Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

über die himmlische Perle.
men a; Wieder andere, die gar zu spat angefangen mit all zu Kleinen
vor dem König erscheinen, ja, wo man die Muschel aufthut, ehe die
Perl reiff ist, findet man nichts darinn, als eine zehe Feuchtigkeit,
nur die, welche ihre vollkommen zeitige Schönheit erlanget und im
neunten Sieb bleiben, darff man dem König anerbieten, also kom-
men nur diejenige auf den Thron und an die Cron, welche auch den
sibenden und letzten Kampf erstritten b.

§. 3. Gute Perlen trifft man nur bey guten, warmen Paradisi-Jn kalten
Gegenden
fischet
man ver-
geblich.

schen Landschafften an, also findet man den rechten JEsum im Kö-
nigreich der Gnaden, allwo der H. Geist seine wohl-riechende, krafft-
reiche Gewürtze hervor bringet, und wo die Sonne der Gerechtigkeit
mit ihren Strahlen fein warm und heiter machet. Vergeblich suchet
und hoffet man solche Schätze in einem frostigen Winter-Land, einer
kaltsinnigen, lauen und nachläßigen Gottes-dienstlichkeit.

§. 4. Letztlich wann einer schon [fremdsprachliches Material - fehlt] Perlen hat, so hat er da-Zur geist-
licher Per-
le gehören
auch ande-
re Kost-
barkeiten.

rum noch nicht Gold und Edelgestein [fremdsprachliches Material - fehlt] & [fremdsprachliches Material - fehlt] sondern muß sie
erst aus der Erden ausgraben, und sich hüten vor Holtz, Heu, Stoplen,
daß er nichts auf seinen Perlen-Grund aus Faulheit und Unachtsam-
keit baue, das sich nicht darzu reimt noch im Feuer der genauen Prüf-
fung bestehet; Dann hat jemand Christum angenommen, so soll er
auch in ihme wandeln, wie sichs geziemt seinem Blut seiner Vorbitt,
JEsu Lehr, Leben und Gehorsam, als auch seinem Reich und Herrlich-
keit, wann er nicht zuletzt mercklichen Schaden leyden will. Diese Perl
will Gold der Göttlichen Natur, Silber der Unschuldigen, und reinen
Liebe des Nächsten, und Edelgestein der wesentlichen Früchten des H.
Geistes neben sich haben, welches alles die Feur-Prob halte im Gericht
und sich fein am hellen Tag besehen lasse, nur mit diesem Unterscheid, daß
gleich wie die Perlen gantz schön und von der Natur selbst auspoliert,
im Meer gefunden werden, ohne daß Menschen Hände das geringste da-
ran machen; Also wird uns JEsus vollkommen geschenckt ohne Werck,
das Heyl ist lauter GOttes, der Mensch kan nichts beytragen, nicht das
geringste, wo er nicht alles verderben will; Hingegen wie die Edelgestei-
ne gantz roh aus den Felsen gebrochen, und erst durch der Menschen
Fleiß und Geschicklichkeit ausgearbeitet werden müssen, ehe sie ihren
Glantz recht haben; Also hat der Gläubige Lebenslang zu feilen und zu

polie-
a 2 Tim. II. 5.
b Apoc. III. 21.

uͤber die himmliſche Perle.
men a; Wieder andere, die gar zu ſpat angefangen mit all zu Kleinen
vor dem Koͤnig erſcheinen, ja, wo man die Muſchel aufthut, ehe die
Perl reiff iſt, findet man nichts darinn, als eine zehe Feuchtigkeit,
nur die, welche ihre vollkommen zeitige Schoͤnheit erlanget und im
neunten Sieb bleiben, darff man dem Koͤnig anerbieten, alſo kom-
men nur diejenige auf den Thron und an die Cron, welche auch den
ſibenden und letzten Kampf erſtritten b.

§. 3. Gute Perlen trifft man nur bey guten, warmen Paradiſi-Jn kalten
Gegenden
fiſchet
man ver-
geblich.

ſchen Landſchafften an, alſo findet man den rechten JEſum im Koͤ-
nigreich der Gnaden, allwo der H. Geiſt ſeine wohl-riechende, krafft-
reiche Gewuͤrtze hervor bringet, und wo die Sonne der Gerechtigkeit
mit ihren Strahlen fein warm und heiter machet. Vergeblich ſuchet
und hoffet man ſolche Schaͤtze in einem froſtigen Winter-Land, einer
kaltſinnigen, lauen und nachlaͤßigen Gottes-dienſtlichkeit.

