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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Der Beschluß.
bestehen/ und deinem Unglück in Zeit und
Ewigkeit vorbeugen kanst.

Erster Vortheil. Suche und halte in
deinem Hertzen fest die Uberzeugung des
Heil. Geistes/
Röm. 8, 16. daß du ein Kind
GOttes seyest. Aus solcher festen Ver-
sicherung der Kindschafft GOttes wird
in dir ein lebendiges Vertrauen auf die
Vater-Huld GOttes entstehen/ daß er
sich deiner in Christo theuer erkaufften
Seele treulich in aller Gefahr annehmen/
und dich als sein Schäflein ewig nicht
aus seinen Händen werde reissen lassen.

Es ist freylich wahr, wann das Hertz der gött-
lichen Kindschafft gewiß seyn, und alle Herrlich-
und Seligkeiten der Kindern GOttes sich frey-
müthig zueignen kan; so hat man Muth und
Freudigkeit zu einem heiligen Wandel: Aber da
giltet es in Christo bleiben, Joh. 15, 6. die Ver-
heissungen unabläßig in sich ziehen, und auf deren
Erfüllung mit täglichem Sehnen harren; auch eher
Ehr und Gut, Leib und Leben, Gunst und Kunst,
Gemächlichkeit und Ruhe, und alles fahren lassen,
als daß du den lieben Vater im Himmel beleidi-
gen, und also dein Hertzens-Gefäß ausser Stand
setzen solltest, himmlische Kostbarkeiten zu empfa-
hen; kurtz, da gilt es warlich das Sündigen
bleiben lassen: Sonsten wäre es nicht eine heilige
Versicherung, sondern eine schädliche Sicherheit;
nicht eine selige Gewißheit, sondern eine gefährliche
Sorglosigkeit. Und ach wie manches Kind hat sich

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Der Beſchluß.
beſtehen/ und deinem Ungluͤck in Zeit und
Ewigkeit vorbeugen kanſt.

Erſter Vortheil. Suche und halte in
deinem Hertzen feſt die Uberzeugung des
Heil. Geiſtes/
Roͤm. 8, 16. daß du ein Kind
GOttes ſeyeſt. Aus ſolcher feſten Ver-
ſicherung der Kindſchafft GOttes wird
in dir ein lebendiges Vertrauen auf die
Vater-Huld GOttes entſtehen/ daß er
ſich deiner in Chriſto theuer erkaufften
Seele treulich in aller Gefahr annehmen/
und dich als ſein Schaͤflein ewig nicht
aus ſeinen Haͤnden werde reiſſen laſſen.

Es iſt freylich wahr, wann das Hertz der goͤtt-
lichen Kindſchafft gewiß ſeyn, und alle Herrlich-
und Seligkeiten der Kindern GOttes ſich frey-
muͤthig zueignen kan; ſo hat man Muth und
Freudigkeit zu einem heiligen Wandel: Aber da
giltet es in Chriſto bleiben, Joh. 15, 6. die Ver-
heiſſungen unablaͤßig in ſich ziehen, und auf deren
Erfuͤllung mit taͤglichem Sehnen harren; auch eher
Ehr und Gut, Leib und Leben, Gunſt und Kunſt,
Gemaͤchlichkeit und Ruhe, und alles fahren laſſen,
als daß du den lieben Vater im Himmel beleidi-
gen, und alſo dein Hertzens-Gefaͤß auſſer Stand
ſetzen ſollteſt, himmliſche Koſtbarkeiten zu empfa-
hen; kurtz, da gilt es warlich das Suͤndigen
bleiben laſſen: Sonſten waͤre es nicht eine heilige
Verſicherung, ſondern eine ſchaͤdliche Sicherheit;
nicht eine ſelige Gewißheit, ſondern eine gefaͤhrliche
Sorgloſigkeit. Und ach wie manches Kind hat ſich

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[393/0411] Der Beſchluß. beſtehen/ und deinem Ungluͤck in Zeit und Ewigkeit vorbeugen kanſt. Erſter Vortheil. Suche und halte in deinem Hertzen feſt die Uberzeugung des Heil. Geiſtes/ Roͤm. 8, 16. daß du ein Kind GOttes ſeyeſt. Aus ſolcher feſten Ver- ſicherung der Kindſchafft GOttes wird in dir ein lebendiges Vertrauen auf die Vater-Huld GOttes entſtehen/ daß er ſich deiner in Chriſto theuer erkaufften Seele treulich in aller Gefahr annehmen/ und dich als ſein Schaͤflein ewig nicht aus ſeinen Haͤnden werde reiſſen laſſen. Es iſt freylich wahr, wann das Hertz der goͤtt- lichen Kindſchafft gewiß ſeyn, und alle Herrlich- und Seligkeiten der Kindern GOttes ſich frey- muͤthig zueignen kan; ſo hat man Muth und Freudigkeit zu einem heiligen Wandel: Aber da giltet es in Chriſto bleiben, Joh. 15, 6. die Ver- heiſſungen unablaͤßig in ſich ziehen, und auf deren Erfuͤllung mit taͤglichem Sehnen harren; auch eher Ehr und Gut, Leib und Leben, Gunſt und Kunſt, Gemaͤchlichkeit und Ruhe, und alles fahren laſſen, als daß du den lieben Vater im Himmel beleidi- gen, und alſo dein Hertzens-Gefaͤß auſſer Stand ſetzen ſollteſt, himmliſche Koſtbarkeiten zu empfa- hen; kurtz, da gilt es warlich das Suͤndigen bleiben laſſen: Sonſten waͤre es nicht eine heilige Verſicherung, ſondern eine ſchaͤdliche Sicherheit; nicht eine ſelige Gewißheit, ſondern eine gefaͤhrliche Sorgloſigkeit. Und ach wie manches Kind hat ſich we- B b 5

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/411>, abgerufen am 22.11.2024.