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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die unter der Kelter des Zorns GOttes
Engel getröstet zu werden? bist du dann stärcker als GOtt? o du elen-
der Erden-Wurm! du willt vor Schrecken vergehen, wanns nur
donneret! und warum besegnest du dich vor dem Teufel, wann du ih-
ne nicht förchtest? Wann ein Gläubiger nur ein Tröpflein aus die-
sem bitteren Kelch schlucken muß, so meynt er, er müsse verschmach-
ten; und bildest du dir ein, es werde dir so leicht seyn, die Drusen
auszusauffen? glaubest du nicht, daß der Teufel grausam werde mit
dir umgehen? so betrachte nur wie er mit den Besessenen handlet! er
reisset und zehret sie, macht, daß sie die Haar ausrauffen, die Klei-
der zerreissen, und mit Ketten müssen gebunden werden; betrachte den
frommen und heiligen Job, da dem Teufel nur ein wenig über ihne
erlaubt worden, wie er seine Haut Kohlschwartz gemacht, und alle
seine Gebein verbrannt, daß sein Eingeweid gesotten wie ein Kessel
über dem Feur; wann er von Ertz und Eisen gewesen wäre, so hät-
te er es nicht können ausdauren; wie hat er ihn gequälet, daß er vor
Angst und Schrecken gewünschet erhangen zu seyn, daß er auch den
Tag seiner Geburt verflucht. Wann nun der Teufel mit dem heili-
gen Mann Job so greulich gehauset, ey was wirst du zu gewarten
haben?

Kräfftige
Ermah-
nung vom
Sünden-
Schlaff
aufzuste-
hen.

§. 11. O Sünder, ich sage dirs noch ein mahl, es lasset sich ge-
wißlich mit der Sünd nicht schertzen! Ach thue doch nur die Augen
auf! du wirst selbsten sehen, daß es jetzt gar nicht Zeit seye in Si-
cherheit zu schlaffen! erwache doch, ehe dann die Donner-Strahlen
der Gerichten GOttes dir den Schlaff aus den Augen reiben! Be-
dencke, was es seyn werde, wann Satanas ewig an dir seinen Muth
wird kühlen können; wie wird er dich feßlen mit glüenden Ketten der
Finsternuß, dich mit höllischem Schwefel-Brand schwartz machen;
dich in deinem höllischen Angst-Schweiß striglen! Schrecken und
Quaal werden dich umlageren, du wirst dir in der Verzweiflung tau-
sendmahl den Tod wünschen, und daß du eine Kröt oder Schlang ge-
wesen wärest; o wie wirst du den Tag vermaledeyen, daran du zur
Welt gebohren bist, und an deine Brust schlagen, sagend: O du ver-
fluchtes Hertz! daß alle Warnungen und Einladungen der Gnad so
verachtet! wie offt hat man dir dieses geweissaget, daß es dir also er-
gehen werde; aber du hast es in den Wind geschlagen, o
ihr Wollüst und Sünden! wie geschwind seydt ihr vorbey,
und wie habt ihr mich bethört! du greuliche Schlang, wie hast
du mir gelogen, und mir allezeit von GOttes Barmhertzigkeit

vor-

Die unter der Kelter des Zorns GOttes
Engel getroͤſtet zu werden? biſt du dann ſtaͤrcker als GOtt? o du elen-
der Erden-Wurm! du willt vor Schrecken vergehen, wanns nur
donneret! und warum beſegneſt du dich vor dem Teufel, wann du ih-
ne nicht foͤrchteſt? Wann ein Glaͤubiger nur ein Troͤpflein aus die-
ſem bitteren Kelch ſchlucken muß, ſo meynt er, er muͤſſe verſchmach-
ten; und bildeſt du dir ein, es werde dir ſo leicht ſeyn, die Druſen
auszuſauffen? glaubeſt du nicht, daß der Teufel grauſam werde mit
dir umgehen? ſo betrachte nur wie er mit den Beſeſſenen handlet! er
reiſſet und zehret ſie, macht, daß ſie die Haar ausrauffen, die Klei-
der zerreiſſen, und mit Ketten muͤſſen gebunden werden; betrachte den
frommen und heiligen Job, da dem Teufel nur ein wenig uͤber ihne
erlaubt worden, wie er ſeine Haut Kohlſchwartz gemacht, und alle
ſeine Gebein verbrannt, daß ſein Eingeweid geſotten wie ein Keſſel
uͤber dem Feur; wann er von Ertz und Eiſen geweſen waͤre, ſo haͤt-
te er es nicht koͤnnen ausdauren; wie hat er ihn gequaͤlet, daß er vor
Angſt und Schrecken gewuͤnſchet erhangen zu ſeyn, daß er auch den
Tag ſeiner Geburt verflucht. Wann nun der Teufel mit dem heili-
gen Mann Job ſo greulich gehauſet, ey was wirſt du zu gewarten
haben?

Kraͤfftige
Ermah-
nung vom
Suͤnden-
Schlaff
aufzuſte-
hen.

§. 11. O Suͤnder, ich ſage dirs noch ein mahl, es laſſet ſich ge-
wißlich mit der Suͤnd nicht ſchertzen! Ach thue doch nur die Augen
auf! du wirſt ſelbſten ſehen, daß es jetzt gar nicht Zeit ſeye in Si-
cherheit zu ſchlaffen! erwache doch, ehe dann die Donner-Strahlen
der Gerichten GOttes dir den Schlaff aus den Augen reiben! Be-
dencke, was es ſeyn werde, wann Satanas ewig an dir ſeinen Muth
wird kuͤhlen koͤnnen; wie wird er dich feßlen mit gluͤenden Ketten der
Finſternuß, dich mit hoͤlliſchem Schwefel-Brand ſchwartz machen;
dich in deinem hoͤlliſchen Angſt-Schweiß ſtriglen! Schrecken und
Quaal werden dich umlageren, du wirſt dir in der Verzweiflung tau-
ſendmahl den Tod wuͤnſchen, und daß du eine Kroͤt oder Schlang ge-
weſen waͤreſt; o wie wirſt du den Tag vermaledeyen, daran du zur
Welt gebohren biſt, und an deine Bruſt ſchlagen, ſagend: O du ver-
fluchtes Hertz! daß alle Warnungen und Einladungen der Gnad ſo
verachtet! wie offt hat man dir dieſes geweiſſaget, daß es dir alſo er-
gehen werde; aber du haſt es in den Wind geſchlagen, o
ihr Wolluͤſt und Suͤnden! wie geſchwind ſeydt ihr vorbey,
und wie habt ihr mich bethoͤrt! du greuliche Schlang, wie haſt
du mir gelogen, und mir allezeit von GOttes Barmhertzigkeit

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[454/0550] Die unter der Kelter des Zorns GOttes Engel getroͤſtet zu werden? biſt du dann ſtaͤrcker als GOtt? o du elen- der Erden-Wurm! du willt vor Schrecken vergehen, wanns nur donneret! und warum beſegneſt du dich vor dem Teufel, wann du ih- ne nicht foͤrchteſt? Wann ein Glaͤubiger nur ein Troͤpflein aus die- ſem bitteren Kelch ſchlucken muß, ſo meynt er, er muͤſſe verſchmach- ten; und bildeſt du dir ein, es werde dir ſo leicht ſeyn, die Druſen auszuſauffen? glaubeſt du nicht, daß der Teufel grauſam werde mit dir umgehen? ſo betrachte nur wie er mit den Beſeſſenen handlet! er reiſſet und zehret ſie, macht, daß ſie die Haar ausrauffen, die Klei- der zerreiſſen, und mit Ketten muͤſſen gebunden werden; betrachte den frommen und heiligen Job, da dem Teufel nur ein wenig uͤber ihne erlaubt worden, wie er ſeine Haut Kohlſchwartz gemacht, und alle ſeine Gebein verbrannt, daß ſein Eingeweid geſotten wie ein Keſſel uͤber dem Feur; wann er von Ertz und Eiſen geweſen waͤre, ſo haͤt- te er es nicht koͤnnen ausdauren; wie hat er ihn gequaͤlet, daß er vor Angſt und Schrecken gewuͤnſchet erhangen zu ſeyn, daß er auch den Tag ſeiner Geburt verflucht. Wann nun der Teufel mit dem heili- gen Mann Job ſo greulich gehauſet, ey was wirſt du zu gewarten haben? §. 11. O Suͤnder, ich ſage dirs noch ein mahl, es laſſet ſich ge- wißlich mit der Suͤnd nicht ſchertzen! Ach thue doch nur die Augen auf! du wirſt ſelbſten ſehen, daß es jetzt gar nicht Zeit ſeye in Si- cherheit zu ſchlaffen! erwache doch, ehe dann die Donner-Strahlen der Gerichten GOttes dir den Schlaff aus den Augen reiben! Be- dencke, was es ſeyn werde, wann Satanas ewig an dir ſeinen Muth wird kuͤhlen koͤnnen; wie wird er dich feßlen mit gluͤenden Ketten der Finſternuß, dich mit hoͤlliſchem Schwefel-Brand ſchwartz machen; dich in deinem hoͤlliſchen Angſt-Schweiß ſtriglen! Schrecken und Quaal werden dich umlageren, du wirſt dir in der Verzweiflung tau- ſendmahl den Tod wuͤnſchen, und daß du eine Kroͤt oder Schlang ge- weſen waͤreſt; o wie wirſt du den Tag vermaledeyen, daran du zur Welt gebohren biſt, und an deine Bruſt ſchlagen, ſagend: O du ver- fluchtes Hertz! daß alle Warnungen und Einladungen der Gnad ſo verachtet! wie offt hat man dir dieſes geweiſſaget, daß es dir alſo er- gehen werde; aber du haſt es in den Wind geſchlagen, o ihr Wolluͤſt und Suͤnden! wie geſchwind ſeydt ihr vorbey, und wie habt ihr mich bethoͤrt! du greuliche Schlang, wie haſt du mir gelogen, und mir allezeit von GOttes Barmhertzigkeit vor-

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/550>, abgerufen am 22.11.2024.