Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.das ist dein Heyland; das macht jhn hertzhafft / daß er nicht fürchtet Sünde / Todt noch Hölle. Wer das Heyl in Christo nicht sihet / dem wird dieses Leben lieblich / vnd der Todt bitter: dann er kan keinen beständigen Trost im Todte finden / vnd wie mehr jm das Gewissen auffwachet / je schröcklicher jhm der Todt wirdt. Aber ein glaubiger Simeon / der seine Lust an Christo sihet / der ist gewiß / daß die Sünde durch diesen Heyland vertilget werde / daß GOtt vnser gnädiger Vatter ist; darumb kan er auch getrost auß diesem Elende fahren / vnnd weiß er ziehe auß einem gefangenen Stock vnd Nothstall in den ewigen Frieden; das macht jhn nicht allein getrost / sondern auch begierig / daß er sich sehnet nach der Erfreyung vnd völligen Geniesses dieses himmlischen Heyls. Bey diesem Simeonischen Wunsch ist noch zweyerley zu mercken. Erstlich / worauff Simeon in diesem Wunsch sich beruffet; nemlich auff das Wort deß HERRN: Laß deinen Diener im Friede fahren / wie du gesagt hast. Er sihet auff die Göttliche Antwort; er solte nicht sterben / er hätte dann zuvor den Christ deß HERRN gesehen. In solcher Betrachtung will Simeon gleichsam sagen: HERR was du deinem Knecht gesagt hast / das ist geschehen / dann ich habe nun deinen Heyland gesehen; nun habe ich genug / nun will ich gerne sterben. HERR laß mich nun im Friede fahren. Wann einer schon hundert Jahr alt wird / vnd hat sich nicht können in dem Heyl Christi erfrewen / so stirbt er viel zu zeitlich; wer aber so viel gelernet hat / daß er sich kan in Christo frewen / der ist alt genug / hat auch genug in seinem Leben erreychet. Da muß ich aber auch ein Worthaben / darauff ich bawen kan. Vnnd das ist das Wort der Verheissung von Christo: Ioh. 3, 14. 15. 16. C. 5, 24.Wer an jhn glaubt / der kompt nicht ins Gericht / sondern er ist vom Todt zum Leben hindurch gedrungen / er soll nicht verloren werden / sondern das ewige Leben das ist dein Heyland; das macht jhn hertzhafft / daß er nicht fürchtet Sünde / Todt noch Hölle. Wer das Heyl in Christo nicht sihet / dem wird dieses Leben lieblich / vnd der Todt bitter: dann er kan keinen beständigen Trost im Todte finden / vnd wie mehr jm das Gewissen auffwachet / je schröcklicher jhm der Todt wirdt. Aber ein glaubiger Simeon / der seine Lust an Christo sihet / der ist gewiß / daß die Sünde durch diesen Heyland vertilget werde / daß GOtt vnser gnädiger Vatter ist; darumb kan er auch getrost auß diesem Elende fahren / vnnd weiß er ziehe auß einem gefangenen Stock vnd Nothstall in den ewigen Frieden; das macht jhn nicht allein getrost / sondern auch begierig / daß er sich sehnet nach der Erfreyung vnd völligen Geniesses dieses him̃lischen Heyls. Bey diesem Simeonischen Wunsch ist noch zweyerley zu mercken. Erstlich / worauff Simeon in diesem Wunsch sich beruffet; nemlich auff das Wort deß HERRN: Laß deinen Diener im Friede fahren / wie du gesagt hast. Er sihet auff die Göttliche Antwort; er solte nicht sterben / er hätte dann zuvor den Christ deß HERRN gesehen. In solcher Betrachtung will Simeon gleichsam sagen: HERR was du deinem Knecht gesagt hast / das ist geschehen / dann ich habe nun deinen Heyland gesehen; nun habe ich genug / nun will ich gerne sterben. HERR laß mich nun im Friede fahren. Wann einer schon hundert Jahr alt wird / vnd hat sich nicht können in dem Heyl Christi erfrewen / so stirbt er viel zu zeitlich; wer aber so viel gelernet hat / daß er sich kan in Christo frewen / der ist alt genug / hat auch genug in seinem Leben erreychet. Da muß ich aber auch ein Worthaben / darauff ich bawen kan. Vnnd das ist das Wort der Verheissung von Christo: Ioh. 3, 14. 15. 