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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Wunder-Geheimnuß des
andern zu seinen Füssen leget, die arme gefangene Seele von Ban-
den und Kercker, vom Zorn, Unreinigkeit, Geld- und Ehrsucht, etc.
befreyet und sie dargegen mit heiligmachenden Gaben seines Heili-
gen Geistes bereichert? Wisset ihr! was JEsus für Gedancken
und Begierden habe? Wann ihr zu JESU kommen seyd, so wer-
det ihr Jhne kennen, und als mit seinem Geist Gesalbte gleichen
Sinn, Willen, Freud und Verlangen mit Jhme haben.

Ob wir
die Süßig-
keit des
einwoh-
nenden
JESU
geschme-
cket?

§. 4. Habt ihr erfahren! wie seine liebreiche Gegenwart das Hertz
in allen Zufällen so seliglich besänfftiget, die bitterste Bitterkeiten
versüsset, so daß euere Seele in der Schoos eines liebhabenden
GOttes und Seligmachers ruhet, einen Vor-Himmel auf Erden
hat, und so in ruhiger Gleichmüthigkeit oder Gelassenheit Trauben
und Rosen von den Dornen, und Feigen von den Distlen abliset,
das ist, in allem, wie schmertzlich es euch auch vorkommt, lauter
ewig Leben, Friede, Freude, Heilig- und Seligmachung findet, und
so bereits im Glauben am Geist verkläret, euch freuet mit einer
unaussprechlichen und verherrlichten Freude/ wiewol ihr den noch
nicht gesehen/ welchen ihr lieb habt
a.

Ob wir
die Mühe
des Kom-
mens zu
JEsu er-
fahren?

§. 5. Habt ihr erfahren! wie eng die Pforte, wie beklemmend der
Weg in das Paradeiß der Gemeinschafft JESU seye? Habt ihr
erfahren? daß ihr unmöglich durch eigene Kräfften, ohne Hülffe des
Allmächtigen Vatters alle Hindernussen überwinden, alle krumme
Abwege, die euch vorkommen, vermeiden, durch so viel Schaaren
listiger unverdrossener Feinden hindurch kommen könnet? Habt ihr
dann alle übrige Zeit zu sehnlichem Flehen angewendet und geschryen,
daß euch doch GOTT selbst auf diesen Felsen erhöhen, in den Le-
bens-Baum einpfropffen, und euer Hertz kräfftig neigen wolle, JE-
su den Handklapff zu geben, alles mit dem Rucken anzusehen, da-
hin zu geben und zu spendiren, nur Jhne zu gewinnen und zu genies-
sen? Habt ihr euch mit Paulo entschlossen, alles für Schaden zu
achten gegen der überschwenglichen Erkanntnuß JESU Christi b?
Habt ihr euch declarirt und anerbotten, GOTT solle euch alles ab-
schlagen, JEsus solle euch nur den rechten Glauben schencken? Habt
ihr als hungerige Kinder bey euerm Abba um das Brodt des Lebens

so
a 1 Petr. I. 8.
b Phil. III. 8.

Wunder-Geheimnuß des
andern zu ſeinen Fuͤſſen leget, die arme gefangene Seele von Ban-
den und Kercker, vom Zorn, Unreinigkeit, Geld- und Ehrſucht, ꝛc.
befreyet und ſie dargegen mit heiligmachenden Gaben ſeines Heili-
gen Geiſtes bereichert? Wiſſet ihr! was JEſus fuͤr Gedancken
und Begierden habe? Wann ihr zu JESU kommen ſeyd, ſo wer-
det ihr Jhne kennen, und als mit ſeinem Geiſt Geſalbte gleichen
Sinn, Willen, Freud und Verlangen mit Jhme haben.

Ob wir
die Suͤßig-
keit des
einwoh-
nenden
JESU
geſchme-
cket?

§. 4. Habt ihr erfahren! wie ſeine liebreiche Gegenwart das Hertz
in allen Zufaͤllen ſo ſeliglich beſaͤnfftiget, die bitterſte Bitterkeiten
verſuͤſſet, ſo daß euere Seele in der Schoos eines liebhabenden
GOttes und Seligmachers ruhet, einen Vor-Himmel auf Erden
hat, und ſo in ruhiger Gleichmuͤthigkeit oder Gelaſſenheit Trauben
und Roſen von den Dornen, und Feigen von den Diſtlen abliſet,
das iſt, in allem, wie ſchmertzlich es euch auch vorkommt, lauter
ewig Leben, Friede, Freude, Heilig- und Seligmachung findet, und
ſo bereits im Glauben am Geiſt verklaͤret, euch freuet mit einer
unausſprechlichen und verherrlichten Freude/ wiewol ihr den noch
nicht geſehen/ welchen ihr lieb habt
a.

