Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Wort deß gottseligen Kirchenlehrers. Deß magstu warnehmen bey einem zornigen Gemüth; fanget das an Psalmen zu singen / so entschläfft als bald die Hefftigkeit deß zornigen Gemüthes / durch den anmuth geistlicher Lieder. Doch soll man nicht meynen / daß alles allein hie mit eusserlicher Stimme außgerichtet wird. Es heisset: Singet dem HErrn in ewrem Hertzen. Ohn Verstand singen / ist nicht das GOtt Aug. Confess. 10, 33.wolgefällige singen. Augustinus hat vormals gesaget: Solte ich also singen / daß über das singen vnd klingen ich mich mehr erfrewete / als über der Pfalmen einhalt / so bekenne ich / daß ich darin recht sträfflich mich versündigen thäte. Ich wolte viel lieber nicht singen / noch andere singen hören / wenn keine Andacht solte dabey seyn. Das hat dieser heiliger Mann nicht ohn Vrsach geredet. Denn Christen sollen das Gesang anders nicht gebrauchen / als das Gebet selbst / nemblich mit wahrer Andacht in der Furcht Gottes. Davids Psalmen müssen mit Davids Geist gesungen werden. Das gibt den Psalmen den rechten nach truck / wann man auß dem Psal. 84, 3.84. Psalm sagen kan: Meine Seele verlanget vnd sehnet sich nach den Vorhöfen deß HERRN. Mein Leib vnd Seele frewen sich in dem lebendigen GOtt. Es sihet GOtt mehr auffs Hertz / als auff den Mund. Daher auch nicht auß dem Chor der GOtt wolgefälligen Sänger außgeschlossen seyn / denen GOtt die Gabe der Stimme nicht gegeben hat. Kan jemand mit seiner Zungen nicht lieblich singen / der trachte darnach / daß er GOtt deß zu lieblicher singe im Hertzen. Kinder sprechen jhren Lobgesang / wann sie fürm Tisch beten / vnd wann die Eltern andächtiglich dem Gebet zuhören / sprechen sie mit den Lobgesang. Wie denn auch nicht nothwendig dafür zu halten / daß vnser HERR Christus gesungen / wenn von jhm geschrie- Wort deß gottseligen Kirchenlehrers. Deß magstu warnehmen bey einem zornigen Gemüth; fanget das an Psalmen zu singen / so entschläfft als bald die Hefftigkeit deß zornigen Gemüthes / durch den anmuth geistlicher Lieder. Doch soll man nicht meynen / daß alles allein hie mit eusserlicher Stimme außgerichtet wird. Es heisset: Singet dem HErrn in ewrem Hertzen. Ohn Verstand singen / ist nicht das GOtt Aug. Confess. 10, 33.wolgefällige singen. Augustinus hat vormals gesaget: Solte ich also singen / daß über das singen vnd klingen ich mich mehr erfrewete / als über der Pfalmen einhalt / so bekenne ich / daß ich darin recht sträfflich mich versündigen thäte. Ich wolte viel lieber nicht singen / noch andere singen hören / wenn keine Andacht solte dabey seyn. Das hat dieser heiliger Mann nicht ohn Vrsach geredet. Denn Christen sollen das Gesang anders nicht gebrauchen / als das Gebet selbst / nemblich mit wahrer Andacht in der Furcht Gottes. Davids Psalmen müssen mit Davids Geist gesungen werden. Das gibt den Psalmen den rechten nach truck / wann man auß dem Psal. 84, 3.84. Psalm sagen kan: Meine Seele verlanget vnd sehnet sich nach den Vorhöfen deß HERRN. Mein Leib vnd Seele frewen sich in dem lebendigen GOtt. Es sihet GOtt mehr auffs Hertz / als auff den Mund. Daher auch nicht auß dem Chor der GOtt wolgefälligen Sänger außgeschlossen seyn / denen GOtt die Gabe der Stimme nicht gegeben hat. Kan jemand mit seiner Zungen nicht lieblich singen / der trachte darnach / daß er GOtt deß zu lieblicher singe im Hertzen. Kinder sprechen jhren Lobgesang / wann sie fürm Tisch beten / vnd wann die Eltern andächtiglich dem Gebet zuhören / sprechen sie mit den Lobgesang. Wie denn auch nicht nothwendig dafür zu halten / daß vnser HERR Christus gesungen / wenn von jhm geschrie- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0336" n="316"/> Wort deß gottseligen Kirchenlehrers. Deß magstu warnehmen bey einem zornigen Gemüth; fanget das an Psalmen zu singen / so entschläfft als bald die Hefftigkeit deß zornigen Gemüthes / durch den anmuth geistlicher Lieder.</p> <p>Doch soll man nicht meynen / daß alles allein hie mit eusserlicher Stimme außgerichtet wird. Es heisset: Singet dem HErrn in ewrem Hertzen. Ohn Verstand singen / ist nicht das GOtt <note place="left">Aug. Confess. 10, 33.</note>wolgefällige singen. Augustinus hat vormals gesaget: Solte ich also singen / daß über das singen vnd klingen ich mich mehr erfrewete / als über der Pfalmen einhalt / so bekenne ich / daß ich darin recht sträfflich mich versündigen thäte. Ich wolte viel lieber nicht singen / noch andere singen hören / wenn keine Andacht solte dabey seyn. Das hat dieser heiliger Mann nicht ohn Vrsach geredet. Denn Christen sollen das Gesang anders nicht gebrauchen / als das Gebet selbst / nemblich mit wahrer Andacht in der Furcht Gottes. Davids Psalmen müssen mit Davids Geist gesungen werden. Das gibt den Psalmen den rechten nach truck / wann man auß dem <note place="left">Psal. 84, 3.</note>84. Psalm sagen kan: Meine Seele verlanget vnd sehnet sich nach den Vorhöfen deß HERRN. Mein Leib vnd Seele frewen sich in dem lebendigen GOtt. Es sihet GOtt mehr auffs Hertz / als auff den Mund. Daher auch nicht auß dem Chor der GOtt wolgefälligen Sänger außgeschlossen seyn / denen GOtt die Gabe der Stimme nicht gegeben hat. Kan jemand mit seiner Zungen nicht lieblich singen / der trachte darnach / daß er GOtt deß zu lieblicher singe im Hertzen. Kinder sprechen jhren Lobgesang / wann sie fürm Tisch beten / vnd wann die Eltern andächtiglich dem Gebet zuhören / sprechen sie mit den Lobgesang. Wie denn auch nicht nothwendig dafür zu halten / daß vnser HERR Christus gesungen / wenn von jhm geschrie- </p> </div> </body> </text> </TEI> [316/0336]
Wort deß gottseligen Kirchenlehrers. Deß magstu warnehmen bey einem zornigen Gemüth; fanget das an Psalmen zu singen / so entschläfft als bald die Hefftigkeit deß zornigen Gemüthes / durch den anmuth geistlicher Lieder.
Doch soll man nicht meynen / daß alles allein hie mit eusserlicher Stimme außgerichtet wird. Es heisset: Singet dem HErrn in ewrem Hertzen. Ohn Verstand singen / ist nicht das GOtt wolgefällige singen. Augustinus hat vormals gesaget: Solte ich also singen / daß über das singen vnd klingen ich mich mehr erfrewete / als über der Pfalmen einhalt / so bekenne ich / daß ich darin recht sträfflich mich versündigen thäte. Ich wolte viel lieber nicht singen / noch andere singen hören / wenn keine Andacht solte dabey seyn. Das hat dieser heiliger Mann nicht ohn Vrsach geredet. Denn Christen sollen das Gesang anders nicht gebrauchen / als das Gebet selbst / nemblich mit wahrer Andacht in der Furcht Gottes. Davids Psalmen müssen mit Davids Geist gesungen werden. Das gibt den Psalmen den rechten nach truck / wann man auß dem 84. Psalm sagen kan: Meine Seele verlanget vnd sehnet sich nach den Vorhöfen deß HERRN. Mein Leib vnd Seele frewen sich in dem lebendigen GOtt. Es sihet GOtt mehr auffs Hertz / als auff den Mund. Daher auch nicht auß dem Chor der GOtt wolgefälligen Sänger außgeschlossen seyn / denen GOtt die Gabe der Stimme nicht gegeben hat. Kan jemand mit seiner Zungen nicht lieblich singen / der trachte darnach / daß er GOtt deß zu lieblicher singe im Hertzen. Kinder sprechen jhren Lobgesang / wann sie fürm Tisch beten / vnd wann die Eltern andächtiglich dem Gebet zuhören / sprechen sie mit den Lobgesang. Wie denn auch nicht nothwendig dafür zu halten / daß vnser HERR Christus gesungen / wenn von jhm geschrie-
Aug. Confess. 10, 33.
Psal. 84, 3.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |