Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

niemand was zu rühmen, auch niemand Ursach zu murren und zu
klagen, diese also in denen Vorhöfen des HERRN mannigfal-
tig-blühende Bäum werden alle zur Ehr GOTTES und des
Lamms, ins himmlische Paradieß versetzet werden, da dann GOtt
an einem jeden nach seiner Art und Grad wird ein Wohlgefallen
haben, auch darüber wird gelobt werden; O unendliche Mannig-
faltigkeit der Wegen GOTTES verknüpffet mit lieblichster Ei-
nigkeit.

§. 17. Uber diß hat man sich bey der Begierd CHRJSTJ Ge-Scrupu-
losität
über Klei-
nigkeiten
meiden.

meinschafft zu haben, zu hütten vor Scrupulosität, da man nem-
lich das Leben CHRJSTJ bey allen Kleinigkeiten (als diß und
jenes anzurühren, zu essen und zu trincken, und aus- oder einzuge-
hen) empfindlich spühren will, oder wohl gar besondere Erleuch-
tung und Offenbahrung über jede kleine Sach begehrt, wie sich offt
fromme Leut damit sehr quälen; dann solch Werck nicht mannlich,
sondern gantz kindisch ist; Uns soll genug seyn im äusseren Leben,
den Glauben an CHRJSTUM JESUM zu behalten, und in
der Liebe zu wandlen. Was ich lebe im Fleisch, das lebe ich im
Glauben des Sohns GOTTES, Galat. 2. Glauben und Liebe
können wir wohl unverruckt behalten, andere Ding aber und son-
derbare Arten der Gemeinschafft mit GOTT sind nicht beständig
noch unverruckt in diesem Leben zu haben, welches wohl zu mer-
cken.

§. 18. Damit wir aber desto ungehinderter fortwachsen in derHeyls-
Hinder-
nüssen
mercken
und flie-
hen.

Gnad CHRJSTJ, so lasset uns denen Ursachen nachforschen,
die uns hierinn öffters Schaden thun und hinderen, deren sind für-
nemlich drey.

(1.) So man nicht fleißig acht hat auf die Gnad, wie sie
uns leiten und treiben will, so ist das sehr nachtheilig im Gött-
lichen Wachsthum; O darum lasset uns dem Geist der Gnaden
zuwillen werden, wie er uns haben will, etc.

(2.) So
(e)

niemand was zu ruͤhmen, auch niemand Urſach zu murren und zu
klagen, dieſe alſo in denen Vorhoͤfen des HERRN mannigfal-
tig-bluͤhende Baͤum werden alle zur Ehr GOTTES und des
Lamms, ins himmliſche Paradieß verſetzet werden, da dann GOtt
an einem jeden nach ſeiner Art und Grad wird ein Wohlgefallen
haben, auch daruͤber wird gelobt werden; O unendliche Mannig-
faltigkeit der Wegen GOTTES verknuͤpffet mit lieblichſter Ei-
nigkeit.

§. 17. Uber diß hat man ſich bey der Begierd CHRJSTJ Ge-Scrupu-
loſitaͤt
uͤber Klei-
nigkeiten
meiden.

meinſchafft zu haben, zu huͤtten vor Scrupuloſitaͤt, da man nem-
lich das Leben CHRJSTJ bey allen Kleinigkeiten (als diß und
jenes anzuruͤhren, zu eſſen und zu trincken, und aus- oder einzuge-
hen) empfindlich ſpuͤhren will, oder wohl gar beſondere Erleuch-
tung und Offenbahrung uͤber jede kleine Sach begehrt, wie ſich offt
fromme Leut damit ſehr quaͤlen; dann ſolch Werck nicht mannlich,
ſondern gantz kindiſch iſt; Uns ſoll genug ſeyn im aͤuſſeren Leben,
den Glauben an CHRJSTUM JESUM zu behalten, und in
der Liebe zu wandlen. Was ich lebe im Fleiſch, das lebe ich im
Glauben des Sohns GOTTES, Galat. 2. Glauben und Liebe
koͤnnen wir wohl unverruckt behalten, andere Ding aber und ſon-
derbare Arten der Gemeinſchafft mit GOTT ſind nicht beſtaͤndig
noch unverruckt in dieſem Leben zu haben, welches wohl zu mer-
cken.

§. 18. Damit wir aber deſto ungehinderter fortwachſen in derHeyls-
Hinder-
nuͤſſen
mercken
und flie-
hen.

Gnad CHRJSTJ, ſo laſſet uns denen Urſachen nachforſchen,
die uns hierinn oͤffters Schaden thun und hinderen, deren ſind fuͤr-
nemlich drey.

(1.) So man nicht fleißig acht hat auf die Gnad, wie ſie
uns leiten und treiben will, ſo iſt das ſehr nachtheilig im Goͤtt-
lichen Wachsthum; O darum laſſet uns dem Geiſt der Gnaden
zuwillen werden, wie er uns haben will, ꝛc.

