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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wien
(18) Buch und Rechnung wird da-
[ne]bst in Reichsgulden, Kreuzern
und Pfennigen gehalten. Ein Reichs-
gulden hat 20 Kaisergroschen oder
60 Kreuzer; und 1 Kreuzer hat 4
Pfennige. Das (19) Ellenmaaß
zu Wien ist sehr groß, und verhält
sich zu dem Ellenmaaße anderer Han-
delsplatze also, daß 90 wiener El-
len 100 brabanter, amsterdamer, etc.
eine wiener Elle eine Elle und bey
nahe 9 Zoll leipziger; 3 wiener El-
len 4 Hamburger; und 100 wiener
Ellen 135 breßlauer Ellen thun.
Gleiche Bewandtniß hat es auch mit
dem (20) Gewichte, als welches
ebenfalls sehr schwer ist: denn 100
Pfunde in Wien thun 115 Pfunde
in Hamburg; ein wiener Pfund
ist nach dem leipziger Gewichte ein
Pfund, 6 Loth und 2 Quent; und
100 wiener Pfunde machen 140
Pfunde in Breßlau aus. Es sind
jährlich zwey große privilegirte freye
(21) Messen zu Wien: a) der
Pfingstmarkt, so 14 Tage vor
Pfingsten angeht, und sich 3 Tage
nach Trinitatis endiget; b) der Ca-
tharinenmarkt, so sich 14 Tage vor
St. Catharinen anhebt, und 4 Wo-
chen dauert. Außerdem sind noch
(22) vier kleine oder Zwischenmärk-
te, als a) Philippi Jacobi, Holz-
markt; b) der Häfner- oder Töpfer-
markt auf Peter- Paul; c) der Marga-
rethenmark- im August, in der Leo-
poldstadt, d) der Holzmarkt nach Mi-
chael, an der Donau vor dem neu-
en Thore. Hierbey gedenken wir
des (23) Kräutermarkts, so etli-
chemal in der Woche gehalten wird,
und einen großen Debit macht.
Des (24) Tändel- oder Trödel-
markts haben wir schon oben Mel-
dung gethan. Uebrigens sind zum
Wohl der Handelschaft von kaiser-
licher Majestät verschiedene (25)
Handelsgerichte in Wien angeleget
worden, welchen die Erkenntniß
und Entscheidung in Kaufmanns-
Handels- und Wechselsachen anver-
[Spaltenumbruch]
Wien
trauet ist. Von solchen nun ist das
(a) niederösterreichische Appella-
tions- Mercantil- und Wechselge-
richt das vornehmste, als an wel-
ches von den unteren Jnstanzien
appelliret wird. Es besteht solches
aus einem Präsidenten und sechs
Räthen, nebst einem Actuarius,
einem Protocollisten, und einem
Thürhüter. Das andere Handels-
gericht ist das kaiserliche b) Mer-
cantil- und niederösterreichische
Wechselgericht erster Jnstanz,
welches von dem so genannten
Wechselrichter dirigiret wird; außer
diesem noch aus sechs Beysitzern
besteht; und einen Secretär, einen
Registrator, einen Protocollisten
und Canzellisten; ingleichen zwey
Thürhüter und einen Gerichts-
bothen, unter sich hat. Zur Be-
förderung der Handlung dienet auch
die kaiserliche (26) Banco del Giro,
die 1703 ist errichtet worden,
und von deren ihrer Einrichtung
man sich aus der in Marpergers
Beschreibung der Banquen p. 223.
u. f. und in dem vorsichtigen Ban-
quier Th. 2. p. 573. u. f. stehenden
Bancoordnung und Bancalitätsde-
claration am allerbesten einen Be-
griff machen kann. Hieher gehöret
ferner das kaiserlich königliche (27)
Versatz- und Fragamt, bey wel-
chem sich ein Buchhalter, ein Pfän-
dercassaeinnehmer, etliche Pfänder-
verwahrer, und etliche Mobilien-
schatzmeister befinden. Das (28)
Maaß- und Gewicht- Zimment-
Gefäll oder Amt, ist nichts anders,
als diejenige Amtsstube, wo durch
verordnete Personen alles Maaß,
Elle, Gewicht und Waage zimmen-
tiret, das ist, marquiret wird,
zum Beweis, daß es richtig sey.
