Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Nachrede.
führer, den Teuffel zu deinen Füssen niedergeleget
siehest: Dann nachdem du in JEsu Augen Gna-
de gefunden, so muß der trotzige Prahler vor dir
beben und gewärtig seyn, daß du ihme auf deines
siegreichen Feld-Herrn Befehl aufs Genick tretest;
als worüber alles Heer des Himmels mit maje-
stätischen Schall dir zujauchzen wird: Auf Lö-
wen und Ottern wirst du gehen/ und
treten auf den jungen Löwen und Dra-
chen/
Psal. 91, 13. Fersen-Stiche wirst du
zwar wohl fühlen; doch solle dir das Reich und
die Crone bleiben.

Kurtz: Es ist nichts so prächtiges und herrliches
dem Volck Jsrael wiederfahren, das euch nicht von
unsern vollendeten, und zur Rechten GOttes sitzen-
den Heyland in einem weit herrlichen Grad geschen-
cket werde: Wann du nur ihme allen Ruhm gie-
best, und bey dem seligen Umsonst und aus Gna-
den
bleibest, mithin sothane ungewohnte Selig-
keiten nicht bey und in dir, sondern allein in Chri-
sto suchest. Glaube nur, du theures junges Blut!
Je kindlicher und einfältiger du zu Werck gehest;
je leichter wirst du glauben können. Verheissen
Eltern ihren Kindlein etwas, so erinnern sie die El-
tern der gethanen Zusag, weinen, schreyen, beten,
wiederholen es wohl hundertmahl, und wollen das
versprochene kurtzum haben, wären es auch gantz
unmögliche Sachen, daß sie z. E. den Mond aus
dem Firmament nehmen, und dem Kind in die
Hände geben sollen: Den Kummer, wie sie ihr
Versprechen halten wollen, überlassen sie ihren El-
tern. O wie reich würdet ihr an Schätzen und

Gü-
E e 3

Nachrede.
fuͤhrer, den Teuffel zu deinen Fuͤſſen niedergeleget
ſieheſt: Dann nachdem du in JEſu Augen Gna-
de gefunden, ſo muß der trotzige Prahler vor dir
beben und gewaͤrtig ſeyn, daß du ihme auf deines
ſiegreichen Feld-Herrn Befehl aufs Genick treteſt;
als woruͤber alles Heer des Himmels mit maje-
ſtaͤtiſchen Schall dir zujauchzen wird: Auf Loͤ-
wen und Ottern wirſt du gehen/ und
treten auf den jungen Loͤwen und Dra-
chen/
Pſal. 91, 13. Ferſen-Stiche wirſt du
zwar wohl fuͤhlen; doch ſolle dir das Reich und
die Crone bleiben.

Kurtz: Es iſt nichts ſo praͤchtiges und herrliches
dem Volck Jſrael wiederfahren, das euch nicht von
unſern vollendeten, und zur Rechten GOttes ſitzen-
den Heyland in einem weit herrlichen Grad geſchen-
cket werde: Wann du nur ihme allen Ruhm gie-
beſt, und bey dem ſeligen Umſonſt und aus Gna-
den
bleibeſt, mithin ſothane ungewohnte Selig-
keiten nicht bey und in dir, ſondern allein in Chri-
ſto ſucheſt. Glaube nur, du theures junges Blut!
Je kindlicher und einfaͤltiger du zu Werck geheſt;
je leichter wirſt du glauben koͤnnen. Verheiſſen
Eltern ihren Kindlein etwas, ſo erinnern ſie die El-
tern der gethanen Zuſag, weinen, ſchreyen, beten,
wiederholen es wohl hundertmahl, und wollen das
verſprochene kurtzum haben, waͤren es auch gantz
unmoͤgliche Sachen, daß ſie z. E. den Mond aus
dem Firmament nehmen, und dem Kind in die
Haͤnde geben ſollen: Den Kummer, wie ſie ihr
Verſprechen halten wollen, uͤberlaſſen ſie ihren El-
tern. O wie reich wuͤrdet ihr an Schaͤtzen und