(2.) So
(e)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0089" n="33"/>
niemand was zu ru&#x0364;hmen, auch niemand Ur&#x017F;ach zu murren und zu<lb/>
klagen, die&#x017F;e al&#x017F;o in denen Vorho&#x0364;fen des HERRN mannigfal-<lb/>
tig-blu&#x0364;hende Ba&#x0364;um werden alle zur Ehr GOTTES und des<lb/>
Lamms, ins himmli&#x017F;che Paradieß ver&#x017F;etzet werden, da dann GOtt<lb/>
an einem jeden nach &#x017F;einer Art und Grad wird ein Wohlgefallen<lb/>
haben, auch daru&#x0364;ber wird gelobt werden; O unendliche Mannig-<lb/>
faltigkeit der Wegen GOTTES verknu&#x0364;pffet mit lieblich&#x017F;ter Ei-<lb/>
nigkeit.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 17. Uber diß hat man &#x017F;ich bey der Begierd CHRJSTJ Ge-<note place="right">Scrupu-<lb/>
lo&#x017F;ita&#x0364;t<lb/>
u&#x0364;ber Klei-<lb/>
nigkeiten<lb/>
meiden.</note><lb/>
mein&#x017F;chafft zu haben, zu hu&#x0364;tten vor Scrupulo&#x017F;ita&#x0364;t, da man nem-<lb/>
lich das Leben CHRJSTJ bey allen Kleinigkeiten (als diß und<lb/>
jenes anzuru&#x0364;hren, zu e&#x017F;&#x017F;en und zu trincken, und aus- oder einzuge-<lb/>
hen) empfindlich &#x017F;pu&#x0364;hren will, oder wohl gar be&#x017F;ondere Erleuch-<lb/>
tung und Offenbahrung u&#x0364;ber jede kleine Sach begehrt, wie &#x017F;ich offt<lb/>
fromme Leut damit &#x017F;ehr qua&#x0364;len; dann &#x017F;olch Werck nicht mannlich,<lb/>
&#x017F;ondern gantz kindi&#x017F;ch i&#x017F;t; Uns &#x017F;oll genug &#x017F;eyn im a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;eren Leben,<lb/>
den Glauben an CHRJSTUM JESUM zu behalten, und in<lb/>
der Liebe zu wandlen. Was ich lebe im Flei&#x017F;ch, das lebe ich im<lb/>
Glauben des Sohns GOTTES, Galat. 2. Glauben und Liebe<lb/>
ko&#x0364;nnen wir wohl unverruckt behalten, andere Ding aber und &#x017F;on-<lb/>
derbare Arten der Gemein&#x017F;chafft mit GOTT &#x017F;ind nicht be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
noch unverruckt in die&#x017F;em Leben zu haben, welches wohl zu mer-<lb/>
cken.</p><lb/>
          <p>§. 18. Damit wir aber de&#x017F;to ungehinderter fortwach&#x017F;en in der<note place="right">Heyls-<lb/>
Hinder-<lb/>
nu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
mercken<lb/>
und flie-<lb/>
hen.</note><lb/>
Gnad CHRJSTJ, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;et uns denen Ur&#x017F;achen nachfor&#x017F;chen,<lb/>
die uns hierinn o&#x0364;ffters Schaden thun und hinderen, deren &#x017F;ind fu&#x0364;r-<lb/>
nemlich drey.</p><lb/>
          <p>(1.) So man nicht fleißig acht hat auf die Gnad, wie &#x017F;ie<lb/>
uns leiten und treiben will, &#x017F;o i&#x017F;t das &#x017F;ehr nachtheilig im Go&#x0364;tt-<lb/>
lichen Wachsthum; O darum la&#x017F;&#x017F;et uns dem Gei&#x017F;t der Gnaden<lb/>
zuwillen werden, wie er uns haben will, &#xA75B;c.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">(e)</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">(2.) So</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0089] niemand was zu ruͤhmen, auch niemand Urſach zu murren und zu klagen, dieſe alſo in denen Vorhoͤfen des HERRN mannigfal- tig-bluͤhende Baͤum werden alle zur Ehr GOTTES und des Lamms, ins himmliſche Paradieß verſetzet werden, da dann GOtt an einem jeden nach ſeiner Art und Grad wird ein Wohlgefallen haben, auch daruͤber wird gelobt werden; O unendliche Mannig- faltigkeit der Wegen GOTTES verknuͤpffet mit lieblichſter Ei- nigkeit. §. 17. Uber diß hat man ſich bey der Begierd CHRJSTJ Ge- meinſchafft zu haben, zu huͤtten vor Scrupuloſitaͤt, da man nem- lich das Leben CHRJSTJ bey allen Kleinigkeiten (als diß und jenes anzuruͤhren, zu eſſen und zu trincken, und aus- oder einzuge- hen) empfindlich ſpuͤhren will, oder wohl gar beſondere Erleuch- tung und Offenbahrung uͤber jede kleine Sach begehrt, wie ſich offt fromme Leut damit ſehr quaͤlen; dann ſolch Werck nicht mannlich, ſondern gantz kindiſch iſt; Uns ſoll genug ſeyn im aͤuſſeren Leben, den Glauben an CHRJSTUM JESUM zu behalten, und in der Liebe zu wandlen. Was ich lebe im Fleiſch, das lebe ich im Glauben des Sohns GOTTES, Galat. 2. Glauben und Liebe koͤnnen wir wohl unverruckt behalten, andere Ding aber und ſon- derbare Arten der Gemeinſchafft mit GOTT ſind nicht beſtaͤndig noch unverruckt in dieſem Leben zu haben, welches wohl zu mer- cken. Scrupu- loſitaͤt uͤber Klei- nigkeiten meiden. §. 18. Damit wir aber deſto ungehinderter fortwachſen in der Gnad CHRJSTJ, ſo laſſet uns denen Urſachen nachforſchen, die uns hierinn oͤffters Schaden thun und hinderen, deren ſind fuͤr- nemlich drey. Heyls- Hinder- nuͤſſen mercken und flie- hen. (1.) So man nicht fleißig acht hat auf die Gnad, wie ſie uns leiten und treiben will, ſo iſt das ſehr nachtheilig im Goͤtt- lichen Wachsthum; O darum laſſet uns dem Geiſt der Gnaden zuwillen werden, wie er uns haben will, ꝛc. (2.) So (e)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/89
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/89>, abgerufen am 14.05.2024.