den Abend deiner Heimkehr nur mit der Anne getanzt und sie heimgeleitet?" ""Mit deiner Frau hätt' ich getanzt,"" entgegnete Apollonius. ""Du warntest mich, deine Frau würde mir einen Korb geben, weil sie so unwillig auf mich war. Ich wollte nun gar nicht tanzen. Du brachtest mir die Anne und wie du gingst, fragtest du sie, ob ich sie heimbegleiten dürfte. Da konnt' ich nicht anders. Ich habe nicht daran gedacht, die Anne --"" "Zu heirathen?" lachte der Bruder. "Nun sie ist auch zum -- Spasse hübsch genug und der Mühe werth, sie vernarrt in dich zu machen." ""Fritz!"" rief Apollonius unwillig. ""Aber es ist nicht dein Ernst,"" besänftigte er sich selbst. ""Ich weiß, du kennst mich besser; aber auch im Scherz soll man einem braven Mädchen nicht zu nah treten."" "Pah," sagte der Bruder, "wenn sie es selbst thut. Was kommt sie uns in's Haus und wirft sich dir an den Kopf?" ""Das hat sie nicht,"" entgegnete Apollonius warm. ""Sie ist brav und hat sich nichts Unrechtes dabei gedacht."" "Ja, sonst hättest du sie zurecht¬ gewiesen," lachte Fritz, und es lag Hohn in seiner Stimme. ""Wußt' ich,"" sagte Apollonius, ""was sie dachte? Du hast sie mit mir aufgezogen und mich mit ihr. Ich habe nichts gethan, was solche Gedanken in ihr erwecken konnte. Ich hätt's für eine Sünde gehalten.""
Die Männer gingen ihren Weg wieder zurück. Christianen fiel's nicht ein, sie hätten auch auf den Gang kommen können, wo sie stand. Was von Offen¬
den Abend deiner Heimkehr nur mit der Anne getanzt und ſie heimgeleitet?“ „„Mit deiner Frau hätt' ich getanzt,““ entgegnete Apollonius. „„Du warnteſt mich, deine Frau würde mir einen Korb geben, weil ſie ſo unwillig auf mich war. Ich wollte nun gar nicht tanzen. Du brachteſt mir die Anne und wie du gingſt, fragteſt du ſie, ob ich ſie heimbegleiten dürfte. Da konnt' ich nicht anders. Ich habe nicht daran gedacht, die Anne —““ „Zu heirathen?“ lachte der Bruder. „Nun ſie iſt auch zum — Spaſſe hübſch genug und der Mühe werth, ſie vernarrt in dich zu machen.“ „„Fritz!““ rief Apollonius unwillig. „„Aber es iſt nicht dein Ernſt,““ beſänftigte er ſich ſelbſt. „„Ich weiß, du kennſt mich beſſer; aber auch im Scherz ſoll man einem braven Mädchen nicht zu nah treten.““ „Pah,“ ſagte der Bruder, „wenn ſie es ſelbſt thut. Was kommt ſie uns in's Haus und wirft ſich dir an den Kopf?“ „„Das hat ſie nicht,““ entgegnete Apollonius warm. „„Sie iſt brav und hat ſich nichts Unrechtes dabei gedacht.““ „Ja, ſonſt hätteſt du ſie zurecht¬ gewieſen,“ lachte Fritz, und es lag Hohn in ſeiner Stimme. „„Wußt' ich,““ ſagte Apollonius, „„was ſie dachte? Du haſt ſie mit mir aufgezogen und mich mit ihr. Ich habe nichts gethan, was ſolche Gedanken in ihr erwecken konnte. Ich hätt's für eine Sünde gehalten.““
Die Männer gingen ihren Weg wieder zurück. Chriſtianen fiel's nicht ein, ſie hätten auch auf den Gang kommen können, wo ſie ſtand. Was von Offen¬
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den Abend deiner Heimkehr nur mit der Anne getanzt und
ſie heimgeleitet?“ „„Mit deiner Frau hätt' ich getanzt,““
entgegnete Apollonius. „„Du warnteſt mich, deine Frau
würde mir einen Korb geben, weil ſie ſo unwillig
auf mich war. Ich wollte nun gar nicht tanzen. Du
brachteſt mir die Anne und wie du gingſt, fragteſt du
ſie, ob ich ſie heimbegleiten dürfte. Da konnt' ich
nicht anders. Ich habe nicht daran gedacht, die Anne —““
„Zu heirathen?“ lachte der Bruder. „Nun ſie iſt auch
zum — Spaſſe hübſch genug und der Mühe werth,
ſie vernarrt in dich zu machen.“ „„Fritz!““ rief Apollonius
unwillig. „„Aber es iſt nicht dein Ernſt,““ beſänftigte er
ſich ſelbſt. „„Ich weiß, du kennſt mich beſſer; aber auch
im Scherz ſoll man einem braven Mädchen nicht zu
nah treten.““ „Pah,“ ſagte der Bruder, „wenn ſie es ſelbſt
thut. Was kommt ſie uns in's Haus und wirft ſich
dir an den Kopf?“ „„Das hat ſie nicht,““ entgegnete
Apollonius warm. „„Sie iſt brav und hat ſich nichts
Unrechtes dabei gedacht.““ „Ja, ſonſt hätteſt du ſie zurecht¬
gewieſen,“ lachte Fritz, und es lag Hohn in ſeiner
Stimme. „„Wußt' ich,““ ſagte Apollonius, „„was ſie
dachte? Du haſt ſie mit mir aufgezogen und mich mit ihr.
Ich habe nichts gethan, was ſolche Gedanken in ihr
erwecken konnte. Ich hätt's für eine Sünde gehalten.““
Die Männer gingen ihren Weg wieder zurück.
Chriſtianen fiel's nicht ein, ſie hätten auch auf den
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/117>, abgerufen am 21.11.2024.
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