Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.Cap. 2. Von Begehungs-Sünden get. Als nun hierauf der grausame-Richter dasKind nackend ausziehen und das zarte Cörperlein mit Ruthen und schwancken Weiden grausamlich zer- peitschen liesse, so daß der gantze Rücken mit Strie- men und Blut-fliessenden Wunden überzogen, und die Ruthen und Gerten bey jedem Streich mit Blut gefärbet, mithin alles in der Stadt, selbst die Barbarischen Henckers-Knechte nicht ausge- nommen, zum Weinen bewogen ward: So rieffe endlich das liebe Kind mit seinem leidenden Hey- land aus: Mich dürstet. Worauf dann die Mutter, die dieses alles mit ansehen mußte, ihme beweglich zugesprochen, daß es nun bald zum himm- lischen Strohm der Erquickung, allwo der Durst ewiglich solle gestillet werden, gelangen solle, wann es fein beständig bleiben und ausharren werde. Es wurde demnach das Kind durch den Heil. Geist mit solcher Freudigkeit erfüllet, daß es alle Schmer- tzen der Geisselungen mit tapfferm Glaubens-Muth verachtete und sich auf Befehl des Tyrannen frö- lich enthaupten liesse. (*) 5) Es wurde auch in der Zehenden Verfolgung daß (*) Collins Schau-Platz. p. 82.
Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden get. Als nun hierauf der grauſame-Richter dasKind nackend ausziehen und das zarte Coͤrperlein mit Ruthen und ſchwancken Weiden grauſamlich zer- peitſchen lieſſe, ſo daß der gantze Ruͤcken mit Strie- men und Blut-flieſſenden Wunden uͤberzogen, und die Ruthen und Gerten bey jedem Streich mit Blut gefaͤrbet, mithin alles in der Stadt, ſelbſt die Barbariſchen Henckers-Knechte nicht ausge- nommen, zum Weinen bewogen ward: So rieffe endlich das liebe Kind mit ſeinem leidenden Hey- land aus: Mich duͤrſtet. Worauf dann die Mutter, die dieſes alles mit anſehen mußte, ihme beweglich zugeſprochen, daß es nun bald zum himm- liſchen Strohm der Erquickung, allwo der Durſt ewiglich ſolle geſtillet werden, gelangen ſolle, wann es fein beſtaͤndig bleiben und ausharren werde. Es wurde demnach das Kind durch den Heil. Geiſt mit ſolcher Freudigkeit erfuͤllet, daß es alle Schmer- tzen der Geiſſelungen mit tapfferm Glaubens-Muth verachtete und ſich auf Befehl des Tyrannen froͤ- lich enthaupten lieſſe. (*) 5) Es wurde auch in der Zehenden Verfolgung daß (*) Collins Schau-Platz. p. 82.
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Cap. 2. Von Begehungs-Suͤnden
get. Als nun hierauf der grauſame-Richter das
Kind nackend ausziehen und das zarte Coͤrperlein mit
Ruthen und ſchwancken Weiden grauſamlich zer-
peitſchen lieſſe, ſo daß der gantze Ruͤcken mit Strie-
men und Blut-flieſſenden Wunden uͤberzogen, und
die Ruthen und Gerten bey jedem Streich mit
Blut gefaͤrbet, mithin alles in der Stadt, ſelbſt
die Barbariſchen Henckers-Knechte nicht ausge-
nommen, zum Weinen bewogen ward: So rieffe
endlich das liebe Kind mit ſeinem leidenden Hey-
land aus: Mich duͤrſtet. Worauf dann die
Mutter, die dieſes alles mit anſehen mußte, ihme
beweglich zugeſprochen, daß es nun bald zum himm-
liſchen Strohm der Erquickung, allwo der Durſt
ewiglich ſolle geſtillet werden, gelangen ſolle, wann
es fein beſtaͤndig bleiben und ausharren werde. Es
wurde demnach das Kind durch den Heil. Geiſt
mit ſolcher Freudigkeit erfuͤllet, daß es alle Schmer-
tzen der Geiſſelungen mit tapfferm Glaubens-Muth
verachtete und ſich auf Befehl des Tyrannen froͤ-
lich enthaupten lieſſe. (*)
5) Es wurde auch in der Zehenden Verfolgung
zu Nicomedia in Klein-Aſien ein Jungfraͤulein
von neun Jahren/ Nahmens Baſiliſca, oder
Regina um des Nahmens Chriſti willen von den
Feinden angegriffen und vor Gericht gezogen. An-
faͤnglich ſetzte man ihr mit greulichen Schlaͤgen zu,
in der Meynung, weil die Kinder ſonſt durch dieſes
Mittel gar leicht koͤnnen erſchrecket werden, ſo wuͤrde
ihnen ſolches auch bey dieſem Maͤdgen gelingen.
Weil aber GOTT daſſelbe beſonders ſtaͤrckte, ſo
daß
(*) Collins Schau-Platz. p. 82.
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