Guͤ-
E e 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0455" n="437"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nachrede.</hi></fw><lb/>
fu&#x0364;hrer, den Teuffel zu deinen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en niedergeleget<lb/>
&#x017F;iehe&#x017F;t: Dann nachdem du in JE&#x017F;u Augen Gna-<lb/>
de gefunden, &#x017F;o muß der trotzige Prahler vor dir<lb/>
beben und gewa&#x0364;rtig &#x017F;eyn, daß du ihme auf deines<lb/>
&#x017F;iegreichen Feld-Herrn Befehl aufs Genick trete&#x017F;t;<lb/>
als woru&#x0364;ber alles Heer des Himmels mit maje-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ti&#x017F;chen Schall dir zujauchzen wird: <hi rendition="#fr">Auf Lo&#x0364;-<lb/>
wen und Ottern wir&#x017F;t du gehen/ und<lb/>
treten auf den jungen Lo&#x0364;wen und Dra-<lb/>
chen/</hi> P&#x017F;al. 91, 13. Fer&#x017F;en-Stiche wir&#x017F;t du<lb/>
zwar wohl fu&#x0364;hlen; doch &#x017F;olle dir das Reich und<lb/>
die Crone bleiben.</p><lb/>
        <p>Kurtz: Es i&#x017F;t nichts &#x017F;o pra&#x0364;chtiges und herrliches<lb/>
dem Volck J&#x017F;rael wiederfahren, das euch nicht von<lb/>
un&#x017F;ern vollendeten, und zur Rechten GOttes &#x017F;itzen-<lb/>
den Heyland in einem weit herrlichen Grad ge&#x017F;chen-<lb/>
cket werde: Wann du nur ihme allen Ruhm gie-<lb/>
be&#x017F;t, und bey dem &#x017F;eligen <hi rendition="#fr">Um&#x017F;on&#x017F;t</hi> und <hi rendition="#fr">aus Gna-<lb/>
den</hi> bleibe&#x017F;t, mithin &#x017F;othane ungewohnte Selig-<lb/>
keiten nicht bey und in dir, &#x017F;ondern allein in Chri-<lb/>
&#x017F;to &#x017F;uche&#x017F;t. Glaube nur, du theures junges Blut!<lb/>
Je kindlicher und einfa&#x0364;ltiger du zu Werck gehe&#x017F;t;<lb/>
je leichter wir&#x017F;t du glauben ko&#x0364;nnen. Verhei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Eltern ihren Kindlein etwas, &#x017F;o erinnern &#x017F;ie die El-<lb/>
tern der gethanen Zu&#x017F;ag, weinen, &#x017F;chreyen, beten,<lb/>
wiederholen es wohl hundertmahl, und wollen das<lb/>
ver&#x017F;prochene kurtzum haben, wa&#x0364;ren es auch gantz<lb/>
unmo&#x0364;gliche Sachen, daß &#x017F;ie z. E. den Mond aus<lb/>
dem Firmament nehmen, und dem Kind in die<lb/>
Ha&#x0364;nde geben &#x017F;ollen: Den Kummer, wie &#x017F;ie ihr<lb/>
Ver&#x017F;prechen halten wollen, u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ihren El-<lb/>
tern. O wie reich wu&#x0364;rdet ihr an Scha&#x0364;tzen und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Gu&#x0364;-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[437/0455] Nachrede. fuͤhrer, den Teuffel zu deinen Fuͤſſen niedergeleget ſieheſt: Dann nachdem du in JEſu Augen Gna- de gefunden, ſo muß der trotzige Prahler vor dir beben und gewaͤrtig ſeyn, daß du ihme auf deines ſiegreichen Feld-Herrn Befehl aufs Genick treteſt; als woruͤber alles Heer des Himmels mit maje- ſtaͤtiſchen Schall dir zujauchzen wird: Auf Loͤ- wen und Ottern wirſt du gehen/ und treten auf den jungen Loͤwen und Dra- chen/ Pſal. 91, 13. Ferſen-Stiche wirſt du zwar wohl fuͤhlen; doch ſolle dir das Reich und die Crone bleiben. Kurtz: Es iſt nichts ſo praͤchtiges und herrliches dem Volck Jſrael wiederfahren, das euch nicht von unſern vollendeten, und zur Rechten GOttes ſitzen- den Heyland in einem weit herrlichen Grad geſchen- cket werde: Wann du nur ihme allen Ruhm gie- beſt, und bey dem ſeligen Umſonſt und aus Gna- den bleibeſt, mithin ſothane ungewohnte Selig- keiten nicht bey und in dir, ſondern allein in Chri- ſto ſucheſt. Glaube nur, du theures junges Blut! Je kindlicher und einfaͤltiger du zu Werck geheſt; je leichter wirſt du glauben koͤnnen. Verheiſſen Eltern ihren Kindlein etwas, ſo erinnern ſie die El- tern der gethanen Zuſag, weinen, ſchreyen, beten, wiederholen es wohl hundertmahl, und wollen das verſprochene kurtzum haben, waͤren es auch gantz unmoͤgliche Sachen, daß ſie z. E. den Mond aus dem Firmament nehmen, und dem Kind in die Haͤnde geben ſollen: Den Kummer, wie ſie ihr Verſprechen halten wollen, uͤberlaſſen ſie ihren El- tern. O wie reich wuͤrdet ihr an Schaͤtzen und Guͤ- E e 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/455
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/455>, abgerufen am 13.05.2024.