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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tapeten
ziehung und Bekleidung der Wände
eines Zimmers, fabriciret ist, und
davon soll die Folge dieses Artikels
handeln. Man hat verschiedene (1)
Gattungen der Tapeten, welche sich
theils in Ansehung der Materie, dar-
aus sie verfertiget sind, theils in
Ansehung der Art und Weise, wie
sie gemacht sind, von einander un-
terscheiden, und daher besondere
Namen bekommen. Jn Ansehung
der (a) Art und Weise, wie sie ver-
fertiget sind,
hat man gewirkte,
gemalte, gedruckte, aufgeleimte,

etc. Tapeten, welche theils gestreift,
geflammt, oder gemodelt sind, theils
auch ganze Figuren und Historien
vorstellen. Jn Ansehung der (b)
Materie, woraus sie gemacht sind,
hat man a) ganz seidene, auch wol
mit untermengtem Golde und Sil-
ber, b) halb seidene und halb wol-
lene,
zuweilen gleichfalls mit unter-
mengtem Golde und Silber. Zu
diesen gehören: 1) Die Tapeten
von Haute-Lisse,
siehe Haute-Lis-
se;
2) Die Tapeten von Basse-
Lisse,
siehe Basse-Lisse; und 3)
Point d' Hongrie, eine Gattung
wellenförmig oder geflammter Tape-
ten, so aus Seide oder Wolle von
verschiedenen Farben und Schatti-
rungen sonderlich zu Rouen gemacht
werden. c) Ganz wollene, unter
welchen die holländischen und bra-
bantischen die vornehmsten und gang-
barsten sind; d) Wollene mit un-
termengtem leinenen Garne;
e)
von unterschiedlichen gesponnenen
Materien,
als Flockenseide, Wol-
le, Baumwolle, Hanf
und Haa-
ren,
gewebte, dergleichen die Ber-
gamen
sind, siehe Bergamen; f)
Tapeten von Flocken oder Scheer-
wolle,
franz. Tapisserie de Tonture
de Laine
,
(von den Tuchscheerern
abgeschornen Scheerwolle) welche
man auf Leinewand oder Zwillig auf-
leimet. Diese Gattung von Tape-
ten, welche, wenn sie von guter
[Spaltenumbruch]
Tapeten
Hand sind, wenigstens bey dem er-
sten Anblicke das Auge so sehr zu be-
triegen im Stande sind, daß man
sie für Hautelisse- Tapeten hält,
können die Feuchtigkeit nicht ver-
tragen, und müssen 2) auf großen
hölzernen Walzen aufgerollet wer-
den; hiernächst hat man g) die auf
leinenen Zwillig
oder Drell ge-
malten Tapeten,
die aber von
keinem sonderlichen Bestande sind.
Von h) den Wachsleinwandtape-
ten
hat man zweyerley Gattungen,
nämlich theils mit allerley Figuren
und Einfassungen gemalte; theils
aber mit dergleichen Figuren und
Einfassungen gedruckte: Ferner
hat man i) papierne Tapeten, franz.
Tapisserie de Papier. Aus buntfar-
bigten Papieren, die man gegen das
Ende des 17 Jahrhunderts nett und
schön gemacht, und die sonderlich
zu Augspurg auch in fremde Länder
verführet werden. Sie verkaufen
solche in einzeln Bogen, und über-
lassen den Käufern die Sorge, solche
zusammen zu leimen. Endlich hat
man auch k) lederne Tapeten. Das
Leder ist in viereckigten Stücken, auf
mancherley Art, grün, braun,
schwarz, roth, etc. gefärbt, und auf
diese Farben mit allerley erhabenen
goldenen oder silbernen Figuren ge-
druckt, die alsdenn zusammen ge-
schlagen ein Zimmer schön zieren.
Aus dem, was wir bisher von den
verschiedenen Gattungen der Tape-
ten beygebracht haben, erhellet, daß
(2) diejenigen, welche Tapeten ma-
chen,
entweder so genannte Tape-
tenwirker,
oder Tapetendrücker, oder
Tapetenmaler sind, siehe Teppich-
macher.
Die (4) Tapetenmanufa-
ctur
ist ohnstreitig nicht so alt, als
die Teppichweberey. Man findet
aber theils in Asien, theils in Euro-
pa Tapetenmanufacturen. Unter
denen Tapeten, die in (a) Asien ge-
fertiget werden, sind die türkischen
und persischen die berühmtesten.

Selbi-

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Tapeten
ziehung und Bekleidung der Waͤnde
eines Zimmers, fabriciret iſt, und
davon ſoll die Folge dieſes Artikels
handeln. Man hat verſchiedene (1)
Gattungen der Tapeten, welche ſich
theils in Anſehung der Materie, dar-
aus ſie verfertiget ſind, theils in
Anſehung der Art und Weiſe, wie
ſie gemacht ſind, von einander un-
terſcheiden, und daher beſondere
Namen bekommen. Jn Anſehung
der (a) Art und Weiſe, wie ſie ver-
fertiget ſind,
hat man gewirkte,
gemalte, gedruckte, aufgeleimte,

ꝛc. Tapeten, welche theils geſtreift,
geflammt, oder gemodelt ſind, theils
auch ganze Figuren und Hiſtorien
vorſtellen. Jn Anſehung der (b)
Materie, woraus ſie gemacht ſind,
hat man a) ganz ſeidene, auch wol
mit untermengtem Golde und Sil-
ber, b) halb ſeidene und halb wol-
lene,
zuweilen gleichfalls mit unter-
mengtem Golde und Silber. Zu
dieſen gehoͤren: 1) Die Tapeten
von Haute-Liſſe,
ſiehe Haute-Liſ-
ſe;
2) Die Tapeten von Baſſe-
Liſſe,
ſiehe Baſſe-Liſſe; und 3)
Point d’ Hongrie, eine Gattung
wellenfoͤrmig oder geflammter Tape-
ten, ſo aus Seide oder Wolle von
verſchiedenen Farben und Schatti-
rungen ſonderlich zu Rouen gemacht
werden. c) Ganz wollene, unter
welchen die hollaͤndiſchen und bra-
bantiſchen die vornehmſten und gang-
barſten ſind; d) Wollene mit un-
termengtem leinenen Garne;
e)
von unterſchiedlichen geſponnenen
Materien,
als Flockenſeide, Wol-
le, Baumwolle, Hanf
und Haa-
ren,
gewebte, dergleichen die Ber-
gamen
ſind, ſiehe Bergamen; f)
Tapeten von Flocken oder Scheer-
wolle,
franz. Tapiſſerie de Tonture
de Laine
,
(von den Tuchſcheerern
abgeſchornen Scheerwolle) welche
man auf Leinewand oder Zwillig auf-
leimet. Dieſe Gattung von Tape-
ten, welche, wenn ſie von guter
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Tapeten
Hand ſind, wenigſtens bey dem er-
ſten Anblicke das Auge ſo ſehr zu be-
triegen im Stande ſind, daß man
ſie fuͤr Hauteliſſe- Tapeten haͤlt,
koͤnnen die Feuchtigkeit nicht ver-
tragen, und muͤſſen 2) auf großen
hoͤlzernen Walzen aufgerollet wer-
den; hiernaͤchſt hat man g) die auf
leinenen Zwillig
oder Drell ge-
malten Tapeten,
die aber von
keinem ſonderlichen Beſtande ſind.
Von h) den Wachsleinwandtape-
ten
hat man zweyerley Gattungen,
naͤmlich theils mit allerley Figuren
und Einfaſſungen gemalte; theils
aber mit dergleichen Figuren und
Einfaſſungen gedruckte: Ferner
hat man i) papierne Tapeten, franz.
Tapiſſerie de Papier. Aus buntfar-
bigten Papieren, die man gegen das
Ende des 17 Jahrhunderts nett und
ſchoͤn gemacht, und die ſonderlich
zu Augſpurg auch in fremde Laͤnder
verfuͤhret werden. Sie verkaufen
ſolche in einzeln Bogen, und uͤber-
laſſen den Kaͤufern die Sorge, ſolche
zuſammen zu leimen. Endlich hat
man auch k) lederne Tapeten. Das
Leder iſt in viereckigten Stuͤcken, auf
mancherley Art, gruͤn, braun,
ſchwarz, roth, ꝛc. gefaͤrbt, und auf
dieſe Farben mit allerley erhabenen
goldenen oder ſilbernen Figuren ge-
druckt, die alsdenn zuſammen ge-
ſchlagen ein Zimmer ſchoͤn zieren.
Aus dem, was wir bisher von den
verſchiedenen Gattungen der Tape-
ten beygebracht haben, erhellet, daß
(2) diejenigen, welche Tapeten ma-
chen,
entweder ſo genannte Tape-
tenwirker,
oder Tapetendruͤcker, oder
Tapetenmaler ſind, ſiehe Teppich-
macher.
Die (4) Tapetenmanufa-
ctur
iſt ohnſtreitig nicht ſo alt, als
die Teppichweberey. Man findet
aber theils in Aſien, theils in Euro-
pa Tapetenmanufacturen. Unter
denen Tapeten, die in (a) Aſien ge-
fertiget werden, ſind die tuͤrkiſchen
und perſiſchen die beruͤhmteſten.

