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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der unter den Stech-Disteln
niglich; Vor himmlische Könige ist kein ander Gut anständig als
GOtt allein. Ein König soll sich ja auf eine andere Manier auffüh-
ren, als liederliche Halluncken, dergleichen alle Knechte der Sünd
und Welt sind. Du kanst dich aber nicht majestätischer verhalten,
als wann du JEsu dem Heiligen GOttes nachfolgest, dessen Leben
reiner als der helleste Sonnen-Glantz, dessen Hertz ein Meer der Hei-
ligkeit und lautersten Liebe, welches durch die Seiten mit Blut und
Wasser, und durch den Mund von Milch und Honig übergelauffen;
ach daß es beständig, allenthalben und zu allen Zeiten geschehe, ja
Amen!

Man muß
sich fest
vorneh-
men man
wolle
durch kei-
ne Anläuff
der Fein-
den von
diesen Tu-
genden
sich lassen
abwendig
machen.

§. 13. Gedencke daran, o du theur-geliebtes Hertz! Mache dir
bey jeder Anfechtung und Versuchung diese Rechnung; ich werde
vielleicht nicht mehr lang die Freud und Ehre haben, Christi Willen
zu thun; dieses ist vielleicht das letzte mahl, daß ich meine ernste Treue
in Bewahrung der Gebotten JESU meinem GOtt erweisen kan;
darum will ich meines allein getreuen Heylandes Gebott aus allen
Kräfften, mit allen Gedancken umfassen, und nicht gehen lassen.

Teufel, Welt und Fleisch, mögen immerhin stets, stets wider-
kommen, und wann schon der Glaube Christi in mir ihnen einen
Sturm abgeschlagen, es dennoch nicht aufgeben, sondern gleich wie-
der aufs neue ansetzen, und aufs hefftigste in meine Seele stürmen;
ich solle doch nur noch dißmahl den Willen JEsu aus den Händen
fahren lassen, auf eine andere Zeit könne ich dann schon tapfferer
kämpfen und obsiegen, es seye doch dißmahl am Sieg nicht so viel
gelegen; was das seyn wollte, etwann ein Wörtlein aus Rachgier
im Zorn lauffen lassen? Es mache ja nichts, man müsse die bösen Leu-
te ihr Unrecht fühlen lassen; uns so schnöde zu mißhandlen. Aber
da stehe du wie ein Mann, lasse dich nicht bereden, klage nicht, fas-
se deines HErren Willen, als das alleredleste im Himmelreich noch
steiffer, und sollte deine Vernunfft darob wollen zerbersten; suche du
nur Christi Ehr, Willen und Nutzen, er wird gewiß auch deine
Angelegenheit in acht nehmen, dich hier mit verborgenen Gnaden be-
reicheren und in seiner Zukunfft sein eigen unbekanntes Leben in dir
mit unaussprechlichem Glantz offenbahren a: Sollte Welt und Fleisch
so unverdrossen seyn im Angriff, da sie nur den Satan zum Anführer

haben;
a Apoc. XIX. 14.

Der unter den Stech-Diſteln
niglich; Vor himmliſche Koͤnige iſt kein ander Gut anſtaͤndig als
GOtt allein. Ein Koͤnig ſoll ſich ja auf eine andere Manier auffuͤh-
ren, als liederliche Halluncken, dergleichen alle Knechte der Suͤnd
und Welt ſind. Du kanſt dich aber nicht majeſtaͤtiſcher verhalten,
als wann du JEſu dem Heiligen GOttes nachfolgeſt, deſſen Leben
reiner als der helleſte Sonnen-Glantz, deſſen Hertz ein Meer der Hei-
ligkeit und lauterſten Liebe, welches durch die Seiten mit Blut und
Waſſer, und durch den Mund von Milch und Honig uͤbergelauffen;
ach daß es beſtaͤndig, allenthalben und zu allen Zeiten geſchehe, ja
Amen!

Man muß
ſich feſt
vorneh-
men man
wolle
durch kei-
ne Anlaͤuff
der Fein-
den von
dieſen Tu-
genden
ſich laſſen
abwendig
machen.

§. 13. Gedencke daran, o du theur-geliebtes Hertz! Mache dir
bey jeder Anfechtung und Verſuchung dieſe Rechnung; ich werde
vielleicht nicht mehr lang die Freud und Ehre haben, Chriſti Willen
zu thun; dieſes iſt vielleicht das letzte mahl, daß ich meine ernſte Treue
in Bewahrung der Gebotten JESU meinem GOtt erweiſen kan;
darum will ich meines allein getreuen Heylandes Gebott aus allen
Kraͤfften, mit allen Gedancken umfaſſen, und nicht gehen laſſen.

