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Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

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Vorrede.
Dinge in ihren Anfängen aufs Theatrum
zu stellen. Daselbst erschallet die Mitter-
nacht-Stimme: Gehet aus, den Bräu-
tigam zu bewillkommen.
Es ist alles
rege, und zehlet man in dem sonst kleinen
Dorf achtzig bis neunzig nur junge Leute,
ohne die Alten. Vor weniger Zeit ist ein
siebenzig-jähriger Mann, und ein achtzig-
jähriges Weib, beyde erhartete Feinde wi-
der das Gute, ins Geleise der nun höher stei-
genden und kräfftiger erscheinenden Gnade
tief gebeuget getreten.

Mit diesem Gemüth u. Hertzens-Wunsch
ist dieses Büchlein geschrieben, und der An-
laß dazu von frommen Predigern gegeben
worden, welche um dasselbe darum wehmü-
thig bey mir angehalten haben, weil sie an
ihren Unterweisungs-Kindern verspüret,
daß, ob sie gleich bey erster Hinzulassung zum
Heil. Abendmahl so sehr gerühret gewesen,
daß sie mit Vergiessung vieler tausend Thrä-
nen sich vor dem Angesicht ihrer Eltern und
der gantzen Gemeine feyerlich verbunden,
dem Teufel, Welt und Fleisch abzusagen, und
ihrem getreuen Heiland in aller Trübsal und
Verfolgung anzuhangen, und durch seine
unüberwindliche Gnade treu zu bleiben, wie
er auch ihnen bis zum Tode am Creutz treu
geblieben seye; sie gleichwol bey aufsteigen

den
)( 4

Vorrede.
Dinge in ihren Anfaͤngen aufs Theatrum
zu ſtellen. Daſelbſt erſchallet die Mitter-
nacht-Stimme: Gehet aus, den Braͤu-
tigam zu bewillkommen.
Es iſt alles
rege, und zehlet man in dem ſonſt kleinen
Dorf achtzig bis neunzig nur junge Leute,
ohne die Alten. Vor weniger Zeit iſt ein
ſiebenzig-jaͤhriger Mann, und ein achtzig-
jaͤhriges Weib, beyde erhartete Feinde wi-
der das Gute, ins Geleiſe der nun hoͤher ſtei-
genden und kraͤfftiger erſcheinenden Gnade
tief gebeuget getreten.

Mit dieſem Gemuͤth u. Hertzens-Wunſch
iſt dieſes Buͤchlein geſchrieben, und der An-
laß dazu von frommen Predigern gegeben
worden, welche um daſſelbe darum wehmuͤ-
thig bey mir angehalten haben, weil ſie an
ihren Unterweiſungs-Kindern verſpuͤret,
daß, ob ſie gleich bey erſter Hinzulaſſung zum
Heil. Abendmahl ſo ſehr geruͤhret geweſen,
daß ſie mit Vergieſſung vieler tauſend Thraͤ-
nen ſich vor dem Angeſicht ihrer Eltern und
der gantzen Gemeine feyerlich verbunden,
dem Teufel, Welt und Fleiſch abzuſagen, und
ihrem getreuen Heiland in aller Truͤbſal und
Verfolgung anzuhangen, und durch ſeine
unuͤberwindliche Gnade treu zu bleiben, wie
er auch ihnen bis zum Tode am Creutz treu
geblieben ſeye; ſie gleichwol bey aufſteigen

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)( 4
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[0009] Vorrede. Dinge in ihren Anfaͤngen aufs Theatrum zu ſtellen. Daſelbſt erſchallet die Mitter- nacht-Stimme: Gehet aus, den Braͤu- tigam zu bewillkommen. Es iſt alles rege, und zehlet man in dem ſonſt kleinen Dorf achtzig bis neunzig nur junge Leute, ohne die Alten. Vor weniger Zeit iſt ein ſiebenzig-jaͤhriger Mann, und ein achtzig- jaͤhriges Weib, beyde erhartete Feinde wi- der das Gute, ins Geleiſe der nun hoͤher ſtei- genden und kraͤfftiger erſcheinenden Gnade tief gebeuget getreten. Mit dieſem Gemuͤth u. Hertzens-Wunſch iſt dieſes Buͤchlein geſchrieben, und der An- laß dazu von frommen Predigern gegeben worden, welche um daſſelbe darum wehmuͤ- thig bey mir angehalten haben, weil ſie an ihren Unterweiſungs-Kindern verſpuͤret, daß, ob ſie gleich bey erſter Hinzulaſſung zum Heil. Abendmahl ſo ſehr geruͤhret geweſen, daß ſie mit Vergieſſung vieler tauſend Thraͤ- nen ſich vor dem Angeſicht ihrer Eltern und der gantzen Gemeine feyerlich verbunden, dem Teufel, Welt und Fleiſch abzuſagen, und ihrem getreuen Heiland in aller Truͤbſal und Verfolgung anzuhangen, und durch ſeine unuͤberwindliche Gnade treu zu bleiben, wie er auch ihnen bis zum Tode am Creutz treu geblieben ſeye; ſie gleichwol bey aufſteigen den )( 4

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/9>, abgerufen am 28.04.2024.