Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Also fiel der geistlicher Leib Christi nicht gar dahin. Christus war zwar todt / aber sein Geist lebte noch in seinen Gliedern / wiewol in sehr grosser Schwachheit. Er lebte noch in Joseph / in Nicodemo / in diesen Weiblein. Er fieng an lebendig zu werden in dem Hertzen deß Hauptmanns / der ein vollkomnes Bekandtnuß von JEsu außgesprochen: Warlich dieser ist ein frommer Mensch / vnd GOttes Sohn. Dann ein solchen Heyland musten wir haben. Er fieng an lebendig zu werden in vieler Hertzen vom Volck / die bey dem Abschied Christi / da sie sahen was geschahe / an jhre Brüste schlugen / vnd sagten: O wehe was haben wir gethan. Eine feine Vorbereytung / daß nachmals die Predigt der Aposteln deß zu besser Raum gewinnen könte. Lerne hie bey diesen Leuten / den Außbruch eines schwachen Glaubens / vnd wie Gott den schwachen Glauben nicht verwerffen will. Die Apostel hatten alle den HErrn verlassen / vnd war es dem Ansehen nach mit Christo gar auß / da tratten offentlich herfür / in der eussersten Gefahr / die vor im verborgen gelegen / vnd deß Tages Liecht geschewet / vnd bezeugen jhre Lieb gegen Christo. Da keine Gefahr war / da lagen sie im Winckel / waren Jünger Christi / aber durfftens nicht bekandt seyn. Nun die Gefahr zum allergrössesten / da tratten sie herfür / vnd lassen offentlich sehen / was sie von dem verdampten JEsu halten. Darumb soll man niemand in seinem schwachen Glauben vnzeitlicher Weise richten. Wer weiß / wann vnd wie GOtt jhn stercken will: Die Apostel krochen zu Loch zur Zeit deß Leidens Christi / sie wurden aber drumb nicht verlassen / Christus nach seiner Aufferstehung nimpt sich der zum meisten an / erscheinet jhnen / stärckt vnnd tröstet sie wieder. Das zustossen Rohr will GOtt nicht gar zerbrechen /Esai. 43, 3. vnd das glimmende Töchtlein nicht gantz außlöschen / wie er spricht durch den Propheten Esaiam am 42. Lerne hie / wie GOtt für die seinigen sorgt. JEsus war ver- Also fiel der geistlicher Leib Christi nicht gar dahin. Christus war zwar todt / aber sein Geist lebte noch in seinen Gliedern / wiewol in sehr grosser Schwachheit. Er lebte noch in Joseph / in Nicodemo / in diesen Weiblein. Er fieng an lebendig zu werden in dem Hertzen deß Hauptmanns / der ein vollkomnes Bekandtnuß von JEsu außgesprochen: Warlich dieser ist ein frommer Mensch / vnd GOttes Sohn. Dann ein solchen Heyland musten wir haben. Er fieng an lebendig zu werden in vieler Hertzen vom Volck / die bey dem Abschied Christi / da sie sahen was geschahe / an jhre Brüste schlugen / vnd sagten: O wehe was haben wir gethan. Eine feine Vorbereytung / daß nachmals die Predigt der Aposteln deß zu besser Raum gewinnen könte. Lerne hie bey diesen Leuten / den Außbruch eines schwachen Glaubens / vnd wie Gott den schwachen Glauben nicht verwerffen will. Die Apostel hatten alle den HErrn verlassen / vnd war es dem Ansehen nach mit Christo gar auß / da tratten offentlich herfür / in der eussersten Gefahr / die vor im verborgen gelegen / vnd deß Tages Liecht geschewet / vnd bezeugen jhre Lieb gegen Christo. Da keine Gefahr war / da lagen sie im Winckel / waren Jünger Christi / aber durfftens nicht bekandt seyn. Nun die Gefahr zum allergrössesten / da tratten sie herfür / vnd lassen offentlich sehen / was sie von dem verdampten JEsu halten. Darumb soll man niemand in seinem schwachen Glauben vnzeitlicher Weise richten. Wer weiß / wann vnd wie GOtt jhn stercken will: Die Apostel krochen zu Loch zur Zeit deß Leidens Christi / sie wurden aber drumb nicht verlassen / Christus nach seiner Aufferstehung nimpt sich der zum meisten an / erscheinet jhnen / stärckt vnnd tröstet sie wieder. Das zustossen Rohr will GOtt nicht gar zerbrechen /Esai. 43, 3. vnd das glimmende Töchtlein nicht gantz außlöschen / wie er spricht durch den Propheten Esaiam am 42. Lerne hie / wie GOtt für die seinigen sorgt. JEsus war ver- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0595" n="575"/> <p>Also fiel der geistlicher Leib Christi nicht gar dahin. Christus war zwar todt / aber sein Geist lebte noch in seinen Gliedern / wiewol in sehr grosser Schwachheit. Er lebte noch in Joseph / in Nicodemo / in diesen Weiblein. Er fieng an lebendig zu werden in dem Hertzen deß Hauptmanns / der ein vollkomnes Bekandtnuß von JEsu außgesprochen: Warlich dieser ist ein frommer Mensch / vnd GOttes Sohn. Dann ein solchen Heyland musten wir haben. Er fieng an lebendig zu werden in vieler Hertzen vom Volck / die bey dem Abschied Christi / da sie sahen was geschahe / an jhre Brüste schlugen / vnd sagten: O wehe was haben wir gethan. Eine feine Vorbereytung / daß nachmals die Predigt der Aposteln deß zu besser Raum gewinnen könte.</p> <p>Lerne hie bey diesen Leuten / den Außbruch eines schwachen Glaubens / vnd wie Gott den schwachen Glauben nicht verwerffen will. Die Apostel hatten alle den HErrn verlassen / vnd war es dem Ansehen nach mit Christo gar auß / da tratten offentlich herfür / in der eussersten Gefahr / die vor im verborgen gelegen / vnd deß Tages Liecht geschewet / vnd bezeugen jhre Lieb gegen Christo. Da keine Gefahr war / da lagen sie im Winckel / waren Jünger Christi / aber durfftens nicht bekandt seyn. Nun die Gefahr zum allergrössesten / da tratten sie herfür / vnd lassen offentlich sehen / was sie von dem verdampten JEsu halten. Darumb soll man niemand in seinem schwachen Glauben vnzeitlicher Weise richten. Wer weiß / wann vnd wie GOtt jhn stercken will: Die Apostel krochen zu Loch zur Zeit deß Leidens Christi / sie wurden aber drumb nicht verlassen / Christus nach seiner Aufferstehung nimpt sich der zum meisten an / erscheinet jhnen / stärckt vnnd tröstet sie wieder. Das zustossen Rohr will GOtt nicht gar zerbrechen /<note place="right">Esai. 43, 3.</note> vnd das glimmende Töchtlein nicht gantz außlöschen / wie er spricht durch den Propheten Esaiam am 42.</p> <p>Lerne hie / wie GOtt für die seinigen sorgt. JEsus war ver- </p> </div> </body> </text> </TEI> [575/0595]
Also fiel der geistlicher Leib Christi nicht gar dahin. Christus war zwar todt / aber sein Geist lebte noch in seinen Gliedern / wiewol in sehr grosser Schwachheit. Er lebte noch in Joseph / in Nicodemo / in diesen Weiblein. Er fieng an lebendig zu werden in dem Hertzen deß Hauptmanns / der ein vollkomnes Bekandtnuß von JEsu außgesprochen: Warlich dieser ist ein frommer Mensch / vnd GOttes Sohn. Dann ein solchen Heyland musten wir haben. Er fieng an lebendig zu werden in vieler Hertzen vom Volck / die bey dem Abschied Christi / da sie sahen was geschahe / an jhre Brüste schlugen / vnd sagten: O wehe was haben wir gethan. Eine feine Vorbereytung / daß nachmals die Predigt der Aposteln deß zu besser Raum gewinnen könte.
Lerne hie bey diesen Leuten / den Außbruch eines schwachen Glaubens / vnd wie Gott den schwachen Glauben nicht verwerffen will. Die Apostel hatten alle den HErrn verlassen / vnd war es dem Ansehen nach mit Christo gar auß / da tratten offentlich herfür / in der eussersten Gefahr / die vor im verborgen gelegen / vnd deß Tages Liecht geschewet / vnd bezeugen jhre Lieb gegen Christo. Da keine Gefahr war / da lagen sie im Winckel / waren Jünger Christi / aber durfftens nicht bekandt seyn. Nun die Gefahr zum allergrössesten / da tratten sie herfür / vnd lassen offentlich sehen / was sie von dem verdampten JEsu halten. Darumb soll man niemand in seinem schwachen Glauben vnzeitlicher Weise richten. Wer weiß / wann vnd wie GOtt jhn stercken will: Die Apostel krochen zu Loch zur Zeit deß Leidens Christi / sie wurden aber drumb nicht verlassen / Christus nach seiner Aufferstehung nimpt sich der zum meisten an / erscheinet jhnen / stärckt vnnd tröstet sie wieder. Das zustossen Rohr will GOtt nicht gar zerbrechen / vnd das glimmende Töchtlein nicht gantz außlöschen / wie er spricht durch den Propheten Esaiam am 42.
Esai. 43, 3. Lerne hie / wie GOtt für die seinigen sorgt. JEsus war ver-
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