Teufel, Welt und Fleiſch, moͤgen immerhin ſtets, ſtets wider-
kommen, und wann ſchon der Glaube Chriſti in mir ihnen einen
Sturm abgeſchlagen, es dennoch nicht aufgeben, ſondern gleich wie-
der aufs neue anſetzen, und aufs hefftigſte in meine Seele ſtuͤrmen;
ich ſolle doch nur noch dißmahl den Willen JEſu aus den Haͤnden
fahren laſſen, auf eine andere Zeit koͤnne ich dann ſchon tapfferer
kaͤmpfen und obſiegen, es ſeye doch dißmahl am Sieg nicht ſo viel
gelegen; was das ſeyn wollte, etwann ein Woͤrtlein aus Rachgier
im Zorn lauffen laſſen? Es mache ja nichts, man muͤſſe die boͤſen Leu-
te ihr Unrecht fuͤhlen laſſen; uns ſo ſchnoͤde zu mißhandlen. Aber
da ſtehe du wie ein Mann, laſſe dich nicht bereden, klage nicht, faſ-
ſe deines HErren Willen, als das alleredleſte im Himmelreich noch
ſteiffer, und ſollte deine Vernunfft darob wollen zerberſten; ſuche du
nur Chriſti Ehr, Willen und Nutzen, er wird gewiß auch deine
Angelegenheit in acht nehmen, dich hier mit verborgenen Gnaden be-
reicheren und in ſeiner Zukunfft ſein eigen unbekanntes Leben in dir
mit unausſprechlichem Glantz offenbahren a: Sollte Welt und Fleiſch
ſo unverdroſſen ſeyn im Angriff, da ſie nur den Satan zum Anfuͤhrer

haben;
a Apoc. XIX. 14.
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[712/0808] Der unter den Stech-Diſteln niglich; Vor himmliſche Koͤnige iſt kein ander Gut anſtaͤndig als GOtt allein. Ein Koͤnig ſoll ſich ja auf eine andere Manier auffuͤh- ren, als liederliche Halluncken, dergleichen alle Knechte der Suͤnd und Welt ſind. Du kanſt dich aber nicht majeſtaͤtiſcher verhalten, als wann du JEſu dem Heiligen GOttes nachfolgeſt, deſſen Leben reiner als der helleſte Sonnen-Glantz, deſſen Hertz ein Meer der Hei- ligkeit und lauterſten Liebe, welches durch die Seiten mit Blut und Waſſer, und durch den Mund von Milch und Honig uͤbergelauffen; ach daß es beſtaͤndig, allenthalben und zu allen Zeiten geſchehe, ja Amen! §. 13. Gedencke daran, o du theur-geliebtes Hertz! Mache dir bey jeder Anfechtung und Verſuchung dieſe Rechnung; ich werde vielleicht nicht mehr lang die Freud und Ehre haben, Chriſti Willen zu thun; dieſes iſt vielleicht das letzte mahl, daß ich meine ernſte Treue in Bewahrung der Gebotten JESU meinem GOtt erweiſen kan; darum will ich meines allein getreuen Heylandes Gebott aus allen Kraͤfften, mit allen Gedancken umfaſſen, und nicht gehen laſſen. Teufel, Welt und Fleiſch, moͤgen immerhin ſtets, ſtets wider- kommen, und wann ſchon der Glaube Chriſti in mir ihnen einen Sturm abgeſchlagen, es dennoch nicht aufgeben, ſondern gleich wie- der aufs neue anſetzen, und aufs hefftigſte in meine Seele ſtuͤrmen; ich ſolle doch nur noch dißmahl den Willen JEſu aus den Haͤnden fahren laſſen, auf eine andere Zeit koͤnne ich dann ſchon tapfferer kaͤmpfen und obſiegen, es ſeye doch dißmahl am Sieg nicht ſo viel gelegen; was das ſeyn wollte, etwann ein Woͤrtlein aus Rachgier im Zorn lauffen laſſen? Es mache ja nichts, man muͤſſe die boͤſen Leu- te ihr Unrecht fuͤhlen laſſen; uns ſo ſchnoͤde zu mißhandlen. Aber da ſtehe du wie ein Mann, laſſe dich nicht bereden, klage nicht, faſ- ſe deines HErren Willen, als das alleredleſte im Himmelreich noch ſteiffer, und ſollte deine Vernunfft darob wollen zerberſten; ſuche du nur Chriſti Ehr, Willen und Nutzen, er wird gewiß auch deine Angelegenheit in acht nehmen, dich hier mit verborgenen Gnaden be- reicheren und in ſeiner Zukunfft ſein eigen unbekanntes Leben in dir mit unausſprechlichem Glantz offenbahren a: Sollte Welt und Fleiſch ſo unverdroſſen ſeyn im Angriff, da ſie nur den Satan zum Anfuͤhrer haben; a Apoc. XIX. 14.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/808>, abgerufen am 01.07.2024.