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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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werden: Du solt nicht tödten; Du solt nicht Ehebrechen; Du solt nicht stelen; Du solt kein falsch Zeugnüß geben. Also hat GOtt der HERR seine Gebott verfasset / nicht ohn Vrsach / sondern er will andeuten / wie die allergeringste Versäumung deß guten / für seinen Augen wie die grösten Laster verdammet werde. Als wann du deinem Nechsten nicht hilffst noch föderst in allen Leibesnöthen / so ists für GOtt so viel / als habstu jhn getödtet; wenn du deinem Nechsten sein Gut vnd Nahrung nicht hilffst bessern vnd behüten / so hastu für Gottes Augen einen Diebstal begangen; wenn du nicht alles gutes von dem Nechsten redest / vnd nicht alle Ding zum besten kehrest / so heissestu für Gottes Augen ein falscher Zeuge. Also wer seinem Nechsten kein gutes thut / vnd jhn im Leid lässt stecken / der hat nach Gottes Gericht jhm leid gethan. Speise ich nicht den Hungerigen / wenn ichs vermag / muß er meinenthalben sterben. Darauß sihet man / wie das wahr ist: Was dem Nechsten kein böses thut / ist deß Gesetzes Erfüllung. Denn böses thun heisst auch / wenn man nicht hilfft / vnd gutes thut / da man kan vnd soll. Was nun dem Nechsten kein böses / sondern alles gutes thut / ist deß Gesetzes Erfüllung. Nun aber ist der Liebe Art / daß es dem Nechsten kein böses / sondern alles gutes thut / wie solches klärlich darthut das Gesetz der Liebe: Du solt deinen Nechsten lieben als dich selbst. Ein Exempel nehmet an der auffrichtigen Liebe eines frommen Vatters / der weil er seinen frommen Sohn liebet / thut oder wünschet er jhm kein böses / sondern alles gut. Darumb ist nun gewiß die Liebe deß Gesetzes Erfüllung.

Man könte hie sagen: Christus Matthaei am 22. bezeuget / daß die Erfüllung deß Gesetzes bestehe nicht allein in der Liebe deß Nechsten / sondern für erst in der Liebe Gottes / vnd hernach in der Matth. 22, 37. 40.Liebe deß Nechsten / denn so spricht er: Du solt lieben GOtt deinen HERRN / von gantzem Hertzen / von gantzer Seelen / von gantzem Gemüthe. Diß ist das fürnemb-

werden: Du solt nicht tödten; Du solt nicht Ehebrechen; Du solt nicht stelen; Du solt kein falsch Zeugnüß geben. Also hat GOtt der HERR seine Gebott verfasset / nicht ohn Vrsach / sondern er will andeuten / wie die allergeringste Versäumung deß guten / für seinen Augen wie die grösten Laster verdammet werde. Als wann du deinem Nechsten nicht hilffst noch föderst in allen Leibesnöthen / so ists für GOtt so viel / als habstu jhn getödtet; wenn du deinem Nechsten sein Gut vnd Nahrung nicht hilffst bessern vnd behüten / so hastu für Gottes Augen einen Diebstal begangen; wenn du nicht alles gutes von dem Nechsten redest / vnd nicht alle Ding zum besten kehrest / so heissestu für Gottes Augen ein falscher Zeuge. Also wer seinem Nechsten kein gutes thut / vnd jhn im Leid lässt stecken / der hat nach Gottes Gericht jhm leid gethan. Speise ich nicht den Hungerigen / wenn ichs vermag / muß er meinenthalben sterben. Darauß sihet man / wie das wahr ist: Was dem Nechsten kein böses thut / ist deß Gesetzes Erfüllung. Denn böses thun heisst auch / wenn man nicht hilfft / vnd gutes thut / da man kan vnd soll. Was nun dem Nechsten kein böses / sondern alles gutes thut / ist deß Gesetzes Erfüllung. Nun aber ist der Liebe Art / daß es dem Nechsten kein böses / sondern alles gutes thut / wie solches klärlich darthut das Gesetz der Liebe: Du solt deinen Nechsten lieben als dich selbst. Ein Exempel nehmet an der auffrichtigen Liebe eines frommen Vatters / der weil er seinen frommen Sohn liebet / thut oder wünschet er jhm kein böses / sondern alles gut. Darumb ist nun gewiß die Liebe deß Gesetzes Erfüllung.

Man könte hie sagen: Christus Matthaei am 22. bezeuget / daß die Erfüllung deß Gesetzes bestehe nicht allein in der Liebe deß Nechsten / sondern für erst in der Liebe Gottes / vnd hernach in der Matth. 22, 37. 40.Liebe deß Nechsten / denn so spricht er: Du solt lieben GOtt deinen HERRN / von gantzem Hertzen / von gantzer Seelen / von gantzem Gemüthe. Diß ist das fürnemb-

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[288/0308] werden: Du solt nicht tödten; Du solt nicht Ehebrechen; Du solt nicht stelen; Du solt kein falsch Zeugnüß geben. Also hat GOtt der HERR seine Gebott verfasset / nicht ohn Vrsach / sondern er will andeuten / wie die allergeringste Versäumung deß guten / für seinen Augen wie die grösten Laster verdammet werde. Als wann du deinem Nechsten nicht hilffst noch föderst in allen Leibesnöthen / so ists für GOtt so viel / als habstu jhn getödtet; wenn du deinem Nechsten sein Gut vnd Nahrung nicht hilffst bessern vnd behüten / so hastu für Gottes Augen einen Diebstal begangen; wenn du nicht alles gutes von dem Nechsten redest / vnd nicht alle Ding zum besten kehrest / so heissestu für Gottes Augen ein falscher Zeuge. Also wer seinem Nechsten kein gutes thut / vnd jhn im Leid lässt stecken / der hat nach Gottes Gericht jhm leid gethan. Speise ich nicht den Hungerigen / wenn ichs vermag / muß er meinenthalben sterben. Darauß sihet man / wie das wahr ist: Was dem Nechsten kein böses thut / ist deß Gesetzes Erfüllung. Denn böses thun heisst auch / wenn man nicht hilfft / vnd gutes thut / da man kan vnd soll. Was nun dem Nechsten kein böses / sondern alles gutes thut / ist deß Gesetzes Erfüllung. Nun aber ist der Liebe Art / daß es dem Nechsten kein böses / sondern alles gutes thut / wie solches klärlich darthut das Gesetz der Liebe: Du solt deinen Nechsten lieben als dich selbst. Ein Exempel nehmet an der auffrichtigen Liebe eines frommen Vatters / der weil er seinen frommen Sohn liebet / thut oder wünschet er jhm kein böses / sondern alles gut. Darumb ist nun gewiß die Liebe deß Gesetzes Erfüllung. Man könte hie sagen: Christus Matthaei am 22. bezeuget / daß die Erfüllung deß Gesetzes bestehe nicht allein in der Liebe deß Nechsten / sondern für erst in der Liebe Gottes / vnd hernach in der Liebe deß Nechsten / denn so spricht er: Du solt lieben GOtt deinen HERRN / von gantzem Hertzen / von gantzer Seelen / von gantzem Gemüthe. Diß ist das fürnemb- Matth. 22, 37. 40.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/308>, abgerufen am 20.05.2024.