§. 4. Letztlich wann einer ſchon [fremdsprachliches Material – fehlt] Perlen hat, ſo hat er da-Zur geiſt-
licher Per-
le gehoͤren
auch ande-
re Koſt-
barkeiten.

rum noch nicht Gold und Edelgeſtein [fremdsprachliches Material – fehlt] & [fremdsprachliches Material – fehlt] ſondern muß ſie
erſt aus der Erden ausgraben, und ſich huͤten vor Holtz, Heu, Stoplen,
daß er nichts auf ſeinen Perlen-Grund aus Faulheit und Unachtſam-
keit baue, das ſich nicht darzu reimt noch im Feuer der genauen Pruͤf-
fung beſtehet; Dann hat jemand Chriſtum angenommen, ſo ſoll er
auch in ihme wandeln, wie ſichs geziemt ſeinem Blut ſeiner Vorbitt,
JEſu Lehr, Leben und Gehorſam, als auch ſeinem Reich und Herrlich-
keit, wann er nicht zuletzt mercklichen Schaden leyden will. Dieſe Perl
will Gold der Goͤttlichen Natur, Silber der Unſchuldigen, und reinen
Liebe des Naͤchſten, und Edelgeſtein der weſentlichen Fruͤchten des H.
Geiſtes neben ſich haben, welches alles die Feur-Prob halte im Gericht
und ſich fein am hellen Tag beſehen laſſe, nur mit dieſem Unterſcheid, daß
gleich wie die Perlen gantz ſchoͤn und von der Natur ſelbſt auspoliert,
im Meer gefunden werden, ohne daß Menſchen Haͤnde das geringſte da-
ran machen; Alſo wird uns JEſus vollkommen geſchenckt ohne Werck,
das Heyl iſt lauter GOttes, der Menſch kan nichts beytragen, nicht das
geringſte, wo er nicht alles verderben will; Hingegen wie die Edelgeſtei-
ne gantz roh aus den Felſen gebrochen, und erſt durch der Menſchen
Fleiß und Geſchicklichkeit ausgearbeitet werden muͤſſen, ehe ſie ihren
Glantz recht haben; Alſo hat der Glaͤubige Lebenslang zu feilen und zu

polie-
a 2 Tim. II. 5.
b Apoc. III. 21.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0903" n="807"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;ber die himmli&#x017F;che Perle.</hi></fw><lb/>
men <note place="foot" n="a">2 <hi rendition="#aq">Tim. II.</hi> 5.</note>; Wieder andere, die gar zu &#x017F;pat angefangen mit all zu Kleinen<lb/>
vor dem Ko&#x0364;nig er&#x017F;cheinen, ja, wo man die Mu&#x017F;chel aufthut, ehe die<lb/>
Perl reiff i&#x017F;t, findet man nichts darinn, als eine zehe Feuchtigkeit,<lb/>
nur die, welche ihre vollkommen zeitige Scho&#x0364;nheit erlanget und im<lb/>
neunten Sieb bleiben, darff man dem Ko&#x0364;nig anerbieten, al&#x017F;o kom-<lb/>
men nur diejenige auf den Thron und an die Cron, welche auch den<lb/>
&#x017F;ibenden und letzten Kampf er&#x017F;tritten <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Apoc. III.</hi> 21.</note>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">§.</hi> 3. Gute Perlen trifft man nur bey guten, warmen Paradi&#x017F;i-<note place="right">Jn kalten<lb/>
Gegenden<lb/>
fi&#x017F;chet<lb/>
man ver-<lb/>
geblich.</note><lb/>
&#x017F;chen Land&#x017F;chafften an, al&#x017F;o findet man den rechten JE&#x017F;um im Ko&#x0364;-<lb/>
nigreich der Gnaden, allwo der H. Gei&#x017F;t &#x017F;eine wohl-riechende, krafft-<lb/>
reiche Gewu&#x0364;rtze hervor bringet, und wo die Sonne der Gerechtigkeit<lb/>
mit ihren Strahlen fein warm und heiter machet. Vergeblich &#x017F;uchet<lb/>
und hoffet man &#x017F;olche Scha&#x0364;tze in einem fro&#x017F;tigen Winter-Land, einer<lb/>
kalt&#x017F;innigen, lauen und nachla&#x0364;ßigen Gottes-dien&#x017F;tlichkeit.</p><lb/>
          <p>§. 4. Letztlich wann einer &#x017F;chon <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> Perlen hat, &#x017F;o hat er da-<note place="right">Zur gei&#x017F;t-<lb/>
licher Per-<lb/>
le geho&#x0364;ren<lb/>
auch ande-<lb/>
re Ko&#x017F;t-<lb/>
barkeiten.</note><lb/>
rum noch nicht Gold und Edelge&#x017F;tein <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> &amp; <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> &#x017F;ondern muß &#x017F;ie<lb/>
er&#x017F;t aus der Erden ausgraben, und &#x017F;ich hu&#x0364;ten vor Holtz, Heu, Stoplen,<lb/>
daß er nichts auf &#x017F;einen Perlen-Grund aus Faulheit und Unacht&#x017F;am-<lb/>
keit baue, das &#x017F;ich nicht darzu reimt noch im Feuer der genauen Pru&#x0364;f-<lb/>
fung be&#x017F;tehet; Dann hat jemand Chri&#x017F;tum angenommen, &#x017F;o &#x017F;oll er<lb/>
auch in ihme wandeln, wie &#x017F;ichs geziemt &#x017F;einem Blut &#x017F;einer Vorbitt,<lb/>
JE&#x017F;u Lehr, Leben und Gehor&#x017F;am, als auch &#x017F;einem Reich und Herrlich-<lb/>
keit, wann er nicht zuletzt mercklichen Schaden leyden will. Die&#x017F;e Perl<lb/>
will Gold der Go&#x0364;ttlichen Natur, Silber der Un&#x017F;chuldigen, und reinen<lb/>
Liebe des Na&#x0364;ch&#x017F;ten, und Edelge&#x017F;tein der we&#x017F;entlichen Fru&#x0364;chten des H.<lb/>
Gei&#x017F;tes neben &#x017F;ich haben, welches alles die Feur-Prob halte im Gericht<lb/>
und &#x017F;ich fein am hellen Tag be&#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;e, nur mit die&#x017F;em Unter&#x017F;cheid, daß<lb/>
gleich wie die Perlen gantz &#x017F;cho&#x0364;n und von der Natur &#x017F;elb&#x017F;t auspoliert,<lb/>
im Meer gefunden werden, ohne daß Men&#x017F;chen Ha&#x0364;nde das gering&#x017F;te da-<lb/>
ran machen; Al&#x017F;o wird uns JE&#x017F;us vollkommen ge&#x017F;chenckt ohne Werck,<lb/>
das Heyl i&#x017F;t lauter GOttes, der Men&#x017F;ch kan nichts beytragen, nicht das<lb/>
gering&#x017F;te, wo er nicht alles verderben will; Hingegen wie die Edelge&#x017F;tei-<lb/>
ne gantz roh aus den Fel&#x017F;en gebrochen, und er&#x017F;t durch der Men&#x017F;chen<lb/>
Fleiß und Ge&#x017F;chicklichkeit ausgearbeitet werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, ehe &#x017F;ie ihren<lb/>
Glantz recht haben; Al&#x017F;o hat der Gla&#x0364;ubige Lebenslang zu feilen und zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">polie-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[807/0903] uͤber die himmliſche Perle. men a; Wieder andere, die gar zu ſpat angefangen mit all zu Kleinen vor dem Koͤnig erſcheinen, ja, wo man die Muſchel aufthut, ehe die Perl reiff iſt, findet man nichts darinn, als eine zehe Feuchtigkeit, nur die, welche ihre vollkommen zeitige Schoͤnheit erlanget und im neunten Sieb bleiben, darff man dem Koͤnig anerbieten, alſo kom- men nur diejenige auf den Thron und an die Cron, welche auch den ſibenden und letzten Kampf erſtritten b. §. 3. Gute Perlen trifft man nur bey guten, warmen Paradiſi- ſchen Landſchafften an, alſo findet man den rechten JEſum im Koͤ- nigreich der Gnaden, allwo der H. Geiſt ſeine wohl-riechende, krafft- reiche Gewuͤrtze hervor bringet, und wo die Sonne der Gerechtigkeit mit ihren Strahlen fein warm und heiter machet. Vergeblich ſuchet und hoffet man ſolche Schaͤtze in einem froſtigen Winter-Land, einer kaltſinnigen, lauen und nachlaͤßigen Gottes-dienſtlichkeit. Jn kalten Gegenden fiſchet man ver- geblich. §. 4. Letztlich wann einer ſchon _ Perlen hat, ſo hat er da- rum noch nicht Gold und Edelgeſtein _ & _ ſondern muß ſie erſt aus der Erden ausgraben, und ſich huͤten vor Holtz, Heu, Stoplen, daß er nichts auf ſeinen Perlen-Grund aus Faulheit und Unachtſam- keit baue, das ſich nicht darzu reimt noch im Feuer der genauen Pruͤf- fung beſtehet; Dann hat jemand Chriſtum angenommen, ſo ſoll er auch in ihme wandeln, wie ſichs geziemt ſeinem Blut ſeiner Vorbitt, JEſu Lehr, Leben und Gehorſam, als auch ſeinem Reich und Herrlich- keit, wann er nicht zuletzt mercklichen Schaden leyden will. Dieſe Perl will Gold der Goͤttlichen Natur, Silber der Unſchuldigen, und reinen Liebe des Naͤchſten, und Edelgeſtein der weſentlichen Fruͤchten des H. Geiſtes neben ſich haben, welches alles die Feur-Prob halte im Gericht und ſich fein am hellen Tag beſehen laſſe, nur mit dieſem Unterſcheid, daß gleich wie die Perlen gantz ſchoͤn und von der Natur ſelbſt auspoliert, im Meer gefunden werden, ohne daß Menſchen Haͤnde das geringſte da- ran machen; Alſo wird uns JEſus vollkommen geſchenckt ohne Werck, das Heyl iſt lauter GOttes, der Menſch kan nichts beytragen, nicht das geringſte, wo er nicht alles verderben will; Hingegen wie die Edelgeſtei- ne gantz roh aus den Felſen gebrochen, und erſt durch der Menſchen Fleiß und Geſchicklichkeit ausgearbeitet werden muͤſſen, ehe ſie ihren Glantz recht haben; Alſo hat der Glaͤubige Lebenslang zu feilen und zu polie- Zur geiſt- licher Per- le gehoͤren auch ande- re Koſt- barkeiten. a 2 Tim. II. 5. b Apoc. III. 21.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/903
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 807. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/903>, abgerufen am 22.11.2024.