bist im Himmel. JESUS sagt a Amen, Amen, was ihr den Vatter bitten werdet in meinem Nahmen, das will ich euch geben, (nehmlich die von Adam verlohrne von mir aber wieder gebrachte Seeligkeit) er muß sich seinem JEsu nach von allem Anhang der Creatur, von allem eigenen Können, eigener Weißheit und Gerech- tigkeit entblössen lassen von GOtt b; Dann wann das Verlangen nicht lauter nach dem gecreutzigten JEsu ist und man nichts will las- sen fahren, da ist man nicht tüchtig ins Meer hinab zu steigen, wie JESUS selbst sagt: Wer nicht absagt allem, das er hat, also daß er mit dem Hertzen an nichts mehr klebe, der kan nicht mein Jünger seync: Jst aber die Aufopfferung im Willen an GOtt geschehen, daß das Hertz mit dem allein vollkommenen sich zu begnügen entschlossen, alsdann wagt sich die Seel, wiewohl nicht oh- ne Grauen und Entsetzen, in das Verliehren deß eigenen Lebens in der Gemeinschafft der Leyden JEsu durch den Glauben an GOttes Wort auf Gnad und Ungnad hin, sagende mit Esther dkomme ich um, so komme ich um, und mit Thoma, lasset uns hingehen und mit JESU sterbene: Dieses Mitsterben, Mitgecreutzi- get, Mitbegraben werden, ist gar ein fremd Element der Natur, da es ihr nicht einmahl erlaubt Athem zu schöpffen, sie vermeint zwar wohl offt einige Auflüfftung zu haben, allein jede eitele Recreation wird ihr dermassen versaltzen, als ob sie einen Schluck bitter Meer-Was- ser in Mund bekommen hätte, wer es erfahren hat, der hats bezeuget, und wir wissen daß sein Zeugnuß warhafftig ist.
Die geist- liche Fi- scher ge- langen nicht zu gleichem Loos.
§. 2. Da bekommt einer eine grössere Perl als der andere f, nach- dem er sich tieffer hinein wagt, jedoch alles nach GOttes ewigem Urtheil und Rath g, gleich als durchs Looß, da auch wohl aus verborgenem heimlichem Gerichte GOttes einige, sonderlich Gelehrte, die sich mehr befleissen von der Perl schön zu reden und zu schreiben als selbe in Ab- sterbung alles Ehr- und Geld-Geitzes selbst zu besitzen, am Ende mit Schrecken befinden, daß ihre Muschel gantz lär vom Reiche unsers HEr- ren JEsu Christi h, andere, welche gar zu lässig gewesen GOTT zu fol- gen, zu letzt als unreiffe Geburten ans Tage-Liecht der Ewigkeit kom-
men;
aJoh. XVI. 23.
bMatth. XVIII. 3.
cMatth. XVI. 24. X. 38. Luc. XIV. 26.
dErl. IV. 16.
eJoh. XI. 16.
f 1 Cor. XV. 41.
gRom. XI. 33.
hMatth. XI. 25. VII. 22. 23.
Betrachtungen
biſt im Himmel. JESUS ſagt a Amen, Amen, was ihr den Vatter bitten werdet in meinem Nahmen, das will ich euch geben, (nehmlich die von Adam verlohrne von mir aber wieder gebrachte Seeligkeit) er muß ſich ſeinem JEſu nach von allem Anhang der Creatur, von allem eigenen Koͤnnen, eigener Weißheit und Gerech- tigkeit entbloͤſſen laſſen von GOtt b; Dann wann das Verlangen nicht lauter nach dem gecreutzigten JEſu iſt und man nichts will laſ- ſen fahren, da iſt man nicht tuͤchtig ins Meer hinab zu ſteigen, wie JESUS ſelbſt ſagt: Wer nicht abſagt allem, das er hat, alſo daß er mit dem Hertzen an nichts mehr klebe, der kan nicht mein Juͤnger ſeync: Jſt aber die Aufopfferung im Willen an GOtt geſchehen, daß das Hertz mit dem allein vollkommenen ſich zu begnuͤgen entſchloſſen, alsdann wagt ſich die Seel, wiewohl nicht oh- ne Grauen und Entſetzen, in das Verliehren deß eigenen Lebens in der Gemeinſchafft der Leyden JEſu durch den Glauben an GOttes Wort auf Gnad und Ungnad hin, ſagende mit Eſther dkomme ich um, ſo komme ich um, und mit Thoma, laſſet uns hingehen und mit JESU ſterbene: Dieſes Mitſterben, Mitgecreutzi- get, Mitbegraben werden, iſt gar ein fremd Element der Natur, da es ihr nicht einmahl erlaubt Athem zu ſchoͤpffen, ſie vermeint zwar wohl offt einige Aufluͤfftung zu haben, allein jede eitele Recreation wird ihr dermaſſen verſaltzen, als ob ſie einen Schluck bitter Meer-Waſ- ſer in Mund bekommen haͤtte, wer es erfahren hat, der hats bezeuget, und wir wiſſen daß ſein Zeugnuß warhafftig iſt.
Die geiſt- liche Fi- ſcher ge- langen nicht zu gleichem Loos.
§. 2. Da bekommt einer eine groͤſſere Perl als der andere f, nach- dem er ſich tieffer hinein wagt, jedoch alles nach GOttes ewigem Urtheil und Rath g, gleich als durchs Looß, da auch wohl aus verborgenem heimlichem Gerichte GOttes einige, ſonderlich Gelehrte, die ſich mehr befleiſſen von der Perl ſchoͤn zu reden und zu ſchreiben als ſelbe in Ab- ſterbung alles Ehr- und Geld-Geitzes ſelbſt zu beſitzen, am Ende mit Schrecken befinden, daß ihre Muſchel gantz laͤr vom Reiche unſers HEr- ren JEſu Chriſti h, andere, welche gar zu laͤſſig geweſen GOTT zu fol- gen, zu letzt als unreiffe Geburten ans Tage-Liecht der Ewigkeit kom-
men;
aJoh. XVI. 23.
bMatth. XVIII. 3.
cMatth. XVI. 24. X. 38. Luc. XIV. 26.
dErl. IV. 16.
eJoh. XI. 16.
f 1 Cor. XV. 41.
gRom. XI. 33.
hMatth. XI. 25. VII. 22. 23.
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Betrachtungen
biſt im Himmel. JESUS ſagt a Amen, Amen, was ihr den
Vatter bitten werdet in meinem Nahmen, das will ich euch geben,
(nehmlich die von Adam verlohrne von mir aber wieder gebrachte
Seeligkeit) er muß ſich ſeinem JEſu nach von allem Anhang der
Creatur, von allem eigenen Koͤnnen, eigener Weißheit und Gerech-
tigkeit entbloͤſſen laſſen von GOtt b; Dann wann das Verlangen
nicht lauter nach dem gecreutzigten JEſu iſt und man nichts will laſ-
ſen fahren, da iſt man nicht tuͤchtig ins Meer hinab zu ſteigen, wie
JESUS ſelbſt ſagt: Wer nicht abſagt allem, das er hat,
alſo daß er mit dem Hertzen an nichts mehr klebe, der kan nicht
mein Juͤnger ſeyn c: Jſt aber die Aufopfferung im Willen an
GOtt geſchehen, daß das Hertz mit dem allein vollkommenen ſich zu
begnuͤgen entſchloſſen, alsdann wagt ſich die Seel, wiewohl nicht oh-
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Gemeinſchafft der Leyden JEſu durch den Glauben an GOttes Wort
auf Gnad und Ungnad hin, ſagende mit Eſther d komme ich um,
ſo komme ich um, und mit Thoma, laſſet uns hingehen
und mit JESU ſterben e: Dieſes Mitſterben, Mitgecreutzi-
get, Mitbegraben werden, iſt gar ein fremd Element der Natur, da
es ihr nicht einmahl erlaubt Athem zu ſchoͤpffen, ſie vermeint zwar
wohl offt einige Aufluͤfftung zu haben, allein jede eitele Recreation
wird ihr dermaſſen verſaltzen, als ob ſie einen Schluck bitter Meer-Waſ-
ſer in Mund bekommen haͤtte, wer es erfahren hat, der hats bezeuget,
und wir wiſſen daß ſein Zeugnuß warhafftig iſt.
§. 2. Da bekommt einer eine groͤſſere Perl als der andere f, nach-
dem er ſich tieffer hinein wagt, jedoch alles nach GOttes ewigem Urtheil
und Rath g, gleich als durchs Looß, da auch wohl aus verborgenem
heimlichem Gerichte GOttes einige, ſonderlich Gelehrte, die ſich mehr
befleiſſen von der Perl ſchoͤn zu reden und zu ſchreiben als ſelbe in Ab-
ſterbung alles Ehr- und Geld-Geitzes ſelbſt zu beſitzen, am Ende mit
Schrecken befinden, daß ihre Muſchel gantz laͤr vom Reiche unſers HEr-
ren JEſu Chriſti h, andere, welche gar zu laͤſſig geweſen GOTT zu fol-
gen, zu letzt als unreiffe Geburten ans Tage-Liecht der Ewigkeit kom-
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a Joh. XVI. 23.
b Matth. XVIII. 3.
c Matth. XVI. 24. X. 38. Luc. XIV. 26.
d Erl. IV. 16.
e Joh. XI. 16.
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25. VII. 22. 23.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 806. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/902>, abgerufen am 22.11.2024.
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