Selbi-
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[[32]/0038] Tapeten Tapeten ziehung und Bekleidung der Waͤnde eines Zimmers, fabriciret iſt, und davon ſoll die Folge dieſes Artikels handeln. Man hat verſchiedene (1) Gattungen der Tapeten, welche ſich theils in Anſehung der Materie, dar- aus ſie verfertiget ſind, theils in Anſehung der Art und Weiſe, wie ſie gemacht ſind, von einander un- terſcheiden, und daher beſondere Namen bekommen. Jn Anſehung der (a) Art und Weiſe, wie ſie ver- fertiget ſind, hat man gewirkte, gemalte, gedruckte, aufgeleimte, ꝛc. Tapeten, welche theils geſtreift, geflammt, oder gemodelt ſind, theils auch ganze Figuren und Hiſtorien vorſtellen. Jn Anſehung der (b) Materie, woraus ſie gemacht ſind, hat man a) ganz ſeidene, auch wol mit untermengtem Golde und Sil- ber, b) halb ſeidene und halb wol- lene, zuweilen gleichfalls mit unter- mengtem Golde und Silber. Zu dieſen gehoͤren: 1) Die Tapeten von Haute-Liſſe, ſiehe Haute-Liſ- ſe; 2) Die Tapeten von Baſſe- Liſſe, ſiehe Baſſe-Liſſe; und 3) Point d’ Hongrie, eine Gattung wellenfoͤrmig oder geflammter Tape- ten, ſo aus Seide oder Wolle von verſchiedenen Farben und Schatti- rungen ſonderlich zu Rouen gemacht werden. c) Ganz wollene, unter welchen die hollaͤndiſchen und bra- bantiſchen die vornehmſten und gang- barſten ſind; d) Wollene mit un- termengtem leinenen Garne; e) von unterſchiedlichen geſponnenen Materien, als Flockenſeide, Wol- le, Baumwolle, Hanf und Haa- ren, gewebte, dergleichen die Ber- gamen ſind, ſiehe Bergamen; f) Tapeten von Flocken oder Scheer- wolle, franz. Tapiſſerie de Tonture de Laine, (von den Tuchſcheerern abgeſchornen Scheerwolle) welche man auf Leinewand oder Zwillig auf- leimet. Dieſe Gattung von Tape- ten, welche, wenn ſie von guter Hand ſind, wenigſtens bey dem er- ſten Anblicke das Auge ſo ſehr zu be- triegen im Stande ſind, daß man ſie fuͤr Hauteliſſe- Tapeten haͤlt, koͤnnen die Feuchtigkeit nicht ver- tragen, und muͤſſen 2) auf großen hoͤlzernen Walzen aufgerollet wer- den; hiernaͤchſt hat man g) die auf leinenen Zwillig oder Drell ge- malten Tapeten, die aber von keinem ſonderlichen Beſtande ſind. Von h) den Wachsleinwandtape- ten hat man zweyerley Gattungen, naͤmlich theils mit allerley Figuren und Einfaſſungen gemalte; theils aber mit dergleichen Figuren und Einfaſſungen gedruckte: Ferner hat man i) papierne Tapeten, franz. Tapiſſerie de Papier. Aus buntfar- bigten Papieren, die man gegen das Ende des 17 Jahrhunderts nett und ſchoͤn gemacht, und die ſonderlich zu Augſpurg auch in fremde Laͤnder verfuͤhret werden. Sie verkaufen ſolche in einzeln Bogen, und uͤber- laſſen den Kaͤufern die Sorge, ſolche zuſammen zu leimen. Endlich hat man auch k) lederne Tapeten. Das Leder iſt in viereckigten Stuͤcken, auf mancherley Art, gruͤn, braun, ſchwarz, roth, ꝛc. gefaͤrbt, und auf dieſe Farben mit allerley erhabenen goldenen oder ſilbernen Figuren ge- druckt, die alsdenn zuſammen ge- ſchlagen ein Zimmer ſchoͤn zieren. Aus dem, was wir bisher von den verſchiedenen Gattungen der Tape- ten beygebracht haben, erhellet, daß (2) diejenigen, welche Tapeten ma- chen, entweder ſo genannte Tape- tenwirker, oder Tapetendruͤcker, oder Tapetenmaler ſind, ſiehe Teppich- macher. Die (4) Tapetenmanufa- ctur iſt ohnſtreitig nicht ſo alt, als die Teppichweberey. Man findet aber theils in Aſien, theils in Euro- pa Tapetenmanufacturen. Unter denen Tapeten, die in (a) Aſien ge- fertiget werden, ſind die tuͤrkiſchen und perſiſchen die beruͤhmteſten. Selbi-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [32]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/38>, abgerufen am 22.12.2024.