Unter den (29) Stadtämtern be-
merken wir das (a) Jnslichthand-
lungsamt, bey welchem ein Jns-
lichthandlungsamtgefälleinnehmer,
ein Gegenhändler, und zween

Schmelz-

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Wien
(18) Buch und Rechnung wird da-
[ne]bſt in Reichsgulden, Kreuzern
und Pfennigen gehalten. Ein Reichs-
gulden hat 20 Kaiſergroſchen oder
60 Kreuzer; und 1 Kreuzer hat 4
Pfennige. Das (19) Ellenmaaß
zu Wien iſt ſehr groß, und verhaͤlt
ſich zu dem Ellenmaaße anderer Han-
delsplatze alſo, daß 90 wiener El-
len 100 brabanter, amſterdamer, ꝛc.
eine wiener Elle eine Elle und bey
nahe 9 Zoll leipziger; 3 wiener El-
len 4 Hamburger; und 100 wiener
Ellen 135 breßlauer Ellen thun.
Gleiche Bewandtniß hat es auch mit
dem (20) Gewichte, als welches
ebenfalls ſehr ſchwer iſt: denn 100
Pfunde in Wien thun 115 Pfunde
in Hamburg; ein wiener Pfund
iſt nach dem leipziger Gewichte ein
Pfund, 6 Loth und 2 Quent; und
100 wiener Pfunde machen 140
Pfunde in Breßlau aus. Es ſind
jaͤhrlich zwey große privilegirte freye
(21) Meſſen zu Wien: a) der
Pfingſtmarkt, ſo 14 Tage vor
Pfingſten angeht, und ſich 3 Tage
nach Trinitatis endiget; b) der Ca-
tharinenmarkt, ſo ſich 14 Tage vor
St. Catharinen anhebt, und 4 Wo-
chen dauert. Außerdem ſind noch
(22) vier kleine oder Zwiſchenmaͤrk-
te, als a) Philippi Jacobi, Holz-
markt; b) der Haͤfner- oder Toͤpfer-
markt auf Peter- Paul; c) der Marga-
rethenmark- im Auguſt, in der Leo-
poldſtadt, d) der Holzmarkt nach Mi-
chael, an der Donau vor dem neu-
en Thore. Hierbey gedenken wir
des (23) Kraͤutermarkts, ſo etli-
chemal in der Woche gehalten wird,
und einen großen Debit macht.
Des (24) Taͤndel- oder Troͤdel-
markts haben wir ſchon oben Mel-
dung gethan. Uebrigens ſind zum
Wohl der Handelſchaft von kaiſer-
licher Majeſtaͤt verſchiedene (25)
Handelsgerichte in Wien angeleget
worden, welchen die Erkenntniß
und Entſcheidung in Kaufmanns-
Handels- und Wechſelſachen anver-
[Spaltenumbruch]
Wien
trauet iſt. Von ſolchen nun iſt das
(a) niederoͤſterreichiſche Appella-
tions- Mercantil- und Wechſelge-
richt das vornehmſte, als an wel-
ches von den unteren Jnſtanzien
appelliret wird. Es beſteht ſolches
aus einem Praͤſidenten und ſechs
Raͤthen, nebſt einem Actuarius,
einem Protocolliſten, und einem
Thuͤrhuͤter. Das andere Handels-
gericht iſt das kaiſerliche b) Mer-
cantil- und niederoͤſterreichiſche
Wechſelgericht erſter Jnſtanz,
welches von dem ſo genannten
Wechſelrichter dirigiret wird; außer
dieſem noch aus ſechs Beyſitzern
beſteht; und einen Secretaͤr, einen
Regiſtrator, einen Protocolliſten
und Canzelliſten; ingleichen zwey
Thuͤrhuͤter und einen Gerichts-
bothen, unter ſich hat. Zur Be-
foͤrderung der Handlung dienet auch
die kaiſerliche (26) Banco del Giro,
die 1703 iſt errichtet worden,
und von deren ihrer Einrichtung
man ſich aus der in Marpergers
Beſchreibung der Banquen p. 223.
u. f. und in dem vorſichtigen Ban-
quier Th. 2. p. 573. u. f. ſtehenden
Bancoordnung und Bancalitaͤtsde-
claration am allerbeſten einen Be-
griff machen kann. Hieher gehoͤret
ferner das kaiſerlich koͤnigliche (27)
Verſatz- und Fragamt, bey wel-
chem ſich ein Buchhalter, ein Pfaͤn-
dercaſſaeinnehmer, etliche Pfaͤnder-
verwahrer, und etliche Mobilien-
ſchatzmeiſter befinden. Das (28)
Maaß- und Gewicht- Zimment-
Gefaͤll oder Amt, iſt nichts anders,
als diejenige Amtsſtube, wo durch
verordnete Perſonen alles Maaß,
Elle, Gewicht und Waage zimmen-
tiret, das iſt, marquiret wird,
zum Beweis, daß es richtig ſey.
Unter den (29) Stadtaͤmtern be-
merken wir das (a) Jnslichthand-
lungsamt, bey welchem ein Jns-
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Schmelz-
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[[436]/0442] Wien Wien (18) Buch und Rechnung wird da- nebſt in Reichsgulden, Kreuzern und Pfennigen gehalten. Ein Reichs- gulden hat 20 Kaiſergroſchen oder 60 Kreuzer; und 1 Kreuzer hat 4 Pfennige. Das (19) Ellenmaaß zu Wien iſt ſehr groß, und verhaͤlt ſich zu dem Ellenmaaße anderer Han- delsplatze alſo, daß 90 wiener El- len 100 brabanter, amſterdamer, ꝛc. eine wiener Elle eine Elle und bey nahe 9 Zoll leipziger; 3 wiener El- len 4 Hamburger; und 100 wiener Ellen 135 breßlauer Ellen thun. Gleiche Bewandtniß hat es auch mit dem (20) Gewichte, als welches ebenfalls ſehr ſchwer iſt: denn 100 Pfunde in Wien thun 115 Pfunde in Hamburg; ein wiener Pfund iſt nach dem leipziger Gewichte ein Pfund, 6 Loth und 2 Quent; und 100 wiener Pfunde machen 140 Pfunde in Breßlau aus. Es ſind jaͤhrlich zwey große privilegirte freye (21) Meſſen zu Wien: a) der Pfingſtmarkt, ſo 14 Tage vor Pfingſten angeht, und ſich 3 Tage nach Trinitatis endiget; b) der Ca- tharinenmarkt, ſo ſich 14 Tage vor St. Catharinen anhebt, und 4 Wo- chen dauert. Außerdem ſind noch (22) vier kleine oder Zwiſchenmaͤrk- te, als a) Philippi Jacobi, Holz- markt; b) der Haͤfner- oder Toͤpfer- markt auf Peter- Paul; c) der Marga- rethenmark- im Auguſt, in der Leo- poldſtadt, d) der Holzmarkt nach Mi- chael, an der Donau vor dem neu- en Thore. Hierbey gedenken wir des (23) Kraͤutermarkts, ſo etli- chemal in der Woche gehalten wird, und einen großen Debit macht. Des (24) Taͤndel- oder Troͤdel- markts haben wir ſchon oben Mel- dung gethan. Uebrigens ſind zum Wohl der Handelſchaft von kaiſer- licher Majeſtaͤt verſchiedene (25) Handelsgerichte in Wien angeleget worden, welchen die Erkenntniß und Entſcheidung in Kaufmanns- Handels- und Wechſelſachen anver- trauet iſt. Von ſolchen nun iſt das (a) niederoͤſterreichiſche Appella- tions- Mercantil- und Wechſelge- richt das vornehmſte, als an wel- ches von den unteren Jnſtanzien appelliret wird. Es beſteht ſolches aus einem Praͤſidenten und ſechs Raͤthen, nebſt einem Actuarius, einem Protocolliſten, und einem Thuͤrhuͤter. Das andere Handels- gericht iſt das kaiſerliche b) Mer- cantil- und niederoͤſterreichiſche Wechſelgericht erſter Jnſtanz, welches von dem ſo genannten Wechſelrichter dirigiret wird; außer dieſem noch aus ſechs Beyſitzern beſteht; und einen Secretaͤr, einen Regiſtrator, einen Protocolliſten und Canzelliſten; ingleichen zwey Thuͤrhuͤter und einen Gerichts- bothen, unter ſich hat. Zur Be- foͤrderung der Handlung dienet auch die kaiſerliche (26) Banco del Giro, die 1703 iſt errichtet worden, und von deren ihrer Einrichtung man ſich aus der in Marpergers Beſchreibung der Banquen p. 223. u. f. und in dem vorſichtigen Ban- quier Th. 2. p. 573. u. f. ſtehenden Bancoordnung und Bancalitaͤtsde- claration am allerbeſten einen Be- griff machen kann. Hieher gehoͤret ferner das kaiſerlich koͤnigliche (27) Verſatz- und Fragamt, bey wel- chem ſich ein Buchhalter, ein Pfaͤn- dercaſſaeinnehmer, etliche Pfaͤnder- verwahrer, und etliche Mobilien- ſchatzmeiſter befinden. Das (28) Maaß- und Gewicht- Zimment- Gefaͤll oder Amt, iſt nichts anders, als diejenige Amtsſtube, wo durch verordnete Perſonen alles Maaß, Elle, Gewicht und Waage zimmen- tiret, das iſt, marquiret wird, zum Beweis, daß es richtig ſey. Unter den (29) Stadtaͤmtern be- merken wir das (a) Jnslichthand- lungsamt, bey welchem ein Jns- lichthandlungsamtgefaͤlleinnehmer, ein Gegenhaͤndler, und zween Schmelz-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [436]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/442>, abgerufen am 22.12.2024.