten; Er wird vor den Leuten bekennen und ſagen:<lb/>
Jch wolte geſuͤndiget und das Recht verkehret haben,<lb/>
aber es haͤtte mir nichts genutzet; Er hat meine See-<lb/>
le erloͤſet, daß ſie nicht fuͤhre ins Verderben, ſondern<lb/>
mein Leben das Licht ſehe; Siehe, das alles thut<lb/>
GOTT zwey oder dreymal mit einem jeglichen, daß<lb/>
er ſeine Seele herum hole aus dem Verderben, und<lb/>
erleuchte ihn mit dem Licht der Lebendigen</hi><noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Hiob XXXIII.</hi> 16-30.</note>.</p><lb/><noteplace="left">Deswe-<lb/>
gen hat<lb/>
GOtt in<lb/>
der Schoͤ-<lb/>
pfung die<lb/>
Kraͤfften<lb/>ſeiner<lb/>
Weißheit:<lb/><hirendition="#aq">&c.</hi> erwe-<lb/>
cket.</note><p>§. 6. Weilen es nun in Bekehrung des Menſchen ſolcher Arbeit<lb/>
vonnoͤthen, ſo erweckte GOtt in der Schoͤpffuͤng deſſelben gleichſam<lb/>
die allertieffſten Kraͤfften ſeiner Weißheit, Guͤte und Heiligkeit, und<lb/>
ermahnet der ewige Vatter ſeinen ewigen Sohn und Heil. Geiſt,<lb/>ſprechende: <hirendition="#fr">Laßt uns Menſchen machen/ ein Bild das uns gleich<lb/>ſeye</hi><noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Gen. I.</hi> 26.</note>/ oder nach unſerer Gleichnuß. O Menſch! O Menſch! wie<lb/>
biſt du doch aus einem ſo ſchoͤnen Spiegel der Schoͤnheit GOttes<lb/>
eine ſo hoͤlliſche Finſternuß, und aus einem Engel ein ſchnoͤder, heß-<lb/>
licher Wurm worden? wie wenig kenneſt du deinen erſten, uhr-alten<lb/>
Adel! und was noch heute aus dir werden koͤnnte, wann du der<lb/>
Stimme GOttes folgen wolteſt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 7. Zwey-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[30/0126]
Wunder-Geheimnuß des
daß ſie nicht Luſt zu eſſen hat; ſein Fleiſch verſchwin-
det, daß er nicht wohl ſehen mag, und ſeine Beine
werden zerſchlagen, daß man ſie nicht gern ſihet, daß
ſeine Seele nahet zum Verderben, und ſein Leben zu
den Todten. So dann ein Engel einer aus tauſend,
mit Jhme redet, zu verkuͤndigen dem Menſchen, wie
er ſolle recht thun, ſo wird Er Jhme gnaͤdig ſeyn,
und ſagen: Er ſoll erloͤſet werden, daß er nicht hin-
unter fahre ins Verderben, dann ich habe eine Ver-
ſoͤhnung gefunden, ſein Fleiſch gruͤne wieder wie in
der Jugend, und laſſe ihn wieder jung werden; oder:
Er wird GOtt bitten, der wird ihm Gnade erzei-
gen, und wird ſein Antlitz ſehen laſſen mit Freuden,
und wird dem Menſchen nach ſeiner Gerechtigkeit ver-
gelten; Er wird vor den Leuten bekennen und ſagen:
Jch wolte geſuͤndiget und das Recht verkehret haben,
aber es haͤtte mir nichts genutzet; Er hat meine See-
le erloͤſet, daß ſie nicht fuͤhre ins Verderben, ſondern
mein Leben das Licht ſehe; Siehe, das alles thut
GOTT zwey oder dreymal mit einem jeglichen, daß
er ſeine Seele herum hole aus dem Verderben, und
erleuchte ihn mit dem Licht der Lebendigen a.
§. 6. Weilen es nun in Bekehrung des Menſchen ſolcher Arbeit
vonnoͤthen, ſo erweckte GOtt in der Schoͤpffuͤng deſſelben gleichſam
die allertieffſten Kraͤfften ſeiner Weißheit, Guͤte und Heiligkeit, und
ermahnet der ewige Vatter ſeinen ewigen Sohn und Heil. Geiſt,
ſprechende: Laßt uns Menſchen machen/ ein Bild das uns gleich
ſeye b/ oder nach unſerer Gleichnuß. O Menſch! O Menſch! wie
biſt du doch aus einem ſo ſchoͤnen Spiegel der Schoͤnheit GOttes
eine ſo hoͤlliſche Finſternuß, und aus einem Engel ein ſchnoͤder, heß-
licher Wurm worden? wie wenig kenneſt du deinen erſten, uhr-alten
Adel! und was noch heute aus dir werden koͤnnte, wann du der
Stimme GOttes folgen wolteſt.
§. 7. Zwey-
a Hiob XXXIII. 16-30.
b Gen. I. 26.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/126>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.