Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Adhorta tio ad usun. Darumb befleissige dich vor allem / liebe Seele / daß du deinen Christum recht erkennest. Wann ich in die Welt hinein sehe / finde ich lauter Finsternuß vnnd Lügen. Wann ich meine Augen auff Christum richte / finde ich Liecht vnnd Warheit; da finde ich / was mir warhafftig heylsam ist; was mir warhafftig Frewde bringet. Alsdann wird Christus mein Liecht / mein Heyl / mein Ruhm vnd Preiß. Auff solche Weise hat GOtt vns sein Kind vorgesetzet: GOTT hat jhn also bereytet für allen Völckern. Selig ist / der Mensch / welcher dieses Heyl also annimpt / wie es jhm von GOtt wird vorgetragen. Aber es gehet vns wie Adam im Paradiß / der hätte vnzehlig viel Bäume / die jhm GOtt fürgesetzet hatte / daß er davon essen möchte; einen Baum setzet jhm der Satan für; von welchem GOtt gesagt hatte: Ihr solt nicht davon essen. Noch ließ der Mensch alle andere Bäume fahren / vnnd suchte seine Lust an dem einigen von GOtt verbottenen / vnd vom Satan gelobten Baum. Glaubet mir / lieben Christen / nicht anders gehets vns. Fried vnd Ruhe / Heyl vnd Ergetzligkeit / Gut vnd Reichthumb / Frewd vnd Wonne / Preiß vnd Ehre ist in Christo / warhafftig vnd in so grosser Menge / daß es weder Maß noch Ziel hat. An dieses Paradiß werden wir von GOTT gewiesen; noch gefällts der Seelen nicht. Der einige Weltbaum / von Gott verbotten / vom Satan gelobet / scheint vns in die Augen / vnd nimmt das Hertze ein / dieweil seine Früchte lieblich scheinen / vnd träget doch nur Lügen vnd Triegerey / falsche verdorbene früchte; vnnd wer davon isset / isset den Todt vnnd das Verdamnuß. O Menschen Kinder! daß jhr ewer Blindheit vnnd Thorheit möchtet erkennen! Trutz daß ein Weltkind auffstehe vnd sich rühme / er habe solche Frewde an dem Weltbaum gefunden / als der liebe Simeon / an das Kindlein JEsum da ers mit Glaubens augen gesehen vnd erkandt / als den Heyland der Welt / das Liecht der Heyden / den Preiß deß Volcks Israel. Das Gut daß die Glaubi- Adhorta tio ad usũ. Darumb befleissige dich vor allem / liebe Seele / daß du deinen Christum recht erkennest. Wann ich in die Welt hinein sehe / finde ich lauter Finsternuß vnnd Lügen. Wann ich meine Augen auff Christum richte / finde ich Liecht vnnd Warheit; da finde ich / was mir warhafftig heylsam ist; was mir warhafftig Frewde bringet. Alsdann wird Christus mein Liecht / mein Heyl / mein Ruhm vnd Preiß. Auff solche Weise hat GOtt vns sein Kind vorgesetzet: GOTT hat jhn also bereytet für allen Völckern. Selig ist / der Mensch / welcher dieses Heyl also annimpt / wie es jhm von GOtt wird vorgetragen. Aber es gehet vns wie Adam im Paradiß / der hätte vnzehlig viel Bäume / die jhm GOtt fürgesetzet hatte / daß er davon essen möchte; einen Baum setzet jhm der Satan für; von welchem GOtt gesagt hatte: Ihr solt nicht davon essen. Noch ließ der Mensch alle andere Bäume fahren / vnnd suchte seine Lust an dem einigen von GOtt verbottenen / vnd vom Satan gelobten Baum. Glaubet mir / lieben Christen / nicht anders gehets vns. Fried vnd Ruhe / Heyl vnd Ergetzligkeit / Gut vnd Reichthumb / Frewd vnd Wonne / Preiß vnd Ehre ist in Christo / warhafftig vnd in so grosser Menge / daß es weder Maß noch Ziel hat. An dieses Paradiß werden wir von GOTT gewiesen; noch gefällts der Seelen nicht. Der einige Weltbaum / von Gott verbotten / vom Satan gelobet / scheint vns in die Augen / vnd nim̃t das Hertze ein / dieweil seine Früchte lieblich scheinen / vnd träget doch nur Lügen vnd Triegerey / falsche verdorbene früchte; vnnd wer davon isset / isset den Todt vnnd das Verdamnuß. O Menschen Kinder! daß jhr ewer Blindheit vnnd Thorheit möchtet erkennen! Trutz daß ein Weltkind auffstehe vnd sich rühme / er habe solche Frewde an dem Weltbaum gefunden / als der liebe Simeon / an das Kindlein JEsum da ers mit Glaubens augen gesehen vnd erkandt / als den Heyland der Welt / das Liecht der Heyden / den Preiß deß Volcks Israel. Das Gut daß die Glaubi- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0606" n="590"/> <note place="left">Adhorta tio ad usũ.