16. C. 5, 24.Wer an jhn glaubt / der kompt nicht ins Gericht / sondern er ist vom Todt zum Leben hindurch gedrungen / er soll nicht verloren werden / sondern das ewige Leben <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0604" n="588"/> das ist dein Heyland; das macht jhn hertzhafft / daß er nicht fürchtet Sünde / Todt noch Hölle. Wer das Heyl in Christo nicht sihet / dem wird dieses Leben lieblich / vnd der Todt bitter: dann er kan keinen beständigen Trost im Todte finden / vnd wie mehr jm das Gewissen auffwachet / je schröcklicher jhm der Todt wirdt. Aber ein glaubiger Simeon / der seine Lust an Christo sihet / der ist gewiß / daß die Sünde durch diesen Heyland vertilget werde / daß GOtt vnser gnädiger Vatter ist; darumb kan er auch getrost auß diesem Elende fahren / vnnd weiß er ziehe auß einem gefangenen Stock vnd Nothstall in den ewigen Frieden; das macht jhn nicht allein getrost / sondern auch begierig / daß er sich sehnet nach der Erfreyung vnd völligen Geniesses dieses him̃lischen Heyls.</p> <note place="left">Circa magnanimitatem fidei circũstantiae notandae duae 1. Fundamẽ<supplied>t</supplied>um.</note> <p>Bey diesem Simeonischen Wunsch ist noch zweyerley zu mercken. Erstlich / worauff Simeon in diesem Wunsch sich beruffet; nemlich auff das Wort deß HERRN: Laß deinen Diener im Friede fahren / wie du gesagt hast. Er sihet auff die Göttliche Antwort; er solte nicht sterben / er hätte dann zuvor den Christ deß HERRN gesehen. In solcher Betrachtung will Simeon gleichsam sagen: HERR was du deinem Knecht gesagt hast / das ist geschehen / dann ich habe nun deinen Heyland gesehen; nun habe ich genug / nun will ich gerne sterben. HERR laß mich nun im Friede fahren. Wann einer schon hundert Jahr alt wird / vnd hat sich nicht können in dem Heyl Christi erfrewen / so stirbt er viel zu zeitlich; wer aber so viel gelernet hat / daß er sich kan in Christo frewen / der ist alt genug / hat auch genug in seinem Leben erreychet. Da muß ich aber auch ein Worthaben / darauff ich bawen kan. Vnnd das ist das Wort der Verheissung von Christo: <note place="left">Ioh. 3, 14. 15. 16. C. 5, 24.</note>Wer an jhn glaubt / der kompt nicht ins Gericht / sondern er ist vom Todt zum Leben hindurch gedrungen / er soll nicht verloren werden / sondern das ewige Leben </p> </div> </body> </text> </TEI> [588/0604]
das ist dein Heyland; das macht jhn hertzhafft / daß er nicht fürchtet Sünde / Todt noch Hölle. Wer das Heyl in Christo nicht sihet / dem wird dieses Leben lieblich / vnd der Todt bitter: dann er kan keinen beständigen Trost im Todte finden / vnd wie mehr jm das Gewissen auffwachet / je schröcklicher jhm der Todt wirdt. Aber ein glaubiger Simeon / der seine Lust an Christo sihet / der ist gewiß / daß die Sünde durch diesen Heyland vertilget werde / daß GOtt vnser gnädiger Vatter ist; darumb kan er auch getrost auß diesem Elende fahren / vnnd weiß er ziehe auß einem gefangenen Stock vnd Nothstall in den ewigen Frieden; das macht jhn nicht allein getrost / sondern auch begierig / daß er sich sehnet nach der Erfreyung vnd völligen Geniesses dieses him̃lischen Heyls.
Bey diesem Simeonischen Wunsch ist noch zweyerley zu mercken. Erstlich / worauff Simeon in diesem Wunsch sich beruffet; nemlich auff das Wort deß HERRN: Laß deinen Diener im Friede fahren / wie du gesagt hast. Er sihet auff die Göttliche Antwort; er solte nicht sterben / er hätte dann zuvor den Christ deß HERRN gesehen. In solcher Betrachtung will Simeon gleichsam sagen: HERR was du deinem Knecht gesagt hast / das ist geschehen / dann ich habe nun deinen Heyland gesehen; nun habe ich genug / nun will ich gerne sterben. HERR laß mich nun im Friede fahren. Wann einer schon hundert Jahr alt wird / vnd hat sich nicht können in dem Heyl Christi erfrewen / so stirbt er viel zu zeitlich; wer aber so viel gelernet hat / daß er sich kan in Christo frewen / der ist alt genug / hat auch genug in seinem Leben erreychet. Da muß ich aber auch ein Worthaben / darauff ich bawen kan. Vnnd das ist das Wort der Verheissung von Christo: Wer an jhn glaubt / der kompt nicht ins Gericht / sondern er ist vom Todt zum Leben hindurch gedrungen / er soll nicht verloren werden / sondern das ewige Leben
Ioh. 3, 14. 15. 16. C. 5, 24.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |