Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Haus GOTTES,
gen freymüthig klagen darff? Den Heyland nicht lieben ist bitterer
als der Tod: Wie schmackhafft ists Beten und erhört werden, sich
des Zukünfftigen freuen!

Wie lieblich ists von Unkeuschheit, Eigenlieb, Zorn, Geitz, Miß-
gunst, Ehrsucht, Ruhmgierigkeit frey seyn. Davon das Hertz nur
Unruh und Pein hat, alles wird der Seelen zum Strick, was nicht
ins Himmelreich gehört; wie viel tausend Menschen büssen ihr Leben
ein um eine irrdische Cron, so wie eine Blume bald verwelckt. Wann
aber du eine ewige Cron aus JEsu Hand empfahest, und in seine Pallä-
ste hineingeführt wirst, wird es dich dazumahlen einiger Mühe gereuen?
Wie erschröcklich ists das wüttende Höllenreich vor sich offen, und
die Himmels-Pforten verschlossen finden, und daran mit funckelten
Buchstaben geschrieben lesen: Kein Unwiedergebohrner soll da in
Ewigkeit nimmermehr hineingehen.

Vermah-
nung der
Wiederge-
burt nach-
zutrachten
da es noch
Zeit ist,

§. 4. O so trachte derowegen nach der neuen Geburt aus GOtt,
so lang es dir erlaubt ist; allweil noch das neugebährende Wasser und
Geist Stroms-weise vom Thron des Lammes aus seiner geöffneten
Seiten fliesset und wie ein Wolckenbruch reichlich herabtrieffet; öff-
ne die Begierde diese Heil. Lebens-Wasser aufzufassen, wie ein dürr,
gespalten Erdreich einen kühlen Regen; wirff dich in die Gebähr-
mutter der Erbarmungen GOttes hinein. JEsus sehnet so sehr nach
geistlichen Kindern als Rachel, eben drum ist er gestorben, daß er
dich durch seinen Tod ins ewige, neue heilige Leben wiedergebähre:
Diese neu-gebohrne Kinder sind der Lohn seiner Arbeit, den ihme der
Vatter verheissen a. Wem wilt du schuld geben, wann du nicht
selig wirst? GOTT, der dir das neu-gebährende Blut und Geist
Christi zum Uberfluß angebotten, oder aber deiner blinden Boßheit
und Trägheit? Weissest du, wie lang noch diese goldene Zeit für
dich währet? Ach untersuche deinen Zustand, was ist das GOTT
verliehren, der Welt leben, und mit der Welt verdammt werden!
Bedenck, wie billich, wie süß das neue liebe Leben JEsu seye, und
daß ausser dem kein Heyl und Leben sey; Laß nicht ab zu flehen biß
die alte Natur dich anstincke, schwäche ihre Kräffte, laß der Sünd
nicht ihren Willen, hüte dich sorgfältig vor Ausbruch der Laster,
ruffe GOtt eifrig an um die neue Schöpfung, widerstrebe ja nicht

dem
a Es. LIII. 10-12. Ps. CX. 3.

Das Haus GOTTES,
gen freymuͤthig klagen darff? Den Heyland nicht lieben iſt bitterer
als der Tod: Wie ſchmackhafft iſts Beten und erhoͤrt werden, ſich
des Zukuͤnfftigen freuen!

Wie lieblich iſts von Unkeuſchheit, Eigenlieb, Zorn, Geitz, Miß-
gunſt, Ehrſucht, Ruhmgierigkeit frey ſeyn. Davon das Hertz nur
Unruh und Pein hat, alles wird der Seelen zum Strick, was nicht
ins Himmelreich gehoͤrt; wie viel tauſend Menſchen buͤſſen ihr Leben
ein um eine irrdiſche Cron, ſo wie eine Blume bald verwelckt. Wann
aber du eine ewige Cron aus JEſu Hand empfaheſt, und in ſeine Pallaͤ-
ſte hineingefuͤhrt wirſt, wird es dich dazumahlen einiger Muͤhe gereuen?
Wie erſchroͤcklich iſts das wuͤttende Hoͤllenreich vor ſich offen, und
die Himmels-Pforten verſchloſſen finden, und daran mit funckelten
Buchſtaben geſchrieben leſen: Kein Unwiedergebohrner ſoll da in
Ewigkeit nimmermehr hineingehen.

