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Ludwig, Julie: Das Gericht im Walde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [237]–288. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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mich noch in die Kammer retiriren könnt' -- da aber -- setzte er mit einem tiefen Athemzuge hinzu -- hatte ich dann mehr zu thun, als an den dummen Fuß zu denken.

Auch die Rose-Marie seufzte tief aus Herzensgrund herauf. Es ist doch nicht gefährlich? fragte sie.

Bewahre! lachte er -- ein Eichenast hat mich im Falle nur gestreift. Ein schöner Sturm? er hat mir auch das Tuch noch aus der Hand gerissen, mit welchem ich das Blut zu stillen versuchte -- das Tuch -- doch das erzähl' ich dir ein ander Mal, schloß er sehr ernst.

Also doch -- sagte sie leise vor sich hin, und ohne daß es Johannes sah, faltete sie die Hände über ihrem Herzen, indem sich ihre Lippen leise lispelnd bewegten. Also doch -- und durch Blut und Feuer war sein Weg gegangen, wie der ihre durch die Schatten des Todes, ehe sie die Taufe ihres neuen Menschen erhielten dort an der Stätte des himmlischen Gerichtes.

Und nun standen sie wieder an derselben Stelle, wo sie vor kaum drei Stunden in den Wald hineingetreten waren. Länger hatte der himmlische Richter nicht Zeit gebraucht, seinen Spruch zu fällen, der nicht auf Tod, sondern auf Leben lautete, nicht auf Trennung, sondern auf ewige, sel'ge Vereinigung. Wie lange wohl die Herren drin im Stadtamt die Vorgeladenen auf ihren bittern Entscheid hätten warten lassen? Diesmal sollten sie vergebens auf die Vorgeladenen warten.

Wie diese durch den verwüsteten Wald bis hierher gekommen, konnten sie sich kaum selber sagen. Das Glück hatte sie über die rinnenden Wasser, über gestürzte Stämme und hereingeschwemmtes Steingerölle wie mit

mich noch in die Kammer retiriren könnt' — da aber — setzte er mit einem tiefen Athemzuge hinzu — hatte ich dann mehr zu thun, als an den dummen Fuß zu denken.

Auch die Rose-Marie seufzte tief aus Herzensgrund herauf. Es ist doch nicht gefährlich? fragte sie.

Bewahre! lachte er — ein Eichenast hat mich im Falle nur gestreift. Ein schöner Sturm? er hat mir auch das Tuch noch aus der Hand gerissen, mit welchem ich das Blut zu stillen versuchte — das Tuch — doch das erzähl' ich dir ein ander Mal, schloß er sehr ernst.

Also doch — sagte sie leise vor sich hin, und ohne daß es Johannes sah, faltete sie die Hände über ihrem Herzen, indem sich ihre Lippen leise lispelnd bewegten. Also doch — und durch Blut und Feuer war sein Weg gegangen, wie der ihre durch die Schatten des Todes, ehe sie die Taufe ihres neuen Menschen erhielten dort an der Stätte des himmlischen Gerichtes.

Und nun standen sie wieder an derselben Stelle, wo sie vor kaum drei Stunden in den Wald hineingetreten waren. Länger hatte der himmlische Richter nicht Zeit gebraucht, seinen Spruch zu fällen, der nicht auf Tod, sondern auf Leben lautete, nicht auf Trennung, sondern auf ewige, sel'ge Vereinigung. Wie lange wohl die Herren drin im Stadtamt die Vorgeladenen auf ihren bittern Entscheid hätten warten lassen? Diesmal sollten sie vergebens auf die Vorgeladenen warten.

Wie diese durch den verwüsteten Wald bis hierher gekommen, konnten sie sich kaum selber sagen. Das Glück hatte sie über die rinnenden Wasser, über gestürzte Stämme und hereingeschwemmtes Steingerölle wie mit

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[0053] mich noch in die Kammer retiriren könnt' — da aber — setzte er mit einem tiefen Athemzuge hinzu — hatte ich dann mehr zu thun, als an den dummen Fuß zu denken. Auch die Rose-Marie seufzte tief aus Herzensgrund herauf. Es ist doch nicht gefährlich? fragte sie. Bewahre! lachte er — ein Eichenast hat mich im Falle nur gestreift. Ein schöner Sturm? er hat mir auch das Tuch noch aus der Hand gerissen, mit welchem ich das Blut zu stillen versuchte — das Tuch — doch das erzähl' ich dir ein ander Mal, schloß er sehr ernst. Also doch — sagte sie leise vor sich hin, und ohne daß es Johannes sah, faltete sie die Hände über ihrem Herzen, indem sich ihre Lippen leise lispelnd bewegten. Also doch — und durch Blut und Feuer war sein Weg gegangen, wie der ihre durch die Schatten des Todes, ehe sie die Taufe ihres neuen Menschen erhielten dort an der Stätte des himmlischen Gerichtes. Und nun standen sie wieder an derselben Stelle, wo sie vor kaum drei Stunden in den Wald hineingetreten waren. Länger hatte der himmlische Richter nicht Zeit gebraucht, seinen Spruch zu fällen, der nicht auf Tod, sondern auf Leben lautete, nicht auf Trennung, sondern auf ewige, sel'ge Vereinigung. Wie lange wohl die Herren drin im Stadtamt die Vorgeladenen auf ihren bittern Entscheid hätten warten lassen? Diesmal sollten sie vergebens auf die Vorgeladenen warten. Wie diese durch den verwüsteten Wald bis hierher gekommen, konnten sie sich kaum selber sagen. Das Glück hatte sie über die rinnenden Wasser, über gestürzte Stämme und hereingeschwemmtes Steingerölle wie mit

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:36:23Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:36:23Z)

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Zitationshilfe: Ludwig, Julie: Das Gericht im Walde. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [237]–288. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_gericht_1910/53>, abgerufen am 21.11.2024.