Ob wir
die Muͤhe
des Kom-
mens zu
JEſu er-
fahren?

§. 5. Habt ihr erfahren! wie eng die Pforte, wie beklemmend der
Weg in das Paradeiß der Gemeinſchafft JESU ſeye? Habt ihr
erfahren? daß ihr unmoͤglich durch eigene Kraͤfften, ohne Huͤlffe des
Allmaͤchtigen Vatters alle Hindernuſſen uͤberwinden, alle krumme
Abwege, die euch vorkommen, vermeiden, durch ſo viel Schaaren
liſtiger unverdroſſener Feinden hindurch kommen koͤnnet? Habt ihr
dann alle uͤbrige Zeit zu ſehnlichem Flehen angewendet und geſchryen,
daß euch doch GOTT ſelbſt auf dieſen Felſen erhoͤhen, in den Le-
bens-Baum einpfropffen, und euer Hertz kraͤfftig neigen wolle, JE-
ſu den Handklapff zu geben, alles mit dem Rucken anzuſehen, da-
hin zu geben und zu ſpendiren, nur Jhne zu gewinnen und zu genieſ-
ſen? Habt ihr euch mit Paulo entſchloſſen, alles fuͤr Schaden zu
achten gegen der uͤberſchwenglichen Erkanntnuß JESU Chriſti b?
Habt ihr euch declarirt und anerbotten, GOTT ſolle euch alles ab-
ſchlagen, JEſus ſolle euch nur den rechten Glauben ſchencken? Habt
ihr als hungerige Kinder bey euerm Abba um das Brodt des Lebens

ſo
a 1 Petr. I. 8.
b Phil. III. 8.
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[34/0130] Wunder-Geheimnuß des andern zu ſeinen Fuͤſſen leget, die arme gefangene Seele von Ban- den und Kercker, vom Zorn, Unreinigkeit, Geld- und Ehrſucht, ꝛc. befreyet und ſie dargegen mit heiligmachenden Gaben ſeines Heili- gen Geiſtes bereichert? Wiſſet ihr! was JEſus fuͤr Gedancken und Begierden habe? Wann ihr zu JESU kommen ſeyd, ſo wer- det ihr Jhne kennen, und als mit ſeinem Geiſt Geſalbte gleichen Sinn, Willen, Freud und Verlangen mit Jhme haben. §. 4. Habt ihr erfahren! wie ſeine liebreiche Gegenwart das Hertz in allen Zufaͤllen ſo ſeliglich beſaͤnfftiget, die bitterſte Bitterkeiten verſuͤſſet, ſo daß euere Seele in der Schoos eines liebhabenden GOttes und Seligmachers ruhet, einen Vor-Himmel auf Erden hat, und ſo in ruhiger Gleichmuͤthigkeit oder Gelaſſenheit Trauben und Roſen von den Dornen, und Feigen von den Diſtlen abliſet, das iſt, in allem, wie ſchmertzlich es euch auch vorkommt, lauter ewig Leben, Friede, Freude, Heilig- und Seligmachung findet, und ſo bereits im Glauben am Geiſt verklaͤret, euch freuet mit einer unausſprechlichen und verherrlichten Freude/ wiewol ihr den noch nicht geſehen/ welchen ihr lieb habt a. §. 5. Habt ihr erfahren! wie eng die Pforte, wie beklemmend der Weg in das Paradeiß der Gemeinſchafft JESU ſeye? Habt ihr erfahren? daß ihr unmoͤglich durch eigene Kraͤfften, ohne Huͤlffe des Allmaͤchtigen Vatters alle Hindernuſſen uͤberwinden, alle krumme Abwege, die euch vorkommen, vermeiden, durch ſo viel Schaaren liſtiger unverdroſſener Feinden hindurch kommen koͤnnet? Habt ihr dann alle uͤbrige Zeit zu ſehnlichem Flehen angewendet und geſchryen, daß euch doch GOTT ſelbſt auf dieſen Felſen erhoͤhen, in den Le- bens-Baum einpfropffen, und euer Hertz kraͤfftig neigen wolle, JE- ſu den Handklapff zu geben, alles mit dem Rucken anzuſehen, da- hin zu geben und zu ſpendiren, nur Jhne zu gewinnen und zu genieſ- ſen? Habt ihr euch mit Paulo entſchloſſen, alles fuͤr Schaden zu achten gegen der uͤberſchwenglichen Erkanntnuß JESU Chriſti b? Habt ihr euch declarirt und anerbotten, GOTT ſolle euch alles ab- ſchlagen, JEſus ſolle euch nur den rechten Glauben ſchencken? Habt ihr als hungerige Kinder bey euerm Abba um das Brodt des Lebens ſo a 1 Petr. I. 8. b Phil. III. 8.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/130>, abgerufen am 21.11.2024.