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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
herrlichsten Monarchen! Ach HERR was bin ich gegen dir!
Jst jemand hier, der über alles aus verlangt JEsu eine Freud und
Ehre zu seyn, also daß er Tag und Nacht seufftzet:

Ach wär ich wie Engeddi Garten
Voll Gwürtz und Balsam bester Arten
Damit mein JESU für und für
Sein Hertz ergötzen könnt an mir,
Und mir mit Wollust wohnen bey
Wie dort im ewigen Himmels-May!

O bekümmere dich nicht, JEsus verspricht dir, er wolle dein Hertz
machen zu einem Wasser-reichen Garten voll schönster gläntzender Tu-
genden, und zeitiger Früchten a, ist da um den Weg ein dürr Aestlein,
das kaum ein grün Böllelein mehr hat, das thue sich auf und freue
sich über den geistlichen Thau den JEsus seinem Palmen-Bäumlein
gönnet: Laß dir seyn du hörest JEsu Stimm: Komm du erfroren
hart Hertz, darüber du klagst, an deine heisse Sonne, die am Creutz
hell scheint und blut-roth untergeht.

§. 7. Leg dein Hertz an das Feuer dieser blutigen Liebe deines ge-Wie dieses
Werck an-
zugreiffen
seye.

tödteten JESU, so wird es anders werden: O dürr Hertz ich will
dich bethauen mit dem Regen meines Bluts, und befeuchten mit
dem Safft meines Geistes; GOTT hat mich als den Baum des Le-
bens eben darum aufgeschnitten in der Geißlung, Dornen-Cron und
am Creutz, damit du als ein Zweiglein in einer meiner Wunden mö-
gest eingepfropfet werden, und zur rechten Blüthe und Frucht eines
unsträfflichen Lebens kommen. Halleluja.

§. 8. Ja sagst du das kan ich eben grad jetz nicht glauben, weißWird mit
zwey Ex-
empeln
erläutert.
Das erste:

nicht warum, halte davor, die meiste Ursach seye weilen offt gebetten,
und wenig Aenderung davon verspühret?

Antw. Es fragte mich ehemahls ein ziemlich dürrer Menschen-
Baum, wie er doch immermehr ein Zierde und Lust des neu-ange-
legten Paradieß werden möchte; Jch sagte ihm, er sollte alle Zäser-
lein und Würtzlein seiner Seele, alle seine zärteste Begierden ins Ev-
angelium JESU, in die Verheissungen des Gnaden-Bundes als in
das gesegnete Erdreich der neuen Welt einführen, und nimmermehr
darvon ausgehen; Dann aus dem Evangelio komme der Heil. Geist

wie
a Jer. XXXI. 12.
A a a 2

Der geiſtliche Fruͤhling.
herrlichſten Monarchen! Ach HERR was bin ich gegen dir!
Jſt jemand hier, der uͤber alles aus verlangt JEſu eine Freud und
Ehre zu ſeyn, alſo daß er Tag und Nacht ſeufftzet:

Ach waͤr ich wie Engeddi Garten
Voll Gwuͤrtz und Balſam beſter Arten
Damit mein JESU fuͤr und fuͤr
Sein Hertz ergoͤtzen koͤnnt an mir,
Und mir mit Wolluſt wohnen bey
Wie dort im ewigen Himmels-May!

O bekuͤmmere dich nicht, JEſus verſpricht dir, er wolle dein Hertz
machen zu einem Waſſer-reichen Garten voll ſchoͤnſter glaͤntzender Tu-
genden, und zeitiger Fruͤchten a, iſt da um den Weg ein duͤrr Aeſtlein,
das kaum ein gruͤn Boͤllelein mehr hat, das thue ſich auf und freue
ſich uͤber den geiſtlichen Thau den JEſus ſeinem Palmen-Baͤumlein
goͤnnet: Laß dir ſeyn du hoͤreſt JEſu Stimm: Komm du erfroren
hart Hertz, daruͤber du klagſt, an deine heiſſe Sonne, die am Creutz
hell ſcheint und blut-roth untergeht.

§. 7. Leg dein Hertz an das Feuer dieſer blutigen Liebe deines ge-Wie dieſes
Werck an-
zugreiffen
ſeye.

toͤdteten JESU, ſo wird es anders werden: O duͤrr Hertz ich will
dich bethauen mit dem Regen meines Bluts, und befeuchten mit
dem Safft meines Geiſtes; GOTT hat mich als den Baum des Le-
bens eben darum aufgeſchnitten in der Geißlung, Dornen-Cron und
am Creutz, damit du als ein Zweiglein in einer meiner Wunden moͤ-
geſt eingepfropfet werden, und zur rechten Bluͤthe und Frucht eines
unſtraͤfflichen Lebens kommen. Halleluja.

§. 8. Ja ſagſt du das kan ich eben grad jetz nicht glauben, weißWird mit
zwey Ex-
empeln
erlaͤutert.
Das erſte:

nicht warum, halte davor, die meiſte Urſach ſeye weilen offt gebetten,
und wenig Aenderung davon verſpuͤhret?

Antw. Es fragte mich ehemahls ein ziemlich duͤrrer Menſchen-
Baum, wie er doch immermehr ein Zierde und Luſt des neu-ange-
legten Paradieß werden moͤchte; Jch ſagte ihm, er ſollte alle Zaͤſer-
lein und Wuͤrtzlein ſeiner Seele, alle ſeine zaͤrteſte Begierden ins Ev-
angelium JESU, in die Verheiſſungen des Gnaden-Bundes als in
das geſegnete Erdreich der neuen Welt einfuͤhren, und nimmermehr
darvon ausgehen; Dann aus dem Evangelio komme der Heil. Geiſt

wie
a Jer. XXXI. 12.
A a a 2
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[371/0467] Der geiſtliche Fruͤhling. herrlichſten Monarchen! Ach HERR was bin ich gegen dir! Jſt jemand hier, der uͤber alles aus verlangt JEſu eine Freud und Ehre zu ſeyn, alſo daß er Tag und Nacht ſeufftzet: Ach waͤr ich wie Engeddi Garten Voll Gwuͤrtz und Balſam beſter Arten Damit mein JESU fuͤr und fuͤr Sein Hertz ergoͤtzen koͤnnt an mir, Und mir mit Wolluſt wohnen bey Wie dort im ewigen Himmels-May! O bekuͤmmere dich nicht, JEſus verſpricht dir, er wolle dein Hertz machen zu einem Waſſer-reichen Garten voll ſchoͤnſter glaͤntzender Tu- genden, und zeitiger Fruͤchten a, iſt da um den Weg ein duͤrr Aeſtlein, das kaum ein gruͤn Boͤllelein mehr hat, das thue ſich auf und freue ſich uͤber den geiſtlichen Thau den JEſus ſeinem Palmen-Baͤumlein goͤnnet: Laß dir ſeyn du hoͤreſt JEſu Stimm: Komm du erfroren hart Hertz, daruͤber du klagſt, an deine heiſſe Sonne, die am Creutz hell ſcheint und blut-roth untergeht. §. 7. Leg dein Hertz an das Feuer dieſer blutigen Liebe deines ge- toͤdteten JESU, ſo wird es anders werden: O duͤrr Hertz ich will dich bethauen mit dem Regen meines Bluts, und befeuchten mit dem Safft meines Geiſtes; GOTT hat mich als den Baum des Le- bens eben darum aufgeſchnitten in der Geißlung, Dornen-Cron und am Creutz, damit du als ein Zweiglein in einer meiner Wunden moͤ- geſt eingepfropfet werden, und zur rechten Bluͤthe und Frucht eines unſtraͤfflichen Lebens kommen. Halleluja. Wie dieſes Werck an- zugreiffen ſeye. §. 8. Ja ſagſt du das kan ich eben grad jetz nicht glauben, weiß nicht warum, halte davor, die meiſte Urſach ſeye weilen offt gebetten, und wenig Aenderung davon verſpuͤhret? Wird mit zwey Ex- empeln erlaͤutert. Das erſte: Antw. Es fragte mich ehemahls ein ziemlich duͤrrer Menſchen- Baum, wie er doch immermehr ein Zierde und Luſt des neu-ange- legten Paradieß werden moͤchte; Jch ſagte ihm, er ſollte alle Zaͤſer- lein und Wuͤrtzlein ſeiner Seele, alle ſeine zaͤrteſte Begierden ins Ev- angelium JESU, in die Verheiſſungen des Gnaden-Bundes als in das geſegnete Erdreich der neuen Welt einfuͤhren, und nimmermehr darvon ausgehen; Dann aus dem Evangelio komme der Heil. Geiſt wie a Jer. XXXI. 12. A a a 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/467>, abgerufen am 25.11.2024.