</note> <p>Darumb befleissige dich vor allem / liebe Seele / daß du deinen Christum recht erkennest. Wann ich in die Welt hinein sehe / finde ich lauter Finsternuß vnnd Lügen. Wann ich meine Augen auff Christum richte / finde ich Liecht vnnd Warheit; da finde ich / was mir warhafftig heylsam ist; was mir warhafftig Frewde bringet. Alsdann wird Christus mein Liecht / mein Heyl / mein Ruhm vnd Preiß. Auff solche Weise hat GOtt vns sein Kind vorgesetzet: GOTT hat jhn also bereytet für allen Völckern. Selig ist / der Mensch / welcher dieses Heyl also annimpt / wie es jhm von GOtt wird vorgetragen. Aber es gehet vns wie Adam im Paradiß / der hätte vnzehlig viel Bäume / die jhm GOtt fürgesetzet hatte / daß er davon essen möchte; einen Baum setzet jhm der Satan für; von welchem GOtt gesagt hatte: Ihr solt nicht davon essen. Noch ließ der Mensch alle andere Bäume fahren / vnnd suchte seine Lust an dem einigen von GOtt verbottenen / vnd vom Satan gelobten Baum. Glaubet mir / lieben Christen / nicht anders gehets vns. Fried vnd Ruhe / Heyl vnd Ergetzligkeit / Gut vnd Reichthumb / Frewd vnd Wonne / Preiß vnd Ehre ist in Christo / warhafftig vnd in so grosser Menge / daß es weder Maß noch Ziel hat. An dieses Paradiß werden wir von GOTT gewiesen; noch gefällts der Seelen nicht. Der einige Weltbaum / von Gott verbotten / vom Satan gelobet / scheint vns in die Augen / vnd nim̃t das Hertze ein / dieweil seine Früchte lieblich scheinen / vnd träget doch nur Lügen vnd Triegerey / falsche verdorbene früchte; vnnd wer davon isset / isset den Todt vnnd das Verdamnuß. O Menschen Kinder! daß jhr ewer Blindheit vnnd Thorheit möchtet erkennen! Trutz daß ein Weltkind auffstehe vnd sich rühme / er habe solche Frewde an dem Weltbaum gefunden / als der liebe Simeon / an das Kindlein JEsum da ers mit Glaubens augen gesehen vnd erkandt / als den Heyland der Welt / das Liecht der Heyden / den Preiß deß Volcks Israel. Das Gut daß die Glaubi- </p> </div> </body> </text> </TEI> [590/0606]
Darumb befleissige dich vor allem / liebe Seele / daß du deinen Christum recht erkennest. Wann ich in die Welt hinein sehe / finde ich lauter Finsternuß vnnd Lügen. Wann ich meine Augen auff Christum richte / finde ich Liecht vnnd Warheit; da finde ich / was mir warhafftig heylsam ist; was mir warhafftig Frewde bringet. Alsdann wird Christus mein Liecht / mein Heyl / mein Ruhm vnd Preiß. Auff solche Weise hat GOtt vns sein Kind vorgesetzet: GOTT hat jhn also bereytet für allen Völckern. Selig ist / der Mensch / welcher dieses Heyl also annimpt / wie es jhm von GOtt wird vorgetragen. Aber es gehet vns wie Adam im Paradiß / der hätte vnzehlig viel Bäume / die jhm GOtt fürgesetzet hatte / daß er davon essen möchte; einen Baum setzet jhm der Satan für; von welchem GOtt gesagt hatte: Ihr solt nicht davon essen. Noch ließ der Mensch alle andere Bäume fahren / vnnd suchte seine Lust an dem einigen von GOtt verbottenen / vnd vom Satan gelobten Baum. Glaubet mir / lieben Christen / nicht anders gehets vns. Fried vnd Ruhe / Heyl vnd Ergetzligkeit / Gut vnd Reichthumb / Frewd vnd Wonne / Preiß vnd Ehre ist in Christo / warhafftig vnd in so grosser Menge / daß es weder Maß noch Ziel hat. An dieses Paradiß werden wir von GOTT gewiesen; noch gefällts der Seelen nicht. Der einige Weltbaum / von Gott verbotten / vom Satan gelobet / scheint vns in die Augen / vnd nim̃t das Hertze ein / dieweil seine Früchte lieblich scheinen / vnd träget doch nur Lügen vnd Triegerey / falsche verdorbene früchte; vnnd wer davon isset / isset den Todt vnnd das Verdamnuß. O Menschen Kinder! daß jhr ewer Blindheit vnnd Thorheit möchtet erkennen! Trutz daß ein Weltkind auffstehe vnd sich rühme / er habe solche Frewde an dem Weltbaum gefunden / als der liebe Simeon / an das Kindlein JEsum da ers mit Glaubens augen gesehen vnd erkandt / als den Heyland der Welt / das Liecht der Heyden / den Preiß deß Volcks Israel. Das Gut daß die Glaubi-
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/606>, abgerufen am 16.06.2024. |