Vermah-
nung der
Wiederge-
burt nach-
zutrachten
da es noch
Zeit iſt,

§. 4. O ſo trachte derowegen nach der neuen Geburt aus GOtt,
ſo lang es dir erlaubt iſt; allweil noch das neugebaͤhrende Waſſer und
Geiſt Stroms-weiſe vom Thron des Lammes aus ſeiner geoͤffneten
Seiten flieſſet und wie ein Wolckenbruch reichlich herabtrieffet; oͤff-
ne die Begierde dieſe Heil. Lebens-Waſſer aufzufaſſen, wie ein duͤrr,
geſpalten Erdreich einen kuͤhlen Regen; wirff dich in die Gebaͤhr-
mutter der Erbarmungen GOttes hinein. JEſus ſehnet ſo ſehr nach
geiſtlichen Kindern als Rachel, eben drum iſt er geſtorben, daß er
dich durch ſeinen Tod ins ewige, neue heilige Leben wiedergebaͤhre:
Dieſe neu-gebohrne Kinder ſind der Lohn ſeiner Arbeit, den ihme der
Vatter verheiſſen a. Wem wilt du ſchuld geben, wann du nicht
ſelig wirſt? GOTT, der dir das neu-gebaͤhrende Blut und Geiſt
Chriſti zum Uberfluß angebotten, oder aber deiner blinden Boßheit
und Traͤgheit? Weiſſeſt du, wie lang noch dieſe goldene Zeit fuͤr
dich waͤhret? Ach unterſuche deinen Zuſtand, was iſt das GOTT
verliehren, der Welt leben, und mit der Welt verdammt werden!
Bedenck, wie billich, wie ſuͤß das neue liebe Leben JEſu ſeye, und
daß auſſer dem kein Heyl und Leben ſey; Laß nicht ab zu flehen biß
die alte Natur dich anſtincke, ſchwaͤche ihre Kraͤffte, laß der Suͤnd
nicht ihren Willen, huͤte dich ſorgfaͤltig vor Ausbruch der Laſter,
ruffe GOtt eifrig an um die neue Schoͤpfung, widerſtrebe ja nicht

dem
a Eſ. LIII. 10-12. Pſ. CX. 3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0346" n="250"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Haus GOTTES,</hi></fw><lb/>
gen freymu&#x0364;thig klagen darff? Den Heyland nicht lieben i&#x017F;t bitterer<lb/>
als der Tod: Wie &#x017F;chmackhafft i&#x017F;ts Beten und erho&#x0364;rt werden, &#x017F;ich<lb/>
des Zuku&#x0364;nfftigen freuen!</p><lb/>
          <p>Wie lieblich i&#x017F;ts von Unkeu&#x017F;chheit, Eigenlieb, Zorn, Geitz, Miß-<lb/>
gun&#x017F;t, Ehr&#x017F;ucht, Ruhmgierigkeit frey &#x017F;eyn. Davon das Hertz nur<lb/>
Unruh und Pein hat, alles wird der Seelen zum Strick, was nicht<lb/>
ins Himmelreich geho&#x0364;rt; wie viel tau&#x017F;end Men&#x017F;chen bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihr Leben<lb/>
ein um eine irrdi&#x017F;che Cron, &#x017F;o wie eine Blume bald verwelckt. Wann<lb/>
aber du eine ewige Cron aus JE&#x017F;u Hand empfahe&#x017F;t, und in &#x017F;eine Palla&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te hineingefu&#x0364;hrt wir&#x017F;t, wird es dich dazumahlen einiger Mu&#x0364;he gereuen?<lb/>
Wie er&#x017F;chro&#x0364;cklich i&#x017F;ts das wu&#x0364;ttende Ho&#x0364;llenreich vor &#x017F;ich offen, und<lb/>
die Himmels-Pforten ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en finden, und daran mit funckelten<lb/>
Buch&#x017F;taben ge&#x017F;chrieben le&#x017F;en: <hi rendition="#fr">Kein Unwiedergebohrner &#x017F;oll da in<lb/>
Ewigkeit nimmermehr hineingehen.</hi></p><lb/>
          <note place="left">Vermah-<lb/>
nung der<lb/>
Wiederge-<lb/>
burt nach-<lb/>
zutrachten<lb/>
da es noch<lb/>
Zeit i&#x017F;t,</note>
          <p>§. 4. O &#x017F;o trachte derowegen nach der neuen Geburt aus GOtt,<lb/>
&#x017F;o lang es dir erlaubt i&#x017F;t; allweil noch das neugeba&#x0364;hrende Wa&#x017F;&#x017F;er und<lb/>
Gei&#x017F;t Stroms-wei&#x017F;e vom Thron des Lammes aus &#x017F;einer geo&#x0364;ffneten<lb/>
Seiten flie&#x017F;&#x017F;et und wie ein Wolckenbruch reichlich herabtrieffet; o&#x0364;ff-<lb/>
ne die Begierde die&#x017F;e Heil. Lebens-Wa&#x017F;&#x017F;er aufzufa&#x017F;&#x017F;en, wie ein du&#x0364;rr,<lb/>
ge&#x017F;palten Erdreich einen ku&#x0364;hlen Regen; wirff dich in die Geba&#x0364;hr-<lb/>
mutter der Erbarmungen GOttes hinein. JE&#x017F;us &#x017F;ehnet &#x017F;o &#x017F;ehr nach<lb/>
gei&#x017F;tlichen Kindern als Rachel, eben drum i&#x017F;t er ge&#x017F;torben, daß er<lb/>
dich durch &#x017F;einen Tod ins ewige, neue heilige Leben wiedergeba&#x0364;hre:<lb/>
Die&#x017F;e neu-gebohrne Kinder &#x017F;ind der Lohn &#x017F;einer Arbeit, den ihme der<lb/>
Vatter verhei&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">E&#x017F;. LIII. 10-12. P&#x017F;. CX.</hi> 3.</note>. Wem wilt du &#x017F;chuld geben, wann du nicht<lb/>
&#x017F;elig wir&#x017F;t? GOTT, der dir das neu-geba&#x0364;hrende Blut und Gei&#x017F;t<lb/>
Chri&#x017F;ti zum Uberfluß angebotten, oder aber deiner blinden Boßheit<lb/>
und Tra&#x0364;gheit? Wei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t du, wie lang noch die&#x017F;e goldene Zeit fu&#x0364;r<lb/>
dich wa&#x0364;hret? Ach unter&#x017F;uche deinen Zu&#x017F;tand, was i&#x017F;t das GOTT<lb/>
verliehren, der Welt leben, und mit der Welt verdammt werden!<lb/>
Bedenck, wie billich, wie &#x017F;u&#x0364;ß das neue liebe Leben JE&#x017F;u &#x017F;eye, und<lb/>
daß au&#x017F;&#x017F;er dem kein Heyl und Leben &#x017F;ey; Laß nicht ab zu flehen biß<lb/>
die alte Natur dich an&#x017F;tincke, &#x017F;chwa&#x0364;che ihre Kra&#x0364;ffte, laß der Su&#x0364;nd<lb/>
nicht ihren Willen, hu&#x0364;te dich &#x017F;orgfa&#x0364;ltig vor Ausbruch der La&#x017F;ter,<lb/>
ruffe GOtt eifrig an um die neue Scho&#x0364;pfung, wider&#x017F;trebe ja nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[250/0346] Das Haus GOTTES, gen freymuͤthig klagen darff? Den Heyland nicht lieben iſt bitterer als der Tod: Wie ſchmackhafft iſts Beten und erhoͤrt werden, ſich des Zukuͤnfftigen freuen! Wie lieblich iſts von Unkeuſchheit, Eigenlieb, Zorn, Geitz, Miß- gunſt, Ehrſucht, Ruhmgierigkeit frey ſeyn. Davon das Hertz nur Unruh und Pein hat, alles wird der Seelen zum Strick, was nicht ins Himmelreich gehoͤrt; wie viel tauſend Menſchen buͤſſen ihr Leben ein um eine irrdiſche Cron, ſo wie eine Blume bald verwelckt. Wann aber du eine ewige Cron aus JEſu Hand empfaheſt, und in ſeine Pallaͤ- ſte hineingefuͤhrt wirſt, wird es dich dazumahlen einiger Muͤhe gereuen? Wie erſchroͤcklich iſts das wuͤttende Hoͤllenreich vor ſich offen, und die Himmels-Pforten verſchloſſen finden, und daran mit funckelten Buchſtaben geſchrieben leſen: Kein Unwiedergebohrner ſoll da in Ewigkeit nimmermehr hineingehen. §. 4. O ſo trachte derowegen nach der neuen Geburt aus GOtt, ſo lang es dir erlaubt iſt; allweil noch das neugebaͤhrende Waſſer und Geiſt Stroms-weiſe vom Thron des Lammes aus ſeiner geoͤffneten Seiten flieſſet und wie ein Wolckenbruch reichlich herabtrieffet; oͤff- ne die Begierde dieſe Heil. Lebens-Waſſer aufzufaſſen, wie ein duͤrr, geſpalten Erdreich einen kuͤhlen Regen; wirff dich in die Gebaͤhr- mutter der Erbarmungen GOttes hinein. JEſus ſehnet ſo ſehr nach geiſtlichen Kindern als Rachel, eben drum iſt er geſtorben, daß er dich durch ſeinen Tod ins ewige, neue heilige Leben wiedergebaͤhre: Dieſe neu-gebohrne Kinder ſind der Lohn ſeiner Arbeit, den ihme der Vatter verheiſſen a. Wem wilt du ſchuld geben, wann du nicht ſelig wirſt? GOTT, der dir das neu-gebaͤhrende Blut und Geiſt Chriſti zum Uberfluß angebotten, oder aber deiner blinden Boßheit und Traͤgheit? Weiſſeſt du, wie lang noch dieſe goldene Zeit fuͤr dich waͤhret? Ach unterſuche deinen Zuſtand, was iſt das GOTT verliehren, der Welt leben, und mit der Welt verdammt werden! Bedenck, wie billich, wie ſuͤß das neue liebe Leben JEſu ſeye, und daß auſſer dem kein Heyl und Leben ſey; Laß nicht ab zu flehen biß die alte Natur dich anſtincke, ſchwaͤche ihre Kraͤffte, laß der Suͤnd nicht ihren Willen, huͤte dich ſorgfaͤltig vor Ausbruch der Laſter, ruffe GOtt eifrig an um die neue Schoͤpfung, widerſtrebe ja nicht dem a Eſ. LIII. 10-12. Pſ. CX. 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/346
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/346>, abgerufen am 22.11.2024.