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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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Liecht in der Seelen. Wann man anfangt auffs Wort mercken / fanget auch die Erleuchtung an; der Mensch sihet das Heyl in Christo / vnd wird ernewert nach dem Ebenbild Gottes. Wie länger vnd mehr man mit Betrachtung deß Worts anhält / wie mehr auch das Liecht zunimpt. Denn der erleuchteter newer Mensch ist nicht alsfort vollkommen / sondern er muß täglich wachsen / vnd allezeit nicht anders als durch auffmercken deß Worts. So lang man dieser Leuchte folget / jrret man nicht. Hingegen so man von dieser Lampen sich wendet / trifft vns der Fluch deß Propheten Esaiae: Esa. 8, 20.Sie werden die Morgenröthe nicht haben. Nach dem Wort vnd Zeugnüß; werden sie das nicht sagen / so werden sie die Morgenröthe nicht haben. Es wird jhnen der Sonnen Liecht nicht scheinen: ja auch nicht die Morgenröthe / im finstern müssen sie wandeln / jrren / anstossen vnd fallen.

Luth. Tom. 2. Germ. Jen. p. 403. 2. §. So saget nun.

Der Mann Gottes Lutherus hat über diesem Spruch Petri noch andere Gedancken / vnd spricht: Es ist eben vmb das Evangelium gethan / als wenn einer in eim Hauß gefangen wäre / mitten in der Nacht / da es stock finster wäre. Da wäre vonnöthen / daß man ein Liecht anzündet / biß der Tag ang eng / daß er sehen könte: also ist das Evangelium eigentlich mitten in der Nacht vnd Finsternüß. Denn aller Menschen Vernunfft ist eitel Irrthumb vnd Blindheit. So ist die Welt auch nichts anders / denn ein Reich der Finsternüß. In dieser Finsternüß hat nun GOtt ein Liecht angezündet / nemblich das Evangelium / darinnen wir können sehen vnd wandeln / so lang wir auff Erden sind / biß die Morgenröthe angehe / b. §. Das ist Gottes.vnd der Tag herfür breche. Das ist; wie er bald darauff weiter saget: Das Liecht müssen wir so lang haben / vnd

Liecht in der Seelen. Wann man anfangt auffs Wort mercken / fanget auch die Erleuchtung an; der Mensch sihet das Heyl in Christo / vnd wird ernewert nach dem Ebenbild Gottes. Wie länger vnd mehr man mit Betrachtung deß Worts anhält / wie mehr auch das Liecht zunimpt. Denn der erleuchteter newer Mensch ist nicht alsfort vollkommen / sondern er muß täglich wachsen / vnd allezeit nicht anders als durch auffmercken deß Worts. So lang man dieser Leuchte folget / jrret man nicht. Hingegen so man von dieser Lampen sich wendet / trifft vns der Fluch deß Prophetẽ Esaiae: Esa. 8, 20.Sie werden die Morgenröthe nicht haben. Nach dem Wort vnd Zeugnüß; werden sie das nicht sagen / so werden sie die Morgenröthe nicht haben. Es wird jhnen der Sonnen Liecht nicht scheinen: ja auch nicht die Morgenröthe / im finstern müssen sie wandeln / jrren / anstossen vnd fallen.

Luth. Tom. 2. Germ. Jen. p. 403. 2. §. So saget nun.

Der Mann Gottes Lutherus hat über diesem Spruch Petri noch andere Gedancken / vnd spricht: Es ist eben vmb das Evangelium gethan / als wenn einer in eim Hauß gefangen wäre / mitten in der Nacht / da es stock finster wäre. Da wäre vonnöthen / daß man ein Liecht anzündet / biß der Tag ang eng / daß er sehen könte: also ist das Evangelium eigentlich mitten in der Nacht vnd Finsternüß. Denn aller Menschen Vernunfft ist eitel Irrthumb vnd Blindheit. So ist die Welt auch nichts anders / denn ein Reich der Finsternüß. In dieser Finsternüß hat nun GOtt ein Liecht angezündet / nemblich das Evangelium / darinnen wir können sehen vnd wandeln / so lang wir auff Erden sind / biß die Morgenröthe angehe / b. §. Das ist Gottes.vnd der Tag herfür breche. Das ist; wie er bald darauff weiter saget: Das Liecht müssen wir so lang haben / vnd

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[336/0356] Liecht in der Seelen. Wann man anfangt auffs Wort mercken / fanget auch die Erleuchtung an; der Mensch sihet das Heyl in Christo / vnd wird ernewert nach dem Ebenbild Gottes. Wie länger vnd mehr man mit Betrachtung deß Worts anhält / wie mehr auch das Liecht zunimpt. Denn der erleuchteter newer Mensch ist nicht alsfort vollkommen / sondern er muß täglich wachsen / vnd allezeit nicht anders als durch auffmercken deß Worts. So lang man dieser Leuchte folget / jrret man nicht. Hingegen so man von dieser Lampen sich wendet / trifft vns der Fluch deß Prophetẽ Esaiae: Sie werden die Morgenröthe nicht haben. Nach dem Wort vnd Zeugnüß; werden sie das nicht sagen / so werden sie die Morgenröthe nicht haben. Es wird jhnen der Sonnen Liecht nicht scheinen: ja auch nicht die Morgenröthe / im finstern müssen sie wandeln / jrren / anstossen vnd fallen. Esa. 8, 20. Der Mann Gottes Lutherus hat über diesem Spruch Petri noch andere Gedancken / vnd spricht: Es ist eben vmb das Evangelium gethan / als wenn einer in eim Hauß gefangen wäre / mitten in der Nacht / da es stock finster wäre. Da wäre vonnöthen / daß man ein Liecht anzündet / biß der Tag ang eng / daß er sehen könte: also ist das Evangelium eigentlich mitten in der Nacht vnd Finsternüß. Denn aller Menschen Vernunfft ist eitel Irrthumb vnd Blindheit. So ist die Welt auch nichts anders / denn ein Reich der Finsternüß. In dieser Finsternüß hat nun GOtt ein Liecht angezündet / nemblich das Evangelium / darinnen wir können sehen vnd wandeln / so lang wir auff Erden sind / biß die Morgenröthe angehe / vnd der Tag herfür breche. Das ist; wie er bald darauff weiter saget: Das Liecht müssen wir so lang haben / vnd b. §. Das ist Gottes.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/356>, abgerufen